Wenn man über sein Laptop blickend auf den Indischen Ozean schaut, fällt es einem ziemlich schwer, sich gedanklich mit solch Trivialitäten wie der Passauer Kommunalpolitik zu beschäftigen. Bei der zehntägigen Safari vor Ankunft an der Küste südlich von Mombasa sind mir beim Betrachten der Big Five aber tatsächlich mehrfach die Passauer Big Four in den Sinn gekommen. Welches Vieh jetzt zu wem passt, überlasse ich für ein paar Sekunden der Fantasie der Leser, wobei die Erika natürlich klar als Löwin gesetzt ist. Leoparden haben wir in Passau eher nicht, dann bleiben noch die drei großen Burschen übrig. Der Größte tritt nicht mehr an, haben wir noch Nashorn und Büffel.
Ich hatte großspurig in der letzten Ausgabe angekündigt, diesmal zu verraten, wer 2026 Oberbürgermeister von Passau wird. Aber so einfach, wie erwartet, ist das nicht. Ich habe es tatsächlich bis zum Schluss nicht geglaubt, dass der Oberjürgen (Wie heißt der eigentlich ab nächstem Jahr? Opajürgen?) nicht mehr antritt. Dann ist es aber doch eindeutig, werden viele jetzt denken. Nashorn schlägt Büffel, klare Sache. Aber es ist gar nicht so einfach. Der Büffel strotzt vor Selbstvertrauen und wie wir Ethologen wissen, schlägt Imponiergehabe oftmals Stärke. Der krasseste Move (um in der Terminologie des Büffels zu bleiben) war die Zielvorgabe für das Ergebnis der CSU bei der Stadtratswahl 2026: 14 plus.
Das ist bei realistischer Betrachtung natürlich völlig abgehoben oder vielleicht eher Pfeifen im Wald, aber warum nicht? Self-fulfilling prophecy – wie wir Sozialpsychologen wissen – funktioniert schon gerne mal, auch oder vor allem in der Politik. Das wäre jetzt der normale Erklärungsversuch. Allerdings ist beim Probanden Armin D. auch nicht ausgeschlossen, dass er das wirklich glaubt. Also das mit den 14 plus. Dass er glaubt, dass er Oberbürgermeister wird, steht ja außer Frage. Er findet dem Vernehmen nach auch seine Listenbesetzung top, wenn nicht sogar fresh oder next level.
Auffällig ist zunächst einmal der Platz 5 für einen Johannes Asenbauer, dessen Hauptqualifikation die Mitgliedschaft in allen Heininger Vereinen zu sein scheint. Dass das für ein passables Ergebnis reichen kann, ist zwar furchtbar, aber erfahrungsgemäß möglich. Lustig sind die Personalien Basil Coleman und Carola Jungwirth. Bei Ersterem fehlt mir tatsächlich die Vorstellungskraft, ob den wer und wer dann genau den wählt, während Zweitere in den letzten Jahren medial eher suboptimal aufgefallen ist. Richtig spannend sind selbstredend Tausch und Dittlmann, weil die beiden – sollten es dann doch nicht ganz 14 Sitze werden – durchaus das Zeug haben, ein paar vordere Plätze zu verdrängen. Wen genau verrate ich nicht, weiß aber ohnehin jeder.
Ein echter Coup auf der Liste ist Christian Bernreiter. Ihn persönlich kennt zwar keiner, aber seinen Namen. Nachdem bei uns ja jeder wählen darf, auch wenn er siebenmal durch die Führerscheinprüfung gefallen ist, ist nicht ausgeschlossen, dass in diesem Fall eine Verwechslung zu einem guten Ergebnis führt. Kleiner Tipp für die SPD: Vielleicht findet Ihr jemanden, der Willy Brandt oder Helmut Schmidt heißt, für die Liste. Die selbstironische Note ist dann noch Platz 44 mit Klaus Fiedler, der damit wohl das erste Mal in seinem Leben die Chance hat, nicht nach hinten, sondern nach vorne gewählt zu werden.
Zurück zur OB-Wahl. Im Moment sieht alles nach einem Duell Nashorn gegen Büffel, Rother gegen Dickl, aus. Die Sozis haben jetzt natürlich den enormen Vorteil, nicht dämlicherweise viel zu früh eine Liste präsentiert zu haben und den könnten sie durchaus nutzen. Wie wir Politologen wissen, spielt eine wohltemperierte Liste sicherlich eine Rolle für den Erfolg des Spitzenkandidaten. Nachdem aber Coleman und Jungwirth nun schon bei der CSU antreten, gibt es kaum mehr in Frage kommende High Performer. Von Professoren und Kulturschaffenden würde ich allerdings abraten. Cave Oberreuter-Experiment!
Wo ist eigentlich dieser Putzke?
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