Montag, 1. Januar 2024

Wir schützen die Passauer Wälder und... (Teil1)

31. Dezember 2023, 22 Uhr 29. Über den Spielplatz an der Innpromenade rollt langsam ein martialischer Pickup in Tarnfarben und kommt kurz vorm Mahnmal zum Stehen. Mehrere Männer in Arbeits-Overalls steigen von der Ladefläche und laden Arbeitsgeräte und Forsthelme ab.

Simme flüstert: Forsthelme auf, Visiere runter, wir starten auf mein Kommando.

31. Dezember 2023, 22 Uhr 36. Auf dem Wohnzimmertisch des Passauer Stadtbrandrates stehen vier leere Spezi-Flaschen, während derselbe mit einer Tasse heißem Wasser aus der Küche kommt, an einem erst zweimal benutzten Kamillenteebeutel schnuppert und diesen mit einem zufriedenen Lächeln langsam in die Teetasse gleiten lässt. Zufrieden blickt er auf die leeren Speziflaschen, schnuppert noch einmal an der Tasse und seufzt zufrieden.

Dittlmann: Himmlisch, diese Ruhe. Darauf einen Digestif.

Er nimmt die Fernbedienung und schaltet auf Netflix. 

Stimme aus dem Off: Ah geh, schaust jetzt Du wieder den ganzen Abend Feuerwehrmann Sam?

Dittlmann: Schmarrn. Da gibts jetzt was neues. Hab ich beim letzten Feuerwehr-Event im Kindergarten entdeckt. Total heißer Scheiß. (Summt vor sich hin) Paw Patrol, Paw Patrol, wir helfen auf die Schnelle, Paw Patrol, Paw Patrol, wir sind sofort zur Stelle. Kein Einsatz zu groß, keine Pfote zu klein, Paw Patrol fällt stets was ein. Ein Anruf reicht, wir sind bereit. Woah oh oh, Paw Patrol...

Dittlmann (lehnt sich zurück, legt die Füße hoch, nimmt schlürfend einen Schluck Tee und schaltet den Fernseher lauter): Des schau ich jetzt, bis ich einschlaf. Einmal darf ich auch entspannen.

Smartphone (auf der Kommode liegend): Hasta la Vista, Baby!

Dittlmann schaltet mit der Fernbedienung auf Pause und starrt auf sein drei Meter entfernt liegendes Smartphone.

Smartphone: Hasta la Vista, Baby!

Stimme aus dem Off: Hörst Du schlecht? Der OB ruft an.

Smartphone: Hasta la Vista, Baby!

Stimme aus dem Off: Jetzt geh halt hin. Ist bestimmt wichtig.

Smartphone: Hasta la...

Dittlmann: Dittlmann. Herr Oberbürgermeister, es ist alles ruhig. Kein Piepser, kein Funk. Ich chille. Und Sie rufen in dem Moment an, wo der Marshall seine neue Drehleiter ausgefahren hätte.

OB: Was?

Dittlmann: Wie? Was? Sie rufen doch an.

OB: Welcher Marshall? Welche Drehleiter?

Dittlmann: Egal. Darf ich dreimal raten? Ich komm drauf.

OB: Was? 

Dittlmann: Ihnen ist das Fondue runtergefallen und jetzt soll ich mit Ölbindemittel vorbeikommen? Kein Problem, mach ich gern.

OB: Jetzt hörens amal zu, Dittlma...

Dittlmann: Nein, jetzt weiß ichs. Der Mangold hat sich vor Ihrer Haustür festgeklebt und ist im Hungerstreik?

OB (den Hörer weghaltend zu seiner Frau): Der Mensch ist völlig übergeschnappt. Burnout. Kenn ich gut.

Dittlmann: Dann kann es nur noch so sein: Der Hund von der Evi Buhmann hat einen Rückfall erlitten und deshalb fahre ich jetzt ins Tierheim, erschlage alle Hunde mit dem Hackl, zapfe ihnen das Blut ab und bringe der Evi die Bluttransfusionen. Stimmts?

OB (leise und bedächtig): Herr Dittl, äh, Brand, äh, Mann. Wir haben alle schwere Wochen gehabt. Sie hatten schwere Wochen, ich hatte schwere Wochen. Aber heute Nacht müssen Sie mir noch mal helfen. Dafür kaufe ich Ihnen, äh, dafür kriegen Sie, äh, dafür dürfen Sie sich ein neues Feuerwehrauto aussuchen. Vollausstattung.

Dittlmann: Panther 8x8.

OB: Was?

Dittlmann: Panther 8x8. Von Rosenbauer.

OB: Teuer?

Dittlmann: Billiger als ein Kunstrasenplatz. Viel billiger als ein Fahrradtunnel.

OB: Gut. Des schaun ma uns an. Aber jetzt helfen Sie mir?

Dittlmann: Ich höre.

OB: Seit einer halben Stunde höre ich eine furchtbare Gaudi von der anderen Innseite her. Würde meinen, irgendwo zwischen Innbrücke und Fünferlsteg.

Dittlmann: Ah geh.

OB: Was?

Dittlmann: Ah geh, a Gaudi? An Silvester? Unvorstellbar. Jetzt wo Sie es sagen. Ich hab auch schon ein paar Böller gehört. 

OB (den Hörer weghaltend zu seiner Frau): Der macht mich fertig. (Zu Dittlmann:) Ich lach dann später. Keine Böller. Eher so ein Motorengeräusch. Klingt wie Motorsägen.

Dittlmann: Motorsägen? Zwischen Marienbrücke und Fünferlsteg?

OB: Ja, so hört es sich an.

Dittlmann: Und deshalb fahr ich jetzt da hin? Und warum fahrens da nicht selber hin?

OB: Weil ich keinen Panther 8x8 brauche und Sie der Stadtratbrandmann sind und nicht ich.

Dittlmann: Und wenn sich da verdächtige Personen mit Sägen rumtreiben, erschlage ich alle, rufe Sie an und dann gehen wir entspannt ins Bett?

OB: Dann rufens mich erstmal an, bevor Sie alle erschlagen.

Dittlmann: Ich hab was gut.

OB: Ausgemacht.

31. Dezember 2023, 23 Uhr 29. Stadtbrandrat Dittlmann steigt summend (Paw Patrol!) aus seinem am Mahnmal abgestellten, mit Blaulicht erleuchteten SUV und betrachtet schockiert ein skurriles Szenario. Junge Männer in Overalls und mit Forsthelmen fällen mit ohrenbetäubendem Lärm die Kastanien an der Promenade. Zahlreiche Schaulustige betrachten die Baumfällaktion. Drei Personen sitzen auf dem Boden, geknebelt, an Spielgeräte gefesselt und stoßen gurrende Laute aus.

Dittlmann (laut schreiend): Hä, wos isn do los?

Die Gefesselten zeigen erhöhte Vitalzeichen, strampeln, winden sich und gurren lauter. Einer der Baumfäller schaltet die Motorsäge ab, hebt die Hand und das Visier hoch.

Baumfäller 1: Stopp, Pause! Junge Union, Rührt Euch!

Alle Baumfäller schalten die Motorsägen aus und stehen aufrecht mit Blick auf Baumfäller 1.

Dittlmann (blickt auf Baumfäller 1): Sog amoi, bist du jetzt komplett deppert? Des bricht Dir s'Gnack. Für immer.

Was ist passiert? Wer sind die Gefesselten? Wer ist dieser Baumfäller 1? Wo ist der Oberbürgermeister? Und hat möglicherweise dieser Putzke schon wieder etwas damit zu tun? Die Auflösung folgt in Teil 2.




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