Samstag, 7. August 2010

Das Wort zum Samstag

Wenn der PNP-Tölpel an diesem verregneten Samstag eine Sonderkommentierung bekommt, dann kann das nur daran liegen, dass er sich mal wieder selbst übertroffen hat.

So schreibt er heute wortwörtlich:

"Das habe ich doch schon hundertmal beobachtet, dass die Amerikaner ihre religiösen Gefühle viel offener, freier und ungezwungener zeigen als wir Europäer, die wir in Bezug auf die Religion komplexbeladen bis dorthinaus sind. Die Amerikaner sind in der glücklichen Lage, wie zum Beispiel die Mohammedaner, hier gar keine Hemmungen zu haben. Sie schämen sich ihrer religiösen Gefühle nicht, sondern betrachten die Religion als eine menschliche Selbstverständlichkeit. Glückliches Amerika!“


Schöner hätte ich es nicht formulieren können. Die Amerikaner lassen ihren religiösen Gefühlen gerne ungebremst freien Lauf. Seien es irgendwelche Fernsehprediger, die wie weiland Joseph Goebbels Hetz- und Hassreden gegen alle Andersdenkenden und -lebenden halten oder die Kreationisten, die Biologie-Schulbücher verbrennen oder evangelikale Fanatiker, die Abtreibungsärzte erschießen und wieder mal über Afrika drübermissionieren - alles wunderbare Beispiele des selbsbewussten Zeigens religiöser Gefühle. Noch schönere Beispiele gelebter Volksfrömmigkeit gibt uns jedoch der Muselmann. Um in den Himmel zu kommen, sprengt er schon gerne einmal einen Schulbus in die Luft oder hält sich un- oder andersgläubige Arbeitssklaven. Und weil er seine Frauen so schätzt und respektiert, hüllt er sie in schwarze Säcke, auf dass die religiösen Gefühle der frommen Mohammedaner ja nicht durch diese unwerten Weiber gestört werden. Und wenn ein braver Muslim durch die Anwesenheit einer Weibsperson verwirrt wurde, weil z.B. deren Bruder oder Cousin oder ihr Schwiegervater nicht gleichzeitig mit ihm und ihr im Buswartehäuschen stand, dann wird die Schlampe einfach bis zum Hals eingegraben und mit Steinen behandelt - bis der religiöse Friede wieder hergestellt ist.

Verehrter Herr PNP-Tölpel, ich weiß nicht, wo sie leben. Ich jedenfalls lebe in einer Stadt, wo Säkularisierung und Aufklärung immer noch nicht recht angekommen sind. Einer Stadt mit Zeitungsredakteuren wie ihnen, die keinen einzigen Artikel ohne diese unerträgliche Frömmlerei verfassen können. Einer Stadt, wo Ihre Zeitung wirklich täglich so tut, als spiele sich gesellschaftliches Leben ausschließlich in kirchlichen Verbänden oder wenn außerhalb, dann aber mit dem Segen irgendeines Pfarrers ab. Einer Stadt, in der nichtgläubige Gymnasiasten, die nicht mitbeten wollen, ausgegrenzt und von irgendwelchen Religionspädagogen gemobbt werden.

Verstehen Sie mich nicht falsch. Mir ist Euer Hokuspokus grundsätzlich völlig egal. Aber glauben doch Sie einfach an was Sie wollen und lassen Andere damit in Frieden. Und nehmen Sie einfach vor dem nächsten "Aufgespiesst und festgenagelt" wieder die anderen Tabletten - die nicht ganz so starken.

Der Präsident der Kirche für klare Gedanken

PS: Kennen Sie diese wunderbare Geschichte, die in einem Satz die von Ihnen so bewunderte Frömmigkeit irgendwelcher Underdog-Amis oder muslimischer Ziegenhirten beschreibt?
"Sagt der Politiker zum Kirchenmann: Halt Du sie dumm, ich halt sie arm."

12 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

"Jetzt haben wir zwei doch tatsächlich einen runden Geburtstag
unseres Briefwechsels vergessen.
Seit 60 Jahren schreiben wir uns
Und weil das alles so lang her ist, hab ich mir gedacht, ich such zum Jubiläum mal die nächsten Wochen ein paar besondere Gsetzl von damals heraus, der Nostalgie halber.
Vor genau 60 Jahren hieß es:
Beschwernisse „Mit allem und jeden kommen die Leute auch zu mir. Da beschwert sich zum Beispiel ein
Mann darüber, dass bei einer Beerdigung in Straßkirchen während
des Trauerzuges zum Friedhof eine
Kolonne Bundeswehr und Amerikaner
gekommen sei; die Amerikaner
hätten angehalten, seien ausgestiegen und hätten den Trauerzug barhäuptig passieren lassen, während die Bundeswehrler ganz ohne Pietät vorübergebraust seien. Als wenn das etwas Neues wäre! Das habe ich doch schon hundertmal beobachtet, dass die Amerikaner ihre religiösen Gefühle viel offener, freier und ungezwungener zeigen ..."

Ich bin wahrlich kein Freund des hiesigen Monopolverlages, aber man sollte dann schon genauer hinschauen, bevor man sich die Tageslaune verdirbt!

Weltstadt mit Hirn hat gesagt…

…und was will uns das jetzt sagen, wehrter Herr Anonym? Erst mal nur, dass der Tölpel (der Falsche der Lokalzeitung) entweder zu dämlich ist, sein Archiv richtig auszuwerten oder bewusst haarsträubenden Blödsinn erzählt.

Einfache Rechenaufgabe: Heute vor 60 Jahren war der 7. August 1950 – das Kriegsende war gerade mal fünf Jahre her und die besagten Amerikaner in Uniform (für die hiesige Bevölkerung vor allem „die Amis“ und weniger die Befreier ) auch in Passau und Umgebung allgegenwärtig. Die Bundeswehr, also westdeutsche, männliche Staatsbürger in Armee-Uniform, war zu diesem Zeitpunkt noch so was von unvorstellbar wie z.B. Deutschland als Fußballweltmeister – letzteres kam vier Jahre später, ersteres unter dem Motto „Wiederbewaffnung“ genau fünf Jahre später (2. Weltkrieg? Deutsches Reich? Wehrmacht? Wurscht - es ging ja gegen die GOTTLOSEN Kommunisten).

Es war also mit Sicherheit keine Kolonne der Bundeswehr, die da durch Straßkirchen fuhr (womit denn 1950 auch, hihi? Da war mein Vater selig noch mit dem öffentlichen Bus mit Holzvergaser durch den Bayerischen Wald unterwegs).

Abgesehen davon also, dass des Tölpels Beispiel Bullshit ist, wie unsere nordatlantischen Waffenbrüder sagen – er war schon damals nicht in der Lage, eine Idee stringent von vorne bis hinten zu formulieren (geschweige denn zu denken): Selbst wenn wir sechs, sieben Jahre später einen vergleichbaren Fall annehmen, zeigt das nur, dass die hypothetischen niederbayerischen Bundeswehrangehörigen gedankenlose Bauernlackel sind (zumindest der Fahrer oder der befehlshabende Offizier) und den Soldaten der US-Army , wieviele Jahre nach Ende des Krieges auch immer, ein nicht unerheblicher Rest an Pietät geblieben ist.

Nichts, aber auch überhaupt gar nichts hat das mit dem ungezwungenen Zeigen religiöser Gefühle zu tun (sollte es zu diesem Zeitpunkt noch US-Soldaten in Deutschland gegeben haben, die im 2. Weltkrieg gekämpft haben, war deren fatalistische Religionsferne nicht geringer als bei ehemaligen Wehrmachtsangehörigen – spätestens nach den Ardennen respektive Stalingrad war die Vorstellung von „Gott“ für die Mehrzahl recht unpopulär).

Und mit diesem ganzen offensichtlichen Quatsch will der falsche Tölpel dann noch in Übertragung auf die Gegenwart die so wunderbare religiöse Ungehemmtheit der Amerikaner preisen: Also einerseits die unerträgliche Bigottheit der großen Kirchen in den USA (siehe Posting des Präsidenten, von den Katholen dort fang ich gar nicht an), andererseits die unüberschaubare Vielzahl protofaschistischer Sekten, die unter dem Deckmantel der Religionsgemeinschaft ihre Mitglieder nicht nur verblöden sondern auch noch finanziell bis zum Ruin ausnehmen) –„ tu felix america“.

Wenn Ihr also bei der Lokalzeitung schon so sehr religiös und vor allem missionarisch seid, dann solltet ihr auch Eure Kolumne umbenennen:

Der Gott, an den Ihr glaubt, wurde nämlich zuerst festgenagelt und dann erst aufgespießt.

Halleluja
Euer Weihnachtsmann

Anonym hat gesagt…

Halleluja Weihnachtsmann, für deine blasphemischen Äußerungen wirst du eines Tages im Höllenfeuer schmoren, zumindest wenn du Kathole bist. Wenn du von diesem einizig wahren Glauben zu einem anderen wahren Glauben konvertierst und dich wohlgefällig verhältst, könnte es dagegen sein, dass im Paradies ein paar nette Jungfrauen auf dich warten. Schon interessant, dass am Tor zum Jenseits jemand so genau den Personalausweis kontrolliert und dir dann den richtigen Weg weist.

charon hat gesagt…

Ja, ja, sowie der Bush (Kreationist) den Moslems seine religiösen Gefühle viel offener, freier und ungezwungener gezeigt hat.

Anonym hat gesagt…

Zum Thema Religion sehr passend der pilgernde "Indiana Schorsch Kribitzneck" aus der heutigen AS. Sind denn wirklich alle im Urlaub, daß ich als erster hierzu einen Kommentar verfassen darf?
Wozu braucht man bitte einen Fahrradanhänger, wenn man nur das nötigste dabei hat!!?? Wahrscheinlich, weil der gute Mann in seinem tief bayerisch-katholisch verwurzelten Dasein in 46 Jahren noch nicht mitbekommen hat, daß es Bier auch außerhalb der Freistaat-Grenzen gibt. Kann auch daran liegen, daß er es mit den Sicherheitsbestimmungen in der ZF-Lackiererei wohl nie recht ernst genommen hat. Hat er halt drei Kästen Hacklberger (hoffentlich vom braven Stefan M. gesponsort) über die Alpen geschleppt. Selbst schuld. Bei meiner nächsten Reifenpanne werde ich auch mal den Rosenkranz rausholen und mitten auf dem Radweg zu beten beginnen. "Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Verkehrssünder......" Bin gespannt, was wohl andere Ausflügler davon halten werden. Entweder sie verprügeln mich gleich, oder erst dann, wenn ich ihnen gesagt habe, daß sie vom Chef als Engel gesandt wurden.
Und noch was, Schorsch! Die Unterkunft im vermeintlichen Stundenhotel war kein Fehlgriff. Es war wirklich die Seminaristenunterkunft, die Ihnen die erzkonservativen Italiener angeboten haben.
Leid tut es mir für die Frau und die beiden Töchter. Hatten sie doch inständig gehofft, ja gebetet, daß der Papa nach seinem Versuch, den Papst persönlich treffen zu wollen, von der Schweizer Garde für einige Zeit hinter Schloß und Riegel gebracht würde. Jetzt haben sie ihn wieder am Hals und müssen wie einst die Bundy-Familie mit Tüten überm Kopf rumlaufen, um nicht erkannt zu werden. The turn of a friendly card......

Anonym hat gesagt…

http://www.pnp.de/nachrichten/artikel.php?cid=29-29073350&Ressort=bay&Ausgabe=&RessLang=bay&BNR=0

Man sollte diesen Artikel für einen Preis vorschlagen. Ich weiß nicht für welchen, aber für irgendeinen Preis. Ich schätze, die Redakteurin ist ähnlich drauf wie der Wander-Schorsch.

Es soll ja jeder in der Welt herumwandern wie er lustig ist. Aber daraus eine altruistische Leistung zu basteln - da muss man schon ziemlich blöd sein. Ach nein, fromm heißt das.

Anonym hat gesagt…

Zugegeben: Das ostentative Zur-Schau-Stellen religiöse Überzeugungen nimmt manchmal recht birzarre Formen an. Der mittlerweile fast habituelle Beißreflex aber ebenso; das Fremdschämen ist inzwischen fast identisch.

Fabrizius hat gesagt…

"Sind denn wirklich alle im Urlaub, daß ich als erster hierzu einen Kommentar verfassen darf?"

Nein, ich finde vor Ehrfurcht keine Worte. Das sind die Reportagen, die wir lesen wollen, so mitten aus dem Leben gegriffen. Die Strapazen, diese Willenskraft, das Durchhaltevermögen, und dann ist der Kerl nicht zu hause.

Ich freue mich auf das Pilgertagebuch, das kommt sicher noch. Eigentlich schade, dass kein PNP Redakteur den Knaben begleitet hat, wäre doch ein Sensationsbericht geworden.

Amen

Anonym hat gesagt…

Man hätte Caroline Holzschuher auf selbigen mitschicken sollen nach Rom, in der Hoffnung, dass sie kein Zugticket nach Wien ergattert...

Anonym hat gesagt…

Ich würde vorschlagen, der guten Caroline den "Hölzernen Pilgerschuh" zu verleihen, einen von Bischof Schraml verliehenen Preis für zeitkritisch vatikantreuen Journalismus. Ich glaube, wir haben hier die künftige Bistumsblatt-Chefredakteurin vor uns.

Einen Haken hat die Geschichte aber noch. Warum taucht Oberministrant SF darin nicht auf? Man stelle sich mal folgendes Szenario vor: Mitten auf dem Petersplatz trifft Indiana Schorsch unseren Fränky mit seinen Spießgesellen, äh' Ministranten. Und der beschließt spontan, die Plätze zu tauschen. Mitsamt dem Karren nimmt er die Last aller rauchenden Menschen auf sich und zieht dieses Päcklein Rosenkranz betend über Apennin und Alpen. Was für eine Story, Sommerloch ade! Tägliche Berichterstattung durch Bürgerblick inklusive, mit oder ohne Fischvergiftung. Und ähnlich Forrest Gump wird die Anhängerschar immer größer. Bis zu dem Punkt, wo er dann allen ins Gesicht sagt, das interessiert mich nicht mehr, schleicht euch, ich mach' jetzt irgend was anderes, Hauptsache irgendjemand schreibt über mich........

Anonym hat gesagt…

Die leben ihre religiösen Gefühle auch ziemlich konsequent aus:

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,710906,00.html

Tölpel hat gesagt…

Sorry, habe gerade noch einmal bei unserem Stadtheimatpfleger (der sich gerade im Donaudelta befindet) nachgefragt: Es war natürlich ein Druckfehler. Der Tölpel zitierte aus dem Briefwechsel vor 50 JAHREN. Wird natürlich am Samstag korrigiert.
Wenn wahlinfo auch mal 60 Jahre funktioniert werden wir Respekt zollen.