Donnerstag, 3. Mai 2018

Kolumne Bürgerblick Mai 2018


Angezählt und aufgedackelt                             

Lieber Tölpel!

Erst in unserem letzten Briefwechsel hast Du die Bildunterschrift in der PNP zur neuen bayerischen Landwirtschaftsministerin kritisiert: „Agrarministerin Michaela Kaniber zieht im Landtag die Blicke mancher Männer auf sich.“ Das kann man durchaus für sexistisch oder einfach nur für peinlich und daneben halten. Jetzt wurde seitens der PNP ein journalistischer Gutmach-Versuch unternommen und Frau Kaniber von ihrer Rolle als parlamentarische Wichsvorlage zu ihrer von Natur her angestammten Mutterrolle befördert.

„Sie hätte so gerne ein viertes Kind“, steht in der Überschrift im Bayernteil der Heimatzeitung vom 21. April. Leider ohne Ausrufezeichen – das hätte die Verzweiflung und den Schmerz der dreifachen Mutter und Blicke-auf-sich-Zieherin noch drastischer ausgedrückt. Es war übrigens eine weibliche Redakteurin, die dafür verantwortlich zeichnet, dass sich (wohl nicht nur männliche) CSU-Wähler und Bischof-Oster-Fans denken: „Dann soll’s halt daheim bleiben, die Duschn, und nicht den Männern ihre Ministerämter wegnehmen.“ Ich bin schon gespannt auf die nächste PNP-Überschrift. Vielleicht so etwas wie: „Ministerin Kaniber bald zu alt für viertes Kind? Mutterkreuz in Gefahr!“

Bischof Oster hat übrigens mit ein paar Exzellenz-Kollegen einen Brief an den lieben Gott (den richtigen, den katholischen) geschrieben und ihn eindringlich und mit Fristsetzung aufgefordert, Feuer und Schwefel auf die deutsche Bischofskonferenz herabregnen und außerdem jeden Lutheraner, der die Hand nach einer Hostie ausstreckt, vom Blitz erschlagen zu lassen. Sollte seine Dreifaltigkeit dieser Forderung nicht umgehend nachkommen, sähe man sich gezwungen, zeitnah die Inquisition, die Bartholomäusnacht und (als Zeichen von Großmut und Gnade) den Ablasshandel wieder einzuführen. Hilfsweise könnten in einem ersten Schritt Protestanten in überwiegend katholischen Regionen verpflichtet werden, eine Binde mit einem aufgestickten „P“ gut sichtbar am Oberarm zu tragen.

Deine Kathi


Liebe Kathi!

Wie dieser Bischof tickt, war doch von Anfang an klar. Also uns und allen sonstigen in der Aufklärung Angekommenen. Aber mit dem Thema bin ich ohnehin durch. Ich weiß auch nicht, wen ich schräger finde. Einen Bischof, der halt so ist, wie er ist oder Menschen, die ein Problem damit haben, dass sie nicht gemeinsam zur Kommunion gehen können. Ich finde es viel spannender, dass nach Jahren blinder Begeisterung sogar die PNP umgefallen ist und sich mit Befremden über den Passauer Bischof geäußert hat, bzw. äußern musste, um nicht den Leserzorn auf sich zu ziehen. Aber Frömmel-Freak Birkenseer ist ja sehr flexibel in seiner Meinungsbildung und -äußerung.

Eine noch kürzere Messias-Amtszeit als Oster hatte wohl der bis vor kurzem nahezu vergötterte EW-Intendant Bauer. (Beim Verfassen dieser Zeilen war er zumindest noch Intendant.) So viel Lob (und Vorschusslorbeeren) in so kurzer Zeit hat man selten gelesen. Irgendwie ist man jetzt aber pleite, Frau Weber ist irgendwie sauer und weiß auch gar nicht mehr so genau, ob Herr Bauer wirklich „so toll“ ist und schuld sind aber, wie immer, die Anderen – also vice versa. Eine ganz andere Frage würde ich gerne noch stellen. Was wird eigentlich aus der Konzerthausgeschichte, wenn – ich trau es mich gar nicht zu schreiben – die EW tatsächlich irgendwann pleite sein könnten?

Ich fordere im Übrigen die Stadt Passau auf, ab sofort sämtliche Marketing- und Tourismusförderungsmaßnahmen einzustellen und als Ersatz hierfür ausschließlich Presseerklärungen von Konservengeneral Greipl sowie den Betreibern des Dackelmuseums zu verteilen. Edel-Altstadt-Bewohner Greipl schafft es als kauzig-skurriler Kleinstadt-Grantler immerhin regelmäßig in die Süddeutsche, die Residenzplatz-Dackel aus dem Stand in die New York Times. Wenn Du jetzt noch ein Video auf Youtube stellst, wo der Greipl „Wann ich mit meinem Dackel zur Liesl ummi wackel“ singt, dann kannst Du die Lände für die Kreuzfahrtschiffe bis zum Kachlet erweitern.

Dein Tölpel