Sonntag, 1. April 2018

Kolumne Bürgerblick April 2018


Angetagged und angesabbert                               

Lieber Tölpel!

Der Spitzenkandidat der bayerischen FDP, Martin Hagen, hat die CSU mit Nokia verglichen. Erklärt hat er das damit, dass Nokia ein Beispiel dafür wäre, „wie schnell man heute als Marktführer absteigt.“ Hierzu muss man wissen, dass Nokia irgendwann mal Papierprodukte und Gummistiefel verkauft hat, dann mit Mobiltelefonen recht erfolgreich war und 2017 immerhin knapp 24 Milliarden Euro Umsatz gemacht hat – wohlgemerkt nach 11 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2014. Die CSU hatte in Umfragen im November letzten Jahres 37 bis 38 Prozent und steht aktuell wieder bei 43 Prozent, während die bayerische FDP im November bei acht bis neun Prozent stand und sich derzeit bei fünf bis sechs Prozent einpendelt. Womit wird man dann wohl die aktuelle FDP mit ihrer parteiprogrammatischen Schwerpunktsetzung demnächst vergleichen? Mit Betamax oder mit Video 2000?

Und wer ist dann eigentlich die SPD? Die dümpelt seit Ende letzten Jahres stabil bei 15 Prozent und solange keiner bemerkt, dass Natascha Kohnen Spitzenkandidatin ist, wird die Zehn-Prozent-Marke wohl auch nicht nach unten durchbrochen werden. Aber was wenn? Also wenn das mit Frau Kohnen jemand merkt? Macht wahrscheinlich auch nichts, weil die 15 Prozent, die in Bayern noch SPD wählen, denen ist eh alles egal. Außerdem wurde sogar bei der letztjährigen Bundestagswahl in Bayern vereinzelt SPD gewählt und das trotz Pronold. Vielleicht sollte sich die SPD am besten mit dem Dschungelcamp vergleichen. Die Kandidaten kennt kein Mensch und wenn man sie im Fernsehen kennenlernt, wird einem angst und bange. Aber die Einschaltquote liegt dauerhaft weit über 20 Prozent ­– eine schöne (Wunsch-)Parabel für die bayerischen Sozis!

Fällt Dir eigentlich zur Jungen Union ein Vergleich ein? Die gehen nämlich mit ihrem großen Vorsitzenden Holm Putzke zum Lasertag spielen. Ich musste erst mal googeln, was Lasertag überhaupt ist, habe es aber leider nicht verstanden.

Jugendorganisation der NRA?

Deine Kathi


Liebe Kathi!

Ich verstehe es auch nicht, zitiere aber gerne (wörtlich!) unsere Plagiatoren aus der PNP: „Die Junge Union hat für heute eine Veranstaltung in Facebook gepostet. Darin heißt es: ‚Diesen Samstag gehen wir Lasertag spielen. :-) Mit dabei ist auch unser CSU Kreisvorsitzender Holm Putzke. Lasst euch die einmalige Chance, den CSU Kreisvorsitzenden abzuschießen, nicht entgehen. ;-)’. Ist doch witzig. Was der Herr Professor so alles mitmacht. Eigentlich sollten da ja auch die wirklichen Gegner auftauchen, vielleicht die Jusos, die könnten sich dann schon mal einschießen auf den möglichen CSU-OB-Kandidaten.“

So oft ich es lese – ich verstehe praktisch gar nichts. Von wem oder was sollten die Jusos oder die Junge Union „wirkliche Gegner“ sein? Was ist der Unterschied zwischen :-) und ;-) im vorliegenden Kontext? Wieso sollte die Chance, „den CSU Kreisvorsitzenden [fehlender Bindestrich im Original] abzuschießen“, einmalig sein? Und was ist daran witzig, „was der Herr Professor so alles mitmacht“? Hier ist gar nichts witzig, außer dass Stefan Rammer so etwas witzig findet. Aber das ist fast schon wieder traurig.

Apropos schlechter Sex und Kompensationsversuch. Ich weiß ja nicht, ob Alexander Kain die Bildunterschriften zu seinen Artikeln selbst textet. Aber irgendwer muss das ja hingeschrieben haben: „Agrarministerin Michaela Kaniber zieht im Landtag die Blicke mancher Männer auf sich.“ (PNP, Seite 3, 22.03.2018) Da wird ernsthaft über jeden Schwachsinn diskutiert: Gendering der Nationalhymne, geschlechtsneutrale Anrede (in Berlin heißt es jetzt Radfahrende!), Toiletten für 58 verschiedene Geschlechter, usw. usf. Dass irgendwelche PNP-Redakteure bei der Vorstellung einer Staatsministerin auf die Tastatur sabbern und das dann auch noch so in Druck geht, sollte eigentlich im Jahr 2018 als das größere Problem erkannt werden.

#MeAusnahmsweiseToo

Dein Tölpel