Sonntag, 31. Oktober 2010

Abgewählt und auferstanden

Lieber Tölpel!

Reisen bildet ja bekanntlich. Außerdem wollte ich mal wieder meine Fake-Rolex- und Fake-Taschen-Sammlung aufstocken und bin deshalb nach Shanghai geflogen. Ein bisschen Shopping, ein bisschen Schlange, Hund und Schweinegebärmutter gefuttert und dann mit dem Taxi zur größten Weltausstellung aller Zeiten gefahren. Dort angekommen bin ich erstmal in einer ewig langen Schlange vor den Ticketschaltern gestanden, weil diese Ticketschalter der größten Weltausstellung aller Zeiten nachmittags um vier aus nicht eruierbaren Gründen einfach mal bis fünf geschlossen hatten. Ich vermute, der Chinese macht so etwas deshalb ganz gerne mal, um seinem Volk ein wenig Demut beizubringen. Mir wurde das mit meiner europäischen Ungeduld schnell zu blöd und so habe ich mir meine Eintrittskarte bei einem der zahlreichen Schwarzhändler vor dem Expogelände geholt. Die Karte hat dann am Schalter auch wider Erwarten funktioniert und zack war ich drin - im 70-Millionen-Besucher-Stolz des stolzen chinesischen Volkes. Drinnen sah es aber anstelltechnisch nicht besser, sondern noch wesentlich schlechter aus, will sagen: vor jedem Pavillon wartende Massen mit einer geschätzten Wartezeit von ein bis zwei Stunden. Sogar bei den Schweizern und Holländern sind die Leute angestanden. Ich - nicht blöd - bin zügig zum deutschen Pavillon, in den man mit deutschem Ausweis beim VIP-Eingang reinkam. Im deutschen Pavillon, der nebenbei 50 Millionen Euro gekostet hat, konnten sich dann begeisterte Chinesen unter übergroßen Gartenzwergmützen oder hinter preußischen Uniformen fotografieren lassen und sich dann in einer Filmperformance Eindrücke von der Fußball-WM in Deutschland und der Wiedervereinigung anschauen. Hätte man die letzten Jahresrückblicke von RTL zusammengeschnitten und vorgeführt, während in einem Nebenraum der Jodlerwirt aufgetreten wäre, hätte es den Chinesen genauso gefallen und es wäre sicher billiger geworden.



Ich habe dann noch bei den Österreichern vorbeigeschaut, bin selbstbewusst mit meinem deutschen Ausweis am VIP-Kontrolleur vorbeigehuscht (das war ein erhebendes Gefühl!) und habe dann den von außen eher unspektakulären Pavillon von innen bestaunt. Abgesehen von der Möglichkeit, mit Kunstschneebällen auf ein Alpenpanorama zu werfen und ihre Instrumente stimmende Musiker zu betrachten, war da aber nicht viel. Immerhin habe ich noch ein Wiener Schnitzel und ein Weißbier konsumiert - selbstverständlich zu europäischen Preisen.



Warum ich Dir das alles erzähle? Genau weiß ich das selber nicht. Es ist nur so, dass ich bei meinem Expo-Besuch immer darüber nachdenken musste, was die Chinesen, bzw. die ganze Welt (ist ja bald fast das Gleiche) wohl für ein Bild von uns Deutschen haben. Also nicht nur die 70 Millionen, die sich unseren Zipfelmützenpavillon ansehen, sondern all die anderen Milliarden, die ja alle auch fernsehen, im Internet surfen oder vielleicht sogar mal eine Zeitung lesen. Und was sehen die von Deutschland? Z.B. ja wohl Politiker. Gut, habe ich mir dann gedacht, da stehen wir ja gar nicht so schlecht da. Die Franzosen haben einen peinlichen Clown an der Spitze, die Italiener - naja, was soll man dazu sagen und wir haben die Merkel, die uns zumindest nicht regelmäßig komplett blamiert. Aber was kommt danach? Gäbe es einen Regierungswechsel, wäre es zumindest rechnerisch nicht ganz ausgeschlossen, dass Claudia Roth, der Özdemir oder der Trittin Bundeskanzler würden. Und wenn es schwarz-gelb doch wieder oder später mal wieder packt oder auch schwarz-grün oder was weiß ich, dann haben wir vielleicht irgendwann einen Bundeskanzler, der Guttenberg heißt und von einem nicht kleinen Teil der Nation als Messias gesehen wird, weil er zwar aussieht, als hätte man ihn direkt aus den 50er Jahren ins Jahr 2010 gebeamt, aber seine Aufgeklärtheit und Progressivität gerne damit unterstreicht, zu erzählen, wie gern er auf AC/DC-Konzerte geht. Sauber! Freitag Abend noch mit den Corps-Brüdern einen Salamander gerieben und am Samstag aufs AC/DC-Konzert. Dort wahrscheinlich mit weißem Hemdkragen unterm schwarzen It's-a-Long-Way-to-the-Top-If-You-Wanna-Rock-'n'-Roll-T-Shirt neben meiner Oma gestanden und sich die Bügelfalte aus der Hose geschwitzt.

Wenn diese Retro-Figuren auf einmal so in werden, sollte sich die Passauer CSU-Hoffnung Dickl vielleicht einfach eine Dr.-Emil-Brichta-Brille aufsetzen. Vielleicht klappts dann ja mit der Oberbürgermeisterwahl. Irgendwann mal. 2020.

Und sonst? Fragt Dich neugierig

Deine Kathi

Liebe Kathi!

Der Dickl OB? Der wird ja nicht mal Kandidat - jetzt wo die große Retro-Hoffnung der CSU in den Stadtrat einzieht. Zankls Trojanisches Pferd wird dem Vernehmen nach von den angeschlagenen Platzhirschen auch mit großer Unruhe beäugt. Gut, er hat natürlich auch alles, was man als niederbayerischer CSU-Politiker braucht: Grundlose Überheblichkeit, einen egozentrierten Begriff von Politik und diese spezielle anachronistische Mia-san-mia-Mentalität. Retro rules. Der CSU gehen jetzt dann übrigens bald die Nachrücker aus. Die Spatzen pfeifen es ja von den Dächern, dass der Wösner vielleicht nicht der letzte Ersatzmann war. Man stelle sich folgendes Szenario vor: Es scheidet noch einer krankheitsbedingt aus und einer schafft es irgendwie wieder in den Landtag. Wer rückt dann nach? Jawoll! Hildegunde Brummer! Irgendwann müssen sie dann wohl den Alles-Pfeifen-Außer-Fritz Abelein reaktivieren und notfalls rückt halt der Krautstorfer nach. Der ist multitaskingfähig.

Wenigstens haben wir zwei fleißige Staatssekretäre, die die Heimatzeitung auch stündlich über ihre Heldentaten informieren und uns alle daran teilhaben lassen, was sie eigentlich von morgens bis abends so tun. Beim von mir besonders bewunderten Dr.-Ich-seh-jetzt-aus-wie-ein-italienischer-Geldeintreiber-Andi mache ich mir bloß ein wenig Sorgen, dass er sich in der absurden Nordumfahrungs-Thematik nicht doch vielleicht aus langfristig-taktischen Gründen mit den Nordtangenten-Spinnern verbrüdert. Ein gestandener bayerischer Verkehrsstaatssekretär verdient sich ja seine Meriten doch immer noch am leichtesten mit Bundesstraßen, Brücken, Betonieren und nicht mit Flora, Fauna, Flusstälern. Kleiner Tipp von mir: Im Zweifel mehr Wählersympathien holt man sich aber vielleicht doch noch mit einer klaren Positionierung gegen die Nordtangente.



Ein paar andere Sachen verstehe ich nicht. Warum sind für eine Umgestaltung der Ortspitze im Jahr 2013 310.000 Euro eingeplant? Was will man denn da schöner machen? Die ist doch perfekt, genauso wie sie ist. Ganz im Gegensatz zum Bschüttpark. Da wird seit Jahren geplant und gequatscht und nichts passiert. Genau wie beim Thema Wassertaxi, bzw. Flussfähre - das wäre doch eine Riesensache. Auf der Donau vom Bahnhof ins Altstadthotel, von Hacklberg mit dem Boot quer rüber zum Innstadtfriedhof oder von der Schiffanlegestelle Lindau in die Altstadt. In anderen Städten mit viel Wasser klappts doch auch. Man muss es halt einfach machen oder jemanden machen lassen. Kostet auch bestimmt nicht mehr als die CSU-Denkmal-Brücke ins Nirvana. Und die Gondelbahn aufs Oberhaus hat sicher viele Fragezeichen. Das vernachlässigbarste und lächerlichste ist aber sicherlich das Denkmalschutzargument. Alles eine Frage der Umsetzung. Konfuzius sagt: Wenn über das Grundsätzliche keine Einigkeit besteht, ist es sinnlos, miteinander Pläne zu machen.

Check this out!

Der wahrste und echteste Tölpel, den es jemals gab

Samstag, 30. Oktober 2010

Kolumne in Arbeit

Leider nicht ganz fertig geworden.

Coming soon... prä

Montag, 18. Oktober 2010

Zur Überbrückung unseres Betriebsurlaubes...

... empfehlen wir jedem den wunderbaren Titanic-Titelgenerator auf

http://www.titanic-magazin.de/titelgenerator.html

Grüße aus dem Betriebsurlaub

Heute empfehlen wir der geneigten Leserschaft, die das nicht ohnehin immer und automatisch tut, einmal ausdrücklich die unter den beiden darunterstehenden Beiträgen verfassten Kommentare zur Lektüre. Oftmals interessanter als der Quatsch, den wir hier selbst verfassen.

Mittwoch, 13. Oktober 2010

Rubrik: Wir erfinden neue Redewendungen

Heute von: Volker Mangold, Passau, Vulgär-Linguist

Redewendung: "Jemandem Brei um das Maul schmieren"

Etymologie: Bastardisierung von "Honig ums Maul schmieren" und "Um den heißen Brei herum reden"

Bedeutung: Breiige, sinnentleerte Leserbriefe schreiben, die kein Mensch kapiert.

Therapie: Einfach mal die Klappe halten.

Vgl. auch: "Da platzt mir die Hutschnur," oder "Die dicksten Bauer haben die dümmsten Kartoffeln," oder "Morgenstund' ist aller Laster Anfang," oder "Eine Stumme im Bett ist besser als eine Taube auf dem Dach."

Montag, 11. Oktober 2010

Ausgelacht und aufgerüstet

Lieber Tölpel!

Raider heißt jetzt Twix, sonst ändert sich nix. Hiendl heißt jetzt XXXLutz, dafür heißt Semmel Hiendl, der Rammer heißt wahlweise Schaffner oder Schraml und der Zankl heißt jetzt Wösner. Ob der Danninger Klotzek heißt oder der Klotzek Danninger ist auch ziemlich egal. Genauso egal wie die Tatsache, ob man Oswald, Daiminger oder sonstwie heißt. Sieht immer gleich aus, schmeckt immer gleich. Die AmSonntag feiert sich ja gerade für ihr 10jähriges Dahindilettieren, hat aber in ihrer Jubiläumsbeilage irgendwie was wesentliches vergessen. Wäre es nicht der historischen Wahrheit geschuldet, zu erwähnen, wieviele Redaktionsleiter man schon verschlissen hat und vor allem warum? Ist die Geschichte der AmSonntag nicht die, dass man die Chefschreiber immer sehr schnell und solange ausgetauscht hat, bis dieser süß-pappige Brei von Jubelberichterstattung in eigener (oder zumindest eigennütziger) Sache, populistischem Runterschreiben derer, die nicht gefährlich werden können und Brustbildern herausgekommen ist? Vielleicht ist die AmSonntag ja auch einfach nur der sehr simple, aber doch durchschaubare Versuch, den Passauern sowas wie Medienvielfalt vorzugaukeln. Und jeder AS- oder auch PNP-Redakteur, der die Schere nicht im eigenen Kopf trägt, wird ausgetauscht. So geht Journalismus in Passau - schon immer und auch heute noch.

Dass die Süddeutsche, wenn sie ihren Blick nach Passau richtet, oft ziemlich daneben liegt, ist ja nichts neues. Was ich aber letzten Mittwoch im Kulturteil lesen durfte, hat mir fast die Sprache verschlagen. Da dürfen sich zwei Nachwuchs-"Kabarettisten" darüber auslassen, dass Passau zwar "arge Provinz" sei, allerdings versichern die beiden Spezialisten, dass es das alte Passau "mit dem ultrakonservativen Schulterschluss aus Kirche, Lokalzeitung und CSU" nicht mehr gäbe. Und bei der PNP ist alles supi. Ein klarer Beweis hierfür: Die Verlegerin kam sogar persönlich zur Verleihung des Scharfrichterbeils und saß "auf einem der besten Plätze." Sagt mal, Kinder, seid Ihr so naiv oder wollt Ihr nur was werden? Kann es nicht sein, dass die Entwicklung genau anders herum gelaufen ist? Also dass der Schulterschluss der Strippenzieher genauso gut funktioniert wie vor Jahrzehnten, Ihr und tausende anderer Passauer "Kabarettisten" aber unbedingt ins Fernsehen wollt und Euch dafür vor politischen Jung-Karrieristen, mächtigen Zeitungsverlegern und provinziell-halbprominenten, schlichten Gemütern zum Starkbierclown und zum Comedy-Kasperl macht? Also quasi ein Marsch durch die Institutionen - nur andersrum und auf Eure besten Plätze. Kann nicht sein - weil Ihr seid manchmal auch ganz schön kritisch? Sorry, dann habe ich mich getäuscht.

Wenden wir uns doch lieber den wirklich lustigen Dingen zu. Die Wirtschaftsjunioren haben sich für ihre Landeskonferenz in Passau einen österreichischen Krankenhaus-Clown geholt, der bei der ewigen Nachwuchselite über Humor doziert hat. Ist das nicht zum Brüllen komisch? Ein Vertreter der unlustigsten Berufsgruppe der Welt (Clowns) referiert bei der zweitunlustigsten Berufsgruppe der Welt (Wirtschaftsjuniorenfunktionäre) über Humor. Ich schmeiß mich weg! Soviel Selbstironie muss man erst mal haben! Dabei tätet Ihr Euch so leicht, wenn Ihr mal wieder lachen wollt - schaut Euch doch einfach gegenseitig an.

Was findest Du denn lustig, mein Tölpelchen fragt sich

Deine Kathi

Liebe Kathi!

Also mit den Clowns muss ich Dir recht geben. Es gibt kaum etwas, was mich mehr runterzieht und trübsinniger macht als Clowns. Höchstens noch diese Comedians im Fernsehen. Die von Dir erwähnten Nachwuchs-Kabarettisten kenne ich nicht, da will ich mir kein Urteil erlauben. Allerdings sehe ich schon auch das Problem, dass der Begriff Kabarett schön langsam ziemlich verwässert. Es fällt mir einfach schwer, etwas als politisches Kabarett zu begreifen, worüber der Landkreisbürgermeister genauso lachen kann wie der Kirchenfunktionär und der Monopolverleger. Aber fürs Finger-in-die-Wunde-legen gibts ja immer noch uns. Und für wirklich Lustiges gibts die standesamtlichen Nachrichten in der PNP. Eine Ambra-Miria Mirabell und ein Layne Luka Josef sind uns da wieder geboren worden letzte Woche. Da bleibt mir nur zu sagen: Toi toi toi und ein erfolgreiches Leben!

Ich war mal wieder in der Innstadt. Zu den unterschiedlichsten Tageszeiten, am Werktag und am Wochenende. Und was kann ich berichten? Nichts. Panta rhei, alles fließt und vor allem und völlig reibungslos der Verkehr. Und selbst wenn er einmal steht - das tut er in anderen Städten auch. Passau ist eine Dreiflüssestadt, ist eine Dreiflüssestadt, ist eine Dreiflüssestadt. Und der Elektriker aus Grubweg braucht zu einem Kunden in Rittsteig genauso lang, wie der Maler aus Schalding zum Kunden in der Altstadt und der Schlosser aus der Innstadt braucht auch nicht viel länger nach Hacklberg. (Ich am letzten Freitag Nachmittag vier Minuten vom Kapuzinerplatz auf die Schanzlbrücke) Und wenn er doch mal fünf Minuten länger braucht - mei, dann residiert halt er am ungünstigeren Fleck. Sowas solls geben. Und wenn ich am Hochstein einen Herzinfarkt habe, braucht der Sanka auch länger als in den Fuchsbauerweg. Zum Nordtangenten-Fanatiker will ich mich gar nicht mehr äußern. Den "belächeln" ja laut PNP sogar schon die (also scheinbar alle) Passauer Stadträte. Ich hoffe schwer, dass man über die Profilierungs-Brücke auch bald nur noch lächelt.

Der Klotzek hat einen neuen Trend entdeckt: Besoffen die Hosen runterlassen. Ja, sollen sie doch! Wenn die ganzen besoffenen Halbstarken ihre überschüssigen Kräfte damit kompensieren, Fremden ihren Arsch zu zeigen und dafür nichts mehr kaputt machen, wäre doch alles in Ordnung. Der Dittlmann hat das Thema Vandalismus berechtigterweise wieder mal aufgegriffen und fordert ein verschärftes Vorgehen seitens der Behörden. Zustimmung! Allerdings sollte man nicht vergessen, auch einmal an die Courage friedlicher Passanten zu appellieren. Der Schreiber dieser Zeilen hat unlängst zwei betrunkene Burschen ihre zuvor im Paulusbogen zerschmissene Flasche wieder aufsammeln lassen. Sind doch meistens eh nur kleine Hosenbiesler. Der Präsident hat ja schon früher einmal einen Preis für mutiges Auftreten gegen mutwillige Zerstörer ausgelobt und lässt ausrichten, dass der erste, der einen Vandalen in Passau zur Strecke und zur Anzeige bringt, den mit 100 Euro dotierten Ein-Mann-sieht-rot-Preis von Wahlinfo-Passau verliehen bekommt.

An die Knüppel, auf die Lauer!

Euer Tölpel

Montag, 4. Oktober 2010

Abgeschrieben und aufgestiegen

Lieber Tölpel!

Man muss nicht immer nur die PNP lesen. Nein, nein, das muss man nicht. Ich z.B. lese auch gerne einmal die FAS. Bei denen gibt es jetzt online ein neues Tool (so sagt man heute, nicht wahr?), da kann man seine eigenen Texte eingeben und das Programm
"I write like" teilt einem dann mit, ob der eigene Schreibstil eher dem von Shakespeare, Tom Wolfe oder Peter Hahne (nein dem wahrscheinlich nicht) entspricht. Das Ganze ist auch kein totaler Schmarrn, denn das von einem 27-jährigen Russen erfundene Programm arbeitet ähnlich wie ein Spam-Filter mit einem Algorithmus, der einen Text (je länger desto besser) nach bestimmten Formulierungen absucht. Ich habe gleich einmal ein paar willkürlich zusammenkopierte Texte von uns in das Textprobenfeld kopiert und siehe da: Wir schreiben wie Friedrich Nietzsche.

Machiavelli (besoffen)

Das hat mich allerdings noch nicht richtig verwundert, schließlich hatte der alte Syphilitiker auf seine alten Tage auch einen ganz schönen Klatscher. So ist mir eine natürlich sehr naheliegende Idee gekommen und ich habe einmal ein paar PNP-Redakteure durch die Maschine gejagt. Angefangen gleich einmal mit dem Danninger, der zwar das Wort konzedieren nicht konjugieren kann (25.09.2010, Seite 27), aber ansonsten ein Spitzentyp ist. Das wird spätestens beim FAZ.net-Ergebnis klar: Danninger schreibt wie Günter Grass. Da hat mich dann natürlich gleich noch interessiert, wie denn die Gisela Friedrichsen der PNP, Frau Pierach so schreibt. Immerhin noch wie Peter Handke - hätte ich ihr gar nicht zugetraut. Ehrlich gesagt, beim Klotzek musste ich mir vor dem Betrachten des Ergebnisses einen kleinen Schnaps einschenken. Was wäre, wenn ich hier kundtun müsste, Klotzek schreibt wie Daniela Katzenberger, Lassie oder Lothar Matthäus? Heißt es dann wieder, dass wir uns auf billigste Art und Weise über journalistische (sic!) Mitbewerber lustig machen? Aber - weit gefehlt! Klotzek schreibt wie Albert Ostermaier. Ich habe zwar keine Ahnung, wer das ist, aber es hört sich immerhin ziemlich seriös an. Übrigens: Wenn man zehnmal den Text "Pipi Kaka 123" eingibt, kommt weder Klotzek noch Daiminger raus, sondern schlicht: Charlotte Roche. Echt wahr!

Auch nicht uninteressant ist folgendes Ergebnis. Geht man davon aus, dass ja schließlich das gesprochene Wort gilt und gibt man die Wiedervereinigungs-Jubiläumsrede des unerträglichsten aller Bundespräsidenten in den Schrifsteller-Generator ein, stellt man schmunzelnd fest, dass der Wulff schreibt, bzw. spricht wie die Pierach. Oder auch der Handke. Aber das kommt sich ja aufs Gleiche raus, s.o. Wie schreibt eigentlich der sexieste aller Staatssekretäre? Einfach einen Text von seiner Homepage genommen. Copy, Paste, Sigmund Freud. Geil, aber da hätte ich vorher schon drauf gewettet. Und wie schreibt der Staatssekretär von der Vier-Prozent-Partei? Auch wie Sigmund Freud! Was sagt uns das? Um ein guter Staatssekretär zu sein, braucht man mindestens ein Über-Ich und muss wissen, dass Politikerinnen allesamt am Penis-Neid laborieren. Und natürlich muss man perfekt sein. Das schadet (fast) nie. Oder wie Sigmund, Max und Andi sagen würden: Gegen Angriffe kann man sich wehren, gegen Lob ist man machtlos. Noch was zu Deiner Beruhigung, mein Tölpel: Angelika Diekmann schreibt übrigens auch wie Friedrich Nietzsche. Ob sie das weiß?

Deine Kathi

Liebe Kathi!

Ich schreibe nicht nur wie Nietzsche, ich frage mich auch täglich wie er, warum ich so klug bin. Und außerdem lese ich ebenfalls die FAS. Interessantes Titelthema gestern: Man hat hundert Kinofilme gesichtet, die von der FSK ab 12 freigegeben sind und festgestellt, dass gut die Hälfte komplett ungeeignet für Kinder in diesem Alter sind. Von Analverkehr bis Zerstückeln - alles dabei. Fand ich sehr gut, diesen Artikel. Und ich musste leider spontan wieder an die AmSonntag und die PNP denken in ihrer ganzen bigotten Verlogenheit. Da regt sich doch in einem Sonntagswurfblatt, in dem wöchentlich auf den letzten Seiten minderjährige Mädels als Phantasiehilfe für ältere Männer präsentiert werden, der Herr Oberredakteur darüber auf, dass irgendein Puff in Passau ein bisschen größer wird als bisher. Zitat: "Und das ausgerechnet direkt gegenüber eines Fitnessclubs für junge Leute?" Ich lach mich schlapp. Und das nicht, weil Leute, die professionell schreiben, nicht den zu verwendenden Casus nach "gegenüber" kennen. Wie kann man nur solche Stuss-Zusammenhänge ausbrüten? Aber noch schlimmer ist natürlich das Mutterblatt. Moral, bla bla, Werte, bla bla, Religion, bla bla - bla bla bla. Warum seid Ihr denn dann eigentlich nicht konsequent und schreibt folgerichtig, dass einige "Künstler", die auf der Brutalo-Porno-Welle geritten sind oder noch reiten, primitiver, debiler Abschaum sind? Warum gibts in der PNP ein Interview mit einem "Sänger", der mit einer Lyrik (Spreiz deine Beine, zeig die Fotze, lass Dich gehen!) aufwartet, die man im Deutschunterricht in Niedernburg sicher nicht zur Textanalyse gebrauchen könnte? Weil der gut verkauft und die Kids den gut finden und vielleicht Neu-PNP-Leser werden? Na dann...

Richtig krank ist auch das andere Wurfblatt. Da gibt es tatsächlich einen Artikel darüber, dass ein Grünen-Stadtrat irgendein HipHop-Hitler-Bild auf seiner Facebook-Seite hat, während in aller Ernsthaftigkeit darüber berichtet wird, wie das singende Kneipier-Spanferkel in seiner Geltungssucht der Stadt Passau eine weitere provinzielle Peinlichkeit aufs Auge drückt. Sollten wir uns nicht langsam mal alle miteinander fragen, ob Passau nicht langsam reif ist für eine richtige Zeitung? Eine, die zumindest ab und zu mal schreibt: "Der Kaiser trägt doch gar keine Kleider." Oder: "Das Spanferkel ist ja nackt im Schädel." Oder: "Was will Waschler?" Oder was weiß ich...

Ich wollte jetzt übrigens mit einem lustigen Spielchen schließen und in Deine Schriftsteller-Analyse-Maschine Texte von großen deutschen Schriftstellern eingeben und zwar in der Hoffnung, es käme zu einem Ergebnis, Goethe schreibe wie Sedaris, Schiller wie Semmelmayer oder Brecht wie Charlotte Roche. Vergiss es! Das Ding funktioniert tatsächlich fast perfekt. Goethe schreibt wie Goethe, Schiller wie Schiller und Brecht wie Brecht. Nur Nietzsche schreibt interessanterweise wie Hegel - manchmal. Ich glaube, das würde Nietzsche gar nicht gefallen. Zum Abschluss trotzdem noch was Schönes. Ich habe Deinen heutigen Brief an mich bis "Deine Kathi" in die Maschine kopiert und kann Dir mitteilen, dass Du schreibst wie Charlotte Roche. Ha ha ha. Wenn ich mit Lachen fertig bin, gibts die nächste Kolumne.

Nix für ungut

Dein Tölpel

Beste Kolumne der Welt in Arbeit

Erscheint noch heute.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.