Aufgestellt und abserviert
Lieber Tölpel!
Hui, war das eine Aufregung im Lebensschützer-Mikrokosmos. Die PNP hat nämlich einen echten Skandal aufgedeckt. Eine Frau hat einen Termin für eine Abtreibung, sagt ihn in letzter Sekunde ab und weigert sich aber, das dem Arzt wegen der Kurzfristigkeit wohl zustehende Ausfallhonorar zu bezahlen, woraufhin dieser klagt. So weit, so unspektakulär. Man kann aber auch eine reißerische Story draus machen, in der zwischen den Zeilen irgendwie subtil insinuiert wird, dass der Arzt unzufrieden damit ist, dass er das Kind nicht abtreiben darf und deshalb klagt. Die Perfidie endet hier noch nicht. Natürlich weiß man bei der Heimatzeitung, dass das für ihre selbstgerechte und moralistische Leserschaft ein gefundenes Fressen ist und so nehmen die Dinge ihren Lauf.
Unzählige Leserbriefe werden abgedruckt – wie zu erwarten: Empörung, Entsetzen, „ja wo leben wir denn?“, großteils Themaverfehlungen, die mit der Sache nichts zu tun haben. Wie kann so ein Halbteufel in Weiß eine wieder auf den rechten Pfad Gekommene nur verklagen? Schlimm, pfui, ich heul gleich. Der eigentliche Skandal ist aber ganz ein anderer. Dass Frauen im letzten Zipfel der Republik zwischen Tschechien und Oberösterreich, die abtreiben wollen, auf einen einzigen Arzt angewiesen sind, der eigentlich schon längst im Ruhestand wäre, wenn er nicht gebraucht werden würde. Sonst macht‘s nämlich keiner – auch nicht unsere zukünftige Uniklinik.
Gibt’s da eigentlich niemanden im Stadtrat, der das Thema mal wieder aufgreift? Das wäre doch wirklich was für die Grünen, eigentlich sogar ein ur-grünes Thema. Mein Bauch gehört mir, Selbstbestimmung der Frau, usw. usf. Wenn jetzt dann nächstes Jahr diese vielen jungen Weltretter in den Stadtrat einziehen, könnten sie sich ja freundlicherweise nicht nur der Verhinderung des Weltuntergangs, sondern auch solch trivialen Stadtthemen widmen.
Deine Kathi
Liebe Kathi!
Die Grünen haben ja jetzt wider Erwarten einx Volljährigx zux OB-Kandidatx nominiert. Der Synek Charly musste ihnen wahrscheinlich stundenlang erklären, dass ein drohender Weltuntergang nicht das Wahlrecht außer Kraft setzt und 14-Jährige einfach nicht OB werden können. In sechs Jahren vielleicht, wenn der Notstand sicherlich schon lange gilt. Dann ist der Charly aber vielleicht gar nicht mehr dabei und muss nicht in der Sitzungspause seine Fraktionskollegen wickeln. Dieser Junge von den Grünen hat übrigens gesagt, dass sie lauter spitzenmäßige Kandidierende haben. Und was sind die dann, wenn sie gewählt werden? Stadtratende?
Hurra, Freddy ist wieder da! Dr. Frederik Weinert, der uns schon vor vielen Jahren so viel Wahlkampf-Freude gemacht hat, plant eine eigene Stadtratsliste. Der Buchautor, Digitalexperte und Vortragsredner plant eine „konservative Liste mit den Schwerpunkten Christlichkeit, Werte und Soziales.“ Das ist ja schon mal ein Alleinstellungsmerkmal! Außerdem ist das Multitalent tierlieb und will ein Wirtshaus in Schalding. Freddy, toi toi toi!
Hab ich wen vergessen? Ah, die SPD und die CSU z.B. Die SPD beteiligt sich nicht an irgendwelchen Abwerbeversuchen und ist rundweg zufrieden mit ihrer noch zu präsentierenden Liste. Da ist dann der Oberjürgen drauf – und die Anderen halt. Bei der CSU läuft‘s – sagen wir mal – noch nicht ganz rund. Prussian Pitbull Putzke (PPP) muss aufpassen, dass er sich politisch nicht bald im Partizip Perfekt Passiv (PPP) von „sein“ befindet. Die „Am Sonntag“ schreibt etwas von einer „brutalen Wahl-Watschn für Steiner“, aber das bringen halt Revolutionen mit sich: dass nicht alle begeistert sind von der Liste. Sehen wir es doch positiv: Feindliche Übernahme der Passauer CSU – einstweilen – geglückt.
Dass mir übrigens, wenn es um Holm Putzke geht, immer diese Spitzenwortspiele einfallen? Inspirierend, der Mann.
Dein Tölpel