Dienstag, 6. März 2018

Hier die beiden letzten Kolumnen aus dem Bürgerblick

Bürgerblick März 2018

Angedacht und aufschoben                                   

Lieber Tölpel!

In der PNP habe ich gelesen, dass Passau jetzt das Prädikat „demenzfreundliche Stadt“ trägt. Das fand ich interessant, ist ja aber nichts neues. Der Passauer ist nämlich schon über die Maßen demenzfreundlich. Er lässt sich zum Beispiel in regelmäßigen Abständen von der Stadtverwaltung ein Marketingkonzept vorlegen und merkt nicht, dass da immer das Gleiche, bzw. eigentlich gar nichts Substanzielles drin steht. Weiter geht das demenzfreundliche Spiel dann wieder spätestens im Kommunalwahlkampf zur Wahl 2020.

Da fordern dann wieder sämtliche Stadtratsbewerber ein modernes Marketingkonzept, ein Tourismuskonzept, ein kombiniertes Marketing-Tourismus-Konzept, ein Verkehrskonzept, ein Kongressstadt- und Messekonzept und irgendwas Schönes mit Wasserspielen in der Innenstadt, um das alles spätestens im April 2020 wieder demenzfreundlich zu vergessen. Abgesehen davon – frag mal unsere 44 Stadträte, pardon: Stadtratende (so viel Gender-Bewusstsein muss sein), was denn ein Marketingkonzept sein könnte oder was sie sich zumindest darunter vorstellen. Genau – da werden die meisten bloß blöd schauen. Da könnte man sie ja gleich fragen, ob sie eine Bilanz lesen können oder wissen, was Außenbereich bedeutet.

Dem Konstrukt „Konzept“ wohnt ja sui generis das Problem inne, dass, selbst wenn etwas Vernünftiges drin stünde, das noch lange nicht heißt, dass es auch irgendwann mal zur Umsetzung kommen muss. Der Sinn des Konzepts ist ja auch eher der, ganz ordentlich besoldeten Verwaltungsbeamten eine Existenzberechtigung zu geben. Zentrale Forderung eines solchen Konzepts (wie eben auch des gegenständlichen Marketingkonzepts) ist übrigens axiomatisch, dass mindestens eine, besser mehrere Arbeitsgruppen sowie ein Beirat gegründet werden sollen. Immer, ohne Ausnahme. Merke: Ein Konzept ohne Arbeitsgruppen und Beirat ist kein Konzept. Die Arbeitsgruppen und der Beirat machen das dann schon mit dem Stadtmarketing – also wenn sie dann mal gegründet sind.

Und dann meint der Steiner frech, dass er hier veräppelt wird. Hat der noch nichts von der demenzfreundlichen Stadt gehört?

Deine Kathi


Liebe Kathi!

Der Steiner hat übrigens im Bezug auf die Tourismuszahlen auch gesagt, dass die Stadt hier stolz auf etwas ist, was sie im besten Fall nicht verhindern kann. Ich würde noch weiter gehen. Schicken wir doch die städtischen Tourismus-Experten (sic!) mal zwei Jahre in den Urlaub (sic!) und dann schauen wir uns an, ob sich irgendwas geändert hat oder ob ein Tourist weniger gekommen ist. Das wäre doch einmal ein revolutionäres Konzept (sic!) und zwar eins ohne Arbeitsgruppen und Beiräte. Wenn sich das Ganze bewährt, schaffen wir dann auch gleich noch den Stadtentwicklungsausschuss ab. Und den Wirtschaftsausschuss und den Kulturausschuss. Und dann vielleicht noch die SPD-Fraktion, weil die braucht der Oberjürgen auch nicht so dringend.
Der findet es übrigens hochnäsig, wenn man sich über Original Passau Cuckoo Clocks aufregt. Ich habe auf Mallorca mal eine Mädchengruppe am Strand gesehen, die ist um eine Schwimminsel herum gelegen, die in der Mitte einen Zwei-Meter-Penis hatte. So etwas könnte man doch hier auch verkaufen. Original Passau Flood Lifeboat. Oder Heilwasser. Heilwasser geht immer gut. Ich schwöre, ich hatte letzte Woche um halb drei Uhr früh eine Marienerscheinung an der Donau. Organic Passau Healing Water, bishop-consecrated quality, der Liter im Sale zu 9,99.

Apropos demenzfreundlich. Nachdem ja derzeit zumindest nicht ausgeschlossen ist, dass der Scheuer Andi Verkehrsminister wird, müsste man sich da nicht daran erinnern, dass es in den letzten Jahren haufenweise Ideen und Forderungen bzgl. Anger, Tunnelbauten und Parkkonzepten gab. Die sollte man aber jetzt schleunigst zusammentragen und –schreiben, weil sonst bringt die Ära Scheuer nur ein Verkehrsprojekt: die Nordtangente. Aber ich fürchte, das andere Verkehrskonzept wird erst fertig, wenn der Andi in Pension geht.

Verkehrsprobleme sind mir schnuppe, ich bilde eine Arbeitsgruppe. Und weil gut Ding halt Weile hat, gibt’s auch noch den Verkehrsbeirat.


Dein Tölpel

___________________________

Bürgerblick Februar 2018


Abgekotzt und aufgelaufen                                   

Lieber Tölpel!

Konservengeneral Gargamel Greipl hat mal wieder das getan, was er am liebsten macht. Sich selbst in Szene gesetzt, herumgeschimpft und dem überregionalen Süddeutschenleser mitgeteilt, was er ansonsten meist nur auf lokaler Ebene herausbellen darf: Alles Deppen außer Greipl. Oder anders gesagt: Die Stadt schläft, Greipl wacht. Leider macht das ein Mitglied des Mangold-Versorgungsclubs mit dem Ö nicht glaubwürdiger, wenn er in der SZ groß auf die Pauke haut und zuhause nicht nur mit seinen Gesamtstadtrats-, sondern auch mit seinen Fraktionskollegen hilflos abwartet, was in der Stadt weiter so passiert.

In einem hat er ja recht: Natürlich ist der Passauer ständig genervt von schlurfenden Untoten, die die Altstadtgassen verstopfen. Natürlich hätte man lieber andere Geschäfte als Kuckucksuhren- und Deppenhut-Shops zwischen Paulusbogen und Ortspitze. Und selbstverständlich sind dauertuckernde Schiffsmotoren eine Zumutung für jeden Bürger, die man schnellstmöglich zumindest auf ein Mindestmaß beschränken sollte. Aber sich hinzustellen und zu postulieren, die Stadt müsse das stoppen und den Tourismus regulieren, ist ein bisschen arg einfach. Dann soll er halt bitte einen Vorschlag machen, der Konservengeneral a.D., wie man das regulieren könnte und nicht so tun, als gehöre er nicht zur „Stadt“.

Was soll denn bitte die Lösung sein? Ein Dackelmuseums- und Kuckucksuhrenverbot in der Altstadt? Oder glaubt jemand, eine Kontingentierung von Kreuzfahrtschiffen würde dazu führen, dass statt Kuckucksuhren Kunsthandwerk und statt Leberkäs-Kraut-Burgern Bio-Gemüse verkauft wird? Vielleicht hätte man schon vor vielen Jahren darüber nachdenken sollen, wie man anspruchsvollere, wertschöpfendere und damit „wertvollere“  Touristen nach Passau bringt. Und ganz bestimmt kann man sich nicht über Touristenschwärme in der Altstadt aufregen und ihnen gleichzeitig die Seilbahn zum Oberhaus verweigern.

Aber ist da überhaupt noch wer dagegen? Ach ja, stimmt – die ÖDP.

Deine Kathi


Liebe Kathi!

Gut gegeben. Allerdings würde ich noch gerne ein paar Ergänzungen anbringen. Von Greipl und seinen orangefarbenen Kumpels hat man tatsächlich keine Verbesserungsvorschläge gehört. Trotzdem ist halt nicht der Konservengeneral OB (puh, ich will es mir gar nicht vorstellen), sondern immer noch der Oberjürgen. Die ganze Geschichte mit einem „Schmarrn“ abzutun und damit anzudeuten, alles wäre in bester Ordnung, ist da schon auch etwas dürftig. Außerdem – die Stadtführer, die sich jetzt über den Greipl aufregen, könnten selbst viel zur, zumindest leichten, Entspannung der Situation beitragen, wenn sie ihren River-Cruise-Zombies klar machen würden, dass es den Locals immer pressiert und die jetzt hier mal schnell vorbei müssen.

Faschingsprinz Söder war übrigens in Passau und hat gleich mal wieder jedem alles versprochen. Genauso, wie es halt der CSUler seit jeher macht und wie es ebenfalls seit jeher beim CSU-Wähler (bis vor kurzem zumindest) mit Begeisterung aufgenommen wird. Mehr Polizei, mehr Unterstützung für Eigenheimbauer und Pflegende von Angehörigen, mehr Förderung für den ländlichen Raum, kurz: mehr Freibier für alle. Der Nicht-CSU-Funktionär fragt sich da allerdings schon, wer denn bisher in Bayern an der Regierung war (Alleinregierung!) und warum die das nicht schon alles früher mal gemacht haben. Aber warum sich mit kleingeistiger Kritik aufhalten, wenn es doch wieder so schön war.

Der Waschler durfte dann natürlich ein bisschen Konzerthaus, neue Behörden und noch mehr Freibier für alle „fordern“, Holm Putzke durfte sich als Kommunalpolitiker im Praktikum profilieren und auch was fordern: z.B. Straßen, Weltfrieden, das Oberbürgermeisteramt in Passau und der Scheuer Andi hatte wieder mal eine tolle Frisur und ließ gönnerhaft die anderen schaulaufen. Business as usual.

Und jährlich grüßt das Murmeltier.

Dein Tölpel