Ein Jubiläum jagt das andere. Nach 20 Jahren Bürgerblick feiere ich beim Schreiben dieser Zeilen – einsam und allein, weil es hat vermutlich sonst keiner bemerkt – 15 Jahre Satire-Kolumne hier in diesem Leuchtturm des Qualitätsjournalismus. Im November 2010 erschien die erste Kolumne, damals noch unter dem Rubriktitel „Abgedreht und durchgenagelt“, den ich später in der Abwandlung „Aufgespießt und festgenagelt“ für viel Geld an die PNP verkauft habe. Ich habe die erste Folge gerade noch einmal durchgelesen. Sie war sehr gut.
Unter anderem ging es um die Sinnlosigkeit einer Donaubrücke auf Höhe Achleiten. Gespenstisch, oder? Soll man es Beharrlichkeit oder Beratungsresistenz nennen, dass exakt 15 Jahre später Waschler nebst Parteifreunden wieder mit dem Thema in der Zeitung auftaucht? Pardon, „Privatleute“ sind sie, schreibt die PNP, nämlich Waschler, Weber, Dickl und Rickl, die völlig privat ein Bürgerbegehren für den Bau ebendieser Donaubrücke initiieren. Dass in ein paar Monaten die Stadtrats- und OB-Wahl stattfindet und die vier Privatleute allesamt für die CSU kandidieren, ist vermutlich Zufall. Wenn nicht, wäre es wirklich ziemlich schäbig, ein Bürgerbegehren, das ja zu einem für den Steuerzahler teuren Bürgerentscheid führen kann, als flankierende Wahlkampfmaßnahme zu missbrauchen.
Was die Privatleute von der CSU schaffen, können die real existierenden Sozialisten schon lang und kommen deshalb auch mit einem Wahlkampf-Bürgerbegehren um die Ecke. Und weil man bei der Linken mit Steuergeld fürs Proletariat nicht kleckert, sondern klotzt, geht’s beim Bürgerbegehren um mehr Früh-, Nacht- und Altstadt-Busse in Passau. Bei den Frühfahrten geht es zum Beispiel darum, dass „der Zug nach München um 05.20 Uhr von Pendler:innen und Schichtarbeiter:innen erreicht werden kann.“ Kann mich bitte jemand darüber aufklären, wie viele Menschen dann in diesen Bussen „aus allen Stadtteilen“ sitzen würden und vor allem welche Art von Schichtarbeiter*innen um 5.20 Uhr nach München fahren? Danke im Voraus.
Die Nachtbusse sollen übrigens am Wochenende bis zwei Uhr fahren, selbstredend auch in alle Stadteile. Das ist ziemlich unsolidarisch mit denen, die um zwei noch nicht müde sind oder im Schutz der Dunkelheit noch ein paar FCK-NZS-Graffiti auf Wände sprühen mussten, um die Demokratie zu retten. Die Grünen haben da wesentlich weiter gedacht und fordern gleich vergünstigte Taxifahrten nachts – allerdings nicht für alle, sondern nur für besonders Schutzbedürftige. Wer im nächtlichen Passau zu dieser Gruppe gehört, haben die Grünen vor Antragstellung sicherlich empirisch überprüfen lassen. Der Antrag wurde leider abgelehnt. Ich empfehle ein Bürgerbegehren.
Frage nicht, was Deine Stadt für Dich tun kann, sondern frage, was Du für Deine Stadt tun kannst. Unter diesem abgewandelten Zitat steht die OB-Kandidatur von Armin Dickl, der nicht weniger will, als uneigennützig die Stadt zu retten. Eigentlich erfolgreicher Unternehmensberater – so konnte man es im letzten Heft lesen – stellte er seine unternehmerische Tätigkeit schon vor sechs Jahren etwas hintan, um sich vollends seiner Bestimmung und Berufung zu widmen, der nächste Oberbürgermeister von Passau zu werden.
An einem Beispiel hat uns Dickl intelligente Verkehrsführung mit KI erklärt, die er als Oberbürgermeister einführen wird: „Am Kirchenplatz hat sich im Sommer ein 40-Tonner mit einem Reisebus verkeilt. Der Stau dauerte drei, vier Stunden. Mit intelligenter Verkehrssteuerung hätten die Leute sofort gewusst: Diese Route ist blockiert.“ Ach geh, Dickl! Das ist doch Science-Fiction. Dass man in seinem Auto sieht, dass eine Route blockiert ist. Was kommt als nächstes? Verkehrsdurchsagen im Radio? Ich könnte übrigens den Kontakt zu jemandem herstellen, der früher politisch was mit Verkehr gemacht hat und jetzt begeistert Consulting-Firmen gründet. Den würde ich mir als Berater holen. Das knallt. Safe.
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