Lieber Tölpel!
Reisen bildet ja bekanntlich. Außerdem wollte ich mal wieder meine Fake-Rolex- und Fake-Taschen-Sammlung aufstocken und bin deshalb nach Shanghai geflogen. Ein bisschen Shopping, ein bisschen Schlange, Hund und Schweinegebärmutter gefuttert und dann mit dem Taxi zur größten Weltausstellung aller Zeiten gefahren. Dort angekommen bin ich erstmal in einer ewig langen Schlange vor den Ticketschaltern gestanden, weil diese Ticketschalter der größten Weltausstellung aller Zeiten nachmittags um vier aus nicht eruierbaren Gründen einfach mal bis fünf geschlossen hatten. Ich vermute, der Chinese macht so etwas deshalb ganz gerne mal, um seinem Volk ein wenig Demut beizubringen. Mir wurde das mit meiner europäischen Ungeduld schnell zu blöd und so habe ich mir meine Eintrittskarte bei einem der zahlreichen Schwarzhändler vor dem Expogelände geholt. Die Karte hat dann am Schalter auch wider Erwarten funktioniert und zack war ich drin - im 70-Millionen-Besucher-Stolz des stolzen chinesischen Volkes. Drinnen sah es aber anstelltechnisch nicht besser, sondern noch wesentlich schlechter aus, will sagen: vor jedem Pavillon wartende Massen mit einer geschätzten Wartezeit von ein bis zwei Stunden. Sogar bei den Schweizern und Holländern sind die Leute angestanden. Ich - nicht blöd - bin zügig zum deutschen Pavillon, in den man mit deutschem Ausweis beim VIP-Eingang reinkam. Im deutschen Pavillon, der nebenbei 50 Millionen Euro gekostet hat, konnten sich dann begeisterte Chinesen unter übergroßen Gartenzwergmützen oder hinter preußischen Uniformen fotografieren lassen und sich dann in einer Filmperformance Eindrücke von der Fußball-WM in Deutschland und der Wiedervereinigung anschauen. Hätte man die letzten Jahresrückblicke von RTL zusammengeschnitten und vorgeführt, während in einem Nebenraum der Jodlerwirt aufgetreten wäre, hätte es den Chinesen genauso gefallen und es wäre sicher billiger geworden.
Ich habe dann noch bei den Österreichern vorbeigeschaut, bin selbstbewusst mit meinem deutschen Ausweis am VIP-Kontrolleur vorbeigehuscht (das war ein erhebendes Gefühl!) und habe dann den von außen eher unspektakulären Pavillon von innen bestaunt. Abgesehen von der Möglichkeit, mit Kunstschneebällen auf ein Alpenpanorama zu werfen und ihre Instrumente stimmende Musiker zu betrachten, war da aber nicht viel. Immerhin habe ich noch ein Wiener Schnitzel und ein Weißbier konsumiert - selbstverständlich zu europäischen Preisen.
Warum ich Dir das alles erzähle? Genau weiß ich das selber nicht. Es ist nur so, dass ich bei meinem Expo-Besuch immer darüber nachdenken musste, was die Chinesen, bzw. die ganze Welt (ist ja bald fast das Gleiche) wohl für ein Bild von uns Deutschen haben. Also nicht nur die 70 Millionen, die sich unseren Zipfelmützenpavillon ansehen, sondern all die anderen Milliarden, die ja alle auch fernsehen, im Internet surfen oder vielleicht sogar mal eine Zeitung lesen. Und was sehen die von Deutschland? Z.B. ja wohl Politiker. Gut, habe ich mir dann gedacht, da stehen wir ja gar nicht so schlecht da. Die Franzosen haben einen peinlichen Clown an der Spitze, die Italiener - naja, was soll man dazu sagen und wir haben die Merkel, die uns zumindest nicht regelmäßig komplett blamiert. Aber was kommt danach? Gäbe es einen Regierungswechsel, wäre es zumindest rechnerisch nicht ganz ausgeschlossen, dass Claudia Roth, der Özdemir oder der Trittin Bundeskanzler würden. Und wenn es schwarz-gelb doch wieder oder später mal wieder packt oder auch schwarz-grün oder was weiß ich, dann haben wir vielleicht irgendwann einen Bundeskanzler, der Guttenberg heißt und von einem nicht kleinen Teil der Nation als Messias gesehen wird, weil er zwar aussieht, als hätte man ihn direkt aus den 50er Jahren ins Jahr 2010 gebeamt, aber seine Aufgeklärtheit und Progressivität gerne damit unterstreicht, zu erzählen, wie gern er auf AC/DC-Konzerte geht. Sauber! Freitag Abend noch mit den Corps-Brüdern einen Salamander gerieben und am Samstag aufs AC/DC-Konzert. Dort wahrscheinlich mit weißem Hemdkragen unterm schwarzen It's-a-Long-Way-to-the-Top-If-You-Wanna-Rock-'n'-Roll-T-Shirt neben meiner Oma gestanden und sich die Bügelfalte aus der Hose geschwitzt.
Wenn diese Retro-Figuren auf einmal so in werden, sollte sich die Passauer CSU-Hoffnung Dickl vielleicht einfach eine Dr.-Emil-Brichta-Brille aufsetzen. Vielleicht klappts dann ja mit der Oberbürgermeisterwahl. Irgendwann mal. 2020.
Und sonst? Fragt Dich neugierig
Deine Kathi
Liebe Kathi!
Der Dickl OB? Der wird ja nicht mal Kandidat - jetzt wo die große Retro-Hoffnung der CSU in den Stadtrat einzieht. Zankls Trojanisches Pferd wird dem Vernehmen nach von den angeschlagenen Platzhirschen auch mit großer Unruhe beäugt. Gut, er hat natürlich auch alles, was man als niederbayerischer CSU-Politiker braucht: Grundlose Überheblichkeit, einen egozentrierten Begriff von Politik und diese spezielle anachronistische Mia-san-mia-Mentalität. Retro rules. Der CSU gehen jetzt dann übrigens bald die Nachrücker aus. Die Spatzen pfeifen es ja von den Dächern, dass der Wösner vielleicht nicht der letzte Ersatzmann war. Man stelle sich folgendes Szenario vor: Es scheidet noch einer krankheitsbedingt aus und einer schafft es irgendwie wieder in den Landtag. Wer rückt dann nach? Jawoll! Hildegunde Brummer! Irgendwann müssen sie dann wohl den Alles-Pfeifen-Außer-Fritz Abelein reaktivieren und notfalls rückt halt der Krautstorfer nach. Der ist multitaskingfähig.
Wenigstens haben wir zwei fleißige Staatssekretäre, die die Heimatzeitung auch stündlich über ihre Heldentaten informieren und uns alle daran teilhaben lassen, was sie eigentlich von morgens bis abends so tun. Beim von mir besonders bewunderten Dr.-Ich-seh-jetzt-aus-wie-ein-italienischer-Geldeintreiber-Andi mache ich mir bloß ein wenig Sorgen, dass er sich in der absurden Nordumfahrungs-Thematik nicht doch vielleicht aus langfristig-taktischen Gründen mit den Nordtangenten-Spinnern verbrüdert. Ein gestandener bayerischer Verkehrsstaatssekretär verdient sich ja seine Meriten doch immer noch am leichtesten mit Bundesstraßen, Brücken, Betonieren und nicht mit Flora, Fauna, Flusstälern. Kleiner Tipp von mir: Im Zweifel mehr Wählersympathien holt man sich aber vielleicht doch noch mit einer klaren Positionierung gegen die Nordtangente.
Ein paar andere Sachen verstehe ich nicht. Warum sind für eine Umgestaltung der Ortspitze im Jahr 2013 310.000 Euro eingeplant? Was will man denn da schöner machen? Die ist doch perfekt, genauso wie sie ist. Ganz im Gegensatz zum Bschüttpark. Da wird seit Jahren geplant und gequatscht und nichts passiert. Genau wie beim Thema Wassertaxi, bzw. Flussfähre - das wäre doch eine Riesensache. Auf der Donau vom Bahnhof ins Altstadthotel, von Hacklberg mit dem Boot quer rüber zum Innstadtfriedhof oder von der Schiffanlegestelle Lindau in die Altstadt. In anderen Städten mit viel Wasser klappts doch auch. Man muss es halt einfach machen oder jemanden machen lassen. Kostet auch bestimmt nicht mehr als die CSU-Denkmal-Brücke ins Nirvana. Und die Gondelbahn aufs Oberhaus hat sicher viele Fragezeichen. Das vernachlässigbarste und lächerlichste ist aber sicherlich das Denkmalschutzargument. Alles eine Frage der Umsetzung. Konfuzius sagt: Wenn über das Grundsätzliche keine Einigkeit besteht, ist es sinnlos, miteinander Pläne zu machen.
Check this out!
Der wahrste und echteste Tölpel, den es jemals gab
7 Kommentare:
Nach dem Präsidenten sind jetzt die Blogger in Urlaub.
Gute Charakteranalyse von Hr. Wösner!
Wenn nochmal ein CSU Stadtrat ausscheidet. Wer rückt denn dann nach? Tatsächlich Frau Brummer, auf die der Präsident ganz oben auf der Seite anspielt? Die würde sich doch sowas nicht mehr antun, oder?
Bei dem desolaten Zustand der CSU in Passau dürfen inzwischen Wetten angenommen werden, was geht früher zur Neige? Die Legislaturperiode oder die Liste der Nachrücker?
Aber Spaß beiseite: Findet man eigentlich irgendwo im Netz noch die Listenreihenfolge nach der Kommunalwahl? Ich habe jetzt nur oberflächlich gesucht und nichts gefunden.
Guckst Du hier:
http://www.passau.de/Dox.aspx?docid={2CA7DE6D-4616-439B-96E4-C5FFBF3344C5}
Also ich finde da keine Listenreihenfolge nach der Wahl. Nur eine Menge Zahlen in Spalten. Gibt es das nicht übersichtlicher?
Sepp Thuringer rangiert noch vor Hildegunde Brummer und Sigi Heindl!
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