Man muss nicht immer nur die PNP lesen. Nein, nein, das muss man nicht. Ich z.B. lese auch gerne einmal die FAS. Bei denen gibt es jetzt online ein neues Tool (so sagt man heute, nicht wahr?), da kann man seine eigenen Texte eingeben und das Programm "I write like" teilt einem dann mit, ob der eigene Schreibstil eher dem von Shakespeare, Tom Wolfe oder Peter Hahne (nein dem wahrscheinlich nicht) entspricht. Das Ganze ist auch kein totaler Schmarrn, denn das von einem 27-jährigen Russen erfundene Programm arbeitet ähnlich wie ein Spam-Filter mit einem Algorithmus, der einen Text (je länger desto besser) nach bestimmten Formulierungen absucht. Ich habe gleich einmal ein paar willkürlich zusammenkopierte Texte von uns in das Textprobenfeld kopiert und siehe da: Wir schreiben wie Friedrich Nietzsche.
Das hat mich allerdings noch nicht richtig verwundert, schließlich hatte der alte Syphilitiker auf seine alten Tage auch einen ganz schönen Klatscher. So ist mir eine natürlich sehr naheliegende Idee gekommen und ich habe einmal ein paar PNP-Redakteure durch die Maschine gejagt. Angefangen gleich einmal mit dem Danninger, der zwar das Wort konzedieren nicht konjugieren kann (25.09.2010, Seite 27), aber ansonsten ein Spitzentyp ist. Das wird spätestens beim FAZ.net-Ergebnis klar: Danninger schreibt wie Günter Grass. Da hat mich dann natürlich gleich noch interessiert, wie denn die Gisela Friedrichsen der PNP, Frau Pierach so schreibt. Immerhin noch wie Peter Handke - hätte ich ihr gar nicht zugetraut. Ehrlich gesagt, beim Klotzek musste ich mir vor dem Betrachten des Ergebnisses einen kleinen Schnaps einschenken. Was wäre, wenn ich hier kundtun müsste, Klotzek schreibt wie Daniela Katzenberger, Lassie oder Lothar Matthäus? Heißt es dann wieder, dass wir uns auf billigste Art und Weise über journalistische (sic!) Mitbewerber lustig machen? Aber - weit gefehlt! Klotzek schreibt wie Albert Ostermaier. Ich habe zwar keine Ahnung, wer das ist, aber es hört sich immerhin ziemlich seriös an. Übrigens: Wenn man zehnmal den Text "Pipi Kaka 123" eingibt, kommt weder Klotzek noch Daiminger raus, sondern schlicht: Charlotte Roche. Echt wahr!
Auch nicht uninteressant ist folgendes Ergebnis. Geht man davon aus, dass ja schließlich das gesprochene Wort gilt und gibt man die Wiedervereinigungs-Jubiläumsrede des unerträglichsten aller Bundespräsidenten in den Schrifsteller-Generator ein, stellt man schmunzelnd fest, dass der Wulff schreibt, bzw. spricht wie die Pierach. Oder auch der Handke. Aber das kommt sich ja aufs Gleiche raus, s.o. Wie schreibt eigentlich der sexieste aller Staatssekretäre? Einfach einen Text von seiner Homepage genommen. Copy, Paste, Sigmund Freud. Geil, aber da hätte ich vorher schon drauf gewettet. Und wie schreibt der Staatssekretär von der Vier-Prozent-Partei? Auch wie Sigmund Freud! Was sagt uns das? Um ein guter Staatssekretär zu sein, braucht man mindestens ein Über-Ich und muss wissen, dass Politikerinnen allesamt am Penis-Neid laborieren. Und natürlich muss man perfekt sein. Das schadet (fast) nie. Oder wie Sigmund, Max und Andi sagen würden: Gegen Angriffe kann man sich wehren, gegen Lob ist man machtlos. Noch was zu Deiner Beruhigung, mein Tölpel: Angelika Diekmann schreibt übrigens auch wie Friedrich Nietzsche. Ob sie das weiß?
Deine Kathi
Liebe Kathi!
Ich schreibe nicht nur wie Nietzsche, ich frage mich auch täglich wie er, warum ich so klug bin. Und außerdem lese ich ebenfalls die FAS. Interessantes Titelthema gestern: Man hat hundert Kinofilme gesichtet, die von der FSK ab 12 freigegeben sind und festgestellt, dass gut die Hälfte komplett ungeeignet für Kinder in diesem Alter sind. Von Analverkehr bis Zerstückeln - alles dabei. Fand ich sehr gut, diesen Artikel. Und ich musste leider spontan wieder an die AmSonntag und die PNP denken in ihrer ganzen bigotten Verlogenheit. Da regt sich doch in einem Sonntagswurfblatt, in dem wöchentlich auf den letzten Seiten minderjährige Mädels als Phantasiehilfe für ältere Männer präsentiert werden, der Herr Oberredakteur darüber auf, dass irgendein Puff in Passau ein bisschen größer wird als bisher. Zitat: "Und das ausgerechnet direkt gegenüber eines Fitnessclubs für junge Leute?" Ich lach mich schlapp. Und das nicht, weil Leute, die professionell schreiben, nicht den zu verwendenden Casus nach "gegenüber" kennen. Wie kann man nur solche Stuss-Zusammenhänge ausbrüten? Aber noch schlimmer ist natürlich das Mutterblatt. Moral, bla bla, Werte, bla bla, Religion, bla bla - bla bla bla. Warum seid Ihr denn dann eigentlich nicht konsequent und schreibt folgerichtig, dass einige "Künstler", die auf der Brutalo-Porno-Welle geritten sind oder noch reiten, primitiver, debiler Abschaum sind? Warum gibts in der PNP ein Interview mit einem "Sänger", der mit einer Lyrik (Spreiz deine Beine, zeig die Fotze, lass Dich gehen!) aufwartet, die man im Deutschunterricht in Niedernburg sicher nicht zur Textanalyse gebrauchen könnte? Weil der gut verkauft und die Kids den gut finden und vielleicht Neu-PNP-Leser werden? Na dann...
Richtig krank ist auch das andere Wurfblatt. Da gibt es tatsächlich einen Artikel darüber, dass ein Grünen-Stadtrat irgendein HipHop-Hitler-Bild auf seiner Facebook-Seite hat, während in aller Ernsthaftigkeit darüber berichtet wird, wie das singende Kneipier-Spanferkel in seiner Geltungssucht der Stadt Passau eine weitere provinzielle Peinlichkeit aufs Auge drückt. Sollten wir uns nicht langsam mal alle miteinander fragen, ob Passau nicht langsam reif ist für eine richtige Zeitung? Eine, die zumindest ab und zu mal schreibt: "Der Kaiser trägt doch gar keine Kleider." Oder: "Das Spanferkel ist ja nackt im Schädel." Oder: "Was will Waschler?" Oder was weiß ich...
Ich wollte jetzt übrigens mit einem lustigen Spielchen schließen und in Deine Schriftsteller-Analyse-Maschine Texte von großen deutschen Schriftstellern eingeben und zwar in der Hoffnung, es käme zu einem Ergebnis, Goethe schreibe wie Sedaris, Schiller wie Semmelmayer oder Brecht wie Charlotte Roche. Vergiss es! Das Ding funktioniert tatsächlich fast perfekt. Goethe schreibt wie Goethe, Schiller wie Schiller und Brecht wie Brecht. Nur Nietzsche schreibt interessanterweise wie Hegel - manchmal. Ich glaube, das würde Nietzsche gar nicht gefallen. Zum Abschluss trotzdem noch was Schönes. Ich habe Deinen heutigen Brief an mich bis "Deine Kathi" in die Maschine kopiert und kann Dir mitteilen, dass Du schreibst wie Charlotte Roche. Ha ha ha. Wenn ich mit Lachen fertig bin, gibts die nächste Kolumne.
Nix für ungut
Dein Tölpel
25 Kommentare:
Ich schreibe wie Thomas Bernhard!! Ich find's geil!
Werdet Ihr jetzt auf einmal moralisch auf eure alten Tage?
Ich schreib wie Freud!!!
Na, dann sollte mal wer eine "richtige Zeitung" in Passau gründen. Kann doch nicht so schwer sein, wenn sogar ein einzelner Rotzbub aus der Innstadt ein halbwegs passables Monatsheft hinbekommt. ;)
Jetzt hat der Jakubetz schon wieder beim Präsidenten abgekupfert, diesmal aber keinen Verweis auf seine Quelle gebracht. Pfui! Aber groß einen auf ehrbaren Journalisten machen...
http://www.blog-cj.de/blog/
Wahnsinn, die Kathi! Sie gibt für einen Gag wirklich alles. Kathi verleugnet sogar ihr Bildungsbürgertum und behauptet, den Ostermaier nicht zu kennen, nur damit wir Leser noch einen Lacher mehr haben. Danke!
Wenn die Altverlegerin tatsächlich wie Nietzsche schreibt (wahrscheinlich nach dem Pferdeprügeln von Turin), dann könnte die Verlagsgruppe in der Folge ihrer herrlich flexiblen, okay, sagen wir beliebigen Awards einen neuen Preis einführen: den Award für das türkiseste Dirndl, äh, nein, den Award für die goldenste Feder 2011. Es wäre nur konsequent bei dieser Selbstinszenierung, wenn man sich gleich selbst einen Preis geben würde.
Der Award für die beknackteste Stadtratsfraktion gebührt ohnehin der CSU. Dabei schien der Deal doch eigentlich klar: Die CSU kämpft (der Scheuer hat's ja offenbar schon kapiert) für die Seilbahn, damit gibt's dann bei der nächsten Wahl volles Feuer auf den OB und für ... naja, sagen wir mal Dickl. Aber der Damberger checkt wieder nix und pinkelt die Verlegerfamilie an, indem er nach Zusammenhängen mit dem Oberhauscafe fragt.
Wen wundert es, der Jakubetz hat doch selbst noch nie was auf die 'Reihe gebracht (den konnte nicht mal die PNP brauchen), nur gscheit daherreden, des kann er.
Manchmal träum' ich davon, der Jakubetz hätte es jemals aus der Provinz in die Stadtredaktion geschafft. Da hätte es Stoff für den Präsidenten gegeben.
Hat der Jakubetz nicht einmal die Regina Ehm geheiratet?
Sandra Hiendl hat heute auch erstmals unter ihrem Ehenamen geschrieben.
http://www.sueddeutsche.de/politik/solaranlage-fuers-weisse-haus-obama-auf-jimmy-carters-spuren-1.1008763
Na, was für einen Beruf hat der Lichtman?
Wer wird denn da an seinem wichtigen FAZ-Schriftsteller-Gütesiegel herumspielen! Ts, ts, ts!
Ich schreibe auch wie Nietzsche. Dabei habe ich nur spontan in die Tasten gehauen und das produziert (und ich trinke gerade Wodka pur):
Asche fällt in die Scheibe aus braungoldenem Muranoglas. Es entstehen kleine Berge, Alpen, eine Spitze. Angrenzend ruht ein abgebrannter Stummel – ein sandfarbenes Flussbett. Ausgedorrt und faltig.
Das Leben ist eine Möglichkeit. Die Menge an Gedanken, der Erinnerungen. Wie ein Ascheberg, der in sich verfällt.
Nur eine Möglichkeit. Dieses Leben.
Der nächste Stummel fällt wie ein umgeschlagener Baum in den Aschenbecher.
Das Leben ist eine Sucht.
Damit will ich gar nichts aussagen. Nur was sagen. Habe ja nicht das Prinzip verstanden. Was solls.
Bin ich halt Nietzsche.
Scheißegal.
Das ist der Weinert den wir kennen.
Hirnbefreit und Spaß dabei.
Nach dem kurzen geistigen Zischenhoch vor ein paar Monaten sind Sie ja jetzt wieder da, wo Sie schon immer waren.
Und schieben Sie es nicht auf den Wodka. Pur- Sie harte Sau.
Ooooch, finde ich gar nicht mal - gut, ein kleiner Wodkainspirierter lyrischer Erguß (da hatten wir aber auch schon viel, viel schlimmeres) und ansonsten die treffende Erkenntnis, dass damit nix ausgesagt wird (außer vielleicht, dass er seinen Aschenbecher mal ausleeren sollte).
Eben. Mehr wollte ich gar nicht.
PNP vom heutigen Donnerstag, Seite 31: Fünfspaltiger Riesenaufmacher "Junge Liste will Gewerbegebiet in Jägeröd"
Der Artikel ist ein perfektes Forum für Josef Heisl jun. und seine Jung-CSUler. Gekennzeichnet wurde der Artikel mit "-red" bzw. das Foto mit "pnp". Diese Abkürzungen werden immer dann verwendet, wenn man den tatsächlichen Urheber nicht nennen will. Sollte es so sein - was angesichts des Inhalts zu vermuten ist -, dass hier wieder Herr Heisl sen. für Herrn Heisl jun. geschrieben hat, dann fordere ich die Chefredaktion auf, Konsequenzen zu ziehen und die Verantwortlichen für diese unsäglichen Gefälligkeitsabdrucke zu entfernen.
Der Entfilzer hat Recht.
Und sage ja niemand, der Artikel sei ja gar keine so schlimme Lobhudelei wie zuletzt.
Ich halte den Fall für eine Nagelprobe, ob die PNP Mindeststandards an Anstand einhält. Die Zeiten, als CSU-Gemeinderäte über Ratssitzungen berichteten oder der Ehemann der Bürgermeisterin die Berichterstattung übernahm (Hutthurm) müssen vorbei sein.
Tja, müssen.... Sind sie aber nicht. Hat jemand den Beitrag in der SZ gestern über die beiden waaaaahnsinnig nettten, vierfach weichgespülten Passauer Nachwuchskabarettisten gelesen? Puh, wenn die zwei, spannend und kritisch wie Knäckebrot, schon meinen, alles nur noch 1/2sowild, dann glaube ich, ist es mindestens doppelt so schlimm, wie befürchtet. Der Zimmerschied hat wohl leider doch recht, wenn er immer sagt, alles zwar irgendwie anders als früher, aber doch das gleiche......
wen hat denn die Semmel geheiratet? den stefan oder den tobias?
den Otfried.
Der Chefredakteur des Kuschelblättchens schreibt übrigens wie Bukowski (nüchtern).
@Anonym (der auf an'deier geantwortet hat)
Ottfried schreibt sich aber doch mit Doppel-T - klemmt Ihre Tastatur?
Übrigens ist der Mann von der nämlichen Redakteurin dem Vorstand von Wahlinfo-Passau bekannt. Pöbelt er doch gerne einmal in der Öffentlichkeit...
Aber das ist ein anderes Thema....
@ Cassiel
Bitte, bitte, die Pöbelgeschichte erzählen. Und danke für den Hinweis. Dann wird´s ja nicht der Architekt sein.
Cassiel ist leider übers Wochenende verreist. Vielleicht erzählt er es nächste Woche.
Sonntag, 04:20 und immer noch nichts Neues hier ...
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