OB: Micky Maus, Minnie Maus und Donald Duck. Sehr gut. Die sind ja leicht zu identifizieren. Da müss ma jetzt bloß die Straße nach Entenhausen sperren und dann hammas.
Dittlmann: Es schaut eher so aus, als hätten sie Masken getragen. Sie haben sich auch relativ hatscherd bewegt, scheinen also nicht mehr die Jüngsten zu sein.
OB: Ich habe einen ganz eindeutigen und schrecklichen...
Dickl (mit Spitzhacke über der Schulter): Servus. Gottseidank hob is no rechtzeitig gschafft. Jetzt bin i do, jetzt kemma ofanga.
OB: Wieso gottseidank, wieso ofanga?
Dickl: Ich habe einen Super-Plan, ich erklärs Euch gleich. Den Heisl, den Meyer und den Koller hab ich auch informiert.
OB: Des war jetzt a Witz, oder? Aber a ganz a schlechter. Weil wenn Du wirklich irgendwen angerufen hast, ohne mich vorher zu fragen, dann passiert gleich...
Heisl (laut): Servus beinand, jetzt kommt die Kavallerie. Jetzt kemma dann ofanga. I hob extra mein Wellness-Urlaub unterbrocha, hob aber oiwei no a ganz a zarte Haut.
Meyer (leise): Griaß Eich.
OB: Wer fängt hier was an? Wenn hier wer was anfängt, dann bin ich das.
Heisl: Meyer, erklärs eam.
Meyer (leise): Mhhh, na, i mog ned. I mog oiwei ned redn vor de Stodleid.
Dickl: Geh, Stefan. Du bist doch in Minga. Da gibts noch viel mehr Stodleid.
Meyer (laut): Spinnst? Do geh i doch ned nei in d'Stod.
OB: So, hier fängt jetzt keiner was an oder macht irgendwas ohne mein Kommando.
Rother (leise): Wenn die jetzt alle da sind, müssten wir fast noch den Schätzl anrufen.
OB: Wen?
Rother: Den Schätzl.
OB: Kenn ich nicht.
Rother: Der immer dasteht wie die Merkel.
OB: Aha, interessant. Wir rufen jetzt gar niemand mehr an. Wir besprechen jetzt...
Putzke: Guten Abend zusammen. Grüß Gott, Herr Oberbürgermeister. Vom kleinen Missgeschick des Kollegen Dittlmann haben Sie ja sicherlich schon gehört. Wie wir das disziplinarisch ahnden, können wir ja zu einem späteren Zeitpunkt besprechen. Auf Strafverfolgung verzichte ich. (Zwinkert Dittlmann zu) Unter Kollegen ist man ja nicht nachtragend, nicht wahr.
OB: Herr Putzke, ich hab jetzt andere Sorgen. Hat Ihnen schon mal irgendwer gesagt, dass Sie manchmal fast ein bisschen nerven?
Meyer: Bissi is guad, hihihihi.
Heisl: Hörts des Streiten auf, Männer. Mir ham wos zum erledigen.
Putzke: Eben. Also in medias res. Wenn Sie erlauben, Herr Oberbürgermeister, würde ich Sie gerne auf den aktuellen Ermittlungsstand bringen, der zu Ihrer aller Überraschung schon ziemlich weit fortgeschritten ist. Etwaige Unschärfen habe ich bereits interpoliert, sodass man von einem Ergebnis nicht mehr...
Dittlmann: Heit no.
OB (atmet tief): Jetzt sagens halt endlich, was Sie wissen. Wenns was wissen.
Putzke (kopfschüttelnd): Das mache ich doch gerade. Auf dem Drohnenvideo sind drei Tatverdächtige erkennbar, die Karnevalsmasken tragen. Abgesehen von den Masken dürfte es sich restphysiognomisch und vom Gang her betrachtet um ältere Personen handeln. Ein biometrisches und anthropologisches Kurzgutachten habe ich, soweit in der Kürze der Zeit möglich, bereits erstellt. In Verbindung mit den von mir gesammelten DNA-Spuren und genommenen Fingerabdrücken dürfte eine baldige Identifizierung der drei Tatverdächtigen mit nahezu hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit in Bälde möglich sein.
Meyer (leise): I mog des überhaupt ned, wenn de Leid oiwei so gscheid daher redn und i nix vastäh. Des is wia in Minga. Do redens a oiwei so gscheid daher und i verstäh nix.
Heisl: Geh zua, Meyer, mi verstähst doch.
Meyer: Ja, di scho.
Heisl: Ham de drei so Micky-Maus-Masken ghabt?
Putzke: Exakt solche, Josef.
Heisl: De hob i gseng. An dene bin i mitm Auto vorbeigfahrn. Weil i ma no denkt hob: Is iatz heit Silvester oder Fasching.
Putzke: Wo hast Du die gesehen? Wo sind sie hin?
Heisl: Do de Straß aufe. Do übern Berg aufe.
Putzke: Welche Straße, Josef?
Heisl: Wos woaß denn i, wia bei Eich do herin de Straßen hoaßen. De Straß zum Haferlfest hintre hoid.
Dittlmann (grinsend): Oh mei.
Heisl: Hob i iatz wos foischs gsogt?
OB: Nein, nein, Heisl, alles prima. Die haben dort sicher ihr Fluchtfahrzeug geparkt und sind über alle Berge. Das wars, die finden wir nicht mehr. Jetzt zur Mauer.
Putzke: Hä? Ich habe doch alles. Die finden wir überall. Mit Verlaub, das ist doch Quatsch, was Sie sagen. Ich halte auch die Möglichkeit mit dem Fluchtfahrzeug für die unwahrscheinlichere. Warum sollten die da oben das Auto parken, wenn sie es direkt am Bschütt abstellen können. Tut mir leid, Herr Oberbürgermeister, aber kriminologisch und kriminaltechnisch können Sie mir das Wasser dann wohl doch nicht reichen.
OB (mit einer Handbewegung zur Seite): Lieber Herr Professor Putzke! Können wir bitte mal unter vier Augen, oder besser, acht Augen sprechen? Rother, Dittlmann, Ihr bittschön auch.
Putzke: Ich habe nichts zu verbergen, aber gerne. Wenn es der Wahrheitsfindung dient.
OB (zu Rother, Dittlmann, Putzke): Hat jetzt von Euch drei keiner einen winzigen Verdacht, um wen es sich bei den Mauerbauern handeln könnte?
Rother (grinsend): Freilich.
Dittlmann: Da brauch ich keinen Juraprofessor dazu. Des waren die....
OB: Psssst! Keine Namen! Und Sie, Herr Putzke?
Putzke: Selbstverständlich habe ich einen Verdacht. Aber ich bin kein Freund von Vorverurteilungen. Im Moment wissen wir nur, dass es sich um Micky Maus, Minnie Maus und Donald Duck handelt, beziehungsweise um Personen, die sich als Micky Maus, Minnie Maus und Donald Duck verkleidet haben. Und wenn Sie mich endlich meine Arbeit weitermachen ließen, würde ich Ihnen noch heute die Täter präsentieren.
Dickl: Also ich bitte schon vielmals um Entschuldigung, aber ich gehöre doch wohl eher in den engeren Krisenstab als diese fraktionslose Person hier.
OB (genervt): Wos gibts denn, Achim?
Dickl: Armin, Jürgen, Armin.
OB: Ok, Armin, hast Du denn auch irgendeinen Verdacht, wer das gewesen sein könnte?
Dickl: Ja, freilich. Deshalb versteh ich wirklich nicht, warum Ihr hier bloß rumstehts und nix machts.
Dittlmann: Was wäre denn dann Deine Theorie, Armin?
Dickl: Sagts amoi, habts Ihr noch nie "Stirb langsam: Jetzt erst recht" angschaut? Des is a Ablenkungsmanöver. Wir stehen da vor dieser depperten Mauer und in der Zeit räumen die Terroristen die Schließfächer von der Sparkass aus.
Rother: Die Terroristen?
Dickl: Oder die Remmos. Is doch wurscht, wer.
OB (Dickl auf die Schulter klopfend): Respekt, Armin. Da samma mir jetzt wirklich nicht draufgekommen, Respekt!
Dickl (strahlend): Moanst des jetzt ernst, Jürgen?
OB: Mein vollster Ernst, Armin.
Dittlmann und Rother (hastig nickend): Wow!
Putzke: Chapeau, Armin!
Dickl: Für Sie, Herr Dickl, gell! Den Armin verbitte ich mir.
OB: Also, Herr Dickl, Schmarrn, lieber Armin. Ich würde vorschlagen, Du schnappst Dir jetzt den Heisl und den Meyer und Ihr fahrts sofort zur Sparkasse. Und nehmts die Reservisten auch gleich mit.
Dickl: Ok, Jürgen, vielleicht können wir noch was retten.
OB: Genau. Aber kein Risiko eingehen! Ich brauch Dich noch, Armin.
Dickl: Safe, Jürgen. Ich ruf dann gleich an.
OB: Da ist dann wahrscheinlich mein Akku leer, aber probiers einfach.
Dickl (sich wegdrehend): Auf gehts, Männer. Mir nach!
Dittlmann: Den samma los.
Rother: Du bist manchmal wirklich gschert, Jürgen.
OB (lächelnd): Wieso? Ich hab selber ein Schließfach in der Sparkasse.
Putzke: Der war nicht schlecht, Herr Oberbürgermeister. Wir haben jetzt genug Zeit vergeudet. Ich würde vorschlagen, ich gehe jetzt mit meiner Drohne in die Ilzstadt und spüre die Täter auf.
OB: Sie haben mich immer noch nicht verstanden, Herr Putzke. Wir brauchen diese Täter nicht, wir wollen diese Täter nicht und es gibt diese Täter nicht.
Putzke: Jetzt fangen Sie an, mich zu nerven. Lassen Sie mich jetzt einfach diesen Fall aufklären.
Rother: Also ganz hab ich es jetzt auch nicht verstanden, Jürgen.
Dittlmann: Ich habe eine vage Ahnung.
OB: Schauts her. Wir wissen alle, wer das war. Und die drei wissen wahrscheinlich, dass wir das wissen. Die wollen doch erwischt werden. Und dann kriegen sie wieder eine große Bühne in der Zeitung und dürfen wirr fabulieren und dahingranteln. Wollen wir das?
Dittlmann: Aber man kann auch nicht einfach einen Tunnel zumauern.
Rother: Und dann einfach davon kommen.
Putzke: So gehts nicht, Herr Dupper. Sie überschätzen mal wieder Ihre Entscheidungskompetenzen. Das muss strafrechtlich verfolgt werden. Wo sind wir denn?
OB: Aha. So so. Glaubt irgendwer von Euch, dass einer von den dreien schuldfähig oder gar haftfähig ist? Genau. Null. Und den Abriss von der Mauer zahlen die von einer Woche Beamtenpension. Also...
Man hört ein lautes Motorengeräusch aus dem Tunnel. Scheinwerferlicht lässt den Tunnel noch heller erleuchten. Knatternd scheint im Leerlauf ein Gaspedal mehrfach durchgetreten zu werden. Dreimal langes Hupen und dann eine laute Stimme: "Obacht! Gehts auf d'Seiten!" Dauerhupen und fünf Sekunden später durchbricht ein Traktor mit großem Frontlader die Mauer.
Koller Hansi (grinsend am Fahrersitz): Hasta la vista, Baby.
Die Erika (hinter Koller auf dem Traktor stehend): Juuuhu, Überraschung. Der Hansi hat mich noch die letzten Meter mitgenommen.
OB (hält sich die Augen zu und dreht sich dann um Richtung Altstadt): Ja, schlechtes Timing aber auch. Jetzt war ich leider nicht mehr da und hab den Koller auf dem Bulldog gar nicht mehr gesehen. (Zu Rother) Geh zua, mia schleichan uns.
Rother (bereits auf der Hängebrücke): Du Jürgen, jetzt muass i Dir amoi...
OB: ... sagen, dass Du heit scho wieder so vui glernt hast von mir.
Rother: Ja, meinetwegen, des a. Aber Du hast gsogt, im nächsten Jahr red ma amoi wegen der andern Gschicht. Und jetzt is des nächste Jahr.
OB: Wart amoi, mein Handy klingelt. Der Dickl. Armin? Was? Von außen noch nichts zu sehen? Ah so, die haben wahrscheinlich einen Tunnel gegraben und Ihr brauchts Verstärkung, weil die ziemlich sicher unterirdisch agieren. Ok. Moment. Du, Andi, ein gutes Neues Jahr! Ich muss zur Sparkasse. Die andere Gschicht besprechen wir demnächst. Armin? Bin gleich da. (Zu Rother) Servus, Andi, schönen Gruß dahoam! I muass.
3 Kommentare:
Alle mal wieder sehr gut getroffen. Folgt noch ein dritter Teil?
Danke. Nein, leider zu Ende. Alle gehen ins Bett.
Der Anfang des Jahres wäre unvollständig ohne die Protokolle des Präsidenten. Danke!
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