Aufgebauscht und aufgestellt
Lieber Tölpel!
„150 Flüchtlinge pro Stunde
– Wann ist die DDR leer?“, „Deutschland sozialistischer als China!“, „Hitler
ließ heimlich Ufos bauen!“, „Macht Harry Potter schwul?“, „Einige Gefährder
untergetaucht!“ Liebe Leser des Qualitätsmagazins Bürgerblick! Abgesehen davon,
dass es sich bei allen Zitaten um Überschriften aus Tageszeitungen handelt und
wir nicht nur wegen der Ausrufezeichen einen Verdacht haben, aus welcher
Tageszeitung sie stammen könnten, gibt es doch eine Überschrift, die nicht in
die Reihe passt, weil sie eben nicht in der Bild-Zeitung stand. Sie erraten,
welche?
Genau. „Einige Gefährder
untergetaucht!“ Das stand so und mit Ausrufezeichen auf Seite 5 der Passauer
Neuen Presse vom 19. Januar. Das ist insofern bemerkenswert, dass man bisher
Ausrufezeichen-Überschriften bei Themen, die eigentlich ein gewisses
Fingerspitzengefühl erfordern würden, sonst nur aus der Bild und sonstigen
Machwerken kannte. Was soll denn nun ein Ausrufezeichen in einer Überschrift
mit dem Begriff „Gefährder“ verdeutlichen? Ganz klar: GEFAHR!!! Wie groß die
Gefahr übrigens tatsächlich ist, lässt sich im Artikel nachlesen: „ (...) drei
der insgesamt 547 als islamistische Gefährder eingestuften Personen (sind)
verschwunden.“ Also einige drei. Oder drei einige.
Noch eine schöne
PNP-Überschrift: „OB Dupper: Passauer dürfen nicht durch Gefährder gefährdet
werden“. Diesmal ohne Ausrufezeichen, aber trotzdem ganz schön gefährlich. Worum
geht’s? In der neuen Passauer JVA, die seit 15 Jahren in Planung und irgendwann
gemeinsam mit dem Georgsbergtunnel, der Oberhaus-Seilbahn und der Innbrücke
fertig ist, sollen dann unter anderem auch islamistische Gefährder bis zu ihrer
Abschiebung untergebracht werden. Also echt nicht, Freunde! Gefährder sind doch
gefährlich! Die gehören ganz sicher nicht in eine JVA! Sondern halt einfach
irgendwo anders hin.
Oder?
Deine Kathi
Liebe Kathi!
Da bin ich ganz bei Dir, wie wir beim Bullshit Bingo immer
sagen. Am Ende des Tages müssen wir für den Wähler das Thema spielen (Bingo,
Bingo!): anwohnerverträgliche JVA-Insassen. Heutzutage kannst Du doch so ein
Gefängnis locker mit Bauunternehmern, Oberbürgermeistern,
Alt-Oberbürgermeistern, Fußballpräsidenten und VW-Vorständen voll machen. Da
braucht’s keine Mörder, Kinderschänder oder gar Gefährder-Muselmanen. Das kann
ja auch die für ihre Menschenfreundlichkeit bekannte Staatspartei CSU nicht so
gemeint haben. Die würde doch in der Nachbarschaft ihrer Wähler niemals
gefährliche Menschen einsperren. Da fehlt bloß noch, dass wir in Bayern
Atommüll endlagern. Absurd.
Apropos CSU. Guttenberg ist wieder da. Hurra! Der Scheuer Andi
hatte schon ein sehr interessantes Treffen mit ihm. Seit die beiden damals an
einem Sonntag Nachmittag bei Kaffee und Kuchen gemeinsam ihre Dissertationen geschrieben
ausgedruckt haben, verbindet sie ja eine gewisse Ganovenehre. Wenn es nach dem
Seehofer geht, soll der Guttenberg bald den Söder abschießen. Sind ja beide
ganz harte Hunde. Vom Guttenberg gibt es sogar ein Foto im AC/DC-T-Shirt.
Allerdings mit weißem Hemdkragen drunter. Söder war dafür als Jugendlicher
schwer in Nena und FJS verliebt und trug sogar Cowboy-Stiefel und Lederjacke. Das
beschreibt ziemlich exakt die Persönlichkeitsstruktur der CSU-Hoffnungsträger
mittleren Alters. Gruslig.
Einen leibhaftigen Hoffnungsträger für die Bayern-SPD hat
die Süddeutsche Zeitung ausgemacht, nämlich unseren Passauer Oberjürgen. In der
Tat findet er sich als Ersatzvorschlag für den armseligsten aller historisch armseligen
Bayern-SPD-Vorsitzenden (Pronold, heißt er, glaube ich) in einer SZ-Liste mit
Markus Rinderspacher, Natascha Kohnen und sonstigen Charisma-Legasthenikern.
Vermutlich hat er sehr gelacht, als er das gelesen hat und dann gleich das
Telefon ausgeschaltet und seinen E-Mail-Account gelöscht.
Euer Tölpel