Die Tat ist Unheil, das man tut
„Unsinn“ hat er gesagt. „In den kommenden Monaten werden wieder der Strand und anderer Unsinn kommen. Jeder Stadtrat braucht seine Themen und muss seine Freundeskreise bedienen, das ist mir alles klar“, hat er gesagt, der Austrags-Jürgen. Fies ist er schon. Jetzt hatten der KandiTAT und seine Freunde diese freshe Idee mit der Holz-Liegefläche an der Ilzmündung und dann sprechen sich nicht nur sämtliche zuständigen Behörden dagegen aus, sondern der OB empfiehlt gönnerhaft, in seiner unnachahmlichen Art, den Antrag einfach zurückzuziehen, was dann auch kleinlaut geschehen ist. Klappe zu, Affe tot.
Das mit dem KandiTAT oben ist übrigens kein Schreibfehler, jedenfalls nicht von mir. So hat sich Dickl in den Sozialen Medien selbst bezeichnet: Oberbürgermeister Kanditat 2026. Wobei wir auch ihm unterstellen wollen, dass es kein Schreibfehler war, sondern ein ausgeklügeltes Wortspiel. Ein Mann der Tat als Kanditat vielleicht? Oder Selbstironie? Der Kanditat ein Attentat? Zu Dickl würde auch ein Zitat aus Goethes Faust gut passen: „Die Tat ist Unheil, das man tut.“ Aber lassen wir das. Immerhin prescht er strotzend vor Kraft bereits ein halbes Jahr vor der Wahl in den Wahlkampf. Ich wünsche ihm von Herzen, dass er die ganzen schönen Anträge, die ihm und seiner Denkfabrik einfallen, nicht alle wieder zurückziehen muss. Wäre schade.
Bei den Grünen hingegen weiß man (also „man“ inklusive der Grünen selbst) nicht immer genau, ob es sich bei niedergeschriebenen Themensammlungen um Anträge oder vielleicht um Fragen, Wünsche, Ideen, Manifeste, Wortspielereien (sic!) oder nur Poesie handelt. Und der OB, diese fiese Type, liest das im Ausschuss einfach so vor, was Stefanie Auer wiederum „befremdlich“ findet. Ob das mit dem Wortspiel bei Frau Auer eigentlich auch klappt? Oberbürgermeisterin Kanditatin 2026? Eine Frau der Tatin? Es wäre auf jeden Fall wieder einmal schön gegendert. Kleiner Witz am Rande: Stéphanie Tatin ist der Legende nach die Erfinderin der Tarte Tatin, eines französischen Apfelkuchens. Aber Schluss mit albern.
Und sonst so? Ist Dickl als Einziger im Wahlkampfmodus oder tut sich bei den anderen auch schon was? Was plant eigentlich Agent Orange? Außer dass er Radfahrer vor Autos und gleichzeitig Wälder vor Radfahrern schützen will, passiert für seine Verhältnisse erstaunlich wenig. Kein Volksentscheid, kein Bürgerentscheid, nichts. Nicht nur bei den Orangen warten wir sehnsüchtig auf einen OB-Kandidaten. Beim letzten Mal hatten wir mehr als genug, aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass es nicht weniger werden. Wobei – 2020 gab es sogar eine FDP-Kandidatin. Bringen die diesmal überhaupt eine Liste zusammen?
Die Linken haben schon eine Kandidatin, und zwar „die vermutlich jüngste OB-Kandidatin in der Geschichte Passaus.“ (Selbstbeschreibung) Die Person (sic!) heißt Nika Kolitz und bringt eine „einzigartige Perspektive“ mit. Die einzigartige Perspektive besteht darin, dass sie „jung und politisch erfahren“ ist und in „Passau schon einiges bewegt hat.“ Sie ist nämlich „queer und hat den ersten CSD Passaus mitorgansiert.“ Donnerlittchen! Außerdem ist sie „Mieterin und weiß, wie es ist, wenn die Miete erhöht wird oder es Ärger mit dem Vermieter gibt.“ Das ist mal eine innovative und einzigartige Perspektive: Klassenkampf im Kommunalwahlkampf. Da fehlt als Thema nur noch Queers for Palestine und dann findet sich Nika in der Stichwahl wieder.
Ich habe mich früher sehr gerne mit Namens-Anagrammen beschäftigt und möchte das als Wahl-Orakel wieder einmal tun. Vielleicht bringen die Anagramme der besprochenen Kandidaten-Namen zumindest etwas Fantasie in die Bewertung der Personen mit ein – natürlich nur auf meinem primitiven Humor-Niveau. Starten wir mit Stefanie Auers Anagramm: „Asia Fee turne.“ Nett, oder? Da muss man sich nicht beschweren. Bei Dickl wird es – und ich kann doch wirklich nichts dafür – schon härter: „Rind im Lack.“ Schließen wir mit Nika Kolitz: „Kilt Nazi ok.“ Ja, da fehlt ein „L“.