Oh mei, oh mei. Ganz wehmütig bin ich gerade geworden als ich mir die vielen Beiträge unseres kleinen Blogs aus der Zeit vor der letzten Kommunalwahl angesehen habe. Fast vier Jahre ist das jetzt her und damals war noch was los hier. Drauf gekommen bin ich, weil sich immer alle beschweren, dass sich hier nichts mehr tut. Ich habe dann immer ein schlechtes Gewissen und bin ganz zerknirscht. Allerdings ist mir nach gründlicher Ursachenforschung eingefallen, dass wir vielleicht gar nichts dafür können. Diese Passauer Politiker (und die, die sich dafür halten) sind schuld und natürlich die Journalisten (und die, die sich dafür halten) von dieser Maschinenbaufirma Diekmann. Die einen machen nichts oder zumindest nichts, worüber es sich zu schreiben lohnt, und die anderen schreiben nichts, wenn mal wirklich was Berichtenswertes passiert.
Aber wir haben natürlich auch nachgelassen. Früher haben wir immer als Erste darüber berichtet, wenn beim Seiler Max wieder was Kleines unterwegs war, wenn der Jungwirth wieder 27 Schläge beim Anzapfen gebraucht hat oder wenn der Zankl seine Verwaltungsbeamten mit dem Ochsenziemer verdroschen hat. Ja, der Zankl - das waren noch Zeiten. Wenn die Opposition gestänkert hat, hat er sie als aus den Löchern kriechende Nessies, Lassies oder Asseln bezeichnet. Städtische Mitarbeiter, die nicht gespurt haben, wurden in den Gulag versetzt und die eigenen Leute wurden, immer dem Stadtwohl folgend, in Gruppen- oder Einzelsitzungen auf Linie gebracht.
Gibt es heute alles nicht mehr. Der Oberjürgen macht alles richtig, seine Partei braucht darob nicht viel zu tun, die CSU hält sich mit Brillanz zurück, weil sie eh nicht wüsste, wer dem Oberjürgen seinen Job machen könnte und die städtischen Verwaltungsbeamten performen wie die Weltmeister und in allen Disziplinen, nach dem Motto, dass es nichts gibt, was ein bayerischer Kommunalbeamter nicht kann. In den Landkreisen läuft es nicht ganz so rund. Wenn man den Passauer Landrat anschaut, fragt man sich schon, ob man solche Positionen wirklich durch Wahlen besetzen sollte und wenn man nach Regen schaut, stellt sich die Frage, ob diese ganze verlogene Bagage, die von allem angeblich nichts gewusst hat, wirklich durch den sogenannten Souverän (und die, die sich dafür halten) bestimmt worden ist.
Soll uns egal sein - wir sind ja als Meinungs-Souverän eher für die Stadt Passau zuständig. Und da passiert nicht viel auf der politischen Bühne. Vielleicht arbeiten wir mal alles Punkt für Punkt ab. Ich beginne mit der SPD. Die hat, wie gesagt, nicht viel zu tun, weil der Oberjürgen ja, wie gesagt, alles richtig macht. Zweimal gab es in diesem Jahr eine Meinungsäußerung. Einmal hat der Fraktionschef dem Bürger erklärt, dass eine Videoübertragung aus den Ausschüssen Quatsch ist, weil Er (der OB) das nicht will, und er (der Bürger) das auch gar nicht braucht, weil er (also der Bürger) nämlich gar nicht sehen will, wie er/sie/es (der/die/das Fraktionskollege) in seinem Ehrenamt herumdilettiert. Außerdem reichen doch die Zeitungsfotos, auf denen man die für jahrelanges Sitzen, Grunzen und Handheben mit Ehrenring oder Urkunden Ausgezeichneten bewundern kann. Die zweite Meinungsäußerung war die eines Genossen, dass man das Leichenhaus in Hals etwas aufhübschen sollte.
Darf man diesbezüglich über die CSU sprechen oder ist das schon geschmacklos? Dem Scheuer ist wahrscheinlich ziemlich wurst, was die alte Garde so treibt oder eben nicht treibt - der ist für Höheres geschaffen. Aber müssten die Einzigen mit Entwicklungspotenzial, Wösner und Dickl, nicht langsam mal den Königsmord planen? Aber wahrscheinlich finden sie den König nicht. Oder man verteilt sich einfach auf andere Fraktionen. Wäre ja auch nichts Neues.
Die Grünen nimmt man schon gelegentlich mal wahr, vor allem den Synek. Die Träger ist ja jetzt quasi in persona nicht unauffällig. Aber beim Neuzugang Bauer scheint die Luft ein bisschen raus zu sein - vielleicht kommt er wieder?
Auch ziemlich hart tut sich die ÖDP, ernst genommen zu werden. Obwohl man ihn losgeworden ist, zieht Fränki die Orangen in der öffentlichen Wahrnehmung immer noch ziemlich ins Burleske. Den Hilfs-Bürgermeister nimmt man auch verstärkt als Kämpfer für die eigenen Machterhaltungsbelange wahr und der Kastner macht tatsächlich Politik. Ansonsten? Fehlanzeige. Der blonde Frömmler mit dem irren Blick ist ja leider seit der letzten Wahl nicht mehr dabei und Bud Spencer war auch schon mal komischer.
Bei dieser FDP/PAL (heißen die so?)-Fraktion steige ich schon lang nicht mehr durch. Wer ist da wo dabei? Stadler ist klar. Den gelben Hilfs-Bürgermeister kennt man auch, weil er den Job seit gefühlt drei Ehrenringperioden macht und das Anzapfen immer noch nicht kann und der Dittlmann ist jetzt auch bei der FDP, nachdem er vorher bei dieser Liste war. Apropos, was machen eigentlich der Höber und der Pell? Weltreise? Ansonsten stellen die FDPPALer oft ganz vernünftige Anträge, die aber nie durchgehen, weil die von der CSU regelmäßig aus Versehen mit der SPD stimmen.
Hab ich noch wen vergessen? Natürlich - den Freien Senioren Club. Wobei man denen zumindest zugestehen muss, dass sich ihr Stammesältester noch regelmäßig als Kommunalpolitiker im Wortsinne profiliert. Der hat übrigens in der letzten Sitzung, in der es um die Neuschaffung der Marketing-Hilfsarbeiter-Stelle ging, gesagt (und ich muss es zitieren, weil es die PNP wieder mal vergessen hat): “Ihr seid doch alle reine Autodidakten, da passt der dazu.“ Für den schönen Spruch muss man ihn auch mal loben.
Hab ich was vergessen in meiner Zwischenbilanz, lieber Tölpel?
Deine Kathi
Liebe Kathi!
Keine Ahnung. Mich interessiert es auch immer weniger. Aber unseren Fans und Kritikern sei gesagt: Wir ziehen das durch bis zur nächsten Wahl! Wahrscheinlich.
"Seid‘s es ois Volldeppen bei da Polizei, oda wos?" Das hat laut PNP ein Herbstdultbesucher zu einem ebenda eingesetzten Polizisten gesagt, was dieser allerdings, ebenfalls laut PNP, dahingehend kommentiert hat, dass man deshalb keine Anzeige erstatten könnte, sonst würde man nicht mehr fertig werden. Ich möchte diesem Beamten keinen Vorwurf machen, weil er ganz bestimmt nur ein Opfer der Umstände ist - der Umstände nämlich, dass es hinten und vorne an Polizisten mangelt und dass es offensichtlich politisch auch nicht gewünscht ist, dass solcherlei Vorkommnisse im Keim erstickt werden. Ich weiß nicht, ob die Verantwortlichen wissen, was Zero-Tolerance-Politik heißt. Ich weiß nur, dass es nachts vor Passauer Kneipen oder auf der Herbstdult gefährlicher ist als in der New Yorker U-Bahn. Und ich weiß auch, was passieren würde, wenn man einen Polizisten in anderen Ländern der Welt als Volldeppen bezeichnen oder ihm in den Unterleib treten (auch auf der Herbstdult passiert) würde. In deutschen Großstädten haben wir hingegen das zunehmend auftretende Phänomen, dass der Abschaum gezielt Polizisten angreift. Wenn man gegen oben genannte Tabubrüche nicht brutalstmöglich vorgeht, blüht uns das in der Provinz auch. Unsere personell unterbesetzte und altersschwache Polizei könnte sich ja nicht mal wehren.
Unsere beiden Paradiesvögel treiben es auch wieder ziemlich bunt. Der Bundes-Busfahrer hat ein Rauchverbot in der Allianz-Arena gefordert (was ja nicht per se abwegig ist) und damit seine Feindbildqualität auf die Südkurve ausgeweitet. Ostbayerns bekanntester Verkehrsexperte fährt sicher nie Bus, sondern Limousine mit Chauffeur und geht mit Blackberry in der Badehose in den See, weil er vor lauter Arbeitsbelastung nicht weiß, wo ihm der Kopf steht. Beide schaffen es damit in die BILD-Zeitung, wobei sich die BILD-Leser beim einen sicher denken: Kreuzigt ihn! Und beim anderen fragen sie sich, wie wohl das Adjektiv zu seinem Familiennamen lautet. Den BILD-Lesern müsste ich diesen müden Kalauer sicherlich erklären, aber unsere überdurchschnittlich intelligenten Leser verstehen ihn bestimmt.
Ich habe mir ja den heutigen PNP-Artikel über die neuen Marketing-Ideen der Marketing-Autodidakten (Fremd-Zitat, gell! Nicht von mir!) genauestens durchgelesen. Sind ja auch ganz tolle Ideen dabei. Allein mir fehlt der Glaube. Ein Punkt lautet: "Flüsse und Wasser entdecken (Zugang erleichtern, Strandcafe, Wasserspiele)." Abgesehen davon, dass ich nicht verstehe, wie man den Zugang zur Donau noch mehr erleichtern will (da brauch ich als Ganzkörpergelähmter nur umfallen und bin drin), fürchte ich beim Thema Strandcafe schlimmstes. Muss man da jetzt auf den (mittlerweile schon uralten) Trend aufspringen und Sand aufschütten und Liegestühle aufstellen? Und vor allem wo, bitte schön? Und was ist mit Wasserspielen gemeint? Ich erinnere mich amüsiert an Nachwuchs-Gestalter-Ideen, wonach man die Ortspitze unterkellern sollte, um dann ein unterirdisches Aquarium zu haben oder so ähnlich. Warum macht man denn nicht was Sinnvolles, Schönes und vielleicht auch Bezahlbares mit Wasser? Schaut doch mal nach Freiburg im Breisgau, wie es da lustig fließt und sprudelt.
Weiterer Schwerpunkt: "Fahrradfreundliche Dreiflüssestadt". Da musstet Ihr aber selber lachen, als Ihr das aufgeschrieben habt, stimmts? Ich kenne wenig Städte in der Größe, die fahrradunfreundlicher sind. Aber damit will ich mich nicht aufhalten. Das wurde schon so oft diskutiert und es ändert sich nichts. Wasserspiele, Fahrradproblematik und was weiß ich noch alles - das ist ja nur exemplarisch für die Passauer Krankheit, tausend Jahre über Ideen zu reden und nichts davon zu realisieren. Beleuchtungskonzept - noch so ein Thema. Autofreier Domplatz, bessere Anbindung zum Oberhaus, eine, von wem auch immer zu verantwortende, Unterversorgung mit Lebensmittelmärkten in der Altstadt, die unter anderem dazu führt, dass dort bald keiner mehr wohnen will - und so weiter und so fort. Hauptsache wir kriegen mit dem Barockfest das hundertste Kasperltheater mit Fressen, Saufen und Lärm, weil die Mai-, Herbst- und Christkindldult, der Red-Bag-Day, die Straßen-, Viertel- und Brückenfeste und was ich sonst noch vergessen habe, reichen ja nicht. Ich hätte lieber eine Stadt, die auch an Nicht-Fest-Tagen lebt und wo ich durch die Straßen schlendern und vielleicht sogar am Domplatz ein Glas Wein trinken kann, aber bitte ohne Geschrei, Besoffene und Frittierfettgestank. Und dass ich das neue Oberhauscafe noch erlebe, bezweifle ich auch.
So, jetzt bin ich fertig.
Dein Tölpel
16 Kommentare:
Das ist mal wieder eine Kolumne, wie ich sie mag. Dieser Blog ist doch immer noch eine ernstzunehmende politische Größe in Passau.
Gut Ding will manchmal einfach Weile haben. So ist es offenbar auch hier.
Das Ergebnis ist hervorragend! Die Zusammenhänge sauberst erkannt und deutlich, aber auch humorig auf den Punkt gebracht. Es wäre müßig die einzelnen Punkte nochmal zu kommentieren und zu erklären, warum der Präsident Recht hat.
Eine Sternstunde von WP. Mit dieser Kolumne muss sich der Präsident wirklich nicht hinter Leistungen aus Zeiten der Kommunalwahl verstecken.
Da sind wir ja eigentlich noch gut weggekommen.
Und wir erst.
Präsi for Präsident, bzw. OB. Wenn man das jetzt schon planen würde, könnte das doch ein toller Wahlkampf werden.
Das neue Museum hab ich vermisst und dann die Kini-Wochen und den Hundeklo in der neuen Mitte.
Aber was solls, ... das Sommergirl kommt bei den Temperaturen auch nicht mehr an und der Landkreis um uns herum dümpelt vor sich hin. Wir Fahrradfahrer sind ja mit vielem zufrieden. Ich habe vernommen, dass die CSU einen neuen OB Kandidaten aufbaut, weiß da jemand was?
Nochwas
Warum ist Wahlinfo Passau noch nicht bei facebook. Da rennt doch jetzt jeder hin. Selbst die Guglmänner haben dort einen account (so nennt man das bei FB oder)
Schicksal, ich musste bieride als Sicherheitsabfrage eingeben, das ist ein Omen.
Ganz einfach. Ich finde Facebook grässlich, fürchterlich und ganz und gar indiskutabel.
Aber Cassiel ist doch auch schon längst bei Facebook dabei, hihihi.. https://www.facebook.com/Cassiels.Tangoplauderei
Gruß, An´dEier
Wo kann ich denn da jetzt "gefällt mir" anklicken? :-)
Paperlapap Herr Präsident.
"grässlich, fürchterlich und ganz und gar indiskutabel" ist kein Argument, sonst würde niemand die PNP lesen und die FDP bekäme keine immerhin 3%.
Naja, so wundervoll ist diese Kolummnenausgabe auch nicht. Es gibt einfach zu wenig Berichtenswertes in der Stadt.
Da kannst Du noch so kreativ sein, das biedere, lähmende Interaktionsklima in Passau entzieht Dir das letzte Funzeln eines furchtsam hervorlugenden Geistesblitzes. Die sich für clever halten, bringen Dich auch nur mit publicitygeilen Rauchfreikampagnen und ungeilen Slutwalks zum kotzen.
Und die pseudointellektuellen Speichellecker loben jeden gut gemeinten, allein der Produktionsdichte geschuldeten Kolummnenentwurf sofort in den Himmel.
Entschuldigen Sie meine unfeminine Direktheit. Ich habe heute schon getrunken.
Bekomme ich Ihre Handy-Nummer, Frieda?
@Frieda Müller:
Das stimmt doch nicht: "das biedere, lähmende Interaktionsklima in Passau"
Wir leben in einer hochinteressanten Stadt mit einem ganz besonderen Bildungsbürgertum. Kein Tag vergeht ohne sprühende Ideen und interessanten Arrangements. Hier ist IMMER was los, die Fuzo sprüht vor Leben, selbst die Touristen haben Klasse. Und wenn mal Randale ist, dann hat die selbst was Urniederbayrisches.
Ich glaube, hier trinken alle.
hicks, na und, anders hält man es in dieser Trostlosigkeit doch gar nicht aus. Schöntrinken iss allemal besser als Dumpfsaufen. Scoll, ähn gsuffa
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