Freitag, 6. März 2020

Müsste machbar sein

Teil 8 der PNP-Serie über die Passauer OB-Kandidaten – Heute: Jürgen Dupper, SPD

Was soll ein Oberbürgermeister sein: Macher und Moderator, Erneuerer und Bewahrer, Gestalter, Verwalter, Baumeister, Finanzgenie und noch so viel mehr. Alles und nichts davon ganz will Jürgen Dupper sein: "Es reicht mir, Machiavellist zu sein." Er hat eine ausgeprägte Etiketten-Allergie, wenn er seine Auffassung von diesem Amt erklären soll. Ein Etikett mag er am allerwenigsten: Visionär.

„Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen oder nach Linz oder dahin, wo der Pfeffer wächst.“ Noch einmal sagt Dupper diesen seinen Satz, der ihm von Kritikern vorgehalten wird. Ein OB, der partout keine Vision von Passau haben will? „Was für Kritiker? Ich habe keine Kritiker und ich habe keine Gegner“, herrscht er den Interviewer an. "Oder wie mein Ur-Ur-Großonkel Niccolo Machiavelli gesagt hat: 
Die Menschen sind entweder liebenswürdig zu behandeln oder unschädlich zu machen, denn wegen geringfügigen Unrechts rächen sie sich." Er ist überzeugter Anhänger von Zuckerbrot und Peitsche oder wie er es nennt: "Händeschütteln und Einschüchterung." Das allerdings beherrscht er wie kein Zweiter. "Wissen Sie," grinst Dupper, "ich habe da einen Blick, den übe ich zuhause vor dem Spiegel. Da machen sich der Mangold und der Dickl regelmäßig in die Hose. Oderint dum metuant, wie wir Wasserballer sagen. Sollen sie mich hassen, Hauptsache, sie fürchten mich."

Jeder OB, davon ist der Amtsinhaber überzeugt, will das Beste für Passau. "Aber können tut's halt keiner außer mir." Dupper lächelt jetzt zufrieden und verschränkt die Arme. "Schauen Sie sich doch einmal diese sogenannten Herausforderer an. Leichtmatrosen, Wichtigtuer, Claqueure und Weiber. Die ignoriere ich ja noch nicht einmal." Er muss lachen und schlägt sich auf die Schenkel. "Stellen Sie sich doch einmal diese Grüne oder den Strahlenparanoiker mit der Amtskette des Oberbürgermeisters vor. Das ist doch, wie wenn Sie einem Zwergpinscher ein Bernhardinerfass umhängen." Und was hält er von seinem CSU-Herausforderer Steiner? Dupper zuckt mit den Schultern. "Steiner? Nie gehört. Ich kenne keinen Steiner."

Mit Marketingsprüchen ist in der Kommunalpolitik nichts zu bewegen, sagt Dupper. Er formuliert den Ansatz seines politischen Handelns trotzdem plakativ: „Divide et impera! Das ist auch von Onkel Niccolo. Du musst Posten, Löschfahrzeuge und – so weh es mir selber tut – manchmal auch Watschen verteilen, Du musst Gruppierungen spalten – dann kannst du sauber und ungestört durchregieren."

Der Machterhalt liegt Dupper nah, der Machtverlust fern. „Ich stelle mir da Fragen: Was wäre, wenn es ein Anderer macht? Was wird dann aus Passau?" Er rauft sich schnaubend die Haare. "Ja, was wird dann aus Passau? Ein Wald ohne Handyempfang? Eine Innenstadt in Gelsenkirchener Barock? Oder eine hässliche Industriestadt, in der die Leute den ganzen Tag Torte mit Ribiselmarmelade fressen und Almdudler saufen?"

Geboren 1961, verbringt Jürgen Dupper die ersten zwanzig Jahre in der Bronx von Passau. Er hat eine größere Schwester, einen jüngeren Bruder und eine „sehr glückliche, wunderbare Kindheit“, die großteils im Freien stattfindet, weil Jürgen schon damals für Drinnen zu groß war. Im Kindergarten St. Josef gefällt es Jürgen weniger. "Ich habe immer alle Pausenbrote von den Kindergartengenossen aufgegessen und hatte trotzdem noch schrecklichen Hunger."

In der Schule läuft es deutlich besser. Wegen seiner Größe wird er zum Dauer-Tafeldienst, wegen seiner furchteinflößenden Kraft zu allem gewählt, was er wollte – das ist sein Weg in die Politik. Er interessiert sich bereits damals dafür, irgendwann Oberbürgermeister oder wenigstens Bundeskanzler zu werden und geht 1980 zur SPD, dann auch zu den Jusos, weil es bei der Jungen Union einen gab, der noch größer und noch bärtiger war als Dupper.

1990 wird Dupper für die SPD in den Stadtrat gewählt. "Ich habe ziemlich schnell begriffen, wie das hier läuft und dass der Haufen großteils aus Dampfplauderern, Minderbegabten und minderbegabten Dampfplauderern besteht. Da wusste ich endgültig, dass es nicht so schwer sein kann, den Laden irgendwann zu übernehmen." 2008 ist es dann so weit – wegen mehrerer Alkoholvergiftungen bei Wahlhelfern im Wahllokal Sailerwöhr und den damit verbundenen Auszählungsfehlern wird Jürgen Dupper Oberbürgermeister von Passau.


OB von Passau, der schönste Beruf der Welt also, gibt es denn Schöneres? „Als Bub wollte ich Kaiser von China werden“, sagt Jürgen Dupper. „Aber da musst Du Dich dauernd mit dem Nationalen Volkskongress rumärgern, da hab ich's hier schöner.“






6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Da wünscht man sich, dass es noch mehr OB-Kandidaten gäbe. Diese Serie ist/war stark.

Anonym hat gesagt…

Dem kann man sich nur anschließen. - Wie wär's noch mit ein paar ausgewählten Stadtratkandidaten?

Anonym hat gesagt…

Glänzend und hart an der Realität...

Anonym hat gesagt…

Dem kann man nur zustimmen! Es bleibt aber die Frage: Warum kandidiert der Präsident nicht mehr für den Stadtrat? Der Satiriker mit Insiderwissen, das wäre es doch...

Anonym hat gesagt…

Sehr treffend was der Präsident zum Dupper sagt.

Anonym hat gesagt…

Sehr gelungen! Und irgendwie kommt der Oberjürgen sogar in satirischer Form noch deutlich besser rüber als alle anderen Kandidaten.