Als ich am letzten Samstag den Bayernteil der PNP aufschlug, blieb mir – wie allen Menschen, die guten Willens sind – fast die Frühstücksoblate im Hals stecken. Schon wieder der narzisstische Poser vom Domplatz – aber diesmal gleich viermal.
Ich versuchte mich zu erinnern, wann ich so etwas zum letzten Mal in der PNP gesehen habe, vergleichbare Fotostrecken hatte ich aber nur in Verbindung mit Bravo, Men's Health oder Playgirl in Erinnerung. Der halbe Quadratmeter Fotos reicht aber zur Beschreibung der Singularität noch nicht aus – auch doppelseitige Interviews dürften in der PNP eher sehr selten vorkommen. Nicht zuletzt wurde das Interview nicht von einem, nicht von zwei, sondern von gleich drei Oster-Groupies geführt: Ernsti Fuchs-Du-hast-mir-Zeit-gestohlen, Stephanus – der Frömmler – Rammer und Karl – der Katastrophale – Birkenseer.
Die bisherig dargestellte Konstellation wäre schon deviant genug – unnötig zu erwähnen, dass der flotte Spitzenjournalisten-Dreier dem eitel und selbstverliebt vor sich hin salbadernden Kirchen-Pfau einen Selbstdarstellungs-Altar nach dem anderen baut – wahnsinnig unauffällig und geschickt natürlich – denkt zumindest der Journalist. Beispiel gefällig? Frage: "Es gibt Stimmen, die über Sie sagen: Ein wenig konservativ ist er schon, unser Bischof. Was sagen Sie dazu?" Spitze, oder? Ein wenig konservativ? Mein nahezu gesamtes persönliches Umfeld (und das besteht nicht aus Satanisten, Kommunisten und Visagisten) hält diesen Bischof für fundamentalistisch, spalterisch und intolerant – höflich formuliert. Aber sicher nicht für "ein wenig konservativ". Die Antwort des Bischofs hierzu ist übrigens nicht der Rede wert, weil man solch verschwurbelt-spirituelles Fabulieren – wie meistens bei ihm – nur verstehen kann, wenn einem beim Radio-Moderieren der Heilige Geist nebst Gottesmutter erschienen ist und man daraufhin zwölf Semester Beten studiert hat.
Aber Schluss mit lustig. Kriechen, Schleimen, demütige Ehrfurcht vor der Kirche – das ist ja bei der PNP nichts neues. Wie kann es aber sein, dass nicht einmal die, jegliche Grenze von Tolerierbarkeit überschreitenden, Antworten des Bischofs hinterfragt oder kommentiert werden? Noch ein Beispiel gefällig? Auf die Frage nach der Angst mancher Menschen vor einer Islamisierung kommt natürlich die zu erwartende und unvermeidbare Antwort, dass es selbstredend am Wichtigsten ist, dass man überhaupt an irgendeinen Quatsch glaubt, aber: "Die Frage ist, ob es innerislamisch systemimmanent ist, dass es keine Religionsfreiheit geben kann." Womit er durch die Fragestellung die Frage natürlich schon beantwortet hat: Es ist im Islam systemimmanent, dass es keine Religionsfreiheit geben kann. Damit mag er ja vielleicht recht haben.
Interessanter ist ja auch vielmehr, wie es um seine eigene Toleranz und Vorstellung von Religionsfreiheit bestellt ist. Oster: "Wenn der Mensch nicht mehr an Christus glaubt, dann glaubt er nicht nichts, sondern oft allen möglichen Mist und ist leichter verführbar." Ich wiederhole das gerne noch einmal: Wenn ich oder meine Freunde oder Schriftsteller oder Nobelpreisträger oder sonst wer nicht an Christus glauben, dann sind wir mehr gefährdet an "allen möglichen Mist" zu glauben und sind "leichter verführbar"? Komisch, ich kenne das ganz anders herum. Ich kenne eigentlich bei Menschen, die es geschafft haben, die Gehirnwäsche von der Taufe über Religionsunterricht und die Perversion der Beichte zu überwinden, nur solche, die weniger anfällig sind für sonstigen Hokuspokus und relativ realistisch ihr Leben meistern. Allerdings kenne ich einige, die an Christus und gleichzeitig an Horoskope, die Macht des Vollmonds, Tarotkarten, Globuli, Chemtrails oder Verschwörungstheorien glauben. Lassen wir das – es führt zu nichts. Die Frage sei jedoch erlaubt, warum ein Bischof 2018 in einer Tageszeitung unkommentiert Menschen beleidigen darf, die nicht an Christus glauben?
Werden wir lieber wieder lustig. Frage: "Unter den AfD-Wählern sind auch Katholiken. Wie gehen Sie damit um?" Oster: "Ich gehe nicht davon aus, dass alle AfD-Wähler gleich in die Nazi-Ecke gehören." Was soll das bedeuten? Dass man entweder Katholik ODER Nazi sein kann? Oha! Abgesehen davon, dass auch heute noch viele Christen gleichzeitig Antisemiten, Rassisten und Schwulenhasser sind, waren von 1933 bis 1945 mehr als 95 % der Bevölkerung katholisch oder evangelisch. Hitler, Himmler und Goebbels waren übrigens gläubige Katholiken. Ironie der Geschichte: Goebbels wurde leider exkommuniziert, weil er eine Protestantin heiratete. Kann ja auch wirklich nicht sein – die wäre dann vielleicht noch mit ihm zur Kommunion gegangen.
Seine Exzellenz, der Präsident von Wahlinfo-Passau
7 Kommentare:
Ich freue mich wahnsinnig, dass es hier in der Katholen-Diktatur solche Kommentare gibt. Alle tun so, als wäre der Typ normal. Sie nicht! Danke dafür!
Weiter so, Herr Präsident. Und jetzt kümmern wir uns wieder um die Politik. Sind nicht bald irgendwelche Wahlen?
Der beste Beitrag auf dieser Seite seit Ewigkeiten. Möge bis zum nächsten Highlight nur ein Wimpernschlag vergehen.
Exzellenz, ein Halleluja.
Inzwischen sind diese Monsterinterviews, die kein vernünftiger Mensch braucht, Standard in der PNP. (Was Frau Tucci-Diekmann bei den derzeitigen Papierpreisen wohl dazu sagt?). Die Qualitätszeitung aus der Provinz braucht wohl ein Pendant zu den Sommerinterviews der Öffentlich-Rechtlichen. Die ihrerseits zitieren ständig die PNP in Dingen, die sie gar nicht selbst recherchiert, sondern vielmehr von einem Berliner Büro gekauft haben, das auch andere Medien beliefert, schlagzeilenträchtige Themen aber immer nur (vermutlich gegen Sonderhonorar) an eine Zeitung liefert.
Lebt der Präsident noch oder hat ihn der erneute Einzug von Prof. W in den bayerischen Landtag so mitgenommen, dass er inSchockstarre verfallen ist?
Eines ganze Seite Interview mit Kotzbrocken Müller in der PNP, einzige Botschaft, dass er sich von Franziskus ständig übergangen fühlt. Der arme Kardinal, dass es da den Präsidenten nicht in der Tastatur juckt?
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