Montag, 3. März 2008

Analyseversuch

Ja, kann denn das die Wahrheit sein?

oder

Demokratie ist, wenn man trotzdem lacht.

Genauso wie die ganzen Politiker wollen wir zunächst einmal unseren treuen Lesern danken. www.wahlinfo-passau.de hatte gestern knapp 1000 Besucher und die letzten Monate sicherlich auch mehr Zugriffe als die Websites der Parteien und Einzelbewerber. Wetten?

Das etwas sonderbare gestrige Ergebnis konnten wir leider nur teilweise beeinflussen. Wir haben es so auch im Detail nicht erwartet.

Erwartet haben wir natürlich, dass Zankl nicht gewinnen wird, dass die CSU verlieren wird und dass die üblichen Unbeliebten wie Fiedler, Wösner oder Mixa nicht in den Stadtrat gewählt werden. Dass der Hundewürger es nicht schaffen würde, war allen klar, außer ihm und seiner Entourage. Das alles soll übrigens völlig ohne Häme festgestellt werden, weil wir auch nicht verstehen, dass es Damberger oder Reischl doch wieder geschafft haben.

Bei der SPD hatten wir Verluste erwartet, da auch hier kaum Aktivität zu verzeichnen war. Letztlich haben aber die (Noch-)Volksparteien ihre Listenkreuze und die SPD natürlich in Passau Jürgen Dupper, der einen normal zu erwartenden Verlust von mindestens 2 Sitzen ausgeglichen hat.
Letztlich besteht das Vertrauen zu immerhin 12 SPD-Stadträten in dem Vertrauen der Wähler in die Person Jürgen Dupper, irgendetwas zu verändern.

Dass die Freien Wähler gewonnen haben und die Liste FDP/JL nicht, ist völlig aberwitzig. Die Freien Wähler lassen sich reduzieren auf die ausschließlich strategisch agierende Person Alois Feuerer und gelbe indiskutable Zeitungsschnippsel. Die FDP und die Junge Liste haben es am wenigsten verstanden, für sich zu werben. Die Absichten waren gut, die Ansätze waren gut (siehe Kamingespräche), die Öffentlichkeitswirksamkeit war zu dürftig.

Die Grünen hatten einen Wahlkampf mit Themen, Personen und lustigen Ideen. Sonderbarerweise wurde das nur mit einem Sitz mehr honoriert. Die ÖDP hat keine anderen Themen, keine Palette an erkennbaren Persönlichkeiten und ist bieder bis hochgradig spießig. Zwei der bisherigen Stadträte waren sechs Jahre lang nicht existent. Einen davon hat man jetzt glücklicherweise entfernt, den anderen von Platz 30 wieder vorgewählt. Sehr geehrter Herr Mangold, herzlichen Glückwunsch und allen Respekt für Ihr Ergebnis. Wir gratulieren auch schon im Vorfeld zu Ihrem Bürgermeisteramt und hoffen, dass sich damit die Episode ÖDP in sechs Jahren wieder relativiert. Warum der Bürger Bud Spencer und Joey Kelly im Stadtrat haben will, verstehen wir einfach nicht, auch wenn wir uns noch so Mühe geben.

Noch ein paar versöhnliche Worte zu den Hardcore-Wahlkämpfern:
Hallo Hundewürger, wir haben nichts persönlich gegen Sie. Wir würden es auch nicht schlimmer finden, Sie im Stadtrat zu sehen, als einen Andi Scheuer. Aber das mit dem Hund war halt einfach eine Steilvorlage. Auch legitim, hätte ja vielleicht funktionieren können.
Herr SPD-Aktivist, Platz 22! Trösten Sie sich! Schauen Sie sich an, wer zum wiederholten Mal in den Stadtrat gewählt wurde... Da sind Leute dabei, die können keinen vernünftigen Satz sagen, sitzen aber immer an den richtigen Stammtischen. Das ist Ihre tolle Demokratie. Prost! Da können Sie ja noch stolz sein drauf, dass Sie nicht vorgewählt wurden.

Es war uns jetzt mal ein Anliegen, ausnahmsweise ernst zu kommentieren.
Ab morgen sind wir wieder lustig.
Versprochen!

13 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Vernünftige Worte! fw

Anonym hat gesagt…

Gut getroffen.

Es ist so bitter zu sehen, wie der Wähler wählt und wem er sein Vertrauen schenkt.

Da sind ja so viele geistige Geiserfahrer dabei. Da möchte man fast aus Passau wegziehen.

Quer durch alle Parteien (naja- fast alle) findet man Leute, die wirklich gut für Passau wären, mitten im Leben stehen und auch Ideen haben, wie man Verbesserungen angehen kann.
Die sind aber nicht gewünscht.
Statt dessen werden Parteisoldaten gewählt, denen ihre Meinung kurz vor einer Abstimmung im Fraktionszimmer noch schnell gesagt wird.

Was will den etwa ein Joey Kelly für Passau leisten?
Politik sollte mehr als Show sein.

Ist sie aber nicht. Der Wähler will keine Inhalte mehr. Er will die Show und einfache Botschaften. Ob sinnig oder nicht. Einfach muss es sein.
Nur leider erfordern unsere Probleme zur dauerhaften Lösung mehr als ein paar kernige Schlagwörter.
Und eine Lösung für ein komplexes Problem kann man auch nicht in zwei Sätzen erklären und lösen.

Da wird es aber dann schon wieder unangenehm. Da müsste man selber denken. Das kostet doch Zeit und Hirnschmalz! Frechheit! Selber denken soll man auch noch. Dafür haben wir doch die Politiker!

Da wählt man dann doch lieber den mit der einfachen Lösung.

Jedem, dem an Passau wirklich etwas liebt, muss heute morgen das Frühstück nochmal hochgekommen sein.
-Oder jetzt das Abendessen nach diesem Post.
Das ist Demokratie.

Anonym hat gesagt…

Vermutlich sollte ich es aus der Perspektive sehen �
Ist ja nicht meine Demokratie, sondern die Demokratie bzw. das Wahlsystem, dem ich mich f�gen muss. Gerade in der Kommunalpolitik geht es um Personen - da kommen junge Ideen und gute Vorschl�ge zu kurz. Siehe FDP/Junge Liste.
Alte K�pfe � alte Politik. Wenn auch manchmal nur neu mit �Ideen� verpackt. Prost!

Gru�

Anonym hat gesagt…

Habe eben gehört, Wahl wird sowieso angefochten wegen Unregelmäßigkeiten, muß nochmal nachfragen

wahlinfo-passau hat gesagt…

Was sind die Unregelmäßigkeiten? Dass die CSU verloren hat mitten in Niederbayern?

Anonym hat gesagt…

OK... soll ich mal raten? Ist es wieder mal ein Briefwahlbezirk... das hatten wir doch schon beim Bürgerbegehren (inkl. Gutachten) und da war es schon nicht das erste Mal. Die Regierung von Niederbayern war damals anderer Ansicht und lehnte den Antrag auf Neuauszählung ab.

Weiß gerade nicht, was ich mir dazu denken soll...

Anonym hat gesagt…

Hallo,

ich war Wahlhelfer, aber nicht im Briefwahlstimmbezirk. Mit den neuen Laserstiften ist ein Betrug geradezu ausgeschlossen. Außer: Wenn man dem Stadtratskandidaten XY in echt nur eine Stimme gibt und mit dem Laser dreimal über den Barcode fährt, dann wäre ein Betrug möglich. Außer: Der Wähler hat genau 44 Stimmen verteilt. Somit wäre eine Fälschung ausgeschlossen. Theoretisch kann man aber dafür einem anderen Kandidaten Stimmen abziehen und die woanders dazu addieren.
Aber mal ehrlich? Glauben Sie das? Ich nicht.

Gruß

Anonym hat gesagt…

War ja auch nur Spaß.
MSG H.Modrow

cassiel hat gesagt…

Ja, ich erinnere mich dunkel an damals. Das war aber eine ganz andere Situation, da mehrere Ja/Nein Antworten zur Auswahl standen und es in dem nämlichen Briefwahlbezirk eine statistisch signifikant höhere Anzahl an "unsinnigen" Stimmen gab (Ja zum Bürgerbegehren und Ja zum Ratsbegehren).
Da konnte dann auch ein qualifiziertes statistisches Gutachten vorgelegt werden. In der aktuellen Situation halte ich es für gefährlich, über solche Fragen zu spekulieren. Es ist schädlich für die politische Kultur.

Just my two cents...

cassiel hat gesagt…

ist der bürger mündig? hat gesagt...
Gut getroffen.

Es ist so bitter zu sehen, wie der Wähler wählt und wem er sein Vertrauen schenkt. [...]


Also an Wähler-Bashing mag ich mich nicht beteiligen. Natürlich kann ich das Ergebnis auch nicht im Detail nachvollziehen (insbesondere das Einzelergebnis der orangen Pfadfinder-Gruppe unter dem Oberministranten). Aber: Die Wählerin bzw. der Wähler hat entschieden und vorab wurde vereinbart, was entschieden wird, gilt. Dann ist meckern im Nachhinein für meine Begriffe schlechter Stil...

Anonym hat gesagt…

Hallo,

man muss die Entscheidung der Wähler akzeptieren.
Ärgern kann man sich nur über sich selbst, muss sich doch deutlich fragen, wieso man am Ende eingebrochen ist und nichts mehr in den anderen Stadtteilen getan hat. Glauben Sie mir, ich bin mein stärkster Kritiker.
Lediglich in der Altstadt Hausbesuche zu tätigen, nur an ein paar Infoständen die Flyer zu verteilen und im eigenen Haus Werbung zu machen – es war zu wenig. Diese Hausbesuche hatten keinen positiven Effekt; in der Altstadt wohnen kaum SPD-Wähler.
Hacklberg, Hals, Grubweg, Heining, Innstadt, Sailerwöhr – wieso war ich da nicht?
Aber was solls! Jetzt ist es vorbei. Ich lerne daraus.
Der Wahlkampf hat wahnsinnig Spaß gemacht und man lernt eine Menge. Gerade über sich selbst.

Ciao

Anonym hat gesagt…

Probieren wirs halt beim nächsten Mal. In einer anderen Stadt. Bei einer anderen Partei. Unter anderem Namen. Was weiß ich. Dann muß es aber klappen! Weil: wir werden ja nicht jünger, gell ;-)

Anonym hat gesagt…

Vielen Dank für diese Lebenshilfe. :-)

Ciao