Montag, 10. März 2025

Aktuelle Kolumne aus dem Bürgerblick März 2025

Hoch die Hände – Zeitenwende!

So, jetzt kann ich es ja zugeben. Ich habe AfD und die Linke gewählt. Nachdem ich aber – wie schon länger bekannt – nicht nur ein linksradikaler Nazi bin, sondern seit einiger Zeit auch noch Elektroauto fahre und gelegentlich sogar meinen Müll trenne (am Abend, bevor die Müllabfuhr kommt, verteile ich Flaschen, Dosen und Batterien gleichmäßig auf die Restmülltonnen meiner Nachbarn), habe ich natürlich zusätzlich die Grünen und die ÖDP gewählt. Den Schätzl, den Koller Hansi und das Maral sowieso. Ich finde nämlich, ein guter Demokrat sollte allen die Chance geben, sich an der Rettung der Bunderepublik zu beteiligen und auf dem Wahlzettel kreuz und quer kumulieren und panaschieren.

Unten auf den Wahlzettel habe ich dann noch geschrieben: „Ich bitte um eine baldige Einigung in der Migrationsfrage, die sofortige Beendigung des Ukrainekrieges und die Einführung der 3,5-Tage-Woche bei einer Lohnerhöhung von 12 Prozent, mindestens aber 500 Euro pro Monat. Ferner fordere ich eine paritätische Besetzung des Bundestages, die die Lebenswirklichkeit in Deutschland abbildet: Ein Drittel Männer, ein Drittel Frauen, ein Drittel Sonstige. Mehr Kita-, billigere Pflege- und kostenlose Parkplätze verstehen sich von selbst. Ich bedanke mich im Voraus und verbleibe mit herzlichen Grüßen und besten Wünschen!“ Meinen Namen habe ich natürlich nicht drauf geschrieben. Ich bin ja nicht blöd.

Während ich den Wahlzettel gescannt habe, um ihn anschließend ins Rathaus zu mailen, war ich derart euphorisch und dachte bei mir: Dieses Mal klappt es, dieses Mal kriegen sie es hin. Bald wird alles gut. Das spüre ich. Jetzt, wo der Koller auch noch dabei ist, kann nichts mehr schiefgehen. Und dann ist es passiert – es klingelte an der Tür. Vor dieser standen zwei junge Menschen in roten Jacken, die mich freundlich anlächelten und begrüßten. Sie wollten mit mir über ihre Politik sprechen, aber mir fehlte die Kraft, weil ich sofort erkannte, dass es sich hierbei um ein Zeichen handeln musste. Als ich dann zwei Tage nach der Wahl in der Zeitung lesen durfte, dass es sich bei einem meiner Haustürklingler um den jetzt dann jüngsten Abgeordneten im nächsten Bundestag handelt, war ich mir endgültig sicher. Das war nicht nur ein Zeichen, das war eine Erscheinung.

Die älteren Leser mit bayerischem Sozialisationshintergrund kennen sicherlich noch die Witze vom Kare und vom Lugge. Beispiel gefällig? Ich zitiere aus einem alten bayerischen Witzebuch: „Fragt da Lugge an Kare: Wos is as gräßere Problem in da heidigen Zeit: Dummheit oder koa Interesse? Sogt da Kare: Woaß i ned, is ma aa scheißwurscht!“ Ja, ich gebe zu, der Witz haut einen jetzt nicht vom Hocker. Viel lustiger ist, dass wir jetzt aus unserem Wahlkreis zwei neue Abgeordnete nach Berlin schicken, nämlich den Hansi und den Luke. Und das Schönste daran ist, dass die Beiden aus so ganz unterschiedlichen Welten stammen. Sagt der Hansi zum Luke: „Du, Lugge, moanst, dass de mi in Berlin überhaupts vastängern?“ Sagt der Luke: „Ey, Digga, Dich versteht ja schon zuhause keiner.“

Aber vielleicht wird es auch ganz harmonisch, wenn sie gemeinsam im Zug nach Berlin sitzen. Der Hansi bringt dem Luke das Schafkopfen bei und der Luke erklärt dem Hansi die 56 Geschlechter oder die Internationale Solidarität. Später packt der Hansi sein Geräuchertes aus, der Luke seinen Linsen-Tofu-Riegel. Der Hansi erzählt von der Arena in Hundsdorf und der Luke lädt ihn zur nächsten Pro-Palästina-Demo in Berlin ein. Zum Abschluss schauen sie noch gemeinsam Don Camillo und Peppone auf Hansis Laptop, bevor sich in Berlin ihre Wege trennen. Luke schreibt an eine Genossin: „Bin verwirrt. Habe heute den ersten Rechten persönlich kennengelernt. Total goofy, aber eigentlich ganz nice.“ Der Hansi ruft seine Frau an: „Do kommst Du nia drauf, wen i kennaglernt hob. Den Sohn vom Lucky Luke. Du, der is fei Kommunist, aber ned zwida.“ Die Welt könnte so schön sein.







Montag, 10. Februar 2025

Aktuelle Kolumne aus dem Bürgerblick Februar 2025

Flinta

Kommt Ihnen die Geschichte auch so bekannt vor? Als hätte sich das, was unlängst in Berlin passiert ist, irgendwann und irgendwo schon einmal so ähnlich zugetragen? Ein grüner Bundestagsabgeordneter (noch) aus Berlin-Pankow durfte nicht mehr fürs Direktmandat kandidieren, weil ihm von einer Anne K. Belästigung vorgeworfen wurde, was er zwar heftig bestritt, aber im Hinblick auf seine Direktkandidatur trotzdem scheiterte. Blöderweise stellte sich kurz darauf heraus, dass wohl nicht nur die Anschuldigungen haltlos sind, sondern es diese Anne K. gar nicht gibt. 

 Hinter der Intrige steckt eine Grünenpolitikerin, die sich auf den sozialen Medien als „anticapitalist, queer, neurodivergent“ bezeichnet und die Grünen mittlerweile verlassen hat. Es gibt mehrere Strafanzeigen gegen sie. So weit, so irre. Es geht aber noch irrer. Als wäre das nicht alles schon schlimm genug, stellt sich dann auch noch die Chefin der Grünen Jugend hin und fabuliert, dass die Unschuldsvermutung vielleicht vor Gericht gelte, aber nicht bei den Grünen. Konkret meinte sie natürlich, die Unschuldsvermutung gelte in einer feministischen Partei zumindest nicht für Männer – oder wie sie Personen mit XY-Chromosomenausstattung auch immer bezeichnen mag. Sowas gibt es doch wirklich nur in Berlin, oder?

 

In Passau ist derlei undenkbar. Der SPDler plakatiert gleich das, was seine Chancen für den Wiedereinzug (Erreichen der Fünf-Prozent-Hürde vorausgesetzt) schlicht und einfach beschreibt: (Mein Platz ist) Sicher. Bei der CSU hat man einfach – wie immer – den besten und fähigsten Mann aufgestellt. Im Passauer Wahlkreis ist sogar der Grünen-Kandidat ein weißer, alter Mann, trägt aber zur Kompensation wenigstens einen Zopf und heißt Sascha. Die Linken haben erstaunlicherweise auch jemand gefunden, der kandidieren will und bei der FDP konnte man immerhin einen Heranwachsenden überreden, der sogar noch kurz vor der Wahl seine Ausbildung abschließt. Wenigstens spielen ein paar der Kandidaten Schafkopf. Das beruhigt mich.

 

Der nächste Kanzler ist ein Arschloch. Ruhig bleiben – ich zitiere nur. Die Satire-Partei „Die Partei“ hat das so plakatiert und wer es geschmacklos findet, hat es höchstwahrscheinlich nicht verstanden. Eine amerikanische Politikwissenschaftlerin hat einmal sinngemäß und zutreffend festgestellt, dass ein Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika gar nicht charakterlich integer sein kann, weil er es sonst niemals überhaupt bis zur Kandidatur geschafft hätte. So abwegig ist der Gedanke nicht und ich befürchte schwer, dass das nicht nur auf amerikanische Präsidenten zutrifft.

 

Zum Abschluss ein Instagram-Beitrag des Arbeitskreises kritischer Jurist*innen Passau: „Unser Kritisches FLINTA* Forum lädt Euch herzlich zur FLINTA*-Disco am (…)  ein! Eingeladen sind FLINTA*: Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre, trans und agender Personen. Das beinhaltet ganz ausdrücklich auch trans Männer oder inter cis Männer! Alle Menschen außer endo cis Männer sind also ganz herzlich willkommen. Seit der frühen Jugend sind FLINTA* mit sexistischen und gewaltvollen Ausgeh- und Disco-Erfahrungen konfrontiert, die in aller Regel von endo cis Männern ausgehen. 

 

Wir wollen einen Raum zum Tanzen ohne Grenzüberschreitungen schaffen, in welchem sich FLINTA* wohler und sicherer fühlen können. Hierbei ist es uns ein besonderes Anliegen, dass sich FLINTA* jeglichen Alters und jeglicher sexueller Orientierung angesprochen fühlen. Um den safer space zu gewährleisten, gibt es ein Awareness Konzept, ein ansprechbares Awareness Team und auch ein Fotografierverbot. Los geht der Abend um 20 Uhr mit einem Soft Opening, bei dem ihr eure Gesichter am Glitzer-Tisch verschönern könnt und an der Theke feministische Postkarten, Jutebeutel und Armbänder auf Spendenbasis bekommt.“ (Grammatikalische Fehler vom Original übernommen) 

 

Spätrömische Dekadenz. Wir sind verloren. Komplett verloren.