Freitag, 21. August 2020

Sorry, Freddy, will gar nicht wieder streiten nach den Jahren. Aber nach dem Leserbrief würde ich gerne mal die sonstigen Publikationen lesen. Bitte um Freiexemplare.

Leserbrief PNP, 22.08.2020, Lokalteil

Aufgeregte Sprachpolizei

Zum Bericht über die Online-Petition gegen das Donaulied vom 19. August:

In letzter Zeit beobachte ich die Zunahme einer neuen Sprachpolizei. Wörter wie Negerkuss und
Zigeunersauce werden verboten, nun auch komplette Lieder. Ich bin wahrlich kein Fan des Donaulieds, zumal ich weder Bierzeltsäufer noch Bierbanktänzer bin. Sicherlich, es gibt durchaus einige harte Varianten des Donaulieds, die ich auch nicht gut finde, aber nicht jede Version des Lieds ist anstößig. Es gibt übrigens auch genug Frauen, die sexistisches Liedgut auf Partys und auf Mallorca („Zieh dich aus kleine Maus“) mitgrölen oder sich in den sozialen Medien absolut freizügig zeigen. Uns Männern wird ja auch sehr oft unterstellt, dass wir nur das eine wollen und ausschließlich mit dem Teil unterhalb der Gürtellinie denken. Das ist ein unschönes Schubladendenken. Auch kommt es vor, dass Frauen unaufgefordert Kussversuche auf Männer starten, die man dann, wenn’s nicht passt, als Mann galant abwehren darf. Eine eingeschnappte Reaktion der Frau ist dann die Folge, wird also auch nicht wirklich akzeptiert. Ich würde es schön finden, wenn sich die jungen Menschen kümmern würden, wie man ältere Menschen in Zeiten von Corona unterstützen kann, beispielsweise beim Einkaufen oder im Umgang mit den digitalen Medien.

Dr. Frederik Weinert, Passau

Montag, 3. August 2020

Das Corona-Sommerloch

Man kann ja über unsere kleine Stadt denken, was man will – ich fühle mich hier jedenfalls sehr sicher. Durfte ich doch kürzlich der Heimatzeitung entnehmen, dass der Polizei bei einer Großaktion gegen Drogenkriminalität ein großer Coup gelungen ist: 113 Gramm Marihuana wurden sichergestellt. Sauber! Ein paar Tage später berichtete die PNP über eine Frau, die die Polizei gerufen hat, weil aus der Nachbarwohnung eindeutig der Geruch eines Joints wahrzunehmen war. Respekt! Und da heißt es immer, die Leute kümmern sich nicht mehr umeinander. Zivilcourage kann so einfach sein. Mit einem kleinen Anruf hat die Frau ihren Nachbarn vor dem sicheren Drogentod bewahrt.

Ja, das Sommerloch kann für Journalisten grausam sein. Dabei gäbe es schon Themen. Warum baut die Stadt aktionistisch irgendwelche potemkinschen Fahrradstreifen, die nach ein paar Metern plötzlich wieder im Nichts enden? Warum glaubt auf einmal (fast) jeder, ein Medizincampus/eine medizinische Fakultät/eine Uniklinik wäre eine selbsterfüllende Prophezeiung, wenn die PNP nur oft genug darüber berichtet, während sich (fast) kein Mensch dafür interessiert, wo Frauen aus der Region einen Schwangerschaftsabbruch durchführen lassen können?

Und warum, liebe Lokalredakteure, fragt eigentlich keiner genauer nach, was es jetzt mit dieser möglicherweise missbräuchlichen Verwendung von Fraktionsgeldern auf sich hat? Weil es vielleicht doch irgendwie ein bisschen peinlich ist, wenn man sich von täglich aus der Zeitung grinsenden Politikern Wein schenken lässt? Das ist zwar schwach, aber nachvollziehbar. Aber eine Frage hat in dem Zusammenhang noch gar keiner gestellt: Wo ist Mangold?

Warum hört man von der ÖDP oder den Grünen, die sonst schnell mal überall Hochverrat wittern, in der Causa "kreative Fraktionskassenführung" so überhaupt gar nichts? Komisch, oder? Die passen doch sonst immer auf, dass alles sauber läuft – also zumindest bei den Anderen. Es drängt sich auf jeden Fall der Eindruck auf, dass man das Thema gerne unter den Tisch fallen lassen möchte. Warum nur? Ich bedanke mich im Voraus für Antworten.

Der Spiegel titelt übrigens heute online "Politik diskutiert über Einschränkung der Versammlungsfreiheit", nachdem in Berlin an die 20.000 Menschen ohne Einhaltung des Mindestabstands gegen Corona-Beschränkungen demonstriert haben. Politiker der SPD und der Union, wie auch CSU-Chef Markus Söder zeigten sich empört. Wenigstens hat in Berlin die Polizei "konsequent durchgegriffen" (Bundesjustizministerin Lambrecht). Bei uns muss die Polizei leider Kiffer fangen und Journalisten von Corona-Demos vertreiben.