Sonntag, 16. Februar 2020

Mit Mannschaftsgeist zum Ziel

Teil 2 der PNP-Serie über die Passauer OB-Kandidaten – Heute: Siegfried Kapfer, FWG (Fahrradfahrer, Wichtel, Gartenzwerge)

Steile Stufen führen zum FWG-Fraktionszimmer unters Rathausdach, zu einem Raum, den nicht einmal alle Verwaltungsmitarbeiter finden – und den auch niemand sucht. Unter der gewölbten Zimmerdecke reihen sich fein säuberlich beschriftete Aktenordner. Fußschellen, Elektroschocker, eine .357 Magnum und der Jungpolizistinnen-Kalender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) schmücken die Schreibtischecke, in der Siegfried Kapfer (63), Fraktionsvorsitzender, ehemaliger Kriminalbeamter und FWG-OB-Kandidat sein Dasein bei Wasser und Brot fristet.

Seinen abgewetzten Gummiknüppel – ein Geburtstagsgeschenk zum Vierzigsten – hat der Grubweger auf dem Konferenztisch in der Mitte des Raumes abgelegt. „Ich bin manchmal schon ein Hektiker, der Menschen schnell überzeugen möchte“, gibt er zu verstehen, gleichzeitig könne er ein „elendiger Sadist“ sein, sagt er lächelnd.

Schon als Kind spielte Kapfer, der schlanke Brillenträger mit der hohen Stirn, den raspelkurzen Haaren und dem Passauer Wolf am Revers, Fußball und Tischtennis, während seiner Zeit bei der Polizei kamen Handkanten- und Faustschlag hinzu. Bekannt ist er als Leichtathlet. Vor allem im Sprintbereich betrieb er Leistungssport und erreichte eine Bestzeit von 10,5 Sekunden auf 100 Meter – "oder auf 50, das weiß ich jetzt nicht mehr genau."

„Familie ist das Wichtigste für mich“, sagt Kapfer und schlägt ohne Vorwarnung mit dem Gummiknüppel einen Stuhl kurz und klein.

Geboren in Passau, wuchs er mit fünf Geschwistern in eher bescheidenen Verhältnissen in Thyrnau auf. Zurück aus russischer Kriegsgefangenschaft wählte Siegfried Kapfer die Polizeilaufbahn, wurde in Passau Kriminalbeamter. Jahrzehnte engagiert er sich in der Polizeigewerkschaft, mittlerweile wurde er zum Ehrenvorsitzenden im Kreis und im Bezirk ernannt. Die Ehrenurkunde von Letzterem hat ebenfalls einen prominenten Platz im FWG-Fraktionszimmer gefunden. „Ich habe mich für das Personal eingesetzt, etwa, .... Sagen Sie mal, sind Sie jetzt eingeschlafen? Das gibts doch nicht", ruft Kapfer und schlägt mir sanft mit dem Gummiknüppel auf die Schläfe. "Zuhören und mitschreiben – jetzt wirds erst interessant."

Er tritt als OB-Kandidat für die FWG an, weil man mit einem OB-Kandidaten in der Öffentlichkeit nun mal präsenter sei, flüstert Kapfer zögerlich. "Das hat aber gar nichts mit unserem hervorragenden Oberbürgermeister zu tun. Ich wähle natürlich nicht mich, sondern den Jürgen. Das können Sie ruhig schreiben. Nein, schreiben Sie das auf jeden Fall."

Die Fade-Winsler-Gemeinschaft ist Passaus älteste parteifreie Vereinigung – und nicht zu verwechseln mit Hubert Aiwangers Partei „Freie Wähler“, wie der OB-Kandidat betont. 1977 trat er der Gemeinschaft bei. 2008 wurde er erstmals in den Passauer Stadtrat gewählt. 2009 wurde er FWG-Vorsitzender, nachdem es aus geriatrischen Gründen bei der FWG keine Alternative gab.

Wieso er sich politisch engagiert? Kapfer überlegt, beugt sich über den Tisch, faltet die Hände, legt dann doch die rechte über die mit der silbernen Armbanduhr. „Wissen Sie wie fad Polizeiarbeit ist? Und was Langweiligeres als Leichtathletik gibts ja auch kaum. Da waren doch der Feuerer und der Schürzinger noch spannender. Gibts den eigentlich noch? Ja, früher wars schöner. Jetzt haben wir auf einmal Leute bei uns, die sind noch nicht einmal in Rente. Einen haben wir dabei, der sieht aus wie der Pumuckl, nachdem ihn ein Postauto überfahren hat, der plakatiert mir die ganze Stadt zu."

Die politische Arbeit mache ihm trotzdem noch Spaß. Nicht immer gehe es dabei allerdings um weltbewegende Themen. „Für manche Bürger ist es wichtig, einen eigenen Laufschlauch zu bekommen oder einen Kunstrasenplatz. Das kriegen die dann auch von mir.“

Und so äußert sich Kapfer öffentlich auch nur dann zu Themen, wenn er dazu auch wirklich etwas zu sagen hat. So hat es zumindest Oberbürgermeister Jürgen Dupper formuliert, als er zum 60er gratulierte, erinnert sich Kapfer und lacht. "Ich sag einfach immer das, was der Jürgen sagt – da liegst Du nie verkehrt."

„Es ist aber immer wichtig, alle Bürger mitzunehmen und niemanden abzuhängen. Die, die uns wählen, können nämlich meistens nicht mehr so gut laufen“, sagt er, seit seiner Kindheit selbst Mitglied im Seniorenbeirat.


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