Dienstag, 13. Februar 2024

Aktuelle Kolumne aus dem Bürgerblick Februar 2024

Hochjubeln

Ich gebe es heute erstmalig und unumwunden zu: Ich bin ein linksradikaler Nazi. Wahrscheinlich noch ein bisschen grünversifft, weil ich erwäge, mir ein Elektroauto zu kaufen und außerdem noch partiell neoliberal, aber die Begründung hierfür würde zu weit führen. Ich fand das Hupen und Blockieren der Bauern unappetitlich, den Aiwanger sowieso, aber hinter der Antifa mag ich auch nicht hermarschieren. Ich gendere nicht, ich finde Diskussionen über kulturelle Aneignung großteils albern bis unerträglich und mir wird trotzdem meistens übel, wenn Aiwanger twittert oder gar spricht. Bin ich verrückt und die anderen normal oder sind wir alle nur eine Simulation?

Egal. Ich habe mir einen Passau-Krimi angesehen – also den, wo am Schluss eine Kindergeiselübergabe am Innufer unter der Autobahnbrücke (sic!) erfolgt ist. Zwei Tage später durfte ich in der Heimatzeitung lesen, dass es tatsächlich Menschen gibt, die diesen Film gut fanden. Da kann man nur noch den Monaco Franze zitieren: „A rechter Scheißdreck wars, altmodisch bis provinziell, des wars. Und der Film da, der gschissene, der ging ja noch, viel schlimmer ist, dass wir hier in Passau ein Publikum ham, des hint und vorn von nix was versteht und jeden Reinfall zu einem einmaligen Erlebnis hochjubelt.“

Apropos „von nix was verstehen“ und „hochjubeln“. Kaum verzichtet der Asien-Andi auf eine erneute Kandidatur (um ­– nebenbei bemerkt – seiner Demontage, also Nichtaufstellung zuvorzukommen), wird ihm von der begabten Politikerin Rosemarie W. attestiert, „einer der begabtesten Politiker, die wir haben“ zu sein. Und weil das noch nicht lustig genug war, werden unter der Überschrift „Diese Namen kamen ins Spiel“ weitere begabte Politiker genannt, die in Asien-Andis Fußstapfen treten könnten, wahrscheinlich nach dem Motto: Eine Viertelmilliarde verzocken kann ja wohl nicht so schwer sein.

Bei den Namen, die ins Spiel kamen, handelt es sich dann auch um das Who-is-Who der regionalen Hochbegabten. Allen voran der Fünfte Bürgermeister von Passau, Armin Dickl. Der kann aber nicht, weil – Achtung, jetzt kommts – sein „Herzblut an Passau hängt.“ Ich habe es dann gleich noch mal gelesen und das stand da wirklich in der PNP: Sein Herzblut hängt an Passau. Wo genau hängt es denn, sein Herzblut? Was ist denn passiert? Geht es ihm wieder gut? Dass jemands Herzblut irgendwo hängt, kennt man sonst nur aus Tarantino-Filmen oder aus The Walking Dead. Gute Besserung, Armin Dickl!

Der Koller Hansi schließt es in der ihm eigenen Bescheidenheit und glasklarer Selbstwahrnehmung nicht aus, „will aber Gesprächen nicht vorgreifen.“ Immerhin. Ich kann mich noch gut erinnern, als vor gut zehn Jahren ein gewisser Gerhard Drexler als Nachrücker für den verstorbenen Max Stadler für ein paar Monate in den Bundestag einzog und seine erste und einzige Rede hielt. Die Abgeordneten sind unter den Tischen gelegen vor Lachen. Wie ich da jetzt drauf komme? Keine Ahnung, gerade habe ich den Faden verloren.

Es kamen dann tatsächlich noch die Namen Meyer und Heisl ins Spiel, die offensichtlich nach ein paar Monaten München schon unterfordert sind. Den Meyer lässt der Babba bestimmt nicht so weit weg und dann noch nach Berlin. Nicht dass der Bub noch zu koksen oder Falafel essen anfängt. Der Weidenthaler findet jedenfalls, dass der Kandidat auf jeden Fall aus der Stadt kommen muss, was ja für ihn wiederum praktisch wäre. Doch, der Weidenthaler soll es machen. Berufspolitiker kann man in Berlin immer gut gebrauchen. Ganz vergessen bei der Kandidatensuche sollte man aber auch nicht die erfahreneren Politiker. Warum nicht Ortner, Reischl oder gerne Waschler noch mal – warum nicht? Aber die wären altermäßig eher was fürs Europaparlament.

Hast Du einen Opa, schick ihn nach Europa. Steht Dir nach Humor der Sinn, schick den Koller nach Berlin. Helau!