Als ich letzten Samstag auf dem Domplatz in der Schlange beim Metzgerstand wartete, befand sich hinter mir ein heteronormatives Paar, offensichtlich Student*innen aus einem anderen Kulturkreis, begleitet von einem optisch weiblichen (pardon, ich konnte mir diese anerzogene klischeehafte Wahrnehmung bis dato nicht abgewöhnen) Elternmenschen und erklärte diesem die Befindlichkeiten und Eigenheiten der Eingeborenen. Weil ich gerne dazulerne, habe ich unauffällig mitgehört.
So habe ich zum Beispiel erfahren, dass der Wochenmarkt deshalb auf dem Domplatz stattfindet, weil die Leute vorher in die Kirche gehen und dass es in Passau ausschließlich katholische Kirchen gibt. Außerdem ist nicht nur die Innstadt vollständig von Österreich eingeschlossen, auch auf der linken Flussseite endet innaufwärts nach der Universität Deutschland. Um die Mutter weiter zu beeindrucken, wurde sie gefragt, ob sie denn schon einmal Weißwürstel (sic!) gegessen habe, was diese mit einem entrüstet-amüsiertem „Nein, wo denn?“ beantwortete.
So wurde entschieden, Weißwürstel zu kaufen und anschließend beim Bäcker Bretzeln (sic!) und in der Tankstelle Weizenbier (sic!) zu besorgen. Spätestens als ich dann das Wort „Weizenbier“ hörte, war bei mir Schluss und ich beschloss, mich ob dieses stümperhaften Versuchs, sich meine Lieblingsernährungsweise kulturell anzueignen, betroffen und herabgesetzt zu fühlen. So habe ich – um ein Zeichen zu setzen – nicht nur sämtliche verfügbaren Weißwürste aufgekauft, sondern noch am selben Tag eine Online-Petition gegen dirndl- und lederhosentragende Nicht-Bayer:innen ins Netz gestellt. Und wenn noch einmal ein Student aus Osnabrück zu mir „Servus“ sagt, hau ich ihm den Masskrug auf den Kopf – ich darf das, das ist bei mir kulturimmanent.
Während man in anderen Teilen Deutschlands unbedingt Cannabis-Modellregion (drolliger Begriff übrigens) werden will, feiert die PNP nach wie vor die Beschlagnahme von acht Gramm Marihuana durch die Polizei im ICE oder auf der Autobahn als tollen Fahndungserfolg. Wenn es nach Gesundheitsminister Holetschek geht, soll das auch so bleiben, weil er solche Modellregionen in Bayern vehement ablehnt – sekundiert von seinem Ministerpräsidenten, der uns vieles erspart hätte, wenn er als Jugendlicher, statt sich ein FJS-Poster ins Zimmer zu hängen, Freunde gehabt hätte, die ihn mal am Joint ziehen lassen. Aber wer bereits als Pubertierender in die Junge Union eingetreten ist, glaubt wahrscheinlich wirklich, dass man von einem Joint rauschgiftsüchtig wird und mit drei Mass Bier noch Auto fahren kann.
Dabei würde sich der Domplatz als Cannabis-Modellregion durchaus eignen. Zum einen könnte anhand eines Feldexperiments mit den Home-Base-Insassen untersucht werden, ob sich Neurosen unter Cannabis eher verstärken oder sogar abschwächen und zum anderen könnte damit das missliche Alkoholverkaufsverbot am Wochenmarkt kompensiert werden. „Mogst an Afghanen-, an Libanesen- oder liaba an leichten Gras-Leberkas?“ „Gemischt bitte. Und den Senf mit 35 Prozent Wirkstoffgehalt.“ „Do brauchst aber koan Leberkas mehr.“ „Dann nur den Senf bitte.“
Der Passauer Bischof hat zu Ostern wieder einen seiner legendären Witze erzählt, und zwar den vom Wanderzirkus, aber leider völlig falsch. Der geht nämlich so: Der Zirkusdirektor zeigt seine berühmte Dompteurnummer mit dem Krokodil. Er steckt dem Krokodil nacheinander die Hand, den ganzen Arm und dann seinen Kopf ins Maul – nichts passiert. Schließlich öffnet er die Hose, holt sein Genital heraus, legt es dem Krokodil ins Maul und drischt ihm wie von Sinnen mehrfach auf den Kopf. Das Krokodil hält still. Triumphierend wendet er sich an das Publikum und fragt: Gibt es einen Freiwilligen, der den Mut hat, das nachzumachen? Nach kurzer Zeit meldet sich der ortsansässige Oberministrant: Ich tät’s schon machen, Herr, ähh, Direktor. Aber nur, wenn Sie mir dabei nicht so fest auf den Kopf hauen.
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