Montag, 6. Oktober 2025

Aktuelle Kolumne aus dem Bürgerblick September 2025

 Die Tat ist Unheil, das man tut                                            

 

„Unsinn“ hat er gesagt. „In den kommenden Monaten werden wieder der Strand und anderer Unsinn kommen. Jeder Stadtrat braucht seine Themen und muss seine Freundeskreise bedienen, das ist mir alles klar“, hat er gesagt, der Austrags-Jürgen. Fies ist er schon. Jetzt hatten der KandiTAT und seine Freunde diese freshe Idee mit der Holz-Liegefläche an der Ilzmündung und dann sprechen sich nicht nur sämtliche zuständigen Behörden dagegen aus, sondern der OB empfiehlt gönnerhaft, in seiner unnachahmlichen Art, den Antrag einfach zurückzuziehen, was dann auch kleinlaut geschehen ist. Klappe zu, Affe tot.

 

Das mit dem KandiTAT oben ist übrigens kein Schreibfehler, jedenfalls nicht von mir. So hat sich Dickl in den Sozialen Medien selbst bezeichnet: Oberbürgermeister Kanditat 2026. Wobei wir auch ihm unterstellen wollen, dass es kein Schreibfehler war, sondern ein ausgeklügeltes Wortspiel. Ein Mann der Tat als Kanditat vielleicht? Oder Selbstironie? Der Kanditat ein Attentat? Zu Dickl würde auch ein Zitat aus Goethes Faust gut passen: „Die Tat ist Unheil, das man tut.“ Aber lassen wir das. Immerhin prescht er strotzend vor Kraft bereits ein halbes Jahr vor der Wahl in den Wahlkampf. Ich wünsche ihm von Herzen, dass er die ganzen schönen Anträge, die ihm und seiner Denkfabrik einfallen, nicht alle wieder zurückziehen muss. Wäre schade.

 

Bei den Grünen hingegen weiß man (also „man“ inklusive der Grünen selbst) nicht immer genau, ob es sich bei niedergeschriebenen Themensammlungen um Anträge oder vielleicht um Fragen, Wünsche, Ideen, Manifeste, Wortspielereien (sic!) oder nur Poesie handelt. Und der OB, diese fiese Type, liest das im Ausschuss einfach so vor, was Stefanie Auer wiederum „befremdlich“ findet. Ob das mit dem Wortspiel bei Frau Auer eigentlich auch klappt? Oberbürgermeisterin Kanditatin 2026? Eine Frau der Tatin? Es wäre auf jeden Fall wieder einmal schön gegendert. Kleiner Witz am Rande: Stéphanie Tatin ist der Legende nach die Erfinderin der Tarte Tatin, eines französischen Apfelkuchens. Aber Schluss mit albern.

 

Und sonst so? Ist Dickl als Einziger im Wahlkampfmodus oder tut sich bei den anderen auch schon was? Was plant eigentlich Agent Orange? Außer dass er Radfahrer vor Autos und gleichzeitig Wälder vor Radfahrern schützen will, passiert für seine Verhältnisse erstaunlich wenig. Kein Volksentscheid, kein Bürgerentscheid, nichts. Nicht nur bei den Orangen warten wir sehnsüchtig auf einen OB-Kandidaten. Beim letzten Mal hatten wir mehr als genug, aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass es nicht weniger werden. Wobei – 2020 gab es sogar eine FDP-Kandidatin. Bringen die diesmal überhaupt eine Liste zusammen? 

 

Die Linken haben schon eine Kandidatin, und zwar „die vermutlich jüngste OB-Kandidatin in der Geschichte Passaus.“ (Selbstbeschreibung) Die Person (sic!) heißt Nika Kolitz und bringt eine „einzigartige Perspektive“ mit. Die einzigartige Perspektive besteht darin, dass sie „jung und politisch erfahren“ ist und in „Passau schon einiges bewegt hat.“ Sie ist nämlich „queer und hat den ersten CSD Passaus mitorgansiert.“ Donnerlittchen! Außerdem ist sie „Mieterin und weiß, wie es ist, wenn die Miete erhöht wird oder es Ärger mit dem Vermieter gibt.“ Das ist mal eine innovative und einzigartige Perspektive: Klassenkampf im Kommunalwahlkampf. Da fehlt als Thema nur noch Queers for Palestine und dann findet sich Nika in der Stichwahl wieder. 

Ich habe mich früher sehr gerne mit Namens-Anagrammen beschäftigt und möchte das als Wahl-Orakel wieder einmal tun. Vielleicht bringen die Anagramme der besprochenen Kandidaten-Namen zumindest etwas Fantasie in die Bewertung der Personen mit ein – natürlich nur auf meinem primitiven Humor-Niveau. Starten wir mit Stefanie Auers Anagramm: „Asia Fee turne.“ Nett, oder? Da muss man sich nicht beschweren. Bei Dickl wird es – und ich kann doch wirklich nichts dafür – schon härter: „Rind im Lack.“ Schließen wir mit Nika Kolitz: „Kilt Nazi ok.“ Ja, da fehlt ein „L“.




Aktuelle Kolumne aus dem Bürgerblick September 2025

Nashorn gegen Büffel                                                                          

 

Wenn man über sein Laptop blickend auf den Indischen Ozean schaut, fällt es einem ziemlich schwer, sich gedanklich mit solch Trivialitäten wie der Passauer Kommunalpolitik zu beschäftigen. Bei der zehntägigen Safari vor Ankunft an der Küste südlich von Mombasa sind mir beim Betrachten der Big Five aber tatsächlich mehrfach die Passauer Big Four in den Sinn gekommen. Welches Vieh jetzt zu wem passt, überlasse ich für ein paar Sekunden der Fantasie der Leser, wobei die Erika natürlich klar als Löwin gesetzt ist. Leoparden haben wir in Passau eher nicht, dann bleiben noch die drei großen Burschen übrig. Der Größte tritt nicht mehr an, haben wir noch Nashorn und Büffel.

 

Ich hatte großspurig in der letzten Ausgabe angekündigt, diesmal zu verraten, wer 2026 Oberbürgermeister von Passau wird. Aber so einfach, wie erwartet, ist das nicht. Ich habe es tatsächlich bis zum Schluss nicht geglaubt, dass der Oberjürgen (Wie heißt der eigentlich ab nächstem Jahr? Opajürgen?) nicht mehr antritt. Dann ist es aber doch eindeutig, werden viele jetzt denken. Nashorn schlägt Büffel, klare Sache. Aber es ist gar nicht so einfach. Der Büffel strotzt vor Selbstvertrauen und wie wir Ethologen wissen, schlägt Imponiergehabe oftmals Stärke. Der krasseste Move (um in der Terminologie des Büffels zu bleiben) war die Zielvorgabe für das Ergebnis der CSU bei der Stadtratswahl 2026: 14 plus. 

 

Das ist bei realistischer Betrachtung natürlich völlig abgehoben oder vielleicht eher Pfeifen im Wald, aber warum nicht? Self-fulfilling prophecy – wie wir Sozialpsychologen wissen – funktioniert schon gerne mal, auch oder vor allem in der Politik. Das wäre jetzt der normale Erklärungsversuch. Allerdings ist beim Probanden Armin D. auch nicht ausgeschlossen, dass er das wirklich glaubt. Also das mit den 14 plus. Dass er glaubt, dass er Oberbürgermeister wird, steht ja außer Frage. Er findet dem Vernehmen nach auch seine Listenbesetzung top, wenn nicht sogar fresh oder next level. 

 

Auffällig ist zunächst einmal der Platz 5 für einen Johannes Asenbauer, dessen Hauptqualifikation die Mitgliedschaft in allen Heininger Vereinen zu sein scheint. Dass das für ein passables Ergebnis reichen kann, ist zwar furchtbar, aber erfahrungsgemäß möglich. Lustig sind die Personalien Basil Coleman und Carola Jungwirth. Bei Ersterem fehlt mir tatsächlich die Vorstellungskraft, ob den wer und wer dann genau den wählt, während Zweitere in den letzten Jahren medial eher suboptimal aufgefallen ist. Richtig spannend sind selbstredend Tausch und Dittlmann, weil die beiden – sollten es dann doch nicht ganz 14 Sitze werden – durchaus das Zeug haben, ein paar vordere Plätze zu verdrängen. Wen genau verrate ich nicht, weiß aber ohnehin jeder.

 

Ein echter Coup auf der Liste ist Christian Bernreiter. Ihn persönlich kennt zwar keiner, aber seinen Namen. Nachdem bei uns ja jeder wählen darf, auch wenn er siebenmal durch die Führerscheinprüfung gefallen ist, ist nicht ausgeschlossen, dass in diesem Fall eine Verwechslung zu einem guten Ergebnis führt. Kleiner Tipp für die SPD: Vielleicht findet Ihr jemanden, der Willy Brandt oder Helmut Schmidt heißt, für die Liste. Die selbstironische Note ist dann noch Platz 44 mit Klaus Fiedler, der damit wohl das erste Mal in seinem Leben die Chance hat, nicht nach hinten, sondern nach vorne gewählt zu werden. 

Zurück zur OB-Wahl. Im Moment sieht alles nach einem Duell Nashorn gegen Büffel, Rother gegen Dickl, aus. Die Sozis haben jetzt natürlich den enormen Vorteil, nicht dämlicherweise viel zu früh eine Liste präsentiert zu haben und den könnten sie durchaus nutzen. Wie wir Politologen wissen, spielt eine wohltemperierte Liste sicherlich eine Rolle für den Erfolg des Spitzenkandidaten. Nachdem aber Coleman und Jungwirth nun schon bei der CSU antreten, gibt es kaum mehr in Frage kommende High Performer. Von Professoren und Kulturschaffenden würde ich allerdings abraten. Cave Oberreuter-Experiment!

 

Wo ist eigentlich dieser Putzke?