Samstag, 30. Dezember 2017

Im Weihnachtsgottesdienst, Teil 1

Oberjürgen: Schön aufpassen, gell. Jetzt wo Du der Privatsekretär vom Bischof bist, fragt er Dich bestimmt nachher ab.

Markus: Ich bin Visitationssekretär.

Oberjürgen: Visi? Sag ich doch: die Sissy vom Bischof.

Die Erika: Visitations-Sissy. Hört sich spannend an. Puh.

Markus: Mei, seids Ihr lustig. So lustig find ich das gar nicht.

Urban: Gegrüßet seist Du, Maria.

Holm: Sag mal, das ist jetzt schon ein bisschen übertrieben, dass ich jetzt hier auch noch antanzen muss.

Georg: Schmarrn. Das ist das absolut Mindeste. Eigentlich solltest Du konvertieren. So wie der OB.

Holm: Ach, der ist Konvertit?

Georg: Ja, vom Saulus zum Paulus. Erklär ich Dir später mal. Pssst, Predigt.

Der Krassprediger: Liebe Schwestern, liebe Brüder...

Oberjürgen: Für den immer noch: Herr Oberbürgermeister.

Urban: ... voll der Gnade, der Herr ist mit Dir.

Der Krassprediger: ...  Jesus warnt seine Jünger darin vor den Menschen: Sie werden von ihnen vor die Gerichte gebracht, sie werden gefoltert werden, sie werden getötet werden...

Armin: Hast Du Deine Hund' auch was zu Weihnachten geschenkt? Die Emmi hat einen Instagram-Account gekriegt.

General: Hä?

Armin: Ob Deine Hund' was zu Weihnachten gekriegt haben.

General: Eine Dobrindt- und eine Weber-Puppe.

Armin: Hi hi. Keine Söder-Puppe?

General: Was? Wie? Warum? Söder – guter Mann!

Armin: Echt? Aber der Horst...

General: Sei stad. Ich will jetzt die Predigt hören.

Der Krassprediger: ... aber er stirbt wie sein Herr: Indem er für seine Mörder betet.

Urban: Du bist gebenedeit unter den Frauen...

Oberjürgen: Hör halt amal mit dem Gefrömmel auf, Urban.

Markus: Hast Du was gegen Frommsein?

Oberjürgen: Passt schon. Lass gut sein. Aber er solls halt leiser machen. Die Leut schauen schon.

Die Erika: Mir geht diese Sissy-Sache nicht mehr aus dem Kopf.

Der Krassprediger: ... und von den vielen Märtyrern, für die wir heute auch beten.

Holm: Märtyrer? Das sind doch die mit den Sprengstoffgürteln und den Jungfrauen. Für die beten wir jetzt?

Georg: Nein, für die christlichen.

Holm: Und die haben keine Sprengstoffgürtel?

Georg: Nein, das sind die guten.

Holm: Okay.

Der KrasspredigerUnd wäre Christus tausendmal in Bethlehem geboren, und nicht in dir: Du bliebest doch in alle Ewigkeit verloren.

Urban (schluchzt): ... und gebenedeit ist die Frucht Deines Leibes, Jesus.

Oberjürgen: Jetzt übertreibt er's langsam. In alle Ewigkeit verloren. Gehts noch?

Markus: Das musst Du metaphorisch sehen.

Der KrasspredigerWenn jemand zu euch kommt und bringt diese Lehre nicht, so nehmt ihn nicht ins Haus und grüßt ihn nicht. Der Menschensohn wird seine Engel senden, und sie werden sammeln aus seinem Reich alles, was zum Abfall verführt, und die da Unrecht tun, und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappern sein.

Holm: Starker Tobak.

Georg: Das musst Du metaphorisch sehen.

Der Krassprediger: Ihr sollt nicht meinen, daß ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. 

Armin: Also predigen kann er super. Heulen und Zähneklappern, Schwert bringen. Glaubst, dass der das alles selber schreibt?

General: Das sind Bibel-Zitate.

Armin: Ach so, genau. Bergpredigt, oder?

General: Bestimmt.

Der KrasspredigerEine Frau aber, die betet oder prophetisch redet mit unbedeckten Haupt, die schändet ihr Haupt; denn es ist gerade so, als wäre sie geschoren.Will sie sich nicht bedecken, so soll sie sich doch das Haar abschneiden lassen! Weil es aber für die Frau eine Schande ist, dass sie das Haar abgeschnitten hat oder geschoren ist, soll sie das Haupt bedecken.

Gast aus Irak: Ey, voll krasses Statement, Mann.

Gast aus Afghanistan: Hab ich Dir gesagt, Mann. Gehen wir Dom, schauen wir krasse Ostermann.

Der Krassprediger: Doch jene meine Feinde, die nicht wollten, dass ich über sie herrschen sollte, bringet her und erwürgt sie vor mir! 

Oberjürgen: Metaphorisch, oder?

Markus: Das finde ich jetzt auch ein kleines bisschen explizit. Da frag ich später nach.

Der Krassprediger: Eine Frau lerne in der Stille mit aller Unterordnung. Einer Frau gestatte ich nicht, dass sie lehre, auch nicht, dass sie über den Mann Herr sei, sie sei still.

Holm: Wie das seine Frau wohl findet?

Georg: Ein katholischer Bischof hat keine Frau.

Holm: Echt? Sondern?

Georg: Der ist polya..., der lebt in einer WG.

Holm: Also so kommunenmäßig? Ihr seid echt abgefahren, Ihr Katholen.

Georg: Nein, nein. Mit einer Nonne, einem Freund und einer Mitte-Zwanzigjährigen.

Holm: Ja klar, versteh schon. He he, abgefahren. Vielleicht sollte ich Bischof statt OB werden.

Der Krassprediger: So spricht der Herr: Siehe, ich will Unheil über dich kommen lassen aus deinem eigenen Hause und will deine Frauen nehmen vor deinen Augen und will sie deinem Nächsten geben, dass er bei ihnen liegen soll an der lichten Sonne. 

Die Erika: Also das find jetzt langsam sogar ich sexistisch. Oder, Urbi?

Urban (weinend): Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes.

Oberjürgen: Also sexistisch bin ich ja auch gern mal, aber die Frauen von allen meinen Feinden nehmen – pfui Deifi.

Die Erika: Hast Du leicht Feinde, Jürgen?

Oberjürgen: Oderint dum metuant.

Die Erika: Was?

Markus: Die paar Querulanten, die unseren OB nicht mögen, sollen wenigstens Angst haben vor ihm.

Die Erika: Heißt das, dass alle, die vor ihm Angst haben, ihn nicht mögen?

Markus: Auf keinen Fall. Ich mag ihn.

Der KrasspredigerGott frisst die Völker, die ihm Feind sind, er zermalmt ihre Knochen. 

Armin: Schau mal, Andi, wie der Georg und der Professor schon wieder tuscheln. Das g'fällt mir nicht.

General: Scheißegal.

Armin: Wie meinst "scheißegal", Andi?

General: Die sind so over, das wissen die nur noch nicht.

Armin: Meinst echt? Aber die machen doch immer alles. Die ganzen geilen Geschichten. Silvester, Innsteg, Konzerthaus.

General: Noch.

Armin: Wie meinst "noch", Andi.

General: Setze dich an einen Fluss und warte, bis die Leichen deiner Feinde vorbei treiben.

Armin: Welchen Fluss denn?

General: Mann, metaphorisch. So hab ich es immer gemacht. 

Armin: Wie?

General: Abwarten, bis die anderen scheitern. Und niemals, niemals!, eine Meinung haben!

Armin: Aber Du hast doch jeden Tag eine ande..., neue Meinung.

General: Dicki, Du musst noch viel lernen.

Armin: Ja, Andi, von Dir!

Der Krassprediger: Ach Gott, wolltest Du doch die Gottlosen töten!

Holm: Gesehen? Da drüben sitzen der Fraktionstrottel und der Generalintrigant.

GeorgDie sind so over, das wissen die nur noch nicht.

Holm: Echt, meinst Du? Kriegen wir die auf Linie?

Georg: Never. 

Holm: Aber das ist ja schlecht für uns, oder?

Georg: Mei, Holm, das lern ich Dir schon noch. Jetzt musst bloß noch fragen, ob wir den Waschler auf Linie kriegen.

Holm: Kriegen wir?

Georg: Schau mal, Ihr habt doch im Osten die Stasi gehabt.

Holm: Ja, schlimm.

Georg: Nein, harmlos. Aber belaste Dich damit nicht.

Der KrasspredigerWenn jemand einen widerspenstigen und ungehorsamen Sohn hat, der der Stimme seines Vaters und seiner Mutter nicht gehorcht und auch, wenn sie ihn züchtigen, ihnen nicht gehorchen will, so sollen ihn Vater und Mutter ergreifen und zu den Ältesten der Stadt führen und zu dem Tor des Ortes und zu den Ältesten der Stadt sagen: Dieser unser Sohn ist widerspenstig und ungehorsam und gehorcht unserer Stimme nicht und ist ein Prasser und Trunkenbold.

Holm: Aber ich werde doch OB?

Georg: Sicher, Holm.

Holm: Sicher?

Georg: Ganz sicher.

Der Krassprediger: Aber das Volk drinnen führte er heraus und legte sie unter eiserne Sägen und Zacken und eiserne Keile und verbrannte sie in Ziegelöfen.

Armin: Du, Andi...

General: Was denn?

Armin: Du hast doch immer gesagt, dass ich OB werde...

General: Freilich, Dicki, freilich.

Armin: Aber wann denn, Andi?

General: Mei, 2032 vielleicht, har har har.

Armin: Jetzt verarscht Du mich schon wieder.

General: Nein, Dicki, ich erklärs Dir gleich.

Der KrasspredigerWenn jemand bei einem Manne liegt wie bei einer Frau, so haben sie getan, was ein Gräuel ist, und sollen beide des Todes sterben; Blutschuld lastet auf ihnen.

Die Erika: Sog amoi, is der homophob, der Bischof?

Oberjürgen: Null, der ist unfehlbar. Spaß abseits, der ist omniphob.

Die Erika: Was? Der mag keine Omas? Wir zwei schon, gell Jürgen, Omas sind unser Hauptgeschäft.

Oberjürgen: Weiche, Satan, ha ha, die wehren sich wenigstens nicht.


Und wie der Armin erfährt, wie es weitergeht, erfahren Sie demnächst hier.












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