Montag, 31. Dezember 2012

Statt Jahresrückblick

Exklusiv auf Wahlinfo-Passau

Das Abhörprotokoll der geheim mitgeschnittenen Weihnachtsfeier des Passauer Stadtrats

Oberjürgen: ... und so danke ich vielen Kolleginnen und Kollegen für die vertrauensvolle Zuarbeit und wünsche manchen Kolleginnen und Kollegen einen guten Appetit, ein gesegnetes Weihnachtsfest und einigen wenigen wünsche ich noch ein glückliches und erfolgreiches Neues Jahr.

Scheuer (flüstert zu Dickl): Du mich auch.

Dickl (flüstert zu Scheuer): Hi hi hi. Super, Andi!

Waschler: Herr Oberbürgermeister! Ich verlange eine sofortige namentliche Auflistung derer, denen Sie explizit kein gutes Neues Jahr gewünscht haben. Sonst verlasse ich umgehend den Raum.

Alle: Oooooohhhhh.

Dittlmann: Wer zahlt denn das hier eigentlich alles?

Oberjürgen: Wer hat denn den eingeladen?

Dittlmann (zu Pell): Manchmal hab ich fast das Gefühl, der mag mich nicht.

Sturm: Verehrter Kollege Dittlmann! Wie Ihnen vielleicht bekannt ist, gibt es jedes Jahr eine große Tschärity-Gala in Passau. Aus dem Erlös dieser wunderbaren Veranstaltung wird in diesem Jahr unser Weihnachtsessen bezahlt.

Krautstorfer: Oh leck. Wos gibts denn dann? A Brotsuppn?

Heindl: Pfui Deifi.

Feuerer: Thomas Bernhard hat gesagt: „Menschen, die ein Gespräch führen wollten, waren mir schon immer verdächtig. Gut reden kann man mit einfachen Leuten.“

Werts: Ja, aber Sie sind mir zu einfach.

Damberger: Ach, jetzt streits doch ned scho wieder.

Heindl: Scheiße, hä.

Ortner: Sei staad, Sigi.

Heindl (grunzt): Brrrrpffffgrrrr.

Buhmann: Wir könnten ein Spiel machen.

Reischl: Strippoker.

Träger: Au ja!

Mangold: Oder wir singen was. Ich hab mein Gotteslob dabei.

Jungwirth: Oder wir zapfen ein Fass an. Ich hab letztes Mal nur 17 Schläge gebraucht.

Oberjürgen (zu Sturm): Wer ist denn er?

Sturm: Bürgermeister.

Oberjürgen: Echt? Gibts da mehra?

Der erste Gang wird serviert. Auf jedem Teller liegen ein Apfel und eine Orange.

Heindl: Scheißdreck, hä! Wos isn des?

Zehner: Na ja, lieber Herr Heindl, eine Spende von der Tschärity-Gala halt. Und da sollten wir alle dankbar sein. Andere Menschen, gerade aus Ihrer Gesellschaftsschicht, haben noch viel weniger.

Bauer, S.: Fuck! Die Orangen is ja g'spritzt.

Bauer, H.-J.: Apropos orange und g'spritzt. Da fällt mir ein Film ein, den ich kürzlich gesehen hab. Was mit Asiatinnen.

Faßbender: Jetzt reichts dann langsam. Das ist ja ekelhaft.

Oberjürgen (zu Sturm): Wer ist denn sie?

Sturm: Stadträtin. ÖDP.

Oberjürgen: Hä?

Sturm: Egal.

Alle außer dem Grünen Bauer (der mittlerweile einen Mundschutz trägt) widmen sich nun ihrem verschrumpelten Apfel und ihrer Orange. 

Scheuer (zu Dickl): ... und dann sag ich zu den zwei Bunnies auf der Rückbank: Freilich darf mein Chauffeur mit 220 auf dem Standstreifen überholen. Allein dafür zahl ich 400 Euro extra im Monat.

Dickl: Boah! Super, Andi!

Faßbender: Das würde mich jetzt schon mal interessieren, Herr Dr. Scheuer. Sind Sie jetzt für oder gegen die Nordtangente?

Scheuer (zu Dickl): Wer ist denn sie?

Dickl: Egal.

Synek: Jetzt geh, Verkehrsexperte, bist jetzt für oder gegen die Nordtangente?

Scheuer: Ja, mei. Je nachdem, wo grad Wahlkampf ist.

Dickl: Ha ha. Super, Andi!

Waschler: Warum fragt eigentlich mich keiner?

Alle: Gähn....

Heindl: Des Bauerngschwerl soi außenrum fahrn.

Der Hauptgang wird serviert. Es handelt sich um eine Asiapfanne, die von einem Parockfest-Standbetreiber für die Tschärity-Gala gespendet wurde.

Heindl: Ja, Scheißdreck, hä. Des kennts seiba fressen.

Buhmann: Hmmm, lecker. Vor allem der Wasabi.

Scheuer: Des is Schimmel, Babe.

Koopmann: Ich glaube nicht. Das Essen von Pferden ist in Asien nicht so sehr verbreitet. Wohingegen die Passauer Pferdemetzgereien eine schon geradezu historisch zu bezeichnende Rolle einnehmen. Zu Geins: Du bist jetzt der Pferdemetzger aus der Höllgasse. Zu Seiler: Und Du bist sein Bernhardiner.

Seiler: Wau. 

Koopmann: Jetzt müsst Ihr Euch alle vorstellen...

Alle: Nein.

Oberjürgen: Sie sind alle so dumm und ich bin ihr Chef.

Waschler: Herr Oberbürgermeister! Ich fordere Sie auf, Ihren Ausspruch sofort zurückzunehmen, weil der Begriff "Chef" nicht mit der Gemeindeordnung vereinbar ist und somit einen Titelmissbrauch darstellt.

Scheuer (tritt Waschler gegens Schienbein): Sag das Wort nicht, Du Irrer.

Dittlmann: Apropos Asiapfanne. Herr Oberbürgermeister! Sind Sie der Meinung, dass das diesjährige Passauer Parockfest in dieser Art und Weise auch eine zukünftige Daseinsberechtigung hat? Dass dieses Fest eine Chance hat, sich als Marke, vergleichbar mit der Landshuter Hochzeit, zu etablieren und dass die Organisation dieses Festes in den richtigen Händen liegt?

Oberjürgen (zu Sturm): Der schon wieder. Ich mag den nicht. Wer ist das?

Sturm: Stadtrat. Fraktion weiß ich gerade nicht.

Feuerer: Ich finde ja, wir bräuchten eine Passau-Beilage in der Süddeutschen. Das wäre prestigeträchtig.

Bauer, S.: Wäre toll, ja. Aber sowas kostet sicher eine Milliarde oder eine Million oder so.

Oberjürgen (zu Sturm): Kostet sowas eine Milliarde oder eine Million?

Sturm: Keine Ahnung. Gutachten?

Oberjürgen: Was kostet das Gutachten?

Sturm: Höchstens 60.000.

Oberjürgen: Ok. Des schaun ma uns an.

Haydn: I hätt gern a Heining-Beilage. Untertitel: Die schönsten Kreisverkehre im Passauer Westen.

Feuerer: Meiner Meinung nach ist dieser Westen komplett überbewertet. Intellektuell null Substanz. Thomas Bernhard hätte gesagt: "Ich scheiß auf den Westen." 

Werts: Da fällt mir noch ein Stadtteil ein. Geht mit "I" an.

Damberger: Ilzstadt!

Werts: Die ist doch schon lang tot. Dachte an Innstadt.

Waschler: Für die Innstadt braucht es eine ganzheitliche Lösung.

Werts: Genau. Fluten. Da erwischt es, wenn ich an die hier Anwesenden denke, keinen verkehrten.

Heindl: Genau. Schwoabts es weg. Scheiße, hä!

Ortner: Sei staad jetzt. Sonst kimmst a Woch lang nimma aus der Waschhalle raus.

Krautstorfer: Apropos schwoam. Gibts leicht heit koan Schnaps?

Heindl: Genau, hä! Kreizsakkra.

Buhmann: Leider nicht. Dafür haben uns die Tschärity-Verantwortlichen ihre gesamten Getränkespenden vollumfänglich weitergespendet.

Alle: Zicke zacke zicke zacke hoi hoi hoi!

Buhmann: Zwei Kubikmeter Leitungswasser. Das gute von den Stadtwerken.

Heindl: Ja Scheißdreck, a Wasser. I muaß speim.

Pell: Jetzt hamma doch no immer an Blädn gfunden, der a Rundn Schnaps zoiht.

Robl (stößt Seiler den Ellbogen in die Rippen): Max, heb Dei Hand.

Seiler reißt den rechten Arm hoch.

Alle: Olé, olé! Super, Max!

Stadler: Apropos Supermax. Kennt Ihr schon die Geschichte, wo ich kürzlich in Brüssel den ungarischen...

Dittlmann: War gestern in der Zeitung.

Stadler: Echt? Toll, was die immer alles wissen von mir.

Dickl: Vom Andi wissen sie sogar, dass seine Dienst-Limousine 400 PS hat.

Scheuer: 750 PS. Und das noch ohne die Lachgaseinspritzung. Kostet 1.000 Euro extra im Monat.

Dickl: Wahnsinn. Spitze, Andi! Darf ich da mal mitfahren?

Scheuer (grinsend): Wennst mal Oberbürgermeister bist.

Wösner (laut lachend): Oder Fraktionsvorsitzender.

Fischer und Damberger klatschen sich lachend ab.

Oberjürgen (zu Sturm): Wer ist denn bei denen Fraktionsvorsitzender?

Sturm: Egal.

Oberjürgen und Sturm klatschen sich lachend ab.

Dickl: Die werden sich noch wundern, wenn wir das Bürgerbegehren gewinnen. 

Damberger (flüstert): San mir da jetzt dafür oder dagegen?

Scheuer (flüstert): Das wissen wir noch nicht.

Dickl: Und wann wissen wirs?

Scheuer: Wenn abgstimmt is.

Dickl: Boah, Du bist so ein Hund, Andi.

Die Nachspeise wird serviert. Es handelt sich um Lebkuchen einer Passauer Konditorei mit der Aufschrift aus Zuckerguss "Hochw. Bischof Eder zum 75. Geburtstag".

Heindl: Kreizsakkrament, jetzt hob i mir an Zahn ausbissen. Wos isn des?

Buhmann: Die diesjährige Spende des Ordinariats für die Tschärity-Gala. 

Heindl: Seit wann spenden denn die Kuttenbrunzer?

Buhmann: Letztes Jahr haben sie sogar einen Segen gespendet.

Mangold: Toll. Mein neuer Toyota fährt übrigens mit Babywindeln und Weihwasser.

Kastner: Meiner braucht 18 Liter Super verbleit. Aber ich fahr eh nur zum Metzger damit.

Dickl: An Andi seiner braucht bestimmt mehr. Oder Andi?

Pell: A Wahnsinn, hey. Ihr seids alle so dermaßen unter meim Niveau.

Brummer: Ich auch, Peter-Bub?

Pell: Na, Du ned, Tante Hilde.

Brummer: Jetzt müssts Euch nächstes Jahr a bissel mehr um meine Kirche kümmern, gell Buben?

Scheuer, Dickl und Wösner (unisono): Ja freilich, Tante Hilde.

Oberjürgen (zu Sturm): Wie heißt jetzt unser Spitzenjurist noch mal? Schreib dem a SMS! Der soll dem Brummerl a Sondersperrzeitverordnung für ihr blöde Kirch ausarbeiten, dass' der Schlag trifft.

Wagner: Hoaßt der ned Gevatter?

Oberjürgen: Wer isn des?

Wagner: Na unser Spitzenjurist.

Oberjürgen: Nein! Di hob i gmoant.

Sturm: Der gehört zu uns. Name ist mir entfallen. Egal.

Oberjürgen: Des is überhaupt komisch. Wenn i durch unser schöne Stadt geh, dann kenn i an jeden. Aber do herin... Höchstens die Hälfte. 

Waschler: Das liegt an Ihrer unerträglichen Überheblichkeit, Herr Oberbürgermeister! Und an der Arroganz Ihrer Amtsführung.

Sturm: Das ist Dein...

Oberjürgen (winkt ab): I woaß scho.

Die Stadträte verlassen nach und nach den Raum. Ein kleiner, armseliger Haufen sitzt noch gelangweilt herum.

Dickl: Du, Andi...

Scheuer (starrt auf sein Mobiltelefon): Ja, äh, Armin.

Dickl: Moanst, dass mia des packan 2014?

Scheuer (SMS schreibend): Eh klar, äh, Armin.

Dickl: Moanst echt?

Scheuer (SMS schreibend): Wos jetzt eigentlich genau?

Dickl: Na de Wahl.

Scheuer (SMS schreibend): Ah, is 2014 leicht a no a Wahl?

Dickl: Na, de OB-Wahl!

Scheuer (SMS schreibend): Ah so, de, genau. Ja, bestimmt.

Dickl: Du moanst echt, i kannt de gwinna? Moanst, mia ham do echt a Chance?

Scheuer: A Chance hot ma immer, ähhhh, Armin. I hob scho Sachan gwonna und i bin scho Sachan wordn  – des verstäh i heid no ned. Du, aber, ähhhhh, Armin, i muass jetzt weg. I vertrog des vuie Wasser ned. Tschauhau.

Dickl: Servus, Andi! Danke! Super!