Heute oute ich mich. Vor vielen, vielen Jahren habe ich einmal die Grünen gewählt. Ich weiß nicht mehr genau wann und ich weiß auch nicht mehr warum – aber ich habe es getan. Wahrscheinlich war es in den Achtzigern, als auf einen Schlag der gesamte deutsche Wald gestorben ist oder in den Neunzigern, als sich die Grüne Jugend endlich für die sofortige Einführung von Toiletten für nicht-binäre Mensch*innen eingesetzt hat. Aber, wie gesagt, ich weiß es nicht mehr genau.
Heute wählt man wahrscheinlich grün, weil das Spitzenpersonal so erfrischend anders ist. Eine Autodidaktin als Außenministerin, die ganz nebenbei Russland den Krieg erklärt – das hätte sich nicht mal der Joschka getraut. Ein Wirtschaftsminister, der im Alleingang beschließt, einfach einmal alle klassischen Energielieferanten abzuschaffen, um anschließend interessiert zu beobachten, was passiert. Wir sind dann nämlich sicher nicht insolvent, indolent, inkontinent oder wie das heißt – wir haben dann halt erstmal keinen Strom und keine Heizung mehr.
Aber es gibt auch wichtige Themen. Der rechtspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion hat zum Beispiel vorgeschlagen, bei Eheschließungen zwei Familiennamen zu einem zu verschmelzen. Charmant fände er das, meinte er. Charmant? Voll krass ist das! Wenn ich den Bischof von Passau heiraten würde, könnten wir beide Osterhase heißen. Von den bayerischen Grünen kommt auch ein wichtiger Anstoß: Staatlich finanzierte Sexarbeit für Altenheimbewohner. Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Sexarbeiterin und Prostituierter? Bei Prostitution wollen nämlich wiederum die SPD-Frauen die Freier bestrafen. Ein Dilemma. Muss Opa also dann, wenn er nach 30 Jahren zum ersten Mal wieder Sex hatte, anschließend ins Gefängnis? Fragen über Fragen. Da braucht es wohl einen überparteilichen Arbeitskreis.
Bei den Klimaklebern sind die Grünen nicht mehr wohlgelitten. Die sind ihnen trotz Habeck immer noch zu demokratisch. Das müsste doch mittlerweile der Dümmste merken, dass unser politisches System nicht willens und in der Lage ist, den Weltuntergang zu verhindern. Wenn der überhaupt zu verhindern sein sollte, dann nur, wenn man sich mindestens einmal pro Woche auf denjenigen Straßen festklebt, die der Passauer OB ausdrücklich verboten hat. Im zweiten Schritt, also nach der Machtübernahme, muss sich dann auch keiner mehr festkleben, weil es nur noch Lastenräder statt Autos gibt. Flugzeuge fliegen dann auch keine mehr. Also höchstens ganz wenige für die Leute vom Nationalen Klimakongress, die ja in andere Länder fliegen müssen, wie Indien oder China, um dort auch die Macht zu übernehmen. Sollte das alles trotz extra abgebrochenen Studiums nicht klappen, kann man ja später immer noch irgendwas bei den Grünen machen, zum Beispiel Bundesvorsitzende.
Ein Rechtsanwalt namens Ronny Raith übrigens hat einen Faschistoiden oder Debilen (oder beides – man weiß es nicht genau) verteidigt, der auf Facebook die Klimakleber dergestalt kommentiert hat: "Zammfahrn und Ende". Nun meinte der Rechtsanwalt vor dem Amtsgericht Viechtach, dass diese Aussage nicht nur der Meinungsfreiheit unterliege, – nein – sie entspräche dem, "was sich 80 Prozent der Gesellschaft denkt". Ich weiß nicht, in welcher Gesellschaft sich Ronny befindet. Wenn ich erkennen würde, dass 80 Prozent meines gesellschaftlichen Umfelds denken, dass man Andersdenkende totfahren soll, würde ich in die Südsee auswandern oder vom Dach springen.
Aber in Viechtach gehen die Uhren offensichtlich ganz anders. Die Viechtacher Richterin hat nämlich gesagt, dass "eine solche Aussage am Stammtisch keine Konsequenzen nach sich ziehen würde, in den Sozialen Medien jedoch sehr wohl." Gibt es eigentlich in Viechtach eine Lotterie, bei der man die Zulassung zur Rechtspflege gewinnen kann? Dr. Ronny Raith wurde übrigens im katholischen Kirchenrecht promoviert und macht auch irgendwas fürs Bistum. Frohe Ostern.