Ich bin eigentlich ein relativ bodenständiger, ein traditioneller (darf man das noch sagen oder ist das möglicherweise auch schon negativ konnotiert?) Wähler. Ich wähle nicht die Linken, ich wähle nicht die AfD und den durchgeknallten Trump-Imitator, der als kleiner Bub in ein Fass mit Zaubertrank (oder Ecstasy) gefallen ist, wähle ich natürlich auch nicht. Die CSU könnte ich frühestens dann wählen, wenn die Tagebücher von Franz Josef Strauß auftauchen, in denen er zugibt, dass die CSU von Anfang an ein Satire-Projekt war, was aber seit 1945 keiner gemerkt hat.
Und das ist wirklich erstaunlich. Man muss nur aufmerksam verfolgen, was Markus Söder täglich für Tweets raushaut – da braucht man keine Satire mehr. „Wen würde Jesus wählen?“, „Schnitzeltage für Kitas“, „Wir retten das Klima in Bayern“. Preisfrage: Finden sich diese Slogans auf Plakaten der CSU oder auf Plakaten von „Die Partei“? Gar nicht einfach, oder? Aber ich löse auf. Es sind Plakate der Sonneborn-Partei, so wie auch dieses: „Billige Mieten, billige Energie, billige Slogans“. Ersetze „billige Slogans“ durch „billige Sechszylinder“ und es könnte von der CSU sein.
Um mich ein wenig inspirieren zu lassen, habe ich mich durch den Wahl-O-Mat geklickt und leider ein völlig ernüchterndes Ergebnis erhalten: Ich kann praktisch alles wählen. Meine Übereinstimmung mit den meisten Parteien liegt in einer kleinen Range zwischen 55 und 63 Prozent. Weit vorn (wenn man das so nennen kann) sind übrigens drei Parteien, von denen ich noch nicht einmal wusste, dass sie antreten, geschweige denn, was die eigentlich wollen. V-Partei³, Volt oder PdH. Nach kurzer Recherche musste ich aber leider folgendes feststellen. Die V-Partei³ scheidet völlig aus, weil, ginge es nach denen, darf ich nicht einmal mehr die 70 Gramm Heuschrecken aus Weidehaltung im Monat essen, die mir die Grünen noch lassen würden. Volt und PdH treten in Niederbayern gar nicht an, vermutlich haben sie uns nicht auf der Landkarte gefunden.
Was mich mit diesem verwirrenden Wahl-O-Mat-Ergebnis ein bisschen versöhnt, ist die Tatsache, dass ich am wenigsten Übereinstimmung mit den Freien Wählern und der AfD habe, wobei man das auch anders sehen kann – selbst mit der AfD harmoniere ich immerhin noch bei einigen Themen. Da muss ich mich aber gar nicht schämen, das trifft auf die Grünen und die ÖDP nämlich auch zu. Ich befürchte allerdings, dass zahlreiche Menschen von ihrem persönlichen Wahl-O-Mat-Ergebnis überfordert werden. Nur weil man gemeinsam mit der AfD der Meinung ist, dass das Landespflegegeld erhöht oder die Mehrwertsteuer auf Lebensmittel gesenkt werden sollte, hat man mit Typen wie Höcke oder Stadler noch lange nichts gemeinsam.
Das größte politische Satire-Projekt Bayerns aller Zeiten ist aber tatsächlich Hubert Aiwanger. Ich bin mir mittlerweile fast sicher, dass es ihn gar nicht gibt. Ich vermute, er wird von seinem Bruder gespielt, der seit 35 Jahren daran arbeitet, irgendwann sagen zu können: Ich hob oich olle verorscht. Obwohl es eigentlich auf der Hand liegt. Da redet einer, der es immerhin zum stellvertretenden Ministerpräsidenten geschafft hat, seit Jahren in einem Fantasie-Dialekt, den tatsächlich nur er allein spricht und die ganze Nation, inklusive der Bayern, denkt, das wäre bairisch.
Aber es ist ja auch egal oder wie „Die Partei“ plakatiert: „Wei’ß wurscht is“. Drei Plakate habe ich noch – über die Interpretationsmöglichkeiten kann jeder selbst nachdenken. „Arten ohne Sterben“, „Green ohne Washing“, „Ö oder nie“. Ich schenke meiner Lieblingspartei noch ein „Orange ohne Müllabfuhr“, ein „Öle, Öle, ÖDP“ und realistischerweise ein „ÖDP, die wird‘s nie.“ Dem Hubert Aiwanger sein Bruder würde sagen: „Geh hoam und fotz dei Goaß!“