Montag, 18. November 2013

Warum der Präsident von Wahlinfo-Passau nicht Ökostrom-Kunde wurde

Folgende Geschichte hat sich am heutigen Vormittag nicht exakt im Wortlaut, aber doch ziemlich genau so zugetragen.

Der Stromkunde wählt die Nummer des Servicezentrums der Stadtwerke Passau.

SWP-Mann: *Meldet sich freundlich am Telefon.*

Stromkunde: Grüß Gott, mein Name ist Präsident, ich wollte mich bezüglich einer Stromtarifumstellung erkundigen.

SWP-Mann: Geben Sie mir doch bitte einmal Ihre Kundennummer.

Stromkunde: Ja, ich habe zwei, aber ich gebe Ihnen mal eine.

SWP-Mann: Dankeschön, Herr Präsident, worum geht's denn?

Stromkunde: Ich wollte gerne zu Ökostrom wechseln und mich zunächst einmal erkundigen, was mich das kostet.

SWP-Mann: *Erklärt ausführlich, freundlich und kompetent, was die beiden Ökostromtarife im Jahr mehr kosten würden.*

Stromkunde: Ja, wunderbar, dann mache ich das. Kann ich den neuen Tarif jetzt bei Ihnen telefonisch bestellen?

SWP-Mann: Nein, das geht leider nicht. Da müssten Sie sich auf unserer Homepage ein Formular herunterladen, ausdrucken, ausfüllen und uns zuschicken.

Stromkunde: Oh mei, auf so was habe ich eigentlich gar keine Lust. Ich kann das nicht wie bei anderen Versorgern einfach und unproblematisch telefonisch oder online umstellen?

SWP-Mann: Nein, leider nicht. Aber das Formular finden Sie ganz leicht auf unserer Homepage.

Stromkunde: Na gut, danke. Dann mach ich das halt jetzt so.

Der Stromkunde öffnet die Homepage der Stadtwerke Passau. Er klickt sich mindestens fünf Minuten durch verschiedenste Links und findet – nichts. Zumindest nicht das Gesuchte.
Der Stromkunde wählt ein weiteres Mal die Nummer des Servicezentrums der Stadtwerke Passau.

SWP-Frau: *Meldet sich freundlich am Telefon.*

Stromkunde: Grüß Gott, mein Name ist Präsident, ich habe gerade schon einmal mit einem Kollegen von Ihnen gesprochen. Ich wollte in den Ökostromtarif wechseln und der meinte, ich könne mir da auf Ihrer Homepage ein Formular runterladen. Das finde ich da aber nicht.

SWP-Frau: Ah so. Ja, wir stellen gerade unsere Homepage um. Ich weiß das jetzt auch gerade nicht. Ich schau mal. Moment...

Der Stromkunde hängt eine bis zwei Minuten in der Warteschleife.

SWP-Frau: Ja, ich habe jetzt auch mal gesucht. Das gibts scheinbar wirklich nicht. Ich müsste Ihnen das jetzt zuschicken.

Stromkunde: Und online geht das gar nicht? Das ist aber unkomfortabel.

SWP-Frau: Nein, ich sag ja, ich muss es Ihnen zuschicken.

Stromkunde: Wunderbar. Aber da reicht dann schon ein Vertrag, oder? Ich habe nämlich im selben Haus zwei Zähler und damit zwei Kundennummern.

SWP-Frau: Dann brauchen wir zwei Verträge.

Stromkunde: Ich könnte doch in einen Vertrag beide Kundennummern eintragen?

SWP-Frau: Nein, das geht nicht.

Stromkunde: Wenn man wollen würde, geht vieles. Auch ein Tarifwechsel online zum Beispiel.

SWP-Frau: Nein, es geht halt nicht.

Stromkunde: Ja, wenn man nicht mag, gehts nicht.

SWP-Frau: Das schreibt die Regierung so vor.

Stromkunde: Was?

SWP-Frau: Dass man den Vertrag schriftlich mit Unterschrift abschließen muss.

Stromkunde: Aber ich habe ja schon einen Vertrag mit Ihnen. Ich will ja nur den Tarif wechseln. Bei den Stadtwerken München kann ich das online in einer Minute machen. Schreibt da in München die Regierung was anderes vor?

SWP-Frau: Das geht uns nichts an, was die in München machen. Soll ich Ihnen die zwei Verträge jetzt schicken oder nicht?

Stromkunde: Ja, schicken Sie mal. Aber ich glaube, ich mag jetzt eh nicht mehr.

SWP-Frau: Gut. Wiederhören.

Der Stromkunde wählt sich mit seinem Nutzernamen und Passwort in sein Kundenkonto der Stadtwerke München ein. Dort könnte er mit wenigen Klicks zum Ökostromtarif wechseln.
Fassungslos wählt er die Servicenummer der Stadtwerke München.

SWM-Mann: *Meldet sich freundlich am Telefon.*

Stromkunde: Grüß Gott, mein Name ist Präsident. Nur eine Frage... Kann ich in meinem Kundenkonto online zum Ökostromtarif wechseln?

SWM-Mann: Aber selbstverständlich, Herr Präsident, das geht in einer Minute.

Stromkunde: Wirklich?

SWM-Mann: Na klar. Warum denn auch nicht?

Stromkunde: Ok, danke, auf Wiederhören.

SWM-Mann: Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag. Auf Wiederhören.

11 Kommentare:

Königstreuer hat gesagt…

Passau setzt halt andere Prioritäten. Da reden sich jetzt alle die Köpfe heiss ob eine Seilbahn kommt und wen die CSU als OB-Kandidat bringt und ob der Waschler einen neuen Trachtenjanker hat und ob eventuell bald ein neuer Biaschof kommt (man munkelt es könnte der TvE sein)... da sind solche Spielchen mit Ökostrom und Internetanmeldung Peanuts!

Zukunftsrat hat gesagt…

Ja mei, auch in Passau kann man ohne Probleme online innerhalb einer Minute auf Ökostrom wechseln, dann ist man aber nicht mehr Kunde bei den Stadtwerken Passau, sondern bei irgendeinem Anbieter sonstwo in Deutschland (z.B. wären da auch die Stadtwerke München möglich).
Und billiger wirds damit i.d.R. auch noch. Die Rechnung kommt halt dann woanders her. Und das Geld geht woanders hin. Bleibt die Frage, ob man das will. Ich machs seit Jahren so.

Anonym hat gesagt…

Wie ging die Geschichte weiter?
Da vermutlich die ganze Welt diesen Blog liest, müssten sich die Stadtwerke ja zwischenzeitlich schon mit lebenslangem Gratisstrom beim Präsidenten entschuldigt haben.

wahlinfo-passau hat gesagt…

Ich habe das Halser Kraftwerk gekauft.

PnP-Leser hat gesagt…

Überraschenderweise ist bei den Stadtwerken der Öko-Strom um einen halben Cent billiger als der "normale" Strom. Da muss man dem Verbraucher schon ein paar Hindernisse in den Weg legen, damit nicht alle sofort wechseln.

Insider hat gesagt…

Ich weiß, es passt nicht zu dem Thema, aber die Gerüchteküche um den OB-Kandidaten der Schwarzen brodelt.
Es soll bis jetzt noch nicht bekannt gegeben werden, wer es ist .. nämlich so lange, bis die Koalitionsverhandlungen in Berlin nicht abgeschlossen sind. Denn sollte der "Noch"- Staatssekretär Dr. Andi wieder ein Hinterbänkler in der Großen Koalition werden, strebt er lieber den OB-Posten in Passau an.

Facebook-Freund hat gesagt…

@Insider
Vielleicht dann doch lieber den Herrn Adam.

Zukunftsrat hat gesagt…

Hi Insider,

das wäre sehr zuvorkommend von der CSU den Dr.(cz) Andi zu nominieren.

Sparen wir uns also das Geld für die evtl. Stichwahl, die bei einem seriösen Kandidaten vielleicht kommen könnte.

Insider hat gesagt…

apropo Stichwahl, das Geld für die Stichwahl könnte man sich sparen, wenn die kleinen Parteien endlich mal auf eigene OB-Kandidaten verzichten würden.

Insider hat gesagt…

@Facebook-Freund
who the fuck is Adam????
nein jetzt wirklich, wer ist das???

Facebook-Freund hat gesagt…

@Insider:
War en Scherz: Michael Adam, Landrat

http://www.michael-adam.eu