Seewald: "Der Bericht wird bestätigen, was man in dem vieldiskutierten Fall eines schuldig gewordenen Priesters auch jetzt schon wissen kann: Ratzinger hat als Bischof von München weder von der Vorgeschichte dieses Priesters gewusst, noch war er je daran beteiligt, dass der Mann wieder in der Seelsorge eingesetzt wurde. (...) Dass es hier ein Gesamtversagen gibt, und dazu gehört auch die mangelnde Achtsamkeit von Bischöfen, wird Ratzinger kaum bestreiten. Wenn es jemanden gab, der den Missbrauch in der Kirche eben nicht verschwieg, dann war er es. (...) Das Kalkül ist: egal, ob die Vorwürfe stimmen oder nicht – irgendwas wird schon hängenbleiben."
Manche sehen das anders.
Matthias Katsch, Betroffenensprecher: Der Sprecher des Eckigen Tisches, Matthias Katsch, nennt das Gutachten eine "historische Erschütterung" der Kirche. Der Eckige Tisch vertritt die Interessen von Betroffenen sexueller Gewalt in der Katholischen Kirche. "Dieses Lügengebäude, was zum Schutz von Kardinal Ratzinger, von Papst Benedikt, errichtet wurde hier in München, das ist heute krachend zusammengefallen", sagte er. Es sei nun klar, dass Joseph Ratzinger als Erzbischof von München und Freising mitverantwortlich sei.
Thomas Schüller, Kirchenrechtler: Als historische Zäsur bewertet der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller das Münchner Missbrauchsgutachten. Er sieht die Reputation des emeritierten Papstes Benedikt XVI. durch die Ergebnisse des Gutachtens dauerhaft beschädigt. "Das ist sein persönliches Waterloo", sagte Schüller. "Joseph Ratzinger hat die letzte Chance vertan, reinen Tisch zu machen. Er wird der Unwahrheit überführt und demaskiert sich damit selbst als aktiver Vertuscher. Er fügt der katholischen Kirche und dem Papstamt damit einen irreparablen Schaden zu."
Dass Ratzingers Ruf "ramponiert" sei, wie Rammer heute schreibt, ist auf jeden Fall eine, nicht nur allen Opfern gegenüber, unsägliche Formulierung, aber klassischer Rammer-Stil. Was muss denn noch alles herauskommen, dass der Ruf mehr als ramponiert ist? Nein, Herr Rammer, ich will es mir gar nicht vorstellen.
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