Vor etlichen Jahren lernte ich eine lebenslustige junge Frau kennen, die mir erzählte, sie hätte eine Zeit lang im von Bhagwan gegründeten Ashram in Poona gelebt. "Das ist ja furchtbar", meinte ich, "dann warst Du ja in einer Sekte gefangen. Schlimm, schlimm." Da musste sie herzhaft lachen: "Sekte? Schlimm? Ich hab viel über Spiritualität, Yoga und Meditation gelernt. Ansonsten haben wir meistens Party gemacht und gevögelt."
Obwohl ich gestehen kann, dass die, eher hedonistisch orientierte, Osho-Jüngerin ansonsten ziemlich einen an der Waffel hatte, musste ich – als ich kürzlich über den Domplatz ging – seit langem wieder einmal an sie denken. Nachdem ich mit Freude feststellte, dass der Umbau am Pindl-Haus endlich fertiggestellt ist, fiel mir auf, dass sich vorm Haus ein paar junge Leute tummelten.
Da fiel sie/es mir wieder ein. Das wird ja der Ashram von Bhagwan Oster. Die "Home Base", wo die jungen Menschen "in einer hippen Location christliche Gemeinschaft erleben und dann hoffentlich auch mit dem Glauben in Verbindung kommen sollen," so Oster. Na hoffentlich nur mit dem Glauben! Obwohl – nach Party sahen die gar nicht aus. Vielleicht mal mit einem Jever Fun in der Hand bei einem Auftritt von Shalom Martin Göth umarmen. Augenscheinlich also eher die Keuschheitsgürtelfraktion.
Ansonsten exakt dasselbe System. Man nennt das Ding Jüngerschaftsschule (!), was noch mehr nach Sekte klingt als Ashram. Neun Monate Kasernierung, neun Monate Gehirnwäsche, dann anschließend in den Kreuzzug und die Welt missionieren. Und das Schönste: Den ganzen Irrsinn müssen sie auch noch selber bezahlen – alles wie in Poona, nur ohne Orgien. Jetzt warten wir mal die ersten neun Monate ab und freuen uns im nächsten Jahr auf die PNP-Schlagzeile: "Tanzende Hare-Krishnas in der Altstadt von Missionaren der Oster-Jüngerschaft überwältigt und zwangsevangelisiert."
Hare Hare – Luja Luja!
PS: Wenn ich heute – wieder mal – in der Zeitung lese, dass das Klinikum Passau im Jahr 2021 immer noch keine Schwangerschaftsabbrüche nach der Fristenregelung durchführt und zwar mit dem von der Klinik vorgebrachten und der Stadt Passau akzeptierten/tolerierten/gewünschten Totschlagargument (sic!) "Gewissensentscheidung", dann wünsche ich mir schon, dass wenigstens in der Unfallchirurgie keine Zeugen Jehovas arbeiten. Amen