Sonntag, 4. Dezember 2016

Kolumne aus dem aktuellen Bürgerblick

Grüße aus der Fremde
Der Präsident

Aufgebaut und ausgelassen                                    

Lieber Tölpel!

Einmal werde ich noch wach – heißa, dann ist Schluss mit Christkindlmarkt. Reimt sich nicht, ist aber trotzdem wahr. Zumindest für mich. Morgen geht es weit weit weg. Ich muss nämlich, wie jedes Jahr, dieser Weihnachtsdult entfliehen, die ich zwar ohnehin nicht besuche, aber nur das Daranvorbeigehen verschafft mir schon Übelkeit. Glühwein allein ist ja bereits schlimm genug, aber diese Mischung aus Glühwein- und Bratwurstgeruch – da wird mir schlecht. Anscheinend aber nicht nur mir, denn pünktlich zu Beginn des „Weihnachtsmarktes“ (so heißt das neuerdings auch in der PNP) hat mir nächtens schon wieder der Erste vor die Haustür gekotzt.
Ja, ja, die gemütliche, staade Zeit. Jetzt wo der Ballermann am Domplatz wieder bis Weihnachten im Mittelpunkt steht, kommen passenderweise wieder zwei Themen auf die Presse- und Politikagenda: Die Parksituation in der Altstadt und der Steinweg. So schreibt meine Plagiatorin in der PNP von „unsozialen Falschparkern“ am derzeit eingeschränkt befahrbaren Domplatz. Stimmt nicht. Das klappt eigentlich die ganze Woche ganz gut – außer am Sonntag zu Gottesdienstzeiten. Da kann man unsoziales Parken „at its best“ beobachten. Frommer Mann parkt, wo er kann. (Frei nach Volksmund)
Zum Steinweg. Was, bitteschön, soll am Steinweg „unzumutbar“, „ein Trauerspiel“ oder „eine Schande“ sein? Der Steinweg sieht gemeinsam mit der Luragogasse und den nach links abgehenden Gässchen zumindest noch nach Altstadt aus. Nur weil Besucher aus dem Landkreis mit ihren tiefergelegten Polos nicht mit 60 durchfahren können oder weil man mit hochhackigen Schuhen mal hängenbleiben könnte, hat die Sanierung des Steinwegs vorderste Dringlichkeit? Absurd. Man geht auch nicht mit Pumps auf den Lusen und der geschätzte Passau-Besucher soll bitte unterm Schanzl oder im Parkhaus parken. 
Hab ich recht?
Deine Kathi

Liebe Kathi!
Selbstverständlich. Wie fast immer halt. Zum Thema absurd: Das Absurdeste an der Geschichte ist ja, dass die Sanierung des Steinwegs, über den täglich in erster Linie Besucher und Mitarbeiter von Landratsamt, Kirchenverwaltung oder Staatsanwaltschaft und Justiz fahren sowie tausende von Touristen laufen, dann die Anwohner bezahlen sollen. Genauso logisch wäre es, die Schaldinger die Sanierung der Autobahnbrücke bezahlen zu lassen. Oder die Innanwohner den Hochwasserschutz. Na ja, wurde auch schon gefordert.
Nicht nur beim Hochwasserschutz, sondern auch bei vielen anderen Themen gibt es ja innerhalb unserer Bürgermeister-Dreifaltigkeit eine interessante, sich immer mehr manifestierende Rollenverteilung. Gaius Julius Dupper entwickelt sich vom großen zum größten Oberbürgermeister aller Zeiten, Lifetime-Hippie Erika gibt mit anhaltender Freude die Grüßgott-Tante, während das spinatähnliche Gemüse immer mehr in die Rolle der Inner-Regierungs-Opposition verfällt. Da lobe ich mir den größten Generalsekretär aller Zeiten. Der hat einem CSU-Ortsverband aus dem Wald „schlechten Stil“ vorgeworfen, weil der ihn für seine Stammtischparolen kritisiert hatte. Interessantes „Stil“mittel. Von Trump lernen, heißt siegen lernen.
Ich plane übrigens eine große Tschärity-Gala im kommenden Jahr. Als Spenden angenommen werden Glasperlen für Waisenkinder, abgelaufene Lebensmittel für Negerkinder, aufblasbare Delfine für Problemkinder und Clown-Schminke für Klinikums-Kinder. Wenn sich jeder sein Essen selber zahlt und einer die 90 Euro GEMA-Gebühr auslegt, steht einem gelungenen Gala-Abend nichts mehr im Weg. Irgendeine angeheiratete Prinzessin als Schirmherrin bringe ich.
Frohe Weihnachten!
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Euer Tölpel

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Gelungen, danke!

Königstreuer hat gesagt…

Wehrter Herr Präsident,

Es mag dem Verweilen in der Fremde geschuldet sein, dass sie altbackene Passauer G'schichterl wiederbeleben.

Alle Jahre wieder mit der fulminanten Magenentleerung vor der Haustüre, der ausgelutschten Tschärity, dem langweiligen GröGaZ und diesem Gemüse mitsamt Lifetime-Hippie. Es sind immer dieselben. Selbst den Oberdupper verglichen sie schon mal mit Cäsar.
Vielleicht sollte man wirklich mal die CSU wieder ans Ruder lassen, damit ein paar neue G'schichterl erzählt werden können.

Was hat eigentlich der Bischof verbrochen, dass er überhaupt nicht mehr erwähnt wird? Stillhalteabkommen? Angedrohte Exkommunikation? Freinderlwirtschaft? Schlechtes Gewissen?

Beste vorweihnachtliche Grüsse

wahlinfo-passau hat gesagt…

Werter Königstreuer!

Immer dieselben, die immer neue Streiche aushecken.
Die Tschärity ist doch nicht ausgelutscht, sondern wird nächstes Jahr wegen der Millionen-Gebühren für die GEMA wieder spannend.
Ansonsten freue ich mich über Kritik und Anregungen.

Schöne Grüße vom Ayeyarwady
Der Präsident

PS: Das letztes Mal war keine Magenentleerung vor der Haustüre, sondern eine Darmentleerung auf der Treppe.

Anonym hat gesagt…

Dem Königstreuen sei zugestimmt.

Und... gibt's denn selbst in dem inzwischen wieder 50.000-Einwohner Passau wirklich nichts Spannenderes als ein paar Pflastersteine?

Anonym hat gesagt…

Ja mei, der Satiriker hat es in Passau halt bisweilen schwer. Über Stefan Brandls letzten Pawo-Kommentar zum Widerstand gegen die Nordtangente, der die "schrecklichen Bilder aus Wackersdorf" und den "ideologischen Fundamentalismus" heraufbeschworen hat, hab ich fast ebenso herzlich gelacht wie über manchen Tölpel-Kommentar hier. Wie soll man denn das als Satiriker noch toppen?

Anonym hat gesagt…

Seit wann arbeitet der Kolumnist mit der "Am Sonntag" zusammen? Vgl. aktuelle Titelstory