Donnerstag, 31. Dezember 2020

Der Asylant, Teil 1

1. Januar 2021, 0 Uhr 55. Der Passauer Oberbürgermeister serviert seinen Gästen im Schlafanzug (fünf Personen einschließlich OB aus zwei Haushalten) gerade heiße Milch mit Honig, als das Telefon klingelt.

Telefon: Ring, ring.

OB (starrt auf das Telefon und dann auf seine Frau): Was ist das?

Dem OB seine Frau: Hä, was ist was? Unser Telefon klingelt.

Telefon: Ring, ring.

OB: Des kann nicht sein. Wir haben Lockdown, Ausgangssperre, Böller- und Alkoholverbot, Corona – die Stadt ist absolut leer und still. Unmöglich, dass irgendwer einen Grund hat, jetzt anzurufen. Nicht amal der Dittlmann.

Telefon: Ring, ring.

OB (zu seiner Frau): Geh Du hin.

Dem OB seine Frau: Dupper, hallo?

Stimme (verzerrt und abgehackt, offensichtlich aus dem Auto): Hallo, hier ist... klack klack klack ...hallo?

Dem OB seine Frau: Hallo, ja? Ich verstehe Sie schlecht. Herr Dittlmann, sind Sie des?

Stimme: Wichtelmann? Jetzt ma... klack klack klack ...keine Witze. Hier spricht Ma... krrrkkk ...öder. Könnt ich denn bitte den Herrn Oberbürgermeister sprechen?

Dem OB seine Frau (genervt): Moment bitte. Jürgen, für Dich.

OB: Wer?

Dem OB seine Frau: Keine Ahnung. Nicht der Dittlmann. Ich hab Schröder verstanden. Er spricht a bissel komisch. Also kein Bayer.

OB: Dupper, 1. Januar, ein Uhr früh, nennen Sie mir den Grund Ihres Anrufs.

Stimme: Aaah, jetzt ist die Verbindung besser. Gottseidank. Grüß Gott, Herr Oberbürgermeister, hier spricht Markus Söder. Herr Oberbürgermeister, wir haben ein Problem.

OB (laut): Jetzt passen Sie amal auf, Herr Dittlmann, nur weil Sie im Lockdown möglicherweise vom Spezi auf ganz harte Sachen umgestiegen sind oder weil es Ihnen auf Ihrem Millionärsberg vielleicht zu langweilig ist und Sie meinen, es wäre lustig, aus Ihren Silvesteranrufen einen Running Gag zu machen, (wird lauter) gibt Ihnen das noch lange nicht das Recht, mich in der stillsten Silvesternacht aller Zeiten schon wieder zu terrorisieren. (Schreit:) Außerdem haben Sie absolut kein Talent darin, Politikerstimmen zu imitieren.

Stimme (auch laut): Jetzt hörens doch endlich amal mit diesem ominösen Wichtelmann auf, Herr Dubber. Hier imitiert keiner irgendwas. Hier spricht der bayerische Ministerpräsident. Mar – kus Sö – der. Des is hier ka Spass, sondern a Gaddastrophenfall. Unser geliebter Freistaat Bayern braucht Ihre Hilfe. Ka Spass.

OB (nach längerem Schweigen): Aha.

Söder: Herr Dubber, sind Sie noch dran?

OB: Ja, leider.

Söder: Warum sagens dann nix?

OB: Weil ich wart.

Söder: Auf was?

OB (sehr laut): Auf den Grund Ihres Anrufs natürlich. Auf den Katastrophenfall.

Söder: Herr Dubber, ich bin schon auf dem Weg zu Ihnen nach Bassau. Gaddastrophenfall ist eine Untertreibung – quasi. Des is a Code Red, aber so reddd, wie Sie sichs gar ned vorstellen können.

OB: Also wenn der Scheuer wieder Mist gebaut hat – das geht mich nichts an, das ist Ihr Bier.

Söder: Scheuer, papperlapapp, viel schlimmer.

OB: Was kann schlimmer sein?

Söder (flüstert): Drmp.

OB: Drmp?

Söder (leise): Dnld Drmp.

OB: Hä?

Söder: Donald Trump, der amtierende Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, fühlt sich in seinem Land politisch verfolgt und hat deshalb politisches Asyl beantragt – und zwar genauer gesagt in Bayern und ganz genau gesagt bei mir im Kanzleram..., bei mir in der Staatskanzlei. Jetzt is es raus.

OB (atmet laut durch): Also wenn wir jetzt mal unterstellen, dass Sie kein Enkeltrick-Betrüger sind und das ganze hier kein Telefonstreich – was hab ich mit einem, politisches Asyl suchenden, Donald Trump zu tun?

Söder (mit Pathos): Herr Oberbürgermeister! Weil Sie der Beste sind! Der beste Gaddastrophenmanager, den wir..., der uns... – der wo mir einfällt, zumindest.

OB: Is scho recht. Und in Wahrheit?

Söder: Na ja. Da spielen jetzt mehrere Faktoren zusammen. Der kleine Herrmann, der große Herrmann und ich, wir waren uns einig, dass der Asylsuchende besser in die Peripherie passt, also ins Distale eher, verstehns?

OB: Distal von München?

Söder (erfreut): Genau! Wir verstehen uns. Und dann sind der kleine Herrmann, der große Herrmann und ich ganz schnell auf Niederbayern gekommen.

OB: Landshut, Straubing, Deggendorf, Regen, Freyung.

Söder: Herr Oberbürgermeister. Landshut ist irgendwie so nah.

OB: An München?

Söder: Genau! Und mit dem Pannermayr und dem Moser hab ich natürlich auch schon gesprochen. Die wollen den auf keinen..., ähhh, die können des ned so gut wie Sie.

OB: Is scho recht. Regen und Freyung sind ziemlich peripher.

Söder (lacht): Ja, ha ha, Herr Dubber, des schon. Aber a Gschäfd, in dem es auch an anderen Whisky als Jim Beam gibt, an Handyempfang und a Bevölkerung mit zumindest rudimentären Englischkenntnissen däd er natürlich schon brauchen. Und Herr Oberbürgermeister, schauns doch amal her. Das wird der krönende Abschluss Ihrer imposanten Karriere. Sie haben die Hochwassergaddastrophe gemeistert, Sie haben seit Jahren den Waschler und den Scheuer an der Bagge und jetzt kommts – wer war denn der, der die Flüchtlingswelle mit tausenden Asylsuchenden gesteuert und gemeistert hat? Der Passauer OB Jürgen Dubber!

OB: Und wenn ich nein sag?

Söder: Wenn Sie ja sagen, dann reden wir erstmal über die Schlüsselzuweisungen fürs nächste Jahr – also Sie sagen mir, was Sie brauchen. Wenn Sie ja sagen, dann mach ich die Uniklinik Passau zur Chefsache, das Verwaltungsgericht Niederbayern gehört sowieso nach Passau und wer sagt denn, dass das Wirtschafts- oder das Innenministerium unbedingt in München stehen müssen?

OB: Und wenn ich trotzdem nicht mag?

Söder: Wir haben nicht ewig Zeit, Dubber. Wenn Sie sich querstellen, dann liegt es dauerhaft nicht mehr in meinem Einflussbereich, was die ZF für niederlassungsstrategische Pläne hat und was aus Ihrem verschlafenen, rot regierten Provinzkaff zwischen dem Atomendlager Saldenburg und Temelin mittelfristig wird. 
 
OB: Klingt einleuchtend. Wie gehts weiter?

Söder: Ich wusste es! Ich hab zum Herrmann und zum Herrmann gesagt: Der Dubber ist ein Macher. Der wuppt das.

OB: Wofür brauchen Sie mich eigentlich?

Söder: Hörens zu, Dubber. Wir sind uns doch ähnlicher, als Sie wahrhaben wollen. Ich mach in Bayern, was ich will und Sie machen in Bassau, was Sie wollen. Die Idee mit denen vielen Bürgermeistern übrigens – erste Sahne, könnte von mir sein. Dass Sie diesen Dackl zum Bürgermeister gemacht haben und damit die gesamte CSU ruhig gestellt haben, grämt mich zwar, aber Reschbekt. Zur Sache: Die tanzen doch alle nach Ihrer Pfeife. Rufen Sie die Fraktionsvorsitzenden, und wen Sie sonst noch für wichtig halten, an und laden Sie zu einer Notstands-Stadtratssitzung in einer Stunde. Die wichtigsten Leute von der CSU haben wir schon verständigt.

OB: Eine Stadtratssitzung mitten in der Silvesternacht um halb drei Uhr früh, mit einer Stunde Ladefrist? Was soll denn die entscheiden können? Außerdem ist Ausgangssperre.

Söder: Des überlassens ruhig mir, Dubber. Die Allgemeinverfügung zur Ausnahme von der Ausgangssperre und zur Notstandssitzung hab ich schon dabei, die Polizei weiß Bescheid und die Ergänzungsverordnung zur Gemeindeordnung ist auch fast fertig. Par Ordre De Mufti, ha ha, da hab ich jetzt echt Routine, des könnens mir glauben, Dubber. Also... Ich bin jetzt bald in Dunkelbayern. Mei Navi sagt: 2 Uhr 15 Rathaus Bassau. Trommelns mir die Leut zamm.

Teil 2 folgt.





Samstag, 26. Dezember 2020

Die besten Zitate zum Jahresende 2020, Teil 3

Amen und ich sage Euch!

Erst wenn der letzte Spinner und der größte Hetzer in den Vatikan wegbefördert wurde, werdet Ihr sagen: "Guat, dass der Narrische weg is." 

Aber bis dahin werden ihn die ganzen Verwirrten weiter hofieren und seinen Konfabulationen lauschen.

Aber irgendwann ist er weg. Und dann wird es ein großes Heulen und Zähneknirschen geben und alle werden sagen: "Halleluja, der Narrische ist weg."

Aber ich sage Euch: Die Jünger des Narrischen bleiben die gleichen und es wird sie immer geben. Also hütet Euch vor dem Bösem und bedenkt immer:

"Auch Götter sterben, wenn niemand mehr an sie glaubt." (Jean-Paul Sartre)

Die besten Zitate zum Jahresende 2020, Teil 2


Schlimmstes hat Michael Steindorfner als Zehnjähriger im Passauer Seminar St. Max erlebt. Erstmals erzählt er öffentlich, wie ein Priester ihn sexuell missbraucht hat.

(...)

"Er kam nachts. Er holte mich auf sein Zimmer, setzte mich auf seinen Schoß und öffnete meine Hose." Beim Erzählen stockt ihm die Stimme. Er schildert unter Tränen weiter, wie der Präfekt mit dem jungen, in sexuellen Dingen unaufgeklärten Schüler immer wieder verfuhr, der bis dahin nicht wusste, was ein Samenerguss war. Es ist eine Geschichte, die schlimmer nicht sein könnte und nur als übelste sexualisierte Gewalt, als schonungsloser Missbrauch eines ihm Anvertrauten, zu bezeichnen ist. Dem Präfekten reichen die Übergriffe in St. Max nicht.

(...)

"Meinem Lebensentwurf fehlte etwas", sagt er. Es geht ihm nicht um die Entschädigungsleistung – immerhin will die Kirche jedem Opfer am Ende des Aufarbeitungsprozesses 50.000 Euro zahlen –, es gehe ihm um einen "Befreiungsschlag", einen persönlichen und einen für die Kirche. "Ich möchte eine Brücke bauen, damit Opfer zurückfinden, wieder Vertrauen finden."

St. Max 2

"Haus mit Seele sucht Besitzer mit Gefühl!“ Diese Formulierung ist auf Immobilienseiten zu finden, wenn es sich um ein außergewöhnliches Gebäude handelt. Das „Objekt“ – um in der Immobiliensprache zu bleiben – am Steinweg 1 an der Nordseite des Stephansdomes in Passau verbindet nach umfassenden Instandsetzungsarbeiten, Umbau und Ausbau in gelungener Weise Tradition und Moderne. Der Jugendpfarrer für die Diözese, Wolfgang de Jong, bringt es auf den Punkt, wenn er von einem „Haus für die Jugendseelsorge“ spricht – ein Haus mit Seele eben.

(...)

Die Sache ist unstrit­tig: Denk­mal­ge­schütz­te Immo­bi­li­en sind eine nach­hal­ti­ge Inves­ti­ti­on in die Zukunft und in die Kul­tur unse­res Lan­des. Sum­ma­sum­ma­rum belau­fen sich die pro­gnos­ti­zier­ten Gesamt­kos­ten für das Pro­jekt St. Maxi­mi­li­an nach offi­zi­el­len Anga­ben auf 7,8 Mil­lio­nen Euro. Der beson­de­re Mehr­wert des Hau­ses liegt allein schon dar­in, dass es ein Haus für die Jugend­seel­sor­ge ist.


St. Max 3

Zitat Napoleon Bonaparte:

"Religion ist das, was die Armen davon abhält, die Reichen umzubringen."



Die besten Zitate zum Jahresende 2020, Teil 1

Abschließende Betrachtung zur Pandemie, zum Lockdown, zu Weihnachten und irgendwie zu allem:

Wirkliche Schönheit, die berühre, leuchte wie Weihnachten von innen, war seine (Bischof Osters, der Verf.) Botschaft. Wie er selbst anfangs der falschen Schönheit erlegen ist, hatte er zu Beginn seiner Predigt mit persönlichen Worten erzählt: "Als junger Kerl habe ich mich besonders für schöne Mädels interessiert, aber festgestellt, dass ich diejenigen, die am meisten Geld und Mühe in ihre Schönheit investierten, irgendwann gar nicht mehr so schön fand.“ Sie erschienen ihm wie eine “herausgeputzte Fassade, innerlich blass, ichbezogen, selbstinteressiert und damit uninteressant.“ (Mediendenk)

Oder wie Oster in einem Anflug von reflektierter Realitätswahrnehmung noch erkennt: „Und mir scheint, dass auch die Dummheit nicht weniger wird.“

Samstag, 28. November 2020

Wahlinfo-Passau klärt auf: So funktioniert die brutalste "Ausgangsbeschränkung" der Welt

Seit heute gilt in Passau eine "strenge Ausgangssperre" (Spiegel, Stern, Süddeutsche, Deutschlandfunk et.al.)

"Passau fährt jetzt einen Knallhart-Kurs" (PNP)

"Passau am Tag 1 der Ausgangsbeschränkung - Polizei kontrolliert.
Seit diesem Samstag gelten in Passau wegen der Corona-Krise strikte Ausgangsbeschränkungen.
Nur, wer einen "triftigen Grund" nennen kann, darf das Haus verlassen. Aber klappt das? Die Polizei kontrolliert die Ausgangsbeschränkungen "mit mehreren Einsatzkräften", wie die Polizeisprecherin auf PNP-Anfrage mitteilt. Und, sie klingt sehr zufrieden: "Wir haben eine hohe Akzeptanz, was die Ausgangsbeschränkungen angeht", erklärt sie. "Das wird momentan sehr gut eingehalten". Anzeigen habe es tagsüber bis nachmittags um 15.30 Uhr "keine" gegeben." (PNP)

Wahlinfo-Passau fragt: Gibt es überhaupt Gründe, die nicht triftig sind, um das Haus zu verlassen?

Hier die Power-Antworten für Corona-Rebellen:

"Nein, Herr Wachtmeister, ich gehe gar nicht spazieren, ich stehe hier nur sinnlos rum."

"Nein, Herr Wachtmeister, ich jogge nicht, ich laufe nur einem Ihrer Kollegen davon."

"Nein, Herr Wachtmeister, ich kaufe gar keine Weihnachtsgeschenke, sondern nur Gegenstände, für die ich absolut keine Verwendung habe und die ich zuhause wegschmeiße." 

"Nein, Herr Wachtmeister, ich bin gar nicht aus Passau, sondern aus Eferding. Ich komme seit Jahren als Hochwasser-Katastrophen-Tourist nach Passau und habe heute in der Zeitung gelesen, dass hier jeder reindarf. Jetzt wollte ich mir diese Ausgangssperre einmal anschauen. Und vorm Heimfahren kaufe ich mir noch eine Leberkässemmel. Ha ha."

Die letzte Antwort war übrigens ein absolut triftiger und berechtigter Grund, um durch die Passauer Innenstadt zu flanieren. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.



Sonntag, 4. Oktober 2020

Aus der Serie: Gute Überschriften, die man leider nur hier liest

Michael Oswald: Ganz Passau lacht über Passauer Grammatik-Rebellen!

(Für AS-Leser: Der einzig zulässige Akkusativ von Rebell ist "Rebellen" und nicht "Rebell")

Wobei – mit der Syntax hat er es auch nicht. 
Beispiel: "Auch dem wöchentlichen und satirisch angehauchten Politmagazin „quer“ mit Moderator Christoph Süß war der Gender-Wahnsinn watschte Putzke in einem Beitrag ab."

Na dann...



Freitag, 21. August 2020

Sorry, Freddy, will gar nicht wieder streiten nach den Jahren. Aber nach dem Leserbrief würde ich gerne mal die sonstigen Publikationen lesen. Bitte um Freiexemplare.

Leserbrief PNP, 22.08.2020, Lokalteil

Aufgeregte Sprachpolizei

Zum Bericht über die Online-Petition gegen das Donaulied vom 19. August:

In letzter Zeit beobachte ich die Zunahme einer neuen Sprachpolizei. Wörter wie Negerkuss und
Zigeunersauce werden verboten, nun auch komplette Lieder. Ich bin wahrlich kein Fan des Donaulieds, zumal ich weder Bierzeltsäufer noch Bierbanktänzer bin. Sicherlich, es gibt durchaus einige harte Varianten des Donaulieds, die ich auch nicht gut finde, aber nicht jede Version des Lieds ist anstößig. Es gibt übrigens auch genug Frauen, die sexistisches Liedgut auf Partys und auf Mallorca („Zieh dich aus kleine Maus“) mitgrölen oder sich in den sozialen Medien absolut freizügig zeigen. Uns Männern wird ja auch sehr oft unterstellt, dass wir nur das eine wollen und ausschließlich mit dem Teil unterhalb der Gürtellinie denken. Das ist ein unschönes Schubladendenken. Auch kommt es vor, dass Frauen unaufgefordert Kussversuche auf Männer starten, die man dann, wenn’s nicht passt, als Mann galant abwehren darf. Eine eingeschnappte Reaktion der Frau ist dann die Folge, wird also auch nicht wirklich akzeptiert. Ich würde es schön finden, wenn sich die jungen Menschen kümmern würden, wie man ältere Menschen in Zeiten von Corona unterstützen kann, beispielsweise beim Einkaufen oder im Umgang mit den digitalen Medien.

Dr. Frederik Weinert, Passau

Montag, 3. August 2020

Das Corona-Sommerloch

Man kann ja über unsere kleine Stadt denken, was man will – ich fühle mich hier jedenfalls sehr sicher. Durfte ich doch kürzlich der Heimatzeitung entnehmen, dass der Polizei bei einer Großaktion gegen Drogenkriminalität ein großer Coup gelungen ist: 113 Gramm Marihuana wurden sichergestellt. Sauber! Ein paar Tage später berichtete die PNP über eine Frau, die die Polizei gerufen hat, weil aus der Nachbarwohnung eindeutig der Geruch eines Joints wahrzunehmen war. Respekt! Und da heißt es immer, die Leute kümmern sich nicht mehr umeinander. Zivilcourage kann so einfach sein. Mit einem kleinen Anruf hat die Frau ihren Nachbarn vor dem sicheren Drogentod bewahrt.

Ja, das Sommerloch kann für Journalisten grausam sein. Dabei gäbe es schon Themen. Warum baut die Stadt aktionistisch irgendwelche potemkinschen Fahrradstreifen, die nach ein paar Metern plötzlich wieder im Nichts enden? Warum glaubt auf einmal (fast) jeder, ein Medizincampus/eine medizinische Fakultät/eine Uniklinik wäre eine selbsterfüllende Prophezeiung, wenn die PNP nur oft genug darüber berichtet, während sich (fast) kein Mensch dafür interessiert, wo Frauen aus der Region einen Schwangerschaftsabbruch durchführen lassen können?

Und warum, liebe Lokalredakteure, fragt eigentlich keiner genauer nach, was es jetzt mit dieser möglicherweise missbräuchlichen Verwendung von Fraktionsgeldern auf sich hat? Weil es vielleicht doch irgendwie ein bisschen peinlich ist, wenn man sich von täglich aus der Zeitung grinsenden Politikern Wein schenken lässt? Das ist zwar schwach, aber nachvollziehbar. Aber eine Frage hat in dem Zusammenhang noch gar keiner gestellt: Wo ist Mangold?

Warum hört man von der ÖDP oder den Grünen, die sonst schnell mal überall Hochverrat wittern, in der Causa "kreative Fraktionskassenführung" so überhaupt gar nichts? Komisch, oder? Die passen doch sonst immer auf, dass alles sauber läuft – also zumindest bei den Anderen. Es drängt sich auf jeden Fall der Eindruck auf, dass man das Thema gerne unter den Tisch fallen lassen möchte. Warum nur? Ich bedanke mich im Voraus für Antworten.

Der Spiegel titelt übrigens heute online "Politik diskutiert über Einschränkung der Versammlungsfreiheit", nachdem in Berlin an die 20.000 Menschen ohne Einhaltung des Mindestabstands gegen Corona-Beschränkungen demonstriert haben. Politiker der SPD und der Union, wie auch CSU-Chef Markus Söder zeigten sich empört. Wenigstens hat in Berlin die Polizei "konsequent durchgegriffen" (Bundesjustizministerin Lambrecht). Bei uns muss die Polizei leider Kiffer fangen und Journalisten von Corona-Demos vertreiben. 





Donnerstag, 2. Juli 2020

Aktuelle Kolumne aus dem Bürgerblick Juli/August

Aufgehetzt und angelogen                     

Lieber Tölpel!

„In Deutschland gilt derjenige, der auf den Schmutz hinweist, als viel gefährlicher als derjenige, der den Schmutz macht.“ (Kurt Tucholsky) „Ich lasse mir doch meine schöne Hetzschrift nicht von der Wahrheit kaputt machen.“ (Journalist, der anonym bleiben möchte) Des Öfteren habe ich mich schon gefragt, ob man einer „Zeitung“, der schon die Totenglocken läuten, weil jetzt bald die letzten Anzeigenkunden merken werden, dass kaum jemand Lust hat, das Ding aus Plastiktüten zu fischen, überhaupt noch viel Aufmerksamkeit widmen muss. Online lesen sie ja auch nur die, die drinstehen oder einen kennen, der drinsteht.

Man könnte jetzt den billigen Witz machen und fragen, wie viele Weinflaschen es wohl gekostet hat, einen solchen von Komplexen, Hass und Aggression triefenden Artikel zu bezahlen, der überdies noch eine einzige gewollte Falschdarstellung ist. Allerdings weiß ja ohnehin jeder interessierte und informierte Passauer, dass – wenn auf der einen Seite der Weinlieferant Freund Bürgermeister und auf der anderen Seite der leibhaftige Teufel steht – der „Journalist“ solcherlei freiwillig und aus eigenem Antrieb liefert. Man muss ihn nur mit Infos füttern und schon schäumt er.

Das einzig Lustige an dem „Artikel“ ist übrigens, dass derjenige, der mit Steuergeldern bezahlte Weingeschenke an Journalisten verteilt hat, zum Opfer stilisiert wird und diejenigen, die jetzt darauf hinweisen, dass diese Vorgehensweise vielleicht nicht ganz korrekt war, die Bösen sind. Dafür gibt’s viele schöne Begriffe: Nebenkriegsschauplatz, Whataboutism und was weiß ich noch. Nebenbei erwähnt: Hätte nicht irgendein Journalisten-Freund die interne Stellungnahme des Strafrechtlers an den Journalisten gegeben, hätte auch niemand erfahren, dass der Kreisvorsitzende dem Bürgermeister angeblich in den Rücken fällt. Also wer will hier wen demontieren?

Deine Kathi


Liebe Kathi!

So genau lesen das die Leute aber nicht – leider. Wie vielen Lesern ist wohl aufgefallen, dass im Artikel steht, es handle sich bei den von Dickl verteilten Wohltaten um „Weinflaschen im unteren Preissegment (ab 7,40 Euro)“? Hä? Was? Wie bitte? Was soll uns das sagen? „AB 7,40 Euro“? „BIS wie viel Euro“ wäre interessant. Ist das ein Versehen oder verarscht der seine Leser? Dann behauptet der Verfasser des Artikels noch frech, dass sich die halbe Stadt über die Angelegenheit kaputtlacht und insinuiert damit, dass es doch zum Lachen ist, wenn sich jemand darüber aufregt, dass ein Politiker nach Gutdünken Steuergelder verschenkt. Ein solches Verhalten sei nämlich bayerische „Leben-und-leben-lassen-Kultur“. Das hat Strauß auch so gesehen – ist aber schon ein paar Jahre her.

Aber jetzt mal zum Wesentlichen: Der Kreisvorsitzende hat seine Stellungnahme erst abgegeben, nachdem er von den Freunden explizit dazu aufgefordert wurde. Diese entscheidende Information verschweigt der Journalist aber tunlichst, weil das würde ja seinen schönen Hinrichtungskommentar konterkarieren. Noch ein Gedanke (aber nur für die, die bis drei zählen können): Was soll denn ein um eine Stellungnahme gebetener Strafrechtler antworten? Dass das alles in bester Ordnung war, weil man das bei der CSU immer schon so gemacht hat? Dass man einen Bürgermeister nicht anonym anzeigt und wenn wir die Sau finden, dann schlachten wir sie? So was in der Art?

Man kann dem sonntäglichen Kommentarschreiber, der sich so sicher fühlt, dass er zum wiederholten Male nicht vor Desinformation und Regionalrassismus zurückschreckt, nur sein eigenes Zitat zurufen: „Andere hätten wohl klammheimlich mit Schamesröte im Gesicht die Stadt verlassen.“ Bloß hat er es in einer anderen Stadt ja schon einmal versucht – da haben sie ihn aber leider nicht gebraucht.

Dein Tölpel


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Der Verfasser ist Betreiber des Internet-Blogs Wahlinfo-Passau.
www.wahlinfo-passau.de








Fegefeuer oder Hölle?

Freitag, 19. Juni 2020

Standpunkt

Der Ruf des Herzens

Der Präsident (inspiriert von Karl Birkenseer)

Ich habe so viele Warum-Fragen.

Warum spricht ein PNP-Redakteur auf der Titelseite den Austragspapst heilig, weil er seinen kranken Bruder besucht? Warum schreibt er von Nestwärme, Barmherzigkeit und Gott im Herzen – nur weil jemand seinen kranken Bruder besucht? Was passiert da im Kopf, wenn man sich einen solchen Kommentar ausdenkt? Er besucht seinen kranken Bruder übrigens auch, um zu erfahren, ob bei den Domspatzen alles gut läuft – schreibt Birkenseer. "Sag amal, Schorschi, wer verdrischt denn jetzt die ganzen Hundskrüppel, wenn Du nimmer kannst? Ego te absolvo a peccatis tuis in nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti. Amen."

Warum muss eigentlich die Polizei eine Radlerin und Spaziergänger beruhigen, nachdem sie bei ebendieser anrufen, weil sie ja wohl offensichtlich beunruhigt sind, wenn sie an einem Hanffeld vorbeigehen oder -fahren? Was beunruhigt an einem Hanffeld? Hat man Angst, dass man da im Vorbeigehen rauschgiftabhängig wird? Weil diese Rauschgiftviren möglicherweise den Mund-Nasenschutz durchdringen? Es ist ja auch bewiesen, dass man krebskrank wird, wenn man an einem Mobilfunkmasten vorbeigeht. Vorsichtshalber mal die Polizei rufen, schadet jedenfalls nie.

Warum kriegst Du eigentlich einen fußballspielenden, ministrierenden Senegalesen nicht mehr los? Genau – weil für den nämlich seine CSU-Freunde (sic!) demonstrieren. Also in dem Fall wars ein Afghane – machts aber nicht einfacher. Der hat sogar noch beim CSU-Wahlkampf mitgeholfen, wobei der ja wiederum nicht zu großem Erfolg geführt hat. Vielleicht könnten sich ja die verfeindeten CSU-Lager drauf einigen, dass der Taufik am Wahlergebnis schuld war? Dann haben wir einen Sündenbock, schieben ihn ab und alle haben sich wieder lieb.

Warum stellt eigentlich in der Causa Dickl keiner die richtigen Fragen? Abgesehen davon, dass man anonyme Strafanzeigen nicht unbedingt gut finden muss, war Dickls Umgang mit Fraktionsgeldern schon ziemlich sportlich. Aber noch mal: Warum stellt keiner die entscheidenden Fragen? Zum Beispiel: Warum glaubt ein Fraktionsvorsitzender, es wäre in diesem Jahrtausend immer noch völlig okay, Journalisten zu beschenken? Und warum – das beunruhigt mich jetzt mal – lassen sich Journalisten von Politikern beschenken? Ja, wo leben wir denn? Außerdem – der Birkenseer schreibt jetzt schon so krudes Zeug. Dem muss man nicht noch Alkohol schenken. Statt einem vierten Bürgermeister sollte sich die Stadt mal einen Compliance Manager leisten, der dem Dickl gelegentlich erklärt, dass nicht alles "geboten und erlaubt" ist, was er für "geboten und erlaubt" hält. Der glaubt wahrscheinlich noch, dass das jeder so macht. Was ich wirklich gerne wissen würde – wer hat nach der konstituierenden Stadtratssitzung alles Wein bekommen? Warum weiß ich selbst.



Donnerstag, 28. Mai 2020

Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte

Hallo, PNP! "... spalten sich die Meinungen"? Muss man jeden Irren als relevanten Meinungsäußerer wertschätzen? Bitte unten die FB-Kommentare lesen, wenn der Gestörte sie noch nicht gelöscht hat.

pnp.de

Passau
Bierzelt-Sexismus? Beim "Donaulied" spalten sich die Meinungen


Petition gegen Bierzelt-Hit findet Befürworter, provoziert aber auch Gegenwind in den Sozialen Medien

Eine Petition gegen das "Donaulied" hatte Corinna Schütz gestartet, um das Lied auf Volksfesten verbieten zu lassen (PNP berichtete). Ein "Vergewaltigungslied" sei es, weshalb es nicht mehr auf der Passauer Dult gespielt werden solle – deshalb schrieb ihre Gruppe sogar an Oberbürgermeister Jürgen Dupper. Ihr Ziel: Auf Sexismus im Bierzelt aufmerksam machen. Das gelang ihr auch: Sie erreichte viele Unterstützer, bekam aber ebenso Gegenwind – vor allem auf Social Media. Unter anderem von Walter Kandlbinder, Betreiber der Arena Hundsdorf, auf Facebook: Er macht in einem Post auf seinem öffentlichen Profil seinem Unmut Luft. Unter dem Post kam es zu Kommentaren, die Schütz mitunter persönlich angreifen. Auch der stellvertretende Passauer Landrat Hans Koller (CSU) hat Kandlbinders Post kommentiert.

Über 600 Befürworter hat die Online-Petition gegen das "Donaulied", die noch keine zwei Wochen läuft. Ein Zuspruch, über den sich Schütz freut. Auch unter Kandlbinders kritischen Facebook-Post gab es Zustimmung zur Aktion: "Das Lied ist so Affenkacke, dass ich die Petition unterschreiben würde. Da brauchst’ 7 Maß und 14 Jäger, damit’s den Kaas aushoitst", schreibt ein Nutzer. (Anm. d. Red.: Facebook-Kommentare sind im Original wiedergegeben und können orthografische Fehler beinhalten.)

Doch auch die Abneigung gegenüber Schütz’ Idee ließ nicht lange auf sich warten. "Plötzlich, weil momentan Sexismus und Feminismus trendy sind, sich über Lieder aufzuregen, die drei Minuten eines Abends einnehmen, und eine Vergewaltigung zu kritisieren, an die keiner auf der Bierbank denkt, ist lächerlich", schreibt PNP-Leserin Marie Groß aus Hutthurm in ihrem Leserbrief. "Wenn man ein solches Lied für problematisch hält, kann man kurzzeitig das Bierzelt verlassen oder die Ohropax auspacken, oder am besten mit etwas Alkohol die eigene Stimmung wieder heben", findet sie.

Arena-Chef Kandlbinder kritisiert im Post auf seiner persönlichen Facebook-Seite: "Wirte kämpfen grod ums überlem und a Studentin kimmt mit so an ‚sch.....‘ daher." Seine Aussagen sorgten für eine Diskussion in der Kommentarspalte, einige wenden sich persönlichen gegen Corinna Schütz. "Walter des Lied ist geistreich, aber de Drutschn eha ned", schreibt ein Nutzer. Ein anderer: "Brutal wos fia a Zeug rumlaft bei uns. Und a solche wird vielleicht a no wos in Bayern wenns fertig is mitm Master oder mitm Bachelor. I wünsch neamt wos schlechts aber der wünsch i daß später Kaugummi verkaufen muas in der Tankstelle. Vielleicht soi de aber erstmoi mit Ihren interlektuellen Freunden a Demo gegen die Niederbayerische Kultur organisieren und durch die Fuzo rennen. Vorausgesetzt der Hr. Corona hod eana s Hirn net scho zamgfressn." Unter einem Kommentar sah sich Kandlbinder dann sogar veranlasst, darauf hinzuweisen, bitte keine Beleidigungen zu posten.

"Einige Kommentare gingen gegen mich als Person und als Studentin", sagt Corinna Schütz, die grundsätzlich für den Austausch von Meinungen ist, auf Nachfrage der PNP. "Ich weiß nicht, was das in der Diskussion zu suchen hat. Inhaltlich kann man gerne diskutieren." Die Aussagen von Walter Kandlbinder habe sie indes nicht persönlich genommen: "Der Post an sich war nicht beleidigend. Dadurch habe ich mich nicht angegriffen gefühlt." Ohnehin richte sich ihr Anliegen nicht gegen Gastwirte, sondern an die Öffentlichkeit und die Politik.

Mit ordentlich Widerstand habe sie schon im Vorfeld gerechnet, sagt Schütz. Nach den diffamierenden Facebook-Posts habe sie aber trotzdem darüber nachgedacht, ob es klug ist, weiterzukämpfen. Auch ihren Mitstreitern habe sie gesagt, dass keiner weitermachen muss, wenn er nicht will. Letzten Endes habe sie aber entschieden: "Deswegen werde ich jetzt nicht leiser werden." Das Schreiben an Dupper – der sich noch nicht dazu geäußert habe – sei bereits beim Dult-Beauftragten der Stadt. Als nächsten Schritt wolle sie allen Stadträten und den Festzelt-Bands schreiben.

Geäußert hat sich hingegen der stellvertretende Passauer Landrat Hans Koller – und zwar ebenfalls als Kommentator von Kandlbinders Post: "Sehr guter Kommentar Walter ... Die Dame ist eine Aktivistin bei den Grünen – mehr sog i ned." Dies wiederum hatte Kollers ehemaligen Kreistagskollegen, den Grünen-MdL Toni Schuberl, veranlasst, an ihn einen Brief zu schreiben: "Wenn Du Dich schon im Rahmen eines solchen Shitstorms äußerst, dann erwarte ich entsprechend Deiner Stellung als stellvertretender Landrat und damit zumindest in politischen Angelegenheiten auch offizieller Repräsentant des Landkreises Passau, dass Du solche Ausfälle zurückweist und Du seriös und sachlich argumentierst", so Schuberl, der fragte, wie er Kollers Kommentar verstehen müsse.

"Mir gefällt das Lied auch nicht", sagt Koller, der den Song nicht verteidigen wolle, auf PNP-Anfrage. Im Angesicht der Corona-Krise gebe es jedoch wichtigeres, als sich um derartige Lieder zu kümmern, meint er. Das Thema Sexismus habe durchaus Relevanz, allerdings müsse man sich eher darum kümmern, wie leicht Menschen an gewaltverherrlichende und pornografische Seiten im Internet kommen. "Das fördert Gewalttaten eher als ein Bierzeltlied", sagt Koller. Kandlbinders Post habe er "als Freund und Nachbar kommentiert" und sich nicht als Funktionär geäußert. "Das muss man sich in Zukunft besser überlegen", gibt er zu. Zwar stehe er zu seiner Meinung, von den Beleidigungen in den Nachbar-Kommentaren distanziere er sich jedoch.

"Ich finde es schade, dass ein stellvertretender Landrat, der alle Bürger vertreten sollte, meine Anliegen nicht ernst genommen und mich als grüne Aktivistin abgestempelt hat", sagt Schütz, die sich durch Kollers Post "unsachlich angefeindet" fühle. "Wir sind eine überparteiliche Aktion. Wir sprechen als 45-Mann-Gruppe."

Von der Aktion "im weitesten Sinne spontan angesprochen gefühlt" hatte sich Walter Kandlbinder, weil er auch Festwirt sei. "Ich würde es nicht mehr so derb schreiben", sagt er nun über seinen Post, der nicht gegen Schütz gerichtet gewesen sei. Bei seiner Kernaussage bleibe er aber: "Dupper hat andere Probleme, als dass er sich mit sowas befassen muss." Außerdem sei das Lied so "übertrieben und realitätsfremd", dass er sich nicht vorstellen könne, dass sich eine Frau davon sexuell belästigt fühlt. Von den 29 Kommentaren sind mittlerweile nur noch 17 zu finden.

https://www.pnp.de/lokales/stadt-und-landkreis-passau/passau-stadt/Bierzelt-Sexismus-Beim-Donaulied-spalten-sich-die-Meinungen-3693822.html

https://www.facebook.com/walter.kandlbinder

Dienstag, 26. Mai 2020

Rubrik: Leserbrief des Monats

Leserbrief PNP, Lokalteil Passau, 26.05.2020

Zum „Nachgefragt“ vom 23. Mai:

Nach über 30 Jahren Bierzeltkultur und sowieso aktuell nur noch geringer Vorrangigkeit von typisch bayrischen Liedern auf Volksfesten, finde ich, dass diese Kritik am Donaulied, ja sogar der Wunsch es abzuschaffen durch eine Petition, völlig übertrieben ist.

Die Musik in den Bierzelten hat sich ohnehin in den letzten Jahren von typischen Schlagern zu Disco-/Pop-Songs gewandt, zu denen man auf der Bierbank stehen soll und zwischen einer Maß und Käse mit Breze feiern. Die typischen Schlager wie der „Haberfeldtreiber“ und eben jenes „Donaulied“ werden auf der Passauer Dult ohnehin nur noch von hiesigen Bands gespielt, weil die Showbands, z.B. aus Oberbayern, den Dialekt nicht einmal aussprechen können und deshalb auf englische Partyhits aus dem Radio zurückgreifen müssen. Natürlich finde auch ich als aktive Volksfestbesucherin, dass eine gute Mischung aus alten und neuen Hits durchaus in Ordnung ist, aber jeder Niederbayer freut sich, wenn man auf der Bierbank steht und ein typischer Bierzeltsong, zu dem schon die Eltern gesungen haben, gespielt wird.

Plötzlich, weil momentan Sexismus und Feminismus trendy sind, sich über Lieder aufzuregen, die drei Minuten eines Abends einnehmen, und eine Vergewaltigung zu kritisieren, an die keiner auf der Bierbank denkt, ist lächerlich. Wenn man ein solches Lied für problematisch hält, kann man kurzzeitig das Bierzelt verlassen oder die Ohropax auspacken, oder am besten mit etwas Alkohol die eigene Stimmung wieder heben. Außerdem kann ich einen Besuch auf einem anderen Volksfest außerhalb der Donauregion empfehlen oder in Zukunft einfach daheim zu bleiben.

Marie Groß, Hutthurm

Liedtext "Donaulied", häufige Variante

(1)
Einst ging ich am Strande der Donau entlang, ohooo olalala
Ein schlafendes Mädel am Ufer ich fand, ohooo olalala
Ein schlafendes Mädel am Ufer ich fand,
Ein schlafendes Mädel am Ufer ich fand.

(2)
Sie hatte die Beine weit von sich gestreckt.
Ihr schneeweißer Busen war halb nur bedeckt.

(3)
Ich machte mich über die Schlafende her.
Wir hörten das Rauschen der Donau nicht mehr.

(4)
Du schamloser Jüngling, was hast Du gemacht ?
Du hast mich im Schlafe zur Mutter gemacht !

(5)
Du elende Schlampe, was denkst Du von mir ?
Ich trage doch immer Pariser bei mir !

(6)
Ich steh auf der Brücke und schwenke den Hut.
Machs gut, alte Nutte, die Nummer war gut.

(7)
Hier hast Du zehn Pfennig und geh jetzt nach Haus.
und wasch Dir die Votze mit Schmierseife aus.

(8)
Jetzt hat sie zwölf Kinder und noch keinen Mann.
Und fängt g'rad die dreizehnte Schwangerschaft an.


Dienstag, 12. Mai 2020

Kolumne aus dem aktuellen Bürgerblick

Abgeschmiert und angekommen

Lieber Tölpel!

Hast Du Dich nicht auch schon immer gefragt, wie das Jahrzehnte funktioniert hat? Dass eine Stadt von der Größe Passaus mit einem Oberbürgermeister und nur zwei Stellvertretern auskommt? Bei dieser Vielzahl an 100. Geburtstagen, Feuerwehrfeiern und Spatenstichen – das muss ja eine geradezu unmenschliche Belastung sein. Psychisch und physisch – da leidet das Hirn und die Leber. Und Sitzungen gibt’s auch noch ab und zu: grausam! Deshalb wird auch jeder Bürger verstehen, dass man „die Aufgaben auf ein Schulterpaar mehr verteilen“ muss – so Markus Sturm. Also haben wir jetzt dann drei Stellvertreter.

Da werden aber andere vergleichbare Städte bald nachziehen müssen. Vom Passauer Modell wird man sprechen. München hat zum Beispiel nur zwei Stellvertreter, Hamburg einen, Berlin zwei. Allerdings hat New York immerhin fünf stellvertretende Bürgermeister – hallo? Sollte man da nicht die Frage stellen, ob wir nicht mindestens vier brauchen? Die Hundertjährigen werden jedenfalls immer mehr. Außerdem muss man die Sache ja auch einmal von der anderen – der wesentlich wichtigeren – Seite sehen. Wie kann man denn bitte als Stadtrat von 450 Euro monatlich und 20 Euro Sitzungsgeld leben? Aus humanitärer Sicht bräuchten wir mindestens sechs Bürgermeister – wenn‘s reicht.

Der Geschäftsverteilungsplan dürfte auch noch interessant werden. Der Rother macht alle wichtigen Veranstaltungen, die der OB nicht schafft, die Erika macht alle wichtigen Veranstaltungen, die der Rother nicht schafft und der Dickl kriegt die Hundertjährigen und den Stiftungsausschuss. Da kann er sich jetzt sechs Jahre lang durchprofilieren. Kleiner Tipp: Überlegt Euch doch beizeiten, wer dann schuld ist, wenn die CSU 2026 nur noch sieben Sitze hat. Baut Euch frühzeitig einen Watschenmann auf.

Deine Kathi


Liebe Kathi!

Ich stelle mir das so vor. Dupper zu Sturm: „Wir haben folgende Ausgangssituation – wir haben zwei Aspiranten, die wollen unbedingt Bürgermeister werden.“ Sturm: Die Erika ist ja ok, aber doch nicht der Dickl.“ Dupper: Doch, unbedingt.“ Sturm: „Warum soll der Dickl unbedingt Bürgermeister werden?“ Dupper: Erstens fressen die uns aus der Hand, wenn der Dickl Bürgermeister wird und zweitens setzen wir ihm den Rother vor die Nase und passen auf, dass er nichts anstellt.“ Sturm: „Dann muss nur noch die Buhmann Fraktionsvorsitzende werden.“ Dupper (schenkelklopfend): „Jetzt übertreib‘s mal nicht. Das ist ja kein Wunschkonzert.“ Großes Gelächter.

Die Chancenlosigkeit der CSU bei der OB-Wahl 2020 hat sich erst so richtig in den letzten Monaten vor der Wahl abgezeichnet, die Chancenlosigkeit der CSU bei der OB-Wahl 2026 zeichnet sich bereits jetzt ab. Sollte der Kandidat nicht mindestens Markus Söder heißen – keine Chance. Wenn man sich als Mehrheitsbeschaffer an einen übermächtigen SPD-Oberbürgermeister verkauft, dann landet man bald da, wo die SPD in der Großen Koalition im Bund gelandet ist.

Zum Schluss noch ein Witz. Dupper, Rother, Dickl und Träger sitzen in einem Flugzeug. Das Flugzeug hat einen Triebwerksausfall und trudelt nach unten. Leider stehen nur drei Fallschirme zur Verfügung. Dupper schnallt sich einen Fallschirm um, sagt: „Ich bin der Oberbürgermeister der schönsten Stadt der Welt, ich muss überleben“ und springt. Dickl schnappt sich den nächsten und ruft im Sprung: „Ich bin der beste Bürgermeister der Welt und zukünftiger OB. Ich muss überleben.“ Sagt Rother zu Träger: „Erika, ohne Dich geht in Passau nichts. Nimm Du den Fallschirm.“ Träger: „Nein, alles gut, wir haben noch zwei.“ Rother: „Wie? Zwei?“ Träger: „Na, der beste Bürgermeister der Welt ist gerade mit meinem Rucksack gesprungen.“

Dein Tölpel


Dienstag, 7. April 2020

Wissenschaftliche Sensation

Neue Studie der Passauer Polizei beweist: Ein mehrstündiger Aufenthalt auf Aussichtsbänken führt zu Corona-Infektionen.

Deshalb: Erstatten Sie bitte umgehend Anzeige gegen Parkbanksitzer bei der zuständigen Dienststelle oder dem Blockwart Ihres Vertrauens.

Samstag, 28. März 2020

Heute mal ohne Satire

Nachdem ja jetzt zum Einen die drei Hochbegabten von der AmSonntag beschlossen haben, Satire zu produzieren und der Präsident zum Anderen von vielen Lesern gebeten wurde, eine Wahlanalyse abzugeben, soll nun einmal so etwas in der Art versucht werden.

Was ist passiert? Vor einem halben Jahr hätte sich wohl kaum ein Passauer – der Oberbürgermeister und seine SPD eingeschlossen – vorstellen können, dass es im März ohne Stichwahl abgeht. Nicht wenige liebäugelten mit einem Wechsel und Steiner war nach der ursprünglichen Belustigungspersonalie Dickl ein immerhin ernstzunehmender Herausforderer. Steiner war entschlossen, geradezu enthusiastisch und entwickelte eine ziemliche Dynamik. Selbst Leute, die noch nie im Leben CSU gewählt haben, dachten mal kurz über Georg Steiner als Oberbürgermeister nach.

Wenige Monate später war Game over – und zwar nicht erst am 15. März, sondern schon einige Wochen vorher. Also – was ist passiert? Natürlich sollte man kurz erwähnen, dass OB Dupper so ziemlich alles richtig gemacht hat. Steiner und seine Sekundanten haben hingegen – sagen wir mal – nicht alles ganz richtig gemacht. Aber was wirklich alle – auch langjährige Politikbeobachter – brutal unterschätzt hatten, war die Bösartigkeit und die Macht der Parteifreunde und des Schmierenjournalismus. Insofern braucht man sich, will man das Wahlergebnis verstehen, nicht mit der SPD beschäftigen. ÖDP, Mangold – geschenkt, war klar. Für die Grünen gilt zur Zeit, was früher für die CSU galt: Hätten sie 44 Salatgurken aufgestellt, wären es auch nicht weniger Sitze geworden. Also sollte man sich mit der CSU beschäftigen.

Steiner hatte – wenn wir wieder an die anfänglich aufkeimende Wechselstimmung zurückdenken – kein gutes Ergebnis. Die CSU holte neun Sitze, drei weniger als vorher: ein ziemlich schlechtes Ergebnis – vorsichtig formuliert. Nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die CSU bayernweit mit minus 5,4 % (in Passau minus 5,7 %) das schlechteste Kommunalwahlergebnis seit kurz nach dem Krieg hatte, die Passauer CSU allerdings 2014 vier Sitze (minus 7,8 %) verlor, während die CSU bayernweit nahezu keinen Verlust hatte. Somit ist der ungeschlagene Wahlverlierer in Prozentpunkten immer noch der damalige Kreisvorsitzende Waschler. Soviel mal zu den harten (sehr harten) Fakten.

Ich mache das jetzt mal wie die AmSonntag und behaupte ohne Namens- und Quellenangabe: Viele langjährige und eingeweihte Beobachter sind sich einig, dass diese Wahl wieder (ohne die Fehler von Steiner und Putzke unter den Tisch zu kehren) großteils von Waschler und seinen willigen, gedemütigten, auf Rache sinnenden Helferlein verloren wurde – und zwar mit System und voller Absicht. Das aktivste Wahlkampfteam für den amtierenden OB waren der Strippenzieher und Dickl and Friends. Steiner hat verloren, die CSU hat verloren, Waschler hat wieder einmal gewonnen und Dickl wahrscheinlich auch. Dem Scheuer ist das zwar alles ziemlich wurst, was in diesem Provinzkaff passiert, er unterschreibt aber vorsichtshalber mal einen Brief – weil eins kann er, der Andi: immer wissen, auf welcher Seite man gerade stehen muss.

So viel Obstruktion und Zerstörung schafft man allerdings nicht, wenn man nur im Haustürwahlkampf Stimmung gegen Steiner macht, da braucht man schon noch die Medien dazu. Und die waren nicht nur willig, die waren richtig heiß. Also zumindest die drei Wortakrobaten, die jetzt im sechswöchigen Corona-Zwangsurlaub mit Dartpfeilen auf Putzke-Fotos werfen. Da war kein Mittel zu schmutzig, kein Thema zu primitiv und keine Ehrverletzung zu abstoßend. Tenor: Der hinterlistige Zuagroaste hat bei uns nichts verloren. Nur für die Chronik: Solche Sachen haben die echt geschrieben. Selbst nach der Wahl konnte man sich das Nachtreten nicht verkneifen und bildunterschriftete: "So sehen Verlierer aus." Wer über ein solch ethisches Grundgerüst verfügt, scheut sich auch nicht, Hetzleserbriefe mit Fake-Namen (Ja, Du, Samuel) zu veröffentlichen. Hinrichtungsjournalismus at its best.

So war das also. Und kaum ist das Ganze mit der neuen CSU vorbei, scharren schon die von der ganz neuen CSU mit den Hufen. Ein Hybrid aus Gewerkschafter und CSUler, ein politisch Diverser also, namens Zwacklmann, der bis dato nur durch Peinlichkeiten auffiel, erklärt heute in der PNP allen die Welt. Aufgepasst, Dickl, der positioniert sich. Kreisvorsitzender von irgendeiner Sekte ist er auch schon. Zwacklmann, geh Du voran.








Sonntag, 15. März 2020

Newsticker zur Kommunalwahl in Passau

Achtung! Der Newsticker aktualisiert sich nicht automatisch. Bitte aktualisieren Sie über Ihren Browser.

20.52 Uhr

Hiermit verabschieden wir uns von unseren Lesern. Das ist uns zu langweilig. Küsschen.

20.25 Uhr

Interessant: Die beiden Kandidaten, die am häufigsten durchgestrichen wurden, haben gemeinsam dreimal den Buchstaben "O" im Nachnamen. Mehr Informationen sind aus Gründen des Wahlgeheimnisses nicht erlaubt.

20.03 Uhr

Dupper bleibt Oberbürgermeister in Passau. Mangold hat sich im Weinkeller eingeschlossen.

18.46 Uhr

Mangold wird Oberbürgermeister. Söder verhängt Ausgangssperre für Passau.

17.47 Uhr

Die ersten Auswertungen der von der CSU-Altstadt entwendeten Stimmzettel liegen vor. Bemerkenswert ist zunächst, dass selbst erfahrene Kommunalpolitiker am komplizierten Wahlsystem scheitern.

So hat ein amtierender Stadtrat ungültig gewählt, weil  er sich selbst 44 Stimmen gegeben, bei zwei Kandidaten seiner eigenen Liste in Druckbuchstaben Schimpfworte notiert und den Stimmzettel mit Vor- und Zunamen sowie der Bezeichnung "Bürgermeisteranwärter" unterschrieben hat.

17.37 Uhr

Wir begrüßen Sie aus dem Wahlstudio von Wahlinfo-Passau. Im Moment ist es in der Innenstadt von Passau ziemlich ruhig. Es laufen lediglich ein paar Untote herum und fressen Spaziergänger.






+++ Eilmeldung +++ Eilmeldung +++ Eilmeldung

Exklusive Einblicke und Ergebnisse demnächst auf Wahlinfo-Passau

(Passau) Nachdem uns von der "WhatsApp-Gruppe CSU-Altstadt" die von ihr heute Nacht aus dem Rathaus entwendeten Briefwahl-Stimmzettel zugespielt wurden, wird Wahlinfo-Passau im Laufe des Abends exklusiv Hochrechnungen und Ergebnisse veröffentlichen. Der Präsident hat mittlerweile natürlich alle gestohlenen Stimmzettel wieder im Rathaus abgegeben.

Eine Warnung der Internet-Polizei:

Achtung! Eine gefährliche Betrügerorganisation versucht als Trittbrettfahrer von der Berühmtheit des Präsidenten zu profitieren. Sie nennt sich wahl.info. Meiden Sie unbedingt diese Website. Es handelt sich um Phishing. Man will Ihren Verstand und Ihre Seele stehlen.


Wahlinfo-Passau erklärt: Wie geht Humor? Teil 2

Heute: Satire

Definition: Kunstgattung (Literatur, Karikatur, Film), die durch Übertreibung, Ironie und [beißenden] Spott an Personen, Ereignissen Kritik übt, sie der Lächerlichkeit preisgibt, Zustände anprangert, mit scharfem Witz geißelt.

Bekannte Publikationen: Simplicissimus, Titanic, AmSonntag

Beispiel (Eberle, AS): "Verkehrs"-Experte, ha ha ha, (Sex-)Tourismus, ha ha ha, Pipi Kacka, ha ha ha! Huren! Huren! Ha ha ha! Ficken! Ficken! Zuagroaster!!! Bruahaha!!!



Dienstag, 10. März 2020

Wahlinfo-Passau erklärt: Wie geht Humor?

Heute: Die Zote (auch AS-Humor)

Beispielswitz:

Warum schreibt in der AS die Artikel über Puffs der Eberle und nicht der Daiminger?

Weil der Daiminger die Nationalität der Nutten nicht kennt.

Bruahaha!

______________

Ergänzung: Auf vielfachen Wunsch der gegenständliche Artikel




Freitag, 6. März 2020

Müsste machbar sein

Teil 8 der PNP-Serie über die Passauer OB-Kandidaten – Heute: Jürgen Dupper, SPD

Was soll ein Oberbürgermeister sein: Macher und Moderator, Erneuerer und Bewahrer, Gestalter, Verwalter, Baumeister, Finanzgenie und noch so viel mehr. Alles und nichts davon ganz will Jürgen Dupper sein: "Es reicht mir, Machiavellist zu sein." Er hat eine ausgeprägte Etiketten-Allergie, wenn er seine Auffassung von diesem Amt erklären soll. Ein Etikett mag er am allerwenigsten: Visionär.

„Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen oder nach Linz oder dahin, wo der Pfeffer wächst.“ Noch einmal sagt Dupper diesen seinen Satz, der ihm von Kritikern vorgehalten wird. Ein OB, der partout keine Vision von Passau haben will? „Was für Kritiker? Ich habe keine Kritiker und ich habe keine Gegner“, herrscht er den Interviewer an. "Oder wie mein Ur-Ur-Großonkel Niccolo Machiavelli gesagt hat: 
Die Menschen sind entweder liebenswürdig zu behandeln oder unschädlich zu machen, denn wegen geringfügigen Unrechts rächen sie sich." Er ist überzeugter Anhänger von Zuckerbrot und Peitsche oder wie er es nennt: "Händeschütteln und Einschüchterung." Das allerdings beherrscht er wie kein Zweiter. "Wissen Sie," grinst Dupper, "ich habe da einen Blick, den übe ich zuhause vor dem Spiegel. Da machen sich der Mangold und der Dickl regelmäßig in die Hose. Oderint dum metuant, wie wir Wasserballer sagen. Sollen sie mich hassen, Hauptsache, sie fürchten mich."

Jeder OB, davon ist der Amtsinhaber überzeugt, will das Beste für Passau. "Aber können tut's halt keiner außer mir." Dupper lächelt jetzt zufrieden und verschränkt die Arme. "Schauen Sie sich doch einmal diese sogenannten Herausforderer an. Leichtmatrosen, Wichtigtuer, Claqueure und Weiber. Die ignoriere ich ja noch nicht einmal." Er muss lachen und schlägt sich auf die Schenkel. "Stellen Sie sich doch einmal diese Grüne oder den Strahlenparanoiker mit der Amtskette des Oberbürgermeisters vor. Das ist doch, wie wenn Sie einem Zwergpinscher ein Bernhardinerfass umhängen." Und was hält er von seinem CSU-Herausforderer Steiner? Dupper zuckt mit den Schultern. "Steiner? Nie gehört. Ich kenne keinen Steiner."

Mit Marketingsprüchen ist in der Kommunalpolitik nichts zu bewegen, sagt Dupper. Er formuliert den Ansatz seines politischen Handelns trotzdem plakativ: „Divide et impera! Das ist auch von Onkel Niccolo. Du musst Posten, Löschfahrzeuge und – so weh es mir selber tut – manchmal auch Watschen verteilen, Du musst Gruppierungen spalten – dann kannst du sauber und ungestört durchregieren."

Der Machterhalt liegt Dupper nah, der Machtverlust fern. „Ich stelle mir da Fragen: Was wäre, wenn es ein Anderer macht? Was wird dann aus Passau?" Er rauft sich schnaubend die Haare. "Ja, was wird dann aus Passau? Ein Wald ohne Handyempfang? Eine Innenstadt in Gelsenkirchener Barock? Oder eine hässliche Industriestadt, in der die Leute den ganzen Tag Torte mit Ribiselmarmelade fressen und Almdudler saufen?"

Geboren 1961, verbringt Jürgen Dupper die ersten zwanzig Jahre in der Bronx von Passau. Er hat eine größere Schwester, einen jüngeren Bruder und eine „sehr glückliche, wunderbare Kindheit“, die großteils im Freien stattfindet, weil Jürgen schon damals für Drinnen zu groß war. Im Kindergarten St. Josef gefällt es Jürgen weniger. "Ich habe immer alle Pausenbrote von den Kindergartengenossen aufgegessen und hatte trotzdem noch schrecklichen Hunger."

In der Schule läuft es deutlich besser. Wegen seiner Größe wird er zum Dauer-Tafeldienst, wegen seiner furchteinflößenden Kraft zu allem gewählt, was er wollte – das ist sein Weg in die Politik. Er interessiert sich bereits damals dafür, irgendwann Oberbürgermeister oder wenigstens Bundeskanzler zu werden und geht 1980 zur SPD, dann auch zu den Jusos, weil es bei der Jungen Union einen gab, der noch größer und noch bärtiger war als Dupper.

1990 wird Dupper für die SPD in den Stadtrat gewählt. "Ich habe ziemlich schnell begriffen, wie das hier läuft und dass der Haufen großteils aus Dampfplauderern, Minderbegabten und minderbegabten Dampfplauderern besteht. Da wusste ich endgültig, dass es nicht so schwer sein kann, den Laden irgendwann zu übernehmen." 2008 ist es dann so weit – wegen mehrerer Alkoholvergiftungen bei Wahlhelfern im Wahllokal Sailerwöhr und den damit verbundenen Auszählungsfehlern wird Jürgen Dupper Oberbürgermeister von Passau.


OB von Passau, der schönste Beruf der Welt also, gibt es denn Schöneres? „Als Bub wollte ich Kaiser von China werden“, sagt Jürgen Dupper. „Aber da musst Du Dich dauernd mit dem Nationalen Volkskongress rumärgern, da hab ich's hier schöner.“






Samstag, 29. Februar 2020

Zeit für eine(n) Tausch?

Teil 7 der PNP-Serie über die Passauer OB-Kandidaten – Heute: Christa Tausch, FDP
Wo sie hintritt, wächst kein Gras mehr. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, spricht ununterbrochen und zusammenhangslos, verdrischt gern Leute, rauft am liebsten im Wirtshaus: Christa Tausch, FDP-OB-Kandidatin und Neustifter Meister im Freistilringen.

Sie bezeichnet sich selbst als recht zufriedenen Menschen. „Das strahle ich auch aus, glaube ich. Bei mir ist das Glaserl immer mindestens halbvoll. Spätestens dann wird nachgeschenkt.“ Sie kann austeilen und einstecken, ist oft impulsiv. „Manchmal bin ich wie..., wie eine Rakete – nein, eigentlich bin ich ein Vulkanausbruch!“, beschreibt sie sich selbst, lacht dann aber so, dass draußen vorm Fenster die Kühe umfallen. Auch ihre Mama kann nicht an sich halten. „Ein Vulkanausbruch“, brüllt sie und schüttelt laut lachend den Kopf, dass die Gläser aus den Regalen purzeln. „Meine Lache habe ich von ihr“, entschuldigt Tausch amüsiert. „Meine Größe vom Papa und die unbändige Kraft, seit ich als kleines Mädchen in ein Fass Zauberstarkbier gefallen bin.“

Der „Tausch-Clan“, wie die hochgewachsene OB-Kandidatin mit der Löwenmähne ihre Familie nennt, hält zusammen. Mit ihrem Bruder wuchs die 49-Jährige in Neustift auf, die beiden finanzierten sich bereits ihre Kindergartenzeit mit Schutzgelderpressung und Bare-Nuckle-Boxkämpfen.

Nach dem Besuch der Volksschule Neustift – sie liegt vom Elternhaus nur einen Hinkelsteinwurf entfernt – und dem Wechsel nach Niedernburg, wo Tausch Abitur machte, absolvierte sie ein Studium für den gehobenen Verwaltungsdienst. "Ich wollte irgendwas Langweiliges machen, weil lustig bin ich selber." 25 Jahre arbeitete sie im Passauer Rathaus als Verwaltungsoriginal, zuletzt schaffte sie es bis zur Ober-Nervensäge des Oberbürgermeisters. Bis, ja bis ihr das „Kompetenzgerangel“ zu viel wurde, sagt sie, "der OB hat einfach meinen Führungsanspruch nicht akzeptiert." Da wechselte Tausch nach Künzing. "Der Bürgermeister dort frisst mir aus der Hand. Wenn ich nur die Augenbrauen hochziehe, fängt er an zu stottern. Wenn ich die Hand hebe, versteckt er sich unterm Schreibtisch." Tauschs Lachen erreicht jetzt Stärke 6 auf der Richterskala.

Parteifrei sitzt sie seit 2014 für die Grünen im Stadtrat. In diesem Jahr dann der überraschende Wechsel zur FDP. "Überraschend? Was soll da überraschend sein? Da muss man ja schon sehr verzweifelt sein, wenn man mich zur OB-Kandidatin macht. So kam nur die FDP in Frage."

Von Grün zu Gelb, geht das so leicht? „Alles geht, wenn man nur das richtige Leck-mich-am-Arsch-Gefühl hat“, findet Tausch. „Und was mich auszeichnet, ist, dass es mir grundsätzlich wurscht ist, was die Anderen denken.“

Als Oide-Dult-Fan und Schatzmeisterin im Goaßmaß-Förderverein bezeichnet Tausch v.a. die Kultur als ihr „Steckenpferd“. „Im Bereich Kultur passiert einfach zu wenig. Wir brauchen viel mehr Dulten. Das zu ändern ist u.a. ein Grund für mich, Oberbürgermeisterin zu werden.“ Sie wäre die erste Frau an der Stadtspitze. Ob dazu schon die Zeit reif ist? „Jawohl. Es ist  Zeit für eine Dult-Bürgermeisterin“, verrät die OB-Kandidatin ihren Wahl-Slogan.

Auf Plakate an den Straßenrändern verzichtet sie. „Nur weil ich von einer Laterne lächle, wählt mich doch niemand. Bevor ich ein Plakat hinbigg’, geh’ ich lieber ins Wirtshaus, setz die Leute unter Druck. Wenn ich im Westen nicht mindestens 50 Prozent kriege, foit der Watschenbaum um“, mahnt sie mit erhobenem Finger.




Dienstag, 25. Februar 2020

Historiker, Stadtfuchs,... Bürgermeister?

Teil 6 der PNP-Serie über die Passauer OB-Kandidaten – Heute: Matthias Koopmann, PaL

In der Wohnung von Matthias Koopmann steht Matthias Koopmann. Frisch ist er nicht mehr, die Arme hängen schlapp herab und verdecken fast den Degen, der an seinem Gürtel baumelt. Kein Wunder, die besten Jahre sind ja schon eine Weile vorbei. Koopmann lächelt und zuckt entschuldigend mit den Schultern. „Ich musste mich heute Nacht mal wieder an ein Haus ketten.“ Denn als Ruinenretter gebe es eben unheimlich viel zu tun.

Dass der gebürtige Gelsenkirchner, der Passau seit 25 Jahren seine Heimat nennt, im malerischen Lindental lebt, passt zu ihm. Der Neubau, in dem er wohnt, eher nicht. Zu Koopmann, Jahrgang 1935, passen doch eher Ruinen. Hartnäckiger und lautstärker als er setzt sich wohl keiner in der Stadt für verfallene Hütten ein. 

Doch in der Wohnung zeigt sich schnell, wes Geistes Kind der Kulturhistoriker ist: Die Wände, die noch nicht von Bücherregalen voll mit Büchern wie "Die drei Musketiere", "Die Jungens von Burg Schreckenstein" oder "Die 120 Tage von Sodom" sind, ziert Kunst. Er zeigt sie gerne her, seine Schätze, und wenn er – hochgewachsen, nackenlange Haare unterm Helm, in seiner Wohlfühl-Ritterrüstung – durch seine Behausung führt, wirkt er wie ein Ritter der Kokosnuss, der gerade von seiner Therapiesitzung kommt. An der Wand steht das erste Wandelbild des Isenheimer Altars, das er erst kürzlich bei einem spektakulären Einbruch aus dem Museum Unterlinden in Colmar entwendet hat.

Seine Liebe zur Kunst und zum Zeichnen habe er mit fünf Jahren entdeckt. Einer seiner vielen Onkel habe ihn einmal zum Spazierengehen ausgeführt, auf eine Burg. Und die hat der kleine Matthias dann gezeichnet. Das Ergebnis fand Gefallen – allerdings nur bei ihm. "Das ist oft so bei mir. Ich finde immer alles ziemlich gut, was ich mache. Nur leider...", bricht er nachdenklich ab.

Heute zeichne er nur noch ab und an, manchmal küsse ihn sogar im Stadtrat die Muse, „wenn ich wieder mal kein Wort von dem verstehe, was die Anderen reden und das ist oft“. Die Liebe für die Kunst aber, die blieb. Genau wie sein Faible für alte Gebäude.

Sein erstes Denkmal habe er als 14-Jähriger gerettet, erzählt er stolz. „Da sollte ganz in der Nähe ein alter Verteilerkasten abgerissen werden.“ Also startet er als Gymnasiast eine Petition und legt sich mit dem Bürgermeister an. „Der war übrigens auch SPD-ler, wie hier“, sagt Koopmann bedeutungsschwanger. Und tatsächlich: Der Verteilerkasten steht heute noch und hat sogar einen Namen bekommen: Fools Memorial.

Nach dem Abitur studiert er in Bochum und Bonn Renitenz und Querulanz. Nach dem Magisterabschluss – „mit Auszeichnung“, betont er – beginnt er 1992 seine Promotion zum Dr. rer. contra. Dann kommt ihm Passau in die Quere. Gekommen war er damals, 1995, eigentlich nur, weil er gehört hatte, in Passau wolle man den Dom abreißen und ein Parkhaus bauen. Das stellte sich aber als ein von der Gelsenkirchener Bürgerschaft gestreutes Gerücht heraus, um ihn loszuwerden. 

Schnell macht sich der junge Kulturhistoriker einen Namen als Nervensäge in der Stadt. 2001 macht er sich als historisch-kultureller Dienstleister mit seinen kostümierten Stadtführungen selbstständig. Der „Stadtfuchs“ war geboren.

2002 kandidiert er für den Stadtrat – und wird versehentlich reingewählt. Seit 18 Jahren sitzt er nun im Gremium rum.

Obwohl er nun schon so lange in der Politik mitmischt, ein „politischer Mensch“ im landläufigen Sinne sei er nicht. „Ich interessiere mich für den ganzen Quatsch eigentlich gar nicht, aber ich kann ja nicht den ganzen Tag nur mit Stulpenstiefeln rumlaufen“, sagt er, im Gegensatz zu denen, die er etwas verächtlich als „Berufspolitiker“ bezeichnet.

Und doch lässt er sich zum OB-Kandidaten der Passauer Liste wählen. Warum? „Keine Ahnung. Fragen Sie mal einen Narzissten, warum er tut, was er tut.“ 

Fühlt er sich denn noch als Gelsenkirchner oder nur noch als Passauer? „Ganz klar: Ich bin Passauer“, sagt Koopmann. „Und zwar schon seit...“ – er blickt auf, fast erschrocken. „Das sind ja jetzt genau 25 Jahre! Silberhochzeit in wilder Ehe!“ 

Er schäumt vor Begeisterung als ihn ein Geistesblitz trifft. Er holt seine Wahlkampf-Visitenkarte, legt sie auf den Tisch und deutet auf den Slogan. „Feindliche Übernahme“ steht da. „Das fällt mir jetzt erst auf. Genau das war ein Buchtitel von Thilo Sarrazin.“ Er muss lachen. „Das wird dem Herrn Dupper sicher gefallen.“ Oder wahrscheinlich eher ziemlich egal sein.




Donnerstag, 20. Februar 2020

Der gibt keine Ruhe

Teil 5 der PNP-Serie über die Passauer OB-Kandidaten – Heute: Georg Steiner, CSU

Georg Steiner ist ein Störenfried. "Das ging schon in der Schule los", kichert Steiner, "nachdem ich beim Völkerball immer als letzter in die Mannschaft gewählt wurde und als erster ausgeschieden bin, wollte ich zumindest Klassensprecher werden." Als das im ersten Anlauf nicht klappte, erklagte er sich vorm Verwaltungsgericht die Absentenheftführung, weil er nachweisen konnte, dass er als Einziger nie krank war. "Im Jahr drauf war ich dann vorbereitet", erzählt Steiner, "da habe ich kurz vor der Klassensprecherwahl ein Mailing mit Zettelchen unter der Bank organisiert, in der Pause eine Runde Bienenstich ausgegeben, dem Amtsinhaber Rizinusöl in die Caprisonne getan und dann, während der arme Kerl austreten war, die Wahl knapp gewonnen." Steiner schüttelt sich vor Lachen. "Für diese Volte hat mir der Schulleiter meinen ersten Ehrenprofessor verliehen."


Er kann keine Ruhe geben. Steiner hat den Job als Klassensprecher bekommen. Er hat immer jeden Job bekommen, auch wenn das gar kein geplantes Ziel war. Platzanweiser bei den EW, Stadtführer und immer wieder Direktor. „Wenn ich beseelt bin, mache ich alles, vom Handtaschenmodel bis zum Tourismusdirektor. Geld ist dabei keine Motivation – Hauptsache Direktor!“

Anders in der Politik. Da landete Georg Steiner nicht immer auf dem Platz, den er gern gehabt hätte. Das führte ebenfalls zu Veränderung, für ihn und vor allem für seine Gegenspieler. Dass der Passauer CSU 1990 das Amt des Oberbürgermeisters aus den Händen glitt, hatte damals noch nichts mit einem gewissen Gerhard W. zu tun, der erst später sein Scherflein zu legendären Wahlniederlagen beitragen sollte. Viel mehr freilich mit der CSU als Chaostruppe selbst. 

Die Geschichte ist oft erzählt und lange her: Steiner durfte damals bei der CSU nicht für den Stadtrat kandidieren, weil er wieder irgendwo Direktor und seinen "Parteifreunden" schon damals klar war, dass er binnen kürzester Zeit die Partei an sich ziehen und umkrempeln würde. Also gründete er die "Neue Steiner-CSU" (damals Bürgerliste), wurde mit ihr von der Stadtratswahl 1990 ausgeschlossen, erklagte die Wahlwiederholung 1992, zog dabei für die Bürgerliste in den Stadtrat ein und erhielt den zweiten Ehrenprofessor für seine Verdienste um das kommunale Störenfriedtum und zwar summa cum laude.  Wie lange das her ist, zeigt sich daran, dass sich außer Steiner und dem Verfasser dieser Zeilen kein Mensch mehr daran erinnert.

Er ist längst in Frieden zur Partei zurückgekehrt, wurde 2014 mit einem Sprung von Listenplatz 15 auf 9 erneut Stadtrat, diesmal für die CSU, und übernahm später auch den Kreisvorsitz. Da war es dann mit dem Frieden auch schon wieder vorbei. Ob man es als Kalten Krieg bezeichnen kann, was da aktuell in der CSU passiert? "Mei, Kalter Krieg, ich bin im Kalten Krieg aufgewachsen und das war eigentlich eine recht harmonische Zeit im Vergleich..."

„Ich bin kein Berufspolitiker“, stellt Steiner fest. "Ich bin Macher von Beruf. Wenn ich in die Politik gehe, will ich Chef sein. Und wenn es bei der Wahl im März nicht reicht, klage ich den Mangold halt weg. Der ist ja nicht mal Professor. Holm hat da schon eine 700-seitige Klageschrift für den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte vorbereitet. Ich bin da sehr zuversichtlich – hat ja immer geklappt."

Georg Steiner ist ein großer Eishockey-Fan: "Keine Ahnung, worum es da geht. Ich habe ja Völkerball schon nicht kapiert. Aber mit Eishockey kann man super den OB ärgern." Er spielt Posaune, gründete in Heining die Bläsergruppe, hat eine Ehrenprofessur in Kirchenmusik. Seine größte Freude ist bis heute seine Handtaschensammlung. Als der Vater für die ostbayerische Stromversorgung nach Passau ging, waren die fünf Steiner-Geschwister Passauer und speziell Heininger geworden. "Ich sag immer: Man bringt den Mann raus aus Heining, aber Heining nicht raus aus dem Mann."


Auf Managementseminaren hat er gehört, dass es wichtig ist, dreimal am Tag "Tschakka" zu rufen. Das glaubt er nicht: "Dschingis Khan hat gesagt: Nicht ewig freut man sich der Ruhe und des Friedens, und doch ist Unglück und Zerstörung nicht das Ende. Wenn das Gras vom Steppenfeuer verbrannt wird, sprießt es im Sommer wieder aufs neue." Steiner blickt mich durch die Brille verschwörerisch an: "Und dieser Mann hatte es nicht nur mit ein paar durchgeknallten Ortsverbänden zu tun."

Mittwoch, 19. Februar 2020

Oberbürgermeister für Passau Steiner

... wird sich noch ein bisschen hinziehen...

Dienstag, 18. Februar 2020

Die Schwachen liegen ihm stark am Herzen

Teil 4 der PNP-Serie über die Passauer OB-Kandidaten – Heute: Josef Ilsanker, Die Linken

Er hat enorm abgenommen, argumentiert mit geschliffener Rhetorik, trägt meistens Schwarz, betont den sozialen Schwerpunkt seiner Politik, hat keinen Studienabschluss und schaffte es trotzdem in ein Parlament – Grüß Gott, Herr Dupper?

Nicht ganz. Josef Ilsanker (44) weist viele Parallelen zum amtierenden Oberbürgermeister auf, das stimmt. Aber der Chef der Passauer Linken ist weit davon entfernt, eine Kopie des Ober-Sozialdemokraten zu sein. 

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Das ist lustig genug. Leider nicht zu toppen.




Montag, 17. Februar 2020

Die Marathon-Frau

Teil 3 der PNP-Serie über die Passauer OB-Kandidaten – Heute: Stefanie Auer, Die Grünen
Wenn sie einen Raum betritt, dann fällt sie auf. Im zweiten Stock im Schöffberger, einem kleinen Café nahe des Doms, ist das nicht anders. Als sie die Treppe raufkommt, fallen sofort ihre schlohweiß gefärbten Haare auf, die ihr Gesicht einrahmen wie ein Helm. Ihr roter Wams und die schwarzen Stulpenstiefel lassen die Frisur noch gleißender wirken, genau wie das schwarze Piercing in ihrem Lippenbändchen, das hervorblitzt, wenn sie lacht. 


Hier, zwischen Englisch sprechenden Studenten, Nierentischen und Prozellannippes an der Wand, wirkt die junge Frau zugleich fehl am Platz und genau richtig. Ein benachbarter Gast aus dem Steinweg, der gerade wieder einmal wahllos Leute anpöbelt, mustert sie von oben bis unten: "Hä, Prinz Eisenherz, gehst in Fasching?" Mitleidig sieht sie ihn an: "Mach kein Auge, Oida, Lachkick. Trigger mich nicht." Das ist Stefanie Auer von den Grünen, Passaus jüngste OB-Kandidatin.

Eine waschechte Passauerin ist die 33-Jährige. Das merkt man, wenn sie spricht. Am Donnerstag stand sie bei der großen Podiumsdiskussion mit ihren sieben Kontrahenten am Rednerpult. Auer und Christa Tausch waren dabei die Einzigen, die Bairisch geredet haben. „Das ist für mich ganz normal“, sagt sie. „So reden wir hier eben.“ (Anmerkung des Lektorats: Kann Jürgen Dupper auch Nicht-Bairisch reden oder war der nicht dabei?)

Ihre ganze Jugend hat sie in ihrer Geburtsstadt verbracht. Am Inn rumliegen, Zeugs rauchen, Bierdosen nach Nazis werfen oder Wände anschmieren – was man halt als Jugendlicher in der Kleinstadt so macht, wenn man sich gerne die Haare färbt und Frenula pierct. 

Nach dem Abitur entscheidet sie sich für den Journalismus. Leider landet sie bei der PNP.„Irgendwann“, schüttelt es sie, „habe ich mich aber gefragt: What the fuck...?“

Ab 2009 studiert sie Rechtswissenschaften in München. Das habe viel mit dem Journalismus gemein, findet sie: „Für den Journalismus kann man faul und doof sein, für Jura halt nicht mehr faul.“

Während des Studiums lernt sie ihren späteren Ehemann kennen, aber nicht in der Stadt, „sondern – ganz klassisch – auf einer Party“. Und zwar in Hengersberg. Beide einte von Anfang an ein Faible für die Musik, auch wenn es in diesem Fall eher seltsame Musik war: „Es lief 'Komm ma lecker unten bei mich bei' von Eisenpimmel in Endlosschleife. Wir haben dazu total eng getanzt und zärtlich geknutscht.“ Ihr Liebeslied lief dann sogar bei der standesamtlichen Trauung, „seitdem fahren Oma und Opa auf jedes Eisenpimmel-Konzert“.

Ein Jahr nach Studienbeginn kehrt sie als fertig ausgebildete Rechtsanwältin nach Passau zurück. In einer Partei ist sie da noch nicht. Ihr politisches Engagement beginnt erst, als 2016 ihre Hanfpflanze an saurem Regen stirbt und ihr ein wildfremder Mann in der Kneipe unaufgefordert die Tür aufhält. Da sei ihr klar geworden: „Ich muss mich engagieren.“

Nur dreieinhalb Jahre später wählen die Passauer Grünen sie zur OB-Kandidatin. „Genau das zeichnet uns aus“, findet Auer, „kaum sind die zwei alten Schlachtrösser und der Bärtige rausgebissen, fällt uns schon wieder neuer Quatsch ein.“

Anstrengend sei er schon, der Wahlkampf, auch der weitere Aufbau ihrer eigenen Kanzlei laufe derzeit nur „mit Handbremse“.

Doch Auer mache das nichts aus: „Ganz im Ernst: Wenn Sie Ihre Mutter im Gartenhäcksler geschreddert, 1,8 Millionen Steuern hinterzogen haben oder sich von Jeff Bezos scheiden lassen wollen, kommen Sie dann zu mir? Da gehen Sie doch zu einem richtigen Anwalt. Und von den ganzen Gratlern mit Prozesskostenhilfe kann ich nicht leben. Jetzt werde ich halt Oberinnenbürgerinnenmeisterin."

Auch daran, dass sie − 33 Jahre jung, Frau mit gefärbten Haaren – so gar nicht dem Klischee eines niederbayerischen Bürgermeisters entspricht, verschwende sie keine Gedanken. Das schlägt sich auch in einem ihrer großen Wünsche für Passau nieder: ein diverser, queerer, gegenderter, Pogo tanzender Stadtrat ohne alte Säcke. „Der Unterbau muss jünger und weiblicher sein“, fordert Auer. „Junge weiße Frauen statt alter schwarzer Männer – also ersteres natürlich auf die Haarfarbe und zweiteres auf die politische Ausrichtung bezogen," grinst Auer. "Warum engagieren sich ein Dickl oder ein Scheuer eigentlich nicht im Seniorenbeirat statt im Stadtrat?"

Das Gespräch ist beendet, Auers Arbeitstag geht weiter. „Jetzt geht’s erst mal zum Inn. YOLO!" Stefanie Auer braucht ihre Entspannungsphasen.