Abgestellt und aufgemaschelt
Lieber Tölpel!
Einen Tag nach dem PNP-Artikel über Autofahrer, die nach 22 Uhr
verbotenerweise durch die Altstadt fahren, wurde ich um 23 Uhr am Rindermarkt
von einem sehr freundlichen Polizisten angehalten und gefragt, ob ich hier
wohne und durchfahren darf. Auf meine Antwort hin, ich schon, aber er nicht,
weil sein Polizeiwagen ein Straubinger Kennzeichen hat, waren wir beide recht
vergnügt und verabschiedeten uns höflich. Wie gesagt – es handelte sich um
einen sehr freundlichen Beamten. Wenn er allerdings die Durchfahrer hinter mir
auch lediglich gefragt hat und dann als Antwort ein Ja erhalten hat, stellt
sich schon die Frage, wer denn da mit Nein antwortet.
Es drängt sich aber halt eine ganz andere Frage auf und ich weiß
schon, dass wir das Thema schon mehrfach diskutiert haben: Warum muss der
Tourist aus Bochum und der Eisdielenbesucher aus Büchlberg auch vor 22 Uhr
mitten durch die Altstadt fahren und am Domplatz parken? Von den Hunderten von
siechen und lahmen Gottesdienstbesuchern, die in der Hoffnung auf eine
wundersame Heilung wohl nicht nur ihres gehunfähigen Katholikenkörpers, sondern
womöglich auch ihrer undichten Zylinderkopfdichtung mittlerweile fast in den
Dom hineinfahren, ist freiwillige Rücksichtnahme und sozialverträgliches
Parkverhalten bis zum jüngsten Tag ohnehin nicht zu erwarten.
Warum also diskutieren wir mit unvorstellbarer Inbrunst über die
Frage, ob man die Hängebrücke zukünftig nur noch ein bisschen weniger befahren
darf als bisher und kein Mensch/Politiker/Journalist fordert öffentlich ein
ganztägiges Durchfahrverbot für jeden, der nicht Anwohner oder (präzise
definiert!) Anlieger ist, von der Nagelschmiedgasse bis zum Residenzplatz?
Warum fordert keiner, die Parkplätze am Domplatz ausschließlich den Anwohnern
vorzubehalten und gerne noch in ausreichender Menge ein paar
Behindertenparkplätze und Elektroladestationen zu schaffen?
Weil das die Kirche nicht will? Ach so.
Deine Kathi
Liebe
Kathi!
Mich darfst Du das nicht fragen – ich verstehe auch
nicht, dass es ein gottgegebener und von der Exekutive auf die nächsten hundert
Jahre nicht änderbarer Zustand ist, dass diese Massen von durchfahrenden (sic!)
LKW tagtäglich die Innstadt, die Ilzstadt und den Anger sowie die dem Anger
gegenüberliegende Häuserzeile terrorisieren dürfen. Ich verstehe weiterhin
nicht, warum wir wohl noch in hundert Jahren über eine nahezu emissionsfreie,
leise und filigrane Seilbahn streiten werden, während am Donaukai Tag und Nacht
die Dieselmotoren der Schiffe mit den Lastwagen am Anger um die Wette lärmen
und stinken. Aber ich weiß es ja eh: Die Seilbahn zerstört das Stadtbild – so
wie das neue Klohäusl an der Ortspitze oder ein zu großer Sonnenschirm in der
Altstadt.
Das sind Probleme. Auch ein riesengroßes Problem:
die Stellenneubesetzung des Stadtheimatpflegers. Drei Bewerber wurden von der
PNP als am aussichtsreichsten gehandelt und sehen sich offenbar selbst in der
Pole Position. Dazu ist dreierlei anzumerken: Die drei Bewerber sind miteinander
insgesamt 198 Jahre alt. (Okay, einer ist erst 53) Der OB meint, man dürfe das
nicht öffentlich machen, wenn man sich um ein Ehrenamt bewirbt. (Warum? Weil
dann jeder erfährt, wie alt man ist?) Und Holm Putzke erwägt deshalb
dienstaufsichtsrechtliche Schritte gegen den OB. (Reicht das denn noch nicht
für eine Rücktrittsforderung?) Lassen wir es hierbei bewenden.
Provinz ist, wenn man trotzdem lacht. Deshalb heute
zur Sommerpause der Sommerwitz 2018. Nachdem wir ja hier im Metropolzentrum
Passau nicht nur die besten Verwaltungsbeamten, Richter und Uniprofessoren,
sondern auch die allerbesten Fast-Uniklinik-Chefärzte und ein medizinisches
Versorgungsniveau haben, das neben der Charité und der LMU ihresgleichen sucht,
haben sich jetzt ein Politiker und ein Arzt gedacht, man könnte ja hier eine
medizinische Fakultät etablieren. Oida – genial! Und wenn in ein paar Jahren
die Scheichs zur Herztransplantation nach Passau kommen und der SV Schalding
Champions League spielt, ertüchtigen wir den Flugplatz Fürstenzell zum
„International Airport Passau Andreas Scheuer“. Doch, das geht.
Dein Tölpel
4 Kommentare:
Lieber Präsi,
der Witz ist eher: "... zur Sommerpause ..."
Warum? Kommt ja nix mehr. Außer den Kolumnen, die dann irgendwie, irgendwann mal online auf den Blog gestellt werden. Wird schon seine Gründe haben, aber die kennen Deine Untertanten ja nicht. Und die, vulgo: ich, wundern sich halt, warum da nix mehr kommt.
Kommt dazu was? :-)
Ergebenste Grüße,
wow
Die Frage wie die Altstadt künftig genutzt werden soll ich durchaus berechtigt und interessant. Sicher muss man sich hier dann auch mit dem Thema beschäftigen, wie der Verkehr geregelt werden soll.
Was aber soll es bringen die Altstadt für Anlieger frei zu geben? Aktuell fahren ja auch nur Leute rein, die ein Anliegen haben. Der Gottesdienstbesuch ist ja auch ein Anliegen. Genauso wie der Besuch vom Hofranger oder des Dacklmuseums.
Entlastung brächte tatsächlich nur, wenn man den Verkehr für Anwohner freigibt. Das würde die Altstadt vermutlich als Wohngegend aufwerten. Den Läden und Gastronomie würde es schaden.
Ich lese hier nur unregemäßig mit. Trotzdem freut es mich immer wieder.
Ich schaue regelmäßig hier nach, und auch mich freut es immer wieder.
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