Donnerstag, 5. Juli 2018

Kolumne Bürgerblick Sommer 2018


Abgestellt und aufgemaschelt                         

Lieber Tölpel!

Einen Tag nach dem PNP-Artikel über Autofahrer, die nach 22 Uhr verbotenerweise durch die Altstadt fahren, wurde ich um 23 Uhr am Rindermarkt von einem sehr freundlichen Polizisten angehalten und gefragt, ob ich hier wohne und durchfahren darf. Auf meine Antwort hin, ich schon, aber er nicht, weil sein Polizeiwagen ein Straubinger Kennzeichen hat, waren wir beide recht vergnügt und verabschiedeten uns höflich. Wie gesagt – es handelte sich um einen sehr freundlichen Beamten. Wenn er allerdings die Durchfahrer hinter mir auch lediglich gefragt hat und dann als Antwort ein Ja erhalten hat, stellt sich schon die Frage, wer denn da mit Nein antwortet.

Es drängt sich aber halt eine ganz andere Frage auf und ich weiß schon, dass wir das Thema schon mehrfach diskutiert haben: Warum muss der Tourist aus Bochum und der Eisdielenbesucher aus Büchlberg auch vor 22 Uhr mitten durch die Altstadt fahren und am Domplatz parken? Von den Hunderten von siechen und lahmen Gottesdienstbesuchern, die in der Hoffnung auf eine wundersame Heilung wohl nicht nur ihres gehunfähigen Katholikenkörpers, sondern womöglich auch ihrer undichten Zylinderkopfdichtung mittlerweile fast in den Dom hineinfahren, ist freiwillige Rücksichtnahme und sozialverträgliches Parkverhalten bis zum jüngsten Tag ohnehin nicht zu erwarten.

Warum also diskutieren wir mit unvorstellbarer Inbrunst über die Frage, ob man die Hängebrücke zukünftig nur noch ein bisschen weniger befahren darf als bisher und kein Mensch/Politiker/Journalist fordert öffentlich ein ganztägiges Durchfahrverbot für jeden, der nicht Anwohner oder (präzise definiert!) Anlieger ist, von der Nagelschmiedgasse bis zum Residenzplatz? Warum fordert keiner, die Parkplätze am Domplatz ausschließlich den Anwohnern vorzubehalten und gerne noch in ausreichender Menge ein paar Behindertenparkplätze und Elektroladestationen zu schaffen?

Weil das die Kirche nicht will? Ach so.

Deine Kathi


Liebe Kathi!

Mich darfst Du das nicht fragen – ich verstehe auch nicht, dass es ein gottgegebener und von der Exekutive auf die nächsten hundert Jahre nicht änderbarer Zustand ist, dass diese Massen von durchfahrenden (sic!) LKW tagtäglich die Innstadt, die Ilzstadt und den Anger sowie die dem Anger gegenüberliegende Häuserzeile terrorisieren dürfen. Ich verstehe weiterhin nicht, warum wir wohl noch in hundert Jahren über eine nahezu emissionsfreie, leise und filigrane Seilbahn streiten werden, während am Donaukai Tag und Nacht die Dieselmotoren der Schiffe mit den Lastwagen am Anger um die Wette lärmen und stinken. Aber ich weiß es ja eh: Die Seilbahn zerstört das Stadtbild – so wie das neue Klohäusl an der Ortspitze oder ein zu großer Sonnenschirm in der Altstadt.

Das sind Probleme. Auch ein riesengroßes Problem: die Stellenneubesetzung des Stadtheimatpflegers. Drei Bewerber wurden von der PNP als am aussichtsreichsten gehandelt und sehen sich offenbar selbst in der Pole Position. Dazu ist dreierlei anzumerken: Die drei Bewerber sind miteinander insgesamt 198 Jahre alt. (Okay, einer ist erst 53) Der OB meint, man dürfe das nicht öffentlich machen, wenn man sich um ein Ehrenamt bewirbt. (Warum? Weil dann jeder erfährt, wie alt man ist?) Und Holm Putzke erwägt deshalb dienstaufsichtsrechtliche Schritte gegen den OB. (Reicht das denn noch nicht für eine Rücktrittsforderung?) Lassen wir es hierbei bewenden.

Provinz ist, wenn man trotzdem lacht. Deshalb heute zur Sommerpause der Sommerwitz 2018. Nachdem wir ja hier im Metropolzentrum Passau nicht nur die besten Verwaltungsbeamten, Richter und Uniprofessoren, sondern auch die allerbesten Fast-Uniklinik-Chefärzte und ein medizinisches Versorgungsniveau haben, das neben der Charité und der LMU ihresgleichen sucht, haben sich jetzt ein Politiker und ein Arzt gedacht, man könnte ja hier eine medizinische Fakultät etablieren. Oida – genial! Und wenn in ein paar Jahren die Scheichs zur Herztransplantation nach Passau kommen und der SV Schalding Champions League spielt, ertüchtigen wir den Flugplatz Fürstenzell zum „International Airport Passau Andreas Scheuer“. Doch, das geht.

Dein Tölpel

4 Kommentare:

Wolfgang Weitzdörfer hat gesagt…

Lieber Präsi,

der Witz ist eher: "... zur Sommerpause ..."

Warum? Kommt ja nix mehr. Außer den Kolumnen, die dann irgendwie, irgendwann mal online auf den Blog gestellt werden. Wird schon seine Gründe haben, aber die kennen Deine Untertanten ja nicht. Und die, vulgo: ich, wundern sich halt, warum da nix mehr kommt.

Kommt dazu was? :-)

Ergebenste Grüße,
wow

Autofreie Altstadt hat gesagt…

Die Frage wie die Altstadt künftig genutzt werden soll ich durchaus berechtigt und interessant. Sicher muss man sich hier dann auch mit dem Thema beschäftigen, wie der Verkehr geregelt werden soll.
Was aber soll es bringen die Altstadt für Anlieger frei zu geben? Aktuell fahren ja auch nur Leute rein, die ein Anliegen haben. Der Gottesdienstbesuch ist ja auch ein Anliegen. Genauso wie der Besuch vom Hofranger oder des Dacklmuseums.
Entlastung brächte tatsächlich nur, wenn man den Verkehr für Anwohner freigibt. Das würde die Altstadt vermutlich als Wohngegend aufwerten. Den Läden und Gastronomie würde es schaden.

Anonym hat gesagt…

Ich lese hier nur unregemäßig mit. Trotzdem freut es mich immer wieder.

Anonym hat gesagt…

Ich schaue regelmäßig hier nach, und auch mich freut es immer wieder.