Lieber Tölpel!
Als ich kürzlich den SPIEGEL aufgeschlagen habe, hat mich fast der Schlag getroffen. Stieß ich doch beim Durchblättern auf einen Artikel, in dem es um eine Charity-Dame ging, die angeblich Spendengelder unterschlagen hätte. Das gibt es doch nicht, dachte ich schockiert, schon wieder Neider und Missgünstige, die das aufopferungsvolle Lebenswerk unserer großen Wohltäterin mit schmutzigen Lügen besudeln wollen. Die es in ihrem Neid nicht ertragen können, dass eine bescheidene Frau aus der Provinz mit einem großen Herzen jedes Jahr hunderte und aberhunderte von Euro für die Bedürftigsten unter den Bedürftigen einsammelt und das alles, ohne sich selbst in den Vordergrund zu drängen. Und bestimmt steckt wieder dieser destruktive Brunner dahinter. Als ich dann bemerkt habe, dass die Geschichte ganz woanders passiert ist, da war ich vielleicht froh!
Froh, ja geradezu fröhlich bis sehr amüsiert war ich auch, als ich den Artikel über die Inszenierung "Rose" im Theater an der Rott gelesen habe. Ich weiß nicht, was mich mehr belustigt hat. Die Tatsache, dass ein Intendant mit Missionierungsdrang in der tiefsten Provinz südlich von Lappland einen transsexuellen Pornodarsteller gibt, der mit mehr Männern schläft als "in der Bibel herumlaufen." (Steht so in der PNP vom 25.03.2013. Aber was heißt das?) Oder habe ich mich noch mehr auf die Leserkommentare gefreut, die teilweise wortwörtlich so ausgefallen sind, wie ich es beim Lesen des Artikels schon gewusst habe? Oder war das Schönste doch der Satz des PNP-Rezensenten, wonach die Tatsache, dass Rottal-Rose in der Szene im Innenraum einer Kirche mit gespreizten Schenkeln auf dem Rücken liegt und einen Koitus imitiert, einen "unnötigen Tabubruch" darstellt? Hä? Wieso Tabubruch? Weil das Auf-dem-Rücken-liegen eine in Kirchen eher ungebräuchliche Sexualpraktik darstellt? Da fällt mir der Witz mit den Ministranten und dem Mittelscheitel ein. Aber lassen wir das.
Es ist halt alles eine Geschmacksfrage. Der eine mags von vorn, der andere von hinten. Einer bevorzugt Cannabis, mancher trinkt gern fünf Mass Bier. Manche stehen auf Sichtbeton und manche mehr auf Selbstkasteiung. Jeder wie er's mag, alles menschlich. Jetzt darf natürlich auch ein Aushilfsbürgermeister der Meinung sein, dass Sichtbeton im öffentlichen Raum nicht so schön ist. Das darf er sogar sagen. Was er eigentlich nicht machen sollte, ist, so zu tun, als spräche er als Repräsentant der Stadt Passau und zu suggerieren, er, also die Stadt, würde zukünftig keine Sichtbetonbauten mehr genehmigen. Da übernimmt er sich nämlich ein bisschen. Warum mich das nervt? Weil die in die Kritik geratenen Bauwerke aber ganz bestimmt nicht zu den hässlichsten in Passau gehören. Und wenn wir schon beim Stammtisch-Populismus sind: Ich finde die Skulpturen am Europaplatz und am Anfang der Fußgängerzone seit Jahren scheußlich. Kann man die bitte mal wegmachen?
Was ich auch scheußlich finde und schon seit Jahren anprangere, ist, dass weder ein Teil des PNP-Journalisten-Nachwuchses noch die AmSonntag-Redaktionsleitung die unterschiedliche Anwendung von "das" und "dass" beherrschen sowie auch sonst regelmäßig erhebliche Grammatikschwächen aufweisen. Eher drollig finde ich dann schon wieder manche Formulierungsskurrilitäten. So übertitelt eine junge Redakteurin den Artikel über ein Verlinkungsproblem auf passau.de mit "Von der städtischen Homepage direkt zu leichten Mädchen". Leichte Mädchen, so so. Sagt man das jetzt wieder? Und wenn sie an der Straße stehen – Bordsteinschwalben? Hetären, Kokotten, Kurtisanen? Und was macht man eigentlich mit denen? Liebe? Schlafen? Verkehren? Unzucht? Oder doch: bumsen? Ich finde letzeres. Wer "leichte Mädchen" sagt, muss auch "bumsen" sagen. Und hundertmal den Satz schreiben: "Ich darf nicht verklemmt sein, wenn ich eine große Journalistin werden will."
Hauptsache, wir schnackseln gern, gell, mein Tölpel!
Deine Kathi
Liebe Kathi!
Jetzt hast Du mir so viele Stichworte gegeben, dass ich gar nicht mehr weiß, wo ich anfangen soll. Ein kluger Mann und begnadeter Schreiber hat mir erst vor ein paar Tagen gesagt, er wolle nicht immer auf seine Sexualität reduziert werden. Aber worauf soll ich denn z.B. die Rammerschen Tölpeleien in der PNP sonst reduzieren als auf schlechten Sex? Was kann der Grund sein, dass man sich über Sichtbeton aufregt oder über ein paar gefällte Bäume an der Ilz (wo man ansonsten den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht?) außer schlechter Sex? Oder anders: Wenn man das neue Foto vom Danninger sieht und dann noch seine abgefahrenen Kommentare liest, weiß man sofort – dieser Mann hat nicht nur außergewöhnlich guten Sex, sondern er kann sich auch aussuchen, mit wem. Und dann gibts da noch diese Dame, deren Name sich ein bisschen so anhört wie Cuckold-BDSMinger. Aber lassen wir das.
Zum Thema skurrile Formulierungen. In einem PNP-Artikel über den Aufgriff eines Mannes, der fünf Gramm Marihuana (also nicht 500 Gramm Heroin!) mit sich führte, an der Autobahn durch Schleierfahnder, fand sich der Satz: "In einer Zigarettenschachtel und in seiner Hose befand sich das Rauschgift." Das Rauschgift! Geht's denn nicht eine Nummer kleiner? Auf einem einzigen Tisch beim Starkbieranstich findet sich in den Masskrügen mehr Rauschpotenzial als in der Hosentasche des Marihuana-Verbrechers. Da passt auch noch sehr gut eine andere PNP-Überschrift dazu: "Regionale Fahnder teils 'atypisch' eingesetzt". Da fragt sich dann nur, was "atypisch" ist. Wenn vom Steuerzahler bezahlte Polizisten in vom Steuerzahler bezahlten Autos auf der Autobahn herumstrolchen und fünf Gramm Marihuana beschlagnahmen oder wenn sie mal was Vernünftiges machen.
Die Passauer CSU hat ja eine Blitzumfrage gemacht, bei der sie zum einen endlich einmal herausfinden wollte, wofür sie überhaupt steht und zum anderen mit der Frage nach geeigneten OB-Kandidaten die intern und inoffziell schon designierte Kandidatin Buhmann gleich wieder absägen wollte. Blöderweise hat man aber die Umfrageteilnehmer nicht gefragt, wer es denn machen solle, sondern nur, wer denn ihrer Meinung nach gegen Amtsinhaber Dupper eine Chance hätte. So waren dann auch die am häufigsten genannten Namen F.J. Strauß, Emil Brichta, Brutus und Charles Manson. Aus wahrscheinlich nur ihm nachvollziehbaren Gründen fabuliert der PNP-Tölpel heute schon zum zweiten Mal von irgendeinem Brauereidirektor, der es machen könnte und bringt wahrscheinlich demnächst den Schraml ins Spiel. Bei diesem Kasperltheater wird es sich der einzig ernstzunehmende Wunschkandidat Steiner sicherlich noch eine Zeit lang überlegen, ob er sich das antut mit dieser Gurkentruppe.
Jetzt regen sich wieder alle (sogar der Austragsintendant Freibier) auf, weil die Stadt Passau in den letzten Jahren tonnenweise Bilder von Passauer Künstlern gekauft hat, die jetzt anscheinend im Keller vergammeln. Eine vielgelesene Forderung ist nun, die Dinger irgendwo aufzuhängen. Naja, meinetwegen, aber wo? Wir haben halt hier im strukturschwachen Raum das Problem, dass von knapp (!) 50.000 Einwohnern, abgesehen von den paar Hanseln, die bei der Zahnrad oder als Stadtführer arbeiten, 10.000 Kabarettisten, 15.000 kirchliche Würdenträger und 20.000 Kunstmaler sind. Erstere werden in der Starkbierzeit von der Brauerei/Kirche bezahlt, zweitere werden vom Steuerzahler bezahlt und die Künstler...? Mei, irgendwer muss halt mal ein Bild kaufen. Aber muss man die alle auch gleich aufhängen? Vorschlag zur Güte: Die kommen vollständig in das neue Konzerthaus. Dann bleibt's auch gleich im richtigen Milieu.
L'art pour l'art!
Dein Tölpel
Als ich kürzlich den SPIEGEL aufgeschlagen habe, hat mich fast der Schlag getroffen. Stieß ich doch beim Durchblättern auf einen Artikel, in dem es um eine Charity-Dame ging, die angeblich Spendengelder unterschlagen hätte. Das gibt es doch nicht, dachte ich schockiert, schon wieder Neider und Missgünstige, die das aufopferungsvolle Lebenswerk unserer großen Wohltäterin mit schmutzigen Lügen besudeln wollen. Die es in ihrem Neid nicht ertragen können, dass eine bescheidene Frau aus der Provinz mit einem großen Herzen jedes Jahr hunderte und aberhunderte von Euro für die Bedürftigsten unter den Bedürftigen einsammelt und das alles, ohne sich selbst in den Vordergrund zu drängen. Und bestimmt steckt wieder dieser destruktive Brunner dahinter. Als ich dann bemerkt habe, dass die Geschichte ganz woanders passiert ist, da war ich vielleicht froh!
Froh, ja geradezu fröhlich bis sehr amüsiert war ich auch, als ich den Artikel über die Inszenierung "Rose" im Theater an der Rott gelesen habe. Ich weiß nicht, was mich mehr belustigt hat. Die Tatsache, dass ein Intendant mit Missionierungsdrang in der tiefsten Provinz südlich von Lappland einen transsexuellen Pornodarsteller gibt, der mit mehr Männern schläft als "in der Bibel herumlaufen." (Steht so in der PNP vom 25.03.2013. Aber was heißt das?) Oder habe ich mich noch mehr auf die Leserkommentare gefreut, die teilweise wortwörtlich so ausgefallen sind, wie ich es beim Lesen des Artikels schon gewusst habe? Oder war das Schönste doch der Satz des PNP-Rezensenten, wonach die Tatsache, dass Rottal-Rose in der Szene im Innenraum einer Kirche mit gespreizten Schenkeln auf dem Rücken liegt und einen Koitus imitiert, einen "unnötigen Tabubruch" darstellt? Hä? Wieso Tabubruch? Weil das Auf-dem-Rücken-liegen eine in Kirchen eher ungebräuchliche Sexualpraktik darstellt? Da fällt mir der Witz mit den Ministranten und dem Mittelscheitel ein. Aber lassen wir das.
Es ist halt alles eine Geschmacksfrage. Der eine mags von vorn, der andere von hinten. Einer bevorzugt Cannabis, mancher trinkt gern fünf Mass Bier. Manche stehen auf Sichtbeton und manche mehr auf Selbstkasteiung. Jeder wie er's mag, alles menschlich. Jetzt darf natürlich auch ein Aushilfsbürgermeister der Meinung sein, dass Sichtbeton im öffentlichen Raum nicht so schön ist. Das darf er sogar sagen. Was er eigentlich nicht machen sollte, ist, so zu tun, als spräche er als Repräsentant der Stadt Passau und zu suggerieren, er, also die Stadt, würde zukünftig keine Sichtbetonbauten mehr genehmigen. Da übernimmt er sich nämlich ein bisschen. Warum mich das nervt? Weil die in die Kritik geratenen Bauwerke aber ganz bestimmt nicht zu den hässlichsten in Passau gehören. Und wenn wir schon beim Stammtisch-Populismus sind: Ich finde die Skulpturen am Europaplatz und am Anfang der Fußgängerzone seit Jahren scheußlich. Kann man die bitte mal wegmachen?
Was ich auch scheußlich finde und schon seit Jahren anprangere, ist, dass weder ein Teil des PNP-Journalisten-Nachwuchses noch die AmSonntag-Redaktionsleitung die unterschiedliche Anwendung von "das" und "dass" beherrschen sowie auch sonst regelmäßig erhebliche Grammatikschwächen aufweisen. Eher drollig finde ich dann schon wieder manche Formulierungsskurrilitäten. So übertitelt eine junge Redakteurin den Artikel über ein Verlinkungsproblem auf passau.de mit "Von der städtischen Homepage direkt zu leichten Mädchen". Leichte Mädchen, so so. Sagt man das jetzt wieder? Und wenn sie an der Straße stehen – Bordsteinschwalben? Hetären, Kokotten, Kurtisanen? Und was macht man eigentlich mit denen? Liebe? Schlafen? Verkehren? Unzucht? Oder doch: bumsen? Ich finde letzeres. Wer "leichte Mädchen" sagt, muss auch "bumsen" sagen. Und hundertmal den Satz schreiben: "Ich darf nicht verklemmt sein, wenn ich eine große Journalistin werden will."
Hauptsache, wir schnackseln gern, gell, mein Tölpel!
Deine Kathi
Liebe Kathi!
Jetzt hast Du mir so viele Stichworte gegeben, dass ich gar nicht mehr weiß, wo ich anfangen soll. Ein kluger Mann und begnadeter Schreiber hat mir erst vor ein paar Tagen gesagt, er wolle nicht immer auf seine Sexualität reduziert werden. Aber worauf soll ich denn z.B. die Rammerschen Tölpeleien in der PNP sonst reduzieren als auf schlechten Sex? Was kann der Grund sein, dass man sich über Sichtbeton aufregt oder über ein paar gefällte Bäume an der Ilz (wo man ansonsten den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht?) außer schlechter Sex? Oder anders: Wenn man das neue Foto vom Danninger sieht und dann noch seine abgefahrenen Kommentare liest, weiß man sofort – dieser Mann hat nicht nur außergewöhnlich guten Sex, sondern er kann sich auch aussuchen, mit wem. Und dann gibts da noch diese Dame, deren Name sich ein bisschen so anhört wie Cuckold-BDSMinger. Aber lassen wir das.
Zum Thema skurrile Formulierungen. In einem PNP-Artikel über den Aufgriff eines Mannes, der fünf Gramm Marihuana (also nicht 500 Gramm Heroin!) mit sich führte, an der Autobahn durch Schleierfahnder, fand sich der Satz: "In einer Zigarettenschachtel und in seiner Hose befand sich das Rauschgift." Das Rauschgift! Geht's denn nicht eine Nummer kleiner? Auf einem einzigen Tisch beim Starkbieranstich findet sich in den Masskrügen mehr Rauschpotenzial als in der Hosentasche des Marihuana-Verbrechers. Da passt auch noch sehr gut eine andere PNP-Überschrift dazu: "Regionale Fahnder teils 'atypisch' eingesetzt". Da fragt sich dann nur, was "atypisch" ist. Wenn vom Steuerzahler bezahlte Polizisten in vom Steuerzahler bezahlten Autos auf der Autobahn herumstrolchen und fünf Gramm Marihuana beschlagnahmen oder wenn sie mal was Vernünftiges machen.
Die Passauer CSU hat ja eine Blitzumfrage gemacht, bei der sie zum einen endlich einmal herausfinden wollte, wofür sie überhaupt steht und zum anderen mit der Frage nach geeigneten OB-Kandidaten die intern und inoffziell schon designierte Kandidatin Buhmann gleich wieder absägen wollte. Blöderweise hat man aber die Umfrageteilnehmer nicht gefragt, wer es denn machen solle, sondern nur, wer denn ihrer Meinung nach gegen Amtsinhaber Dupper eine Chance hätte. So waren dann auch die am häufigsten genannten Namen F.J. Strauß, Emil Brichta, Brutus und Charles Manson. Aus wahrscheinlich nur ihm nachvollziehbaren Gründen fabuliert der PNP-Tölpel heute schon zum zweiten Mal von irgendeinem Brauereidirektor, der es machen könnte und bringt wahrscheinlich demnächst den Schraml ins Spiel. Bei diesem Kasperltheater wird es sich der einzig ernstzunehmende Wunschkandidat Steiner sicherlich noch eine Zeit lang überlegen, ob er sich das antut mit dieser Gurkentruppe.
Jetzt regen sich wieder alle (sogar der Austragsintendant Freibier) auf, weil die Stadt Passau in den letzten Jahren tonnenweise Bilder von Passauer Künstlern gekauft hat, die jetzt anscheinend im Keller vergammeln. Eine vielgelesene Forderung ist nun, die Dinger irgendwo aufzuhängen. Naja, meinetwegen, aber wo? Wir haben halt hier im strukturschwachen Raum das Problem, dass von knapp (!) 50.000 Einwohnern, abgesehen von den paar Hanseln, die bei der Zahnrad oder als Stadtführer arbeiten, 10.000 Kabarettisten, 15.000 kirchliche Würdenträger und 20.000 Kunstmaler sind. Erstere werden in der Starkbierzeit von der Brauerei/Kirche bezahlt, zweitere werden vom Steuerzahler bezahlt und die Künstler...? Mei, irgendwer muss halt mal ein Bild kaufen. Aber muss man die alle auch gleich aufhängen? Vorschlag zur Güte: Die kommen vollständig in das neue Konzerthaus. Dann bleibt's auch gleich im richtigen Milieu.
L'art pour l'art!
Dein Tölpel