Donnerstag, 19. Mai 2016

Ich sag nur: Silencium!

Man muss ja nicht unbedingt Latein können (wobei es niemals schadet), aber wenn man ein Journalist werden will, sollte man zumindest ordentlich recherchieren. Und wenn der Volontär Daniel Ober meint, er muss eine Lobeshymne auf eine schlagende Verbindung schreiben, dann soll er halt dem nicht so gebildeten PNP-Leser ruhig unterschlagen, dass das Corps Budissa meinetwegen zwar nicht rechtsradikal, aber zumindest muffig, männerbündlerisch, erzkonservativ und völlig aus der Zeit gefallen ist (wobei: Kotzbecken am Klo haben schon Stil). Der ernstgemeinte Satz, dass man Ordnung lernen soll (sic!), indem man bei Verfehlungen ein Bier auf Ex trinken muss (sic! sic!) ist fast schon wieder lustig und spiegelt sehr gut die Hingezogenheit des Herrn Volontär zu solch anachronistischen Milchbubi-Albernheiten wider. Dass man dann aber mehrfach "Silencium" statt "Silentium" schreibt, ist eigentlich ziemlich peinlich, wenn man ein großer akademischer Degenfechter werden will.

Aus dem Fall Böhmermann kann man einiges lernen. Zum Beispiel sieht man deutlich, dass auch Minderbegabte Richter am Landgericht Hamburg werden können und es gruselt einen, wenn man sich vorstellt, dass solche Richter in der Bundesrepublik Deutschland über Satire entscheiden. Dem klassischen PNP-Leserbriefschreiber traut man den feinsinnigen Umgang mit Satire ohnehin nicht zu. Das Schönste daran ist aber immer wieder, dass Hobbykommentatoren aus der Provinz tatsächlich meinen, feststellen zu müssen, dass es sich hierbei nicht um Satire handelt, weil nämlich die Grenzen der Satire weit überschritten seien. Und das, liebe Leserbriefschreiber, ist Realsatire in seiner schönsten und reinsten Form. Tucholsky hätte seine Freude daran. Nebenbei bemerkt: Satire wird weder für türkische Diktatoren noch für verkniffene Oberlehrer-Gscheidhaferl gemacht, sondern für Satirekonsumenten.

Ich muss noch einmal mit der Nordtangente anfangen. Die Passauer CSU spricht ja gerne über eine ergebnisoffene Diskussion und denkt dabei an Alternativtrassen, neuerdings sogar eine Untertunnelung der Ilz. Abgesehen davon, dass ich nicht weiß, wo der Tunnel anfangen und wo er aufhören soll, frage ich mich schon, ob es hier noch was zu diskutieren gibt. So wie ich das verstehe, steht exakt die Trassenführung Nordtangente, die kein vernünftiger Mensch wollen kann, im Bundesverkehrswegeplan und nichts anderes. Es gibt also entweder eine Nordtangente bei der Triftsperre oder keine Nordtangente. Tertium non datur. Habe ich da was falsch verstanden oder die Herren Steiner und Waschler?

Jetzt will man auch noch Ladestationen für E-Autos in der Innenstadt aufstellen. Gehts noch? Heutzutage, wo sogar 300-PS-Diesel einen Katalysator haben und quasi schadstofffrei unterwegs sind, will man sich diesen Elektro-Smog in die Städte holen? Da gibts doch noch gar keine Langzeitstudien. Vielleicht sind die saugefährlich, wahrscheinlich gefährlicher als Atomkraftwerke. Schließlich haben die auch was mit Strom zu tun. Außerdem nehmen die Ladestationen dem kaufkräftigen Büchlberger Scirocco-Fahrer den Parkplatz in der Altstadt weg, wenn er mit seiner Freundin zum Thai-Sushi-Essen in d'Stodt fahren will. Dann fährt er zukünftig wieder zur Döner-Pizza-Flatrate nach Hauzenberg. Passauer Einzelhandel am Arsch. So schauts aus.

So wie mir der PNP-Leserbriefschreiber regelmäßig erklärt, was Satire ist (Hallervorden) und was nicht (Böhmermann), erklärt mir der PNP-Redakteur gerne den Islam. Der ist nämlich doch ein Ponyhof. In Schalding gab es nämlich eine Veranstaltung, die Stefan Rammer in seinem Artikel mit "Handreichung zwischen Christen und Muslimen" übertitelt hat. Da konnte man dann z.B. lesen: "Es folgt eine lebendige und vielstimmige Diskussion, moderiert von Silke Salzberger. Der Alltag steht im Vordergrund, kein schiefer politischer Ton schleicht sich ein." Und gleich der nächste Satz lautete: "Die jungen voll integrierten Frauen erklären, dass sie das Kopftuch als Ausdruck ihrer Gläubigkeit tragen, nicht weil sie müssen, sondern weil sie wollen." Na, dann passt ja alles. Ich vermute, ähnliches würde eine Burka tragende Frau auch verkünden, wenn ihr Mann, ihr Vater oder der freundlich IS-Wachtmeister sie fragen würden. Frauen in Saudi-Arabien haben übrigens bis 2015 nicht an politischen Wahlen teilgenommen und zwar nicht, weil sie nicht durften, sondern weil sie nicht wollten.

Die neue Uni-Präsidentin hat dem Vernehmen nach Security-Mitarbeiter angestellt, die auf die lieben Kleinen aufpassen müssen. So sollen sich nämlich Studentinnen "zu Tode erschreckt haben", weil sie im Uni-Klo auf Obdachlose und Drogenabhängige gestoßen sind. Willkommen in der brutalen, grausamen Welt! Mir hat übrigens nach der letztjährigen Budissa-Riverboat-Party jemand auf meine Außentreppe geschissen. Daneben lag ein grüner String. Hat die drogenabhängige Obdachlose wahrscheinlich vergessen.

Silencium!

Der Präsident

4 Kommentare:

Königstreuer hat gesagt…

Ich zähle mich zu den vom Präsidenten erwähnten »Satirekonsumenten. Ich kenne meinen Tucholsky und hing in jungen Jahren sicher schon mal über einem Kotzbecken (sic!).
Übrigens kloppen diese farbentragenden Milchbubis nicht mit einem Degen. Das Ding heißt »Schläger« und das Ritual »Mensur«. Soviel vom G’scheidhaferl.
Wer sich in diesen Kreisen bewegt, spürt das Elitäre, was an sich nichts Negatives beinhaltet.

Saufen auf Kommando, das passiert im Bierzelt auch, ohne akademische Allüren. Das Ex-Trinken mag einer gewissen Ordnung verpflichtet sein, die keine Nörgerl duldet, somit harmlos! Letztendlich ist es egal, wie der Rausch zustande kommt.
Kampftrinker gab es zu allen Zeiten, ob bei einem Saufgelage im bügerlichen Wirtshaus oder beim rituellen akademischen Trinken im Verbindungshaus. Der Gruppenzwang ist bei beiden vorhanden, die Vollräusche auch.

Die Nordtangente ist sowas von plattgewalzt, die kann man nur mit einer gehörigen Portion Sarkasmus ertragen. Seit dem ausgehenden Mittelalter wird dieses Konstrukt nördlich von Passau von Visionären verortet. Diese Bürde wird uns noch Jahrhunderte beschäftigen (sic!)

Das ist neu! Zapfsäulen für Elektroautos. Endlich mal was Neues mag der Passauer vor Freude jubeln. Die Post hat’s vorgemacht. Und, wie es sich für eine Aufsteigerregion geziemt, sind alle Feuer und Flamme, bis die Dinger überall im Wege stehen.

Zum Kopftuch, ob muslimisch, atheistisch oder melancholisch, müssen die Kleriker Stellung beziehen. In diesen Kreisen muss das Thema bis zur Unkenntlichkeit zerredet werden, alldieweil es der Papst himself aufgriff. Sowas darf man keinem Laien überlassen. (nochmal sic!)

Die Notdurft mitsamt grünem String auf der präsidialen Außentreppe mag ein Sonderfall sein. Ob die freiwillige Feuerwehr dessentwegen hat anrücken müssen, entzieht sich meiner Kenntnis, hier schweigt der Präse.

Bleibt noch das »Silencium« als Verballhornung der lateinischen Sprache. Ich bin geneigt es dem Praktikanten nachzusehen. Nicht jeder wurde von einem Altsprachler geknechtet.



Anonym hat gesagt…

Wunderbare Glosse. Da sagt der Ex-Leopoldiner: Magis magisque. Quaeso!

PNP-Leser hat gesagt…

Verehrter Präsident, vielleicht sollten Sie schon mal einen Bauzaun für Ihre Außentreppe bestellen, Denn:
Samuel Ohonin schreibt
11. Mai um 09:23 ·auf gfries-biache:

Ahoi Bootsfahrer!
In genau vier Wochen heißt es wieder: Eskalation! Macht Euch bereit für eine weitere, legendäre Budissa Riverboat Party!

Anonym hat gesagt…

Der Präsident besitzt doch wie jeder zünftige Niederbayer sicherlich einen Flobert. Ansonsten: Ad multos annos!