Donnerstag, 12. Juni 2014

Hey PNP!

Jetzt haben wir Euch ziemlich lang ungeschoren gelassen, aber es geht nicht mehr. Es war noch nie so richtig erträglich, Euer Blatt zu lesen; im Moment ist es für einen normalen Menschen (sic!) unerträglich.

Nein, ich meine nicht den Danninger. Der ist mir richtig ans Herz gewachsen. Ich möchte es fast als gutes Omen werten, dass er mir an einem durchaus bemerkenswerten Tag meines Lebens über den Weg gelaufen ist und justament zum Jahrestag, also auf den Tag genau ein Jahr später und dann noch in derselben Straße, wieder meinen Weg kreuzt. Da darf der ruhig den früheren Wirtschaftsminister Horst Rösler nennen. Unterstellen wir mal zu seinen Gunsten, dass PNP-Redakteure dermaßen gehirngewaschen sind, dass für sie jeder Spitzenpolitiker Horst heißen muss. Da kann der gar nichts dafür, mein Freund Danninger. 

Unerträglich ist etwas ganz anderes. Und ich muss vorweg schicken, dass meine folgende Kritik nur ganz am Rande damit zu tun hat, dass es mir schwer nachvollziehbar ist, warum Menschen an Horoskope, Kobolde, Geister oder Götter glauben. Ich kenne auch religiöse Menschen, denen der Popstar-Hype um den neuen Bischof ein wenig auf die Nerven geht. Aber zur Sache.

Warum gibt es im Passauer Lokalteil der PNP einen Artikel, der sich in 761 Wörtern, bzw. 4770 Zeichen (ohne Überschrift) mit der Pfingstpredigt des Bischofs beschäftigt? Und das nahezu ausschließlich unkommentiert in Zitaten? Ich versteige mich jetzt einmal zu der unbewiesenen Aussage, dass es in der PNP in den letzten 20 Jahren keinen Artikel gab, der eine solche Menge an wörtlicher Zitation beinhaltet hat. Das ist das Eine.

Das Andere ist, dass der Artikel gottseidank (sic! sic!) einen wesentlichen Beitrag zum Beweis leistet, dass der Kaiser nackt ist und das Passauer Kirchenvolk an einer hochproblematischen Massenhalluzination leidet. Abgesehen davon, dass es für einen Christenmenschen ohnehin nicht ganz koscher (sic! sic! sic!) ist, einen Derzeit-noch-nicht-Heiliggesprochenen und Derzeit-noch-nicht-als-Christus-Identifizierten erotoman zu vergöttern, bestehen nämlich die Zitate allesamt aus nichtssagenden Platitüden, für die man schon sehr religiös, esoterisch oder sonstwas sein muss, um sie mit Begeisterung zu deuten.

Beispiel gefällig? "Wir Christen sind die, die inmitten einer Welt, die in den immer gleichen Bahnen zu verlaufen scheint - mit all dem Guten und Schlechten, was es in ihr gibt – mitten darin, sind wir diejenigen, die schon heute einen Zugang in ihrem Herzen haben zum Himmel. Wir sind die, die den Geist Gottes in sich tragen, der ihnen schon eingehaucht ist." Pardon, aber abgesehen davon, dass das kryptisches Geschwurbel ist – was haben eigentlich die Nicht-Christen in ihrem Herzen? Einen Zugang zur Hölle? Oder hoffen wir mal gutmeinend: einen Zugang zum Irdischen und zum realen Leben?

Auch schön, wie er sich selbst zum Erlöser macht. Mit folgenden Worten beschreibt er seine Installation zum Bischof: "Auf einmal waren irgendwie alle geeint – Christinnen und Christen aus allen Lagern – offen für das, was sich da ereignet. An diesem Tag hat sich wohl kaum einer, der dabei war, geschämt der katholischen Kirche anzugehören, wo es doch andererseits auch immer wieder mal Gründe gibt, sich dafür zu schämen." Habemus Episcopum (Akkusativ, also -um, gell Hubsi) Stefanum – ab sofort wird alles gut und keiner muss sich mehr schämen. Hybris? Nie! Ist doch so ein Netter, der Stefan.

Man darf sich das auch alles ganz superschön reden und es ist ja auch – abgesehen von dieser Massenhysterie – gar nicht so schlimm. Immerhin gibt es selbst in Passau eine Mehrheit, die die ganze Holy-Show nur dann (und dann verärgert) interessiert, wenn Pfingsten am Domplatz der Verkehr zusammenbricht, weil diese Katholen kreuz und quer parken dürfen, wie sie wollen.

Schlimm ist, dass sich die PNP gänzlich unkritisch und vollkommen einseitig zum Kirchenblatt der katholischen Kirche macht. Das ist zwar nichts neues, aber in diesen absurden Dimensionen doch bemerkenswert. Schön daran ist nur, dass es mittlerweile nicht nur mir, sondern auch der oben erwähnten und von der PNP seit jeher geleugneten Mehrheit tierisch auf die Nerven geht. 

Übrigens – lieber Stefan (sic!) Rammer! Ich bin an Fronleichnam leider verreist. Könnten Sie bitte wieder Ihre Inquisitionsliste veröffentlichen, wer von der Stadtprominenz nicht beim Umzug dabei war. Auf dass sich der Zugang zur Hölle in ihrem Herzen weite. 

Helau und Urbi et Clero!

Der einzige Passauer Popstar aka Präsident





10 Kommentare:

Endlich hat gesagt…

Endlich sagt es einer. Danke!

Anonym hat gesagt…

Ich sehe das alles ziemlich ähnlich. Es ist absolut lächerlich und peinlich (außerdem, wie der Präsident sehr schön ausführt, ziemlich unchristlich), was sich da für ein Personenkult entwickelt.

Trotzdem ein Einspruch: Ich halte diesen Bischof für sehr gut für Passau.

wahlinfo-passau hat gesagt…

Ich habe niemals geschrieben, dass ich diesen Bischof "für schlecht für Passau" halte.

Ich kann es nur – wie alle anderen – nicht beurteilen, weil er ja erst anfängt.

Abgesehen davon finde ich natürlich, dass es für die Stadt Passau ziemlich egal ist, wie der Bischof so ist.

Anonym hat gesagt…

Können Sie Ihren Kirchenhass nicht weniger aggressiv verarbeiten? Muss man denn immer alles Gute in den Dreck ziehen?

wahlinfo-passau hat gesagt…

Hab ich?

Bischof hat gesagt…

Wo werden sich jetzt der Danninger und der Präsi getroffen haben?
Bei der jährlichen Therapie in Mainkofen? Oder beim Beichten im Dom? Oder im Bienenkorb?

Säkularer hat gesagt…

Ich kann keinen Kirchenhass im Posting erkennen. Ich erkenne jedoch eine schwer fundamentalistische und fanatische sonstige Berichterstattung zum Thema.

Mehrheit hat gesagt…

Mehrheit, aha. In Passau sind 88 % katholisch.

wahlinfo-passau hat gesagt…

Machen Sie sich nicht lächerlich. In der Stadt Passau sind es erstens weniger und zweitens ist mehr als die Hälfte von denen einfach (noch) nicht ausgetreten. Die haben zwar ihr Parteibuch noch, interessieren sich aber für den Zirkus ganz und gar nicht.

Anonym hat gesagt…

1. Auf dem Papier (und wohl nur da) gibt es in Passau rund 70% Mitglieder der katholischen Kirche.
2. Die Mitgliedschaft dürfte sich bei den meisten davon auf eine rein passive sprich "fördernde" Mitgliedschaft beschränken.
3. Dass sich bei all jenen, die von den letzten Ortsverbandsvorsitzenden des Vereins in die Passivität haben treiben lassen, nunmehr ein gewisses Interesse am neuen OV-Vorsitzenden einstellt, ist in gleichem Maße verständlich wie übertrieben.
4. Mir würde, wäre ich der neue Bischof, angst und bang ob des Ausmaßes der Erwartungen, die an mich gestellt werden, zumal sich die Länge der Leine, an der ich von oben her geführt würde, wohl kaum relevant verändert.
5. Stimmt es eigentlich, dass es in der Bischöflichen Kantine nur noch Wildgerichte, Sauerbraten, Bratheringe und eingelegte Gurken gibt, um den Berg an Vorschusslorbeeren, die jüngst über das neue Diözesanoberhaupt ausgekippt wurden, wegzukochen?