Sonntag, 28. Juni 2015

Jetzt mal im Ernst

Baumgardt, Quo Vadis? Da macht man einen Norddeutschen, der die letzten Jahre in der Provinzstadt München verbracht hat, zum Intendanten der wichtigsten Festspiele zwischen Freinberg und Sandbach und was macht der Kretin? Er holt sich eine Linksextremistin als Eröffungsrednerin der Europäischen Wochen und brüskiert damit den Generalsekretär der CS-Gas-Union sowie alle sonstigen Besucher, die rechtschaffener Gesinnung sind. Und das sind eigentlich alle dort, sonst wären sie ja keine Ehrengäste. Es wäre ja noch nicht ganz schlimm gewesen, dass die Alte einfach völlig durchgeknallt ist, bei Attac mitmacht und DIE LINKE unterstützt (pfui!). Auch könnte man Titel wie "In Petersburg ist Pferdemarkt", "LiLaLutsche – ich rutsche auf der Rutsche", "Inch Allah" und "Ave von Medjugorje – Pilgerlieder" als allgemeines und harmloses Verblödungssyndrom durchgehen lassen, wenn die alte Hippe nicht ernsthaft eine Rede gehalten hätte, in der Helmut Kohl nicht vorkommt. Und der Genscher auch nicht – das ist aber nicht ganz so schlimm.

Das muss man sich einmal vorstellen. Da versucht eine altersdemente Pippi Langstrumpf eine Rede abzulesen, in der es irgendwie um die Deutsche Wiedervereinigung geht und verliert kein Wort über Birne Kohl. Dabei weiß jeder, dass die Wiedervereinigung ohne Kohl nicht möglich gewesen wäre. Hätten wir Ende der 80er einen Sozen-Kanzler gehabt, würden die Zonis immer noch f6 rauchen, Halloren-Kugeln futtern und sich untenrum nicht rasieren. Kohl war es doch, der damals gesagt hat: "Mr. Gorbachev, tear down this wall!" Und der Gorbatschow hat sich vor Angst in die Hosen geschissen und die Mauer downgeteart, isn't it? Den Genscher haben sie derweilen nach Ungarn geschickt, weil er als einziges Kabinettsmitglied sächsisch konnte, wo er den legendären Satz sagen durfte: "Gänsefleisch mol iba dän Zaouhn dribersteign." Und dann kommt diese Kommunisten-Schlampe und redet wirr. Ohne Kohl, ohne Genscher.

Spaß abseits. Glaubt man informierten Kreisen, hat die Tatsache, dass in der Rede keine Birne vorkam, nur Scheuer und die AmSonntag gestört. Den Rest der rechtschaffenen Ehrengäste hat einfach nur gestört, dass die Rede scheiße war. Klingt komisch, ist aber so. Damit kommen wir wieder zum Intendanten, dem Trojanischen Pferd. Das ist doch seit jeher Sabotage, was der Mann hier treibt. Timeo Danaos et dona ferentes. Die Ebstein ist doch nicht die erste Durchgepeitschte, die er dem hiesigen Premiumpublikum zumutet. Hat er nicht schon weiland Nina Hagen in unsere wunderbare Stadt geholt, die nur deshalb nicht dauerhaft in der geschlossenen Psychiatrie sitzt, weil sie jede Nacht von UFOs herausgeholt wird. Hat nicht diese Person, die zum letzten Mal kurz nach dem Krieg cool war (Im Bahnhof Zoo am Damenklo) unsere schöne Studienkirche mit ihrem Weltverschwörungs-Esoterik-Mist schänden dürfen? In wessen Auftrag? Baumgardt heißt der Mann! Der Punk von Freibier würde sich im Grab umdrehen, wenn er denn schon drin läge.

"Ein rechter Scheißdreck wars, altmodisch bis provinziell wars, des wars. (...) Die war nicht herausragend, noch nicht einmal indisponiert, sondern einfach nur hundsmiserabel schlecht. Also milde ausgedrückt. (...) Viel schlimmer ist, dass wir in Passau ein Publikum hab'n, das hint' und vorn von nix was versteht und sogar jeden Reinfall zu einem einmaligen Erlebnis hochjubelt." (Zitat und zwar ein wunderbares). Leider liest man sowas niemals in der örtlichen Presse. Da liest man dann, dass der Kohl nicht in der Rede vorgekommen ist. Ja, leck mich doch am Arsch.

Immer wenn Du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her. Der Spruch gilt leider in Passau nicht. Hier heißt es: Immer wenn Du denkst, das war jetzt schon der Hammer, kommen von schräg hinten die Pierach und der Rammer. Man muss ihnen ja zumindest soviel minimale Selbstironie zugestehen, dass sie immerhin das von uns vor Jahren schon aufgegriffene Sujet thematisieren, einen PNP-Pranger für Fronleichnams-Verweigerer zu betreiben. Das Schlimme ist nur, dass sie die Perversion ihrer Katholen-Gesinnungsdiktatur nicht begreifen, sondern süffisant Zuschriften geouteter und damit verängstigter Stadtpolitiker veröffentlichen, die sich für ihr Fernbleiben rechtfertigen. Man mag es nicht glauben, aber es gibt auch im Jahre 2015 noch Refugien der Inquisition. Wir leben in einem derselben.

Um beim Thema zu bleiben: Ich bin in dieser Stadt aufgewachsen und mitten in der Altstadt aufs Gymnasium gegangen. Das war prinzipiell nicht das Schlechteste, allerdings waren die ärmsten Schweine, die ich kannte, die Seminaristen aus St. Max, die frühmorgens schon Gottesdienst hatten und dann nachmittags psychisch und physisch gequält wurden. Die größten Sadisten, die ich kannte, waren grundsätzlich Religionslehrer. Einer davon ist jetzt Stadtpfarrer in Altötting. Weitere Personen- und auch konkrete Sadismus-Beispiele können bei Interesse gerne gennant werden – bei Bedarf auch an Eides statt. Aber das ist das alte Odenwald- oder Domspatzen-Thema: Erst wenn von tausend Opfern einmal einer das Maul aufmacht, passiert vielleicht ein bisschen was. Bei uns – und auch sonstwo – werden aus den Opfern die Täter, in den Schulen wird weiterhin gebetet und die Fronleichnams-Karawane zieht weiter.

Aber mit Religion kann man in diesem Land nach wie vor alles durchsetzen. In einem Land, in dem man sich in Mainstreaming-Deppen-Kreisen darüber Gedanken macht, ob es nicht diskriminierend ist, Menschen als Frau oder Herr anzusprechen, darf man kleine Kinder lebensgefährdend am Genital verstümmeln, archaisch Tiere schlachten und seine sklavisch gehaltenen Weiber in schwarzen Säcken durch die Stadt führen. Das alles wird natürlich geduldet bis unterstützt von dauerlächelnden Ideologen wie Bischof Oster, die ansonsten fürchten müssten, die Aufklärung würde sich auch am Kreuz im Klassenzimmer stören. Gibst Du mir, geb ich Dir. Und der Staat ist auch dabei: Halt Du sie dumm, ich halt sie arm.

Die Themen waren heute zu ernst, um sie mit trivialem Quatsch wie Kommunalpolitik aufzuweichen. Aber wie kann es eigentlich sein, dass von Stadtseite der Begriff einer "MARKETINGOFFENSIVE" ins Spiel gebracht wird, ohne dass von Presse- und Oppositionvertretern ein Aufschrei erfolgt? Bevor der Steiner hier aktiv war (und das ist ja gar nicht schlecht so), gab es ausschließlich den Dittlmann, der immer und immer wieder darauf hingewiesen hat, dass es da eines großen Koordinators bedarf. Das Konzept mit der Unterstrich_Drei_fl_üss_e_Stadt ist, gelinde gesagt, peinlich bis lächerlich und ansonsten kennen wir seit Jahren nur große Sprüche und keine durchgängige Strategie. Der Tourismus ist da, aber der kommt von selbst und den Tourismus, den wir bräuchten, kriegen wir nicht, weil keiner von den Zuständigen weiß, was er tut. Nein, es ist ihnen wahrscheinlich egal, weil die Besucherzahlen ja gut aussehen. Aber was bringen der Stadt 300.000 Touristen, die 300.000-mal aufs öffentliche Klo gehen und ansonsten 100.000 halbe Liter Wasser kaufen? Ja, stimmt: eine gute Presse. Aber die kriegt sogar der Mangold, wenn er statt Tempo 70 Tempo 60 fordert – für fünf Häuser.

Ich wünsche allseits einen schönen Abend und behalte mir konkretere Beispiele und spezielle Outings vor. Klerus, hab Acht!

DIE INTELLEKTUELLE INSTANZ IN PASSAU

Der Präsident



8 Kommentare:

PNP-Leser hat gesagt…

Herr Präsident, ich nehme Sie beim Wort und fordere mehr Details.

wahlinfo-passau hat gesagt…

Die kommen irgendwann, lieber PNP-Leser. Aber da muss man ein großes Fass aufmachen. Und dann wirds ungut.

Anonym hat gesagt…

Für das Passauer Publikum wäre es angemessen, wenn einfach Stefan Rammer eine Eröffnungsrede zu den EW verfasste, die vom jeweiligen Ehrengast dann nur noch vorgelesen werden muss. In England funktioniert das mit der Queen ja auch so. Der größere Skandal ist ohnehin: Nicht erwähnt wurde Franz Josef Strauß, der dereinst als Geist über den Berliner Mauerspechten schwebte. Zumindest haben ihn alle CSU-Mitglieder dereinst gesehen.

Anonym hat gesagt…

Diese Frau Ebstein hat auch in ihren zahllosen Liedern Helmut Kohl offenbar nie auch nur am Rande erwähnt. Wäre es nicht Aufgabe einer verantwortungsbewussten Intendantur gewesen, dazu vor einer Einladung Recherchen anzustellen?

Anonym hat gesagt…

Mehr davon! Und häufiger!

Anonym hat gesagt…

Noch immer in Hochform, der Präsident. Respekt!

Anonym hat gesagt…

Eine aggressive Kolumne des Präsidenten, die Lesespaß bereitet. Ich freue mich auf das nächste Mal.

Damit der Präsident nicht wider Erwarten optimistisch auf die Region schaut, verweise ich ihn auf den erschütternden Bericht im Landkreisteil (S. 31) der heutigen PNP: "Egings 2. Bürgermeister verprügelt". Die Redaktion liefert ein Glanzstück dafür, dass es nicht viel braucht, um regionales Führungspersonal wie Deppen dastehen zu lassen. Man muss sie einfach reden lassen.

Da wurde also dieser Bürgermeister bei einem Sonnwendfeuer um 1.30 Uhr in eine Schlägerei mit einem Brüderpaar verwickelt. Warum? Der Bürgermeister wörtlich: "Des san zwoa Verruckte! Na, des derf ich ned sogn, sonst hauns mi wieder." War etwa Alkohol im Spiel? Der Bürgermeister: "Ich habe auch blasen müssen. Aber da war nichts. Ich war ja schon seit 19 Uhr auf dem Fest und hatte in der ganzen Zeit nur vier Bier und zwei Radler getrunken."

Kleiner Tipp: Die AA treffen sich am Steinweg 5 jeden Dienstag um 19.00 Uhr.

Anonym hat gesagt…

"LiLaLutsche – ich rutsche auf der Rutsche" - ich dachte zunächst, das sei Ausdruck der überbordenden Phantasie des Präsidenten. Aber nein: knallharte Recherche. Als Ergebnis bleibt: Frau Ebstein war die ideale Festrednerin für die Europäischen Wochen.