Lieber Tölpel!
Ich hatte mir ja eigentlich fest vorgenommen, über Gestalten wie Lena Meyer-Dingsbums oder Karl "das Gottesgeschenk" zu Guttenberg nichts mehr zu schreiben, aber ich kann nicht anders. Nachdem ja vor allem beim Zweitgenannten das Volk des Kaisers neue Kleider immer noch schön findet, obwohl von nicht ganz so verblendeten Zeitgenossen schon mehrfach auf die Nacktheit hingewiesen wurde, muss sich natürlich der Minister für kriegsähnliche Angelegenheiten denken, man könne derartig dummen Untertanen ausreichende Satisfaktion bieten, indem man seinen Doktortitel, der unter der Mitwirkung eines von Steuergeldern finanzierten Gremiums erworben wurde, einfach wieder zurückgibt - natürlich nicht, ohne noch darauf hinzuweisen, dass man das alles ohnehin nur aus Versehen und ohne Vorsatz gemacht habe.
Mir kommt das so vor, als hätte die Polizei zu Guttenberg fünf Meter neben einem geknackten Zigarettenautomaten mit einer Tüte Euro-Münzen erwischt und zur Rede gestellt. Guttenberg erklärt ihnen, er hätte sich nur dringend einen Fünfziger wechseln wollen, habe aber verabsäumt, den Fünfziger in den Automaten zu legen - selbstverständlich aus Vergesslichkeit und ohne Vorsatz. Und nachdem das jetzt geklärt sei, sollten sich die Gendarmen schnell wieder um den Pöbel kümmern, aufpassen, dass sie nicht IHM weiterhin Ehrverletzendes unterstellen und sich ganz schnell verpissen, weil die Münzen könne er schließlich gut auch alleine wieder in den Automaten werfen, was er sowieso gerade vorgehabt hätte, zu tun. Weißt Du, was die Polizisten wahrscheinlich tun würden? Ich glaube, sie würden sich entschuldigen und IHM den Siegelring küssen. Was ihnen aber nichts helfen würde, weil sie am nächsten Tag entlassen wären. Begründung: Aufbruch eines Zigarettenautomaten im Dienst und Mitverantwortung für die letzten Gefallenen in Afghanistan. Ich hoffe inständig, dass dieser Mann nie vor größerem Publikum "Wollt Ihr den totalen kriegsähnlichen Zustand?" ruft.
ÖDP-Stadtrat Oliver Robl wird übrigens heute mit einem schönen Vergleich in der PNP zitiert. Es spiele durchaus eine Rolle, ob man beim Schafkopfen oder beim Watten bescheißt. Schön gesagt und so wahr! Dazu sollte man aber ergänzen, dass zwar beim Watten ein bisschen unten rein schauen oder beim Abheben daneben langen sicher noch ein Kavaliersdelikt ist, man aber trotzdem keinen zweiten Max im Ärmel haben darf und sich dann im Falle eines Gewinns von den Anderen das Bier zahlen lässt. Außerdem stellt sich die Frage, ob man Politik als solches eher als Watten oder als Schafkopfen betrachtet. Wenn man beim Bescheißen erwischt worden ist und trotzdem weiter lügt, ist das schon beim Watten nicht in Ordnung. Beim Schafkopfen werden die Karten hingeschmissen. Austrinken, zahlen, gehen.
Du bist doch ein großer Schafkopfer, mein Tölpel. Wenn Du jetzt drei laufende Ober, nur ein paar kleine statt der Schmiertrumpf und zwei Neuner-Spatzen hast, bewirbst Du Dich dann ums Weltkulturerbe, pardon, spielst Du dann ein Solo?
Deine Kathi
Liebe Kathi!
Ich schon, weil mit meinen Mitspielern kann man fast alles spielen. Hätte ich aber bessere Mitspieler, würde ich mir um die Neuner-Spatzen Schanzlbrücke oder Ilzstadtbetonmauer schon ziemliche Sorgen machen. Wenn Du den Dom, den Residenzplatz und natürlich die gesamte Altstadt bis zum Dreiflusseck als die drei Laufenden ansiehst, hättest Du mit dem zugeparkten (!) Domplatz höchstens noch einen Trumpf-Zehner und mir kann immer noch keiner weismachen, dass eine filigrane Seilbahn nicht mindestens doch der Schellen-Unter wäre. Setz Dich einfach mal wieder in ein Rundfahrt-Schifferl und schau von Osten kommend nach rechts auf die Betonmauer und dann später nach vorn auf die Schanzlbrücke. Und dann stell Dir eine Seilbahn vor und sag mir ganz ehrlich, was Dich davon am meisten stört. Genau. Und dass wir zwei eher die Rolltreppenlösung präferieren, steht ja auf einem ganz anderen Blatt.
Wenigstens sind sich viele vernünftige Menschen einig, dass auf Oberhaus was passieren muss und dass die ganze Stadt sich nicht mit einem Status als Museumsdorf zufrieden geben darf. Eine der wichtigsten Rollen für die Entwicklung der Stadt spielt sicherlich die Universität (das müssen viele Passauer auch erst noch kapieren), aber selbst wenn eine technische Fakultät käme, müssten die potentiellen Absolventen auch eine Chance auf einen Arbeitsplatz vor Ort haben. Oder, um ausnahmsweise einmal mit den Worten des Verlegers Diekmann zu sprechen: "Will man Passau entwickeln, oder will man nur konservieren, bewahren? Nichts zu tun, während die Kinder nach München oder Regensburg abwandern, ist das Schlechteste."
Ich spiele übrigens, wenn ich vorne sitze, mit Vorliebe einen Wenz Tout mit blankem Zehner. Nachdem sich die Gegner beim Wenz Tout ja eher eine lange Farbe aufheben, schmeißen sie schon auch gerne mal eine Sau weg. Bluffen nennt man das. Was die streitenden Parteien beim Thema Nachtruhe/Vandalismus/Sperrzeit allerdings so abliefern, kommt mir ein bisschen vor wie ein Wenz ganz ohne Asse oder ein Solo mit zu wenig Trumpf. Jeder will sein Solo gewinnen, aber keiner ist selbst so hundertprozentig von seinen Ideen überzeugt. Und jeder tut so, als wenn er ein Riesenblatt hätte. Vielleicht sollte man ab und zu doch ganz kurz nachdenken, bevor man ein Solo spielt. Und für die, die am liebsten Wenz spielen, gilt: Wenn ich keine Ober habe, müssen halt die anderen Karten ganz besonders gut zusammenpassen.
Alles klar? Ich denke schon, weil wir haben ja nur kluge Leser.
Contra! Dein Tölpel
13 Kommentare:
Beim Schafkopf heißt das nicht Contra sondern Stoß!
in der Oberpfalz vielleicht.
OK, wenn man sich mal kurz die Fakten ansieht:
1. Guttenberg = Verteidigungsminister
2. Guttenberg = Betrüger (kopiert sich einen hoch angesehenen akademischen Titel zusammen)
3. Verteidigungsminister = Betrüger
Bin ich blöd oder ist es keine gute Kombination? Der junge Mann hat sich einen türöffnenden Titel erschlichen, der Kompetenz und Durchhaltevermögen signalisiert. Er hat dazu gelogen um seine Tat zu verneinen. Klar haben viel im Kabinett auch Dreck am Stecken, bei Guttenberg aber weiß man es sicher. Was gibt es da noch zu verteidigen?
Jetzt muss man konsequent sein, damit die Wählen nicht zu glauben anfangen, dass sämtliche Politiker korrupt und falsch sind. Das beste Zeichen wäre es, den Mann aus dem Amt zu entfernen. Das Amt ist immer wichtiger als die Person. Die Person muss nämlich würdig sein es zu bekleiden!
guttenberg zeigt uns outsourcing in konsequenz, quasi die krone dieser entwicklungsstufe.
in ihm bündeln sich alle kompetenzen.
die richtlinien-kompetenz der politik ist in wahrheit an die wirtschaft outgesourced.
ebenso outsourcen bundesministerien das entwerfen von gesetzestexten an private kanzleien.
und eine wissenschaftliche arbeit wird durch qualifiziertere untergebene erledigt.
als vorreiter gelingt es guttenberg, alle drei aufgabenbereiche durch outsourcing zu bewältigen.
es ist einfach ein talentierter darsteller, auf dessen weitere ideen über outsourcing und anderes wir gespannt sein dürfen.
Frau Pernpointner ist übrigens "studierte Kunsthistorikerin", schreibt die PNP heute. Ab wann ist man denn "studiert"? Ein Semester, drei Semester, eine Vorlesung, 10 Vorlesungen oder reicht es, wenn man mal eingeschrieben war?
Ich versteh' den letzten Satz mit den Obern und dem Wenz nicht.
War klar, dass wieder ein Doofer dabei ist...
Kleiner Scherz...
Sollte durchaus interpretationsfähig sein.
@ Anonym 09:11
Einspruch!
Wer als Ghostwriter derart schlampt, ist sicher kein "qualifizierterer untergebener".
wieso bekomme ich immer das Doppelte, wenn ich eine "Spritze" gebe? Und das in Niederbayern? Oder sollte ich es damit mal in Franken probieren?
Wir reden nicht so viel. Wir hauen einfach in die Karten.
Lieber Präsi, es macht dir jetzt jemand Konkurrenz in Sachen Satire. Da gibt es jetzt so eine neue Online Zeitung und die titelt heute unter Land und Leute auf der Titelseite
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Abschied von gefallenen Soldaten
Heute fand in Regen die Trauerfeier für die drei in Afghanistan getöteten Soldaten statt. ... mehr
Radio Galaxy verlost Beerdigung
Spiel mir das Lied vom Tod
Bei ersterem war übrigens der umstrittene Gutti, bei zweiterem machen vielleicht seine Anhänger mit?!
Kathis und Tölpels Beobachtungen über Passau sind zweifellos unschlagbar. Manchmal wünschte ich, Sie würden öfter den Landkreis unter die Lupe nehmen.
Stoff für Satire böte da ein Mann aus Hirnschnell. Früher gab er mangels repräsentativer Alternativen die Berufsbezeichnung "Geschäftsführer" an. Dann wurde er Staatsekretär. Nun ist er der bekannteste angewinkelte rechte Unterarm der Region. (Gab es vielleicht mal einen Kurs bei der Hanns-Seidel-Stiftung, der ihm und Kobler diese lächerliche Pose für Pressefotos beigebracht hat?)
Aber auch Ernstes gäbe es zu sagen: Ich vermisse ein Medium, das klar benennt, was Landrat Meyer in dieser Woche erlitten hat: eine katastrophale politische Niederlage. Was hatte der Landrat nicht getrommelt, um die Bürgermeister an einen Tisch zu bringen, damit sie eine (im Verlaub: aufgrund ihrer Umwege und Anwohnerunfreundlichkeit ziemlich abstruse) Trasse für einen Autobahnzubringer von Wegscheid bis nach Thyrnau zustande bringen. Dann war die Trasse da – nicht nur als Autobahnzubringer gedacht, sondern auch als Zubringer für die Nordtangente. Jetzt galt es nur noch die politischen Kontakte nach München zu nützen und die Sache im Ausbauplan für die Staatsstraßen in Bayern unterzubringen. Aber dann die Bauchlandung: Nix wurde es. Man wird nicht einmal bei der Einstufung als 2. Dringlichkeit (das wäre immerhin der Zeitraum nach 2025 gewesen) fündig. Nur ein winziger Bruchteil nördlich von Untergriesbach kommt vor.
Der Landrat lässt sich ja stets feiern, wenn er mit Brosamen aus München abgespeist wird (zuletzt die Seehofer-Zusage für Hilfe bei der Sanierung der Skisprungschanze, die der Allgemeinheit nichts bringt), da müssen auch Niederlagen benannt werden.
PNP-online von heute: "Niedernburg macht top für den Job". Kennt hier jemand diese Redewendung "für etwas top machen"? Ich muß leider passen.
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