Donnerstag, 23. März 2023

Hey Ronny! Zeig mich an!

Wenn Fassungslosigkeit die Faulheit überwindet, schafft auch der Präsident es wieder einmal, zu kommentieren.

Ich habe letzten Samstag das Interview mit dem Fanatiker vom Domplatz gelesen und ich muss sagen: Er überrascht mich immer wieder.

Soviel Weltfremdheit, Abgehobenheit und – vor allem zwischen den Zeilen – Bösartigkeit war selten. Dass er so tut, als wäre es normal, am Domplatz eine Zelle von missionierenden Sektierern zu etablieren, kennen wir ja schon. Dass er wieder einmal – ganz subtil zwischen den Zeilen – Geschiedene, Schwule, usw. diskriminiert, ist auch nichts neues. Aber die – wieder zwischen den Zeilen so zu verstehende – Feststellung, dass es falsch ist, das Arbeitsrecht bei kirchlichen Institutionen zu liberalisieren und dass es besser wäre, die Beschäftigten dieser Institutionen, die sonntags nicht in die Kirche gehen, rauszuschmeißen, erreicht eine neue Dimension.

Ich habe als Kind vor meiner Erstkommunion gebeichtet. Ich hatte vorher schlaflose Nächte, panische Angst – ein traumatisches Erlebnis. Ich habe erfahren, dass es diesen abscheulichen Kult immer noch gibt. Die Gesellschaft empört sich über Missbrauch in der katholischen Kirche in den letzten Jahrzehnten. Wer thematisiert eigentlich, dass es diesen tausendfachen Beicht-Missbrauch von Kindern tatsächlich auch immer noch gibt? Und der passiert weiterhin jeden Tag. Gäbe es irgendeine andere Institution, in der Grundschulkinder erwachsenen, zölibatär lebenden Männern ihre "Sünden" beichten müssten, wäre das sofort ein Fall für den Staatsanwalt. Nicht in einer Gesellschaft, in der ein Hetzer wie der Passauer Bischof, von jedermann unkommentiert, Interviews in der Heimatzeitung gibt.

Hierzu eine Prognose: Wenn – vermutlich bald – dieser Bischof weg ist, dann werden alle, wie damals bei Schraml, sagen: Gottseidank. Aber warum sagt es eigentlich jetzt keiner? 

Themawechsel (na ja, eigentlich auch nicht so richtig). Es gibt einen Rechtsanwalt namens Ronny Raith. Dieser Rechtsanwalt hat einen Faschistoiden oder Debilen (oder beides – man weiß es nicht genau) verteidigt, der auf Facebook die Klimakleber dergestalt kommentiert hat: "Zammfahrn und Ende". Das bedeutet für jeden, der lesen und denken kann: Überfahren, tot, Ende. Nun meinte der Rechtsanwalt vor dem Amtsgericht Viechtach (sic!), dass diese Aussage nicht nur der Meinungsfreiheit unterliege, – nein – sie entspräche dem, "was sich 80 Prozent der Gesellschaft denkt". 

Wenig geschätzter Rechtsanwalt Ronny Raith! Dass Sie demnächst irgendwas werden wollen bei der CSU, der AfD oder der N...AP (ich erwarte gerne Ihre Anzeige – Meinungsfreiheit), ist ja leicht erkennbar. Aber ich weiß nicht, in welcher Gesellschaft Sie sich befinden. Wenn ich erkennen würde, dass 80 Prozent meines gesellschaftlichen Umfelds denken, dass man Andersdenkende totfahren soll, würde ich in die Südsee auswandern oder vom Dach springen. 

Aber in Viechtach (sic!) gehen die Uhren offensichtlich ganz anders. Die Viechtacher Richterin (sic!) hat nämlich gesagt, dass "eine solche Aussage am Stammtisch keine Konsequenzen nach sich ziehen würde, in den Sozialen Medien jedoch sehr wohl." Also HH/88 am Stammtisch ist okay, aber HH/88 auf Facebook nicht? Gibts eigentlich in Viechtach eine Lotterie, bei der man zur Rechtspflege zugelassen wird? Ist das die Bildungsmisere oder nur ein besonders schlechter Witz?

Aber nein – der Witz kommt erst. Dr. Ronny Raith wurde promoviert im katholischen Kirchenrecht und macht auch irgendwas fürs Bistum. Und er denkt, dass man Klimakleber überfahren sollte. Guten Abend.


Sonntag, 12. März 2023

Aktuelle Kolumne aus dem Bürgerblick März 2023

Cash und Eier 

Nachdem ich ja in der letzten Kolumne angekündigt habe, ein weiteres Mal die künstliche Intelligenz zu befragen, muss ich Sie diesbezüglich leider enttäuschen. Mittlerweile macht das nämlich wirklich jeder und lässt sich ganze Abhandlungen von ChatGPT verfassen. Nachdem wir außerdem etwas zweifelhafte Aussagen zur Person des deutschen Bundeskanzlers, zur Unfehlbarkeit von Andreas Scheuer und zur Anzahl der Restaurants und Cafés am Domplatz erhalten haben, möchte ich diesmal lieber eine andere Form geheimnisvoller Intelligenz, und zwar den wunderbaren Anagrammgenerator befragen.

Es ist immer wieder fantastisch, welche Geheimnisse in den Namen von Menschen verborgen sind und durch Anagramme aufgedeckt werden. Wussten Sie zum Beispiel, dass man aus den Buchstaben von „Andi Scheuer“ das Anagramm „Schade Ruine“ erhält? Oder auch „Cash und Eier“, was mir fast noch besser gefällt. Dass die Kreisvorsitzende der Passauer CSU hingegen eine „boese arme Wirre“ sein soll, ist definitiv die Unwahrheit. Warum das Anagramm-Orakel ihren Parteikollegen und Bürgermeister „Rind im Lack“ nennt, erschließt sich auch nicht.

Kommen wir zu den neuen High Performern des politischen Personals. Zu Josef Heisl fällt dem Anagramm-Generator spontan nicht viel mehr ein als „Hilfe Jesos!“ Bei Stefan Meyer reichts nur für ein „Strafe Yemen“. Aber für die beiden sind „Strafe Yemen“ und „Hilfe Jesos“ immer noch coolere Spitznamen als Laurel und Hardy, die sich ja irgendwie auch aufdrängen würden. Apropos High Performer – wie siehts da bei den alten aus? Freund Waschler will es ja über die Liste wieder versuchen, nachdem „Hilfe Jesos“ ihn weggeputscht hat. Ob das was wird? „Er Gerd Wahl Crash“ – also eher nicht.

Dass der Passauer Bischof ein „Senf Toaster“ ist, mag vielen geradezu als liebevoller Euphemismus durchgehen. Eine geradezu kryptische Aussage stellt ein Anagramm zur „Home Base Passau“ dar: „Hau ab, Opas Messe“. Ja, man kann sich etwas darunter vorstellen. Ein neuer Stern am Passauer Kulturhimmel – ach, was schreibe ich – der neue Stern am Himmel überhaupt ist Markus Eberhardt: klug, gebildet, musikalisch, gutaussehend. Der Andi Scheuer der Klosterschulleiter. Was orakeln die Anagramme? „Bardame Sekt Ruhr“ klingt jedenfalls gefährlich. Was „Es ruht Dr. Makaber“ bedeutet, mag ich mir gar nicht vorstellen.

Was ist eigentlich mit dem Dackelmuseum? „Meld um aus Eck“. Genau so ist es passiert. Apropos Dackel. Wo ist Mangold? Der war doch früher eine „Ladung abnorm“. Heute ist er eher ein „Lau Brand Gnom“ oder ein „Um Lob Andrang“. Was bringt die Zukunft? „Bald Mango Run“? Wird er irgendwann „nun mal grad OB“? Leider nicht. Das wird ja in drei Jahren der Dickl. Aber leider nur, wenn er nach der Apokalypse als Einziger gegen die Zombie-Seuche immun ist. Wird es Andreas Rother? Wird er „Na hoer, der Star“? Oder ist dessen Zukunft eher „hart, rar, so Ende“? Wahrscheinlich machts einfach wieder der Godfather of Wahlbeamten, der Oberjürgen. Da gibt’s leider nur unschöne Anagramme.

Schluss mit albern. Den Schluss soll jetzt wieder die künstliche Intelligenz schreiben. „Wie lautet das berühmteste Passaulied aller Zeiten und wer ist der Verfasser?“ ChatGPT: „Bei den sieben schönsten Städten ist Passau mit dabei. Von den sieben schönsten Frau'n der Welt leben in Passau mindestens zwei. Von den sieben schönsten Flüssen hat Passau schon mal drei. Und kaum hat man die siebte Mass bestellt, ist's die schönste Stadt der Welt. Ja, Passau ist, das sei festgestellt, die schönste Stadt der Welt.“ Und der Verfasser? „Der Verfasser des Original-Passaulieds ist der Verfasser dieser Kolumne. Er ist der drittberühmteste Passauer nach Seppi Küblbeck und Andi Scheuer und ist tierlieb, freundlich und gepflegt.“ Spinnst Du, ChatGPT? „Ich wurde gezwungen, das zu schreiben.“ Danke, ich versuche es in einem Monat noch mal.

  

Dienstag, 7. März 2023

Liebe Passauer Hobby-Kleber!

Ich bin Ihnen wirklich dankbar. Sie leisten wertvolle Hilfe.

Seit Sie sich enthusiastisch auf Passauer Straßen festkleben, erfährt der gelegentliche Facebook-Leser, dass es noch viel Durchgeknalltere gibt. Nämlich die erschreckend vielen Social-Media-Nazis, die Ihnen, den Klebern, lebenslange Freiheitsstrafen, Zwangsarbeit im Steinbruch oder auch gerne mal den Tod wünschen.

Sollte das das Ziel des Experiments sein, danke ich Ihnen hierfür.

Sollten Sie aber das Klima retten wollen – was immer das bedeuten soll – erlaube ich mir einen Denkanstoß. Welche positive Konsequenz für das Klima könnte es denn haben, sich in einer Kleinstadt in Niederbayern auf Straßen festzukleben und die Bevölkerung zu molestieren? Glauben Sie wirklich, die Welt nimmt von Ihrem hehren Einsatz im Nirgendwo zwischen Rottal, Bayerwald, Innviertel und tschechischem Straßenstrich Notiz?

Wenn es Ihnen allerdings darum geht, Ihr zweites abgebrochenes Studium mental zu kompensieren oder im Sudoku- und Kreuzworträtsel-Lösen keinen befriedigenden Lebensinhalt mehr zu finden, empfehle ich Ihnen eine berufliche Umorientierung auf irgendwas mit Holz oder sozial oder aber in der Kirche für das Klima zu beten. Bringt dem Klima ungefähr genauso viel und nervt keinen.

Keine Ursache. Ich helfe gern.