Dienstag, 31. Dezember 2024

Die Mauer muss weg (Teil 2)

Teil 1 der Geschichte lesen Sie bitte zunächst unter diesem Beitrag.


OB: Micky Maus, Minnie Maus und Donald Duck. Sehr gut. Die sind ja leicht zu identifizieren. Da müss ma jetzt bloß die Straße nach Entenhausen sperren und dann hammas.

Dittlmann: Es schaut eher so aus, als hätten sie Masken getragen. Sie haben sich auch relativ hatscherd bewegt, scheinen also nicht mehr die Jüngsten zu sein.

OB: Ich habe einen ganz eindeutigen und schrecklichen...

Dickl (mit Spitzhacke über der Schulter): Servus. Gottseidank hob is no rechtzeitig gschafft. Jetzt bin i do, jetzt kemma ofanga.

OB: Wieso gottseidank, wieso ofanga?

Dickl: Ich habe einen Super-Plan, ich erklärs Euch gleich. Den Heisl, den Meyer und den Koller hab ich auch informiert.

OB: Des war jetzt a Witz, oder? Aber a ganz a schlechter. Weil wenn Du wirklich irgendwen angerufen hast, ohne mich vorher zu fragen, dann passiert gleich...

Heisl (laut): Servus beinand, jetzt kommt die Kavallerie. Jetzt kemma dann ofanga. I hob extra mein Wellness-Urlaub unterbrocha, hob aber oiwei no a ganz a zarte Haut.

Meyer (leise): Griaß Eich.

OB: Wer fängt hier was an? Wenn hier wer was anfängt, dann bin ich das.

Heisl: Meyer, erklärs eam.

Meyer (leise): Mhhh, na, i mog ned. I mog oiwei ned redn vor de Stodleid.

Dickl: Geh, Stefan. Du bist doch in Minga. Da gibts noch viel mehr Stodleid.

Meyer (laut): Spinnst? Do geh i doch ned nei in d'Stod.

OB: So, hier fängt jetzt keiner was an oder macht irgendwas ohne mein Kommando. 

Rother (leise): Wenn die jetzt alle da sind, müssten wir fast noch den Schätzl anrufen.

OB: Wen?

Rother: Den Schätzl.

OB: Kenn ich nicht.

Rother: Der immer dasteht wie die Merkel.

OB: Aha, interessant. Wir rufen jetzt gar niemand mehr an. Wir besprechen jetzt...

Putzke: Guten Abend zusammen. Grüß Gott, Herr Oberbürgermeister. Vom kleinen Missgeschick des Kollegen Dittlmann haben Sie ja sicherlich schon gehört. Wie wir das disziplinarisch ahnden, können wir ja zu einem späteren Zeitpunkt besprechen. Auf Strafverfolgung verzichte ich. (Zwinkert Dittlmann zu) Unter Kollegen ist man ja nicht nachtragend, nicht wahr.

OB: Herr Putzke, ich hab jetzt andere Sorgen. Hat Ihnen schon mal irgendwer gesagt, dass Sie manchmal fast ein bisschen nerven?

Meyer: Bissi is guad, hihihihi.

Heisl: Hörts des Streiten auf, Männer. Mir ham wos zum erledigen.

Putzke: Eben. Also in medias res. Wenn Sie erlauben, Herr Oberbürgermeister, würde ich Sie gerne auf den aktuellen Ermittlungsstand bringen, der zu Ihrer aller Überraschung schon ziemlich weit fortgeschritten ist. Etwaige Unschärfen habe ich bereits interpoliert, sodass man von einem Ergebnis nicht mehr...

Dittlmann: Heit no.

OB (atmet tief): Jetzt sagens halt endlich, was Sie wissen. Wenns was wissen.

Putzke (kopfschüttelnd): Das mache ich doch gerade. Auf dem Drohnenvideo sind drei Tatverdächtige erkennbar, die Karnevalsmasken tragen. Abgesehen von den Masken dürfte es sich restphysiognomisch und vom Gang her betrachtet um ältere Personen handeln. Ein biometrisches und anthropologisches Kurzgutachten habe ich, soweit in der Kürze der Zeit möglich, bereits erstellt. In Verbindung mit den von mir gesammelten DNA-Spuren und genommenen Fingerabdrücken dürfte eine baldige Identifizierung der drei Tatverdächtigen mit nahezu hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit in Bälde möglich sein.

Meyer (leise): I mog des überhaupt ned, wenn de Leid oiwei so gscheid daher redn und i nix vastäh. Des is wia in Minga. Do redens a oiwei so gscheid daher und i verstäh nix.

Heisl: Geh zua, Meyer, mi verstähst doch.

Meyer: Ja, di scho.

Heisl: Ham de drei so Micky-Maus-Masken ghabt?

Putzke: Exakt solche, Josef.

Heisl: De hob i gseng. An dene bin i mitm Auto vorbeigfahrn. Weil i ma no denkt hob: Is iatz heit Silvester oder Fasching.

Putzke: Wo hast Du die gesehen? Wo sind sie hin?

Heisl: Do de Straß aufe. Do übern Berg aufe.

Putzke: Welche Straße, Josef?

Heisl: Wos woaß denn i, wia bei Eich do herin de Straßen hoaßen. De Straß zum Haferlfest hintre hoid.

Dittlmann (grinsend): Oh mei.

Heisl: Hob i iatz wos foischs gsogt?

OB: Nein, nein, Heisl, alles prima. Die haben dort sicher ihr Fluchtfahrzeug geparkt und sind über alle Berge. Das wars, die finden wir nicht mehr. Jetzt zur Mauer.

Putzke: Hä? Ich habe doch alles. Die finden wir überall. Mit Verlaub, das ist doch Quatsch, was Sie sagen. Ich halte auch die Möglichkeit mit dem Fluchtfahrzeug für die unwahrscheinlichere. Warum sollten die da oben das Auto parken, wenn sie es direkt am Bschütt abstellen können. Tut mir leid, Herr Oberbürgermeister, aber kriminologisch und kriminaltechnisch können Sie mir das Wasser dann wohl doch nicht reichen.

OB (mit einer Handbewegung zur Seite): Lieber Herr Professor Putzke! Können wir bitte mal unter vier Augen, oder besser, acht Augen sprechen? Rother, Dittlmann, Ihr bittschön auch.

Putzke: Ich habe nichts zu verbergen, aber gerne. Wenn es der Wahrheitsfindung dient. 

OB (zu Rother, Dittlmann, Putzke): Hat jetzt von Euch drei keiner einen winzigen Verdacht, um wen es sich bei den Mauerbauern handeln könnte?

Rother (grinsend): Freilich.

Dittlmann: Da brauch ich keinen Juraprofessor dazu. Des waren die....

OB: Psssst! Keine Namen! Und Sie, Herr Putzke?

Putzke: Selbstverständlich habe ich einen Verdacht. Aber ich bin kein Freund von Vorverurteilungen. Im Moment wissen wir nur, dass es sich um Micky Maus, Minnie Maus und Donald Duck handelt, beziehungsweise um Personen, die sich als Micky Maus, Minnie Maus und Donald Duck verkleidet haben. Und wenn Sie mich endlich meine Arbeit weitermachen ließen, würde ich Ihnen noch heute die Täter präsentieren. 

Dickl: Also ich bitte schon vielmals um Entschuldigung, aber ich gehöre doch wohl eher in den engeren Krisenstab als diese fraktionslose Person hier.

OB (genervt): Wos gibts denn, Achim?

Dickl: Armin, Jürgen, Armin.

OB: Ok, Armin, hast Du denn auch irgendeinen Verdacht, wer das gewesen sein könnte?

Dickl: Ja, freilich. Deshalb versteh ich wirklich nicht, warum Ihr hier bloß rumstehts und nix machts.

Dittlmann: Was wäre denn dann Deine Theorie, Armin?

Dickl: Sagts amoi, habts Ihr noch nie "Stirb langsam: Jetzt erst recht" angschaut? Des is a Ablenkungsmanöver. Wir stehen da vor dieser depperten Mauer und in der Zeit räumen die Terroristen die Schließfächer von der Sparkass aus. 

Rother: Die Terroristen?

Dickl: Oder die Remmos. Is doch wurscht, wer.

OB (Dickl auf die Schulter klopfend): Respekt, Armin. Da samma mir jetzt wirklich nicht draufgekommen, Respekt!

Dickl (strahlend): Moanst des jetzt ernst, Jürgen?

OB: Mein vollster Ernst, Armin.

Dittlmann und Rother (hastig nickend): Wow!

Putzke: Chapeau, Armin!

Dickl: Für Sie, Herr Dickl, gell! Den Armin verbitte ich mir.

OB: Also, Herr Dickl, Schmarrn, lieber Armin. Ich würde vorschlagen, Du schnappst Dir jetzt den Heisl und den Meyer und Ihr fahrts sofort zur Sparkasse. Und nehmts die Reservisten auch gleich mit. 

Dickl: Ok, Jürgen, vielleicht können wir noch was retten.

OB: Genau. Aber kein Risiko eingehen! Ich brauch Dich noch, Armin.

Dickl: Safe, Jürgen. Ich ruf dann gleich an.

OB: Da ist dann wahrscheinlich mein Akku leer, aber probiers einfach.

Dickl (sich wegdrehend): Auf gehts, Männer. Mir nach!

Dittlmann: Den samma los.

Rother: Du bist manchmal wirklich gschert, Jürgen.

OB (lächelnd): Wieso? Ich hab selber ein Schließfach in der Sparkasse.

Putzke: Der war nicht schlecht, Herr Oberbürgermeister. Wir haben jetzt genug Zeit vergeudet. Ich würde vorschlagen, ich gehe jetzt mit meiner Drohne in die Ilzstadt und spüre die Täter auf. 

OB: Sie haben mich immer noch nicht verstanden, Herr Putzke. Wir brauchen diese Täter nicht, wir wollen diese Täter nicht und es gibt diese Täter nicht.

Putzke: Jetzt fangen Sie an, mich zu nerven. Lassen Sie mich jetzt einfach diesen Fall aufklären.

Rother: Also ganz hab ich es jetzt auch nicht verstanden, Jürgen.

Dittlmann: Ich habe eine vage Ahnung.

OB: Schauts her. Wir wissen alle, wer das war. Und die drei wissen wahrscheinlich, dass wir das wissen. Die wollen doch erwischt werden. Und dann kriegen sie wieder eine große Bühne in der Zeitung und dürfen wirr fabulieren und dahingranteln. Wollen wir das?

Dittlmann: Aber man kann auch nicht einfach einen Tunnel zumauern.

Rother: Und dann einfach davon kommen.

Putzke: So gehts nicht, Herr Dupper. Sie überschätzen mal wieder Ihre Entscheidungskompetenzen. Das muss strafrechtlich verfolgt werden. Wo sind wir denn?

OB: Aha. So so. Glaubt irgendwer von Euch, dass einer von den dreien schuldfähig oder gar haftfähig ist? Genau. Null. Und den Abriss von der Mauer zahlen die von einer Woche Beamtenpension. Also...

Man hört ein lautes Motorengeräusch aus dem Tunnel. Scheinwerferlicht lässt den Tunnel noch heller erleuchten. Knatternd scheint im Leerlauf ein Gaspedal mehrfach durchgetreten zu werden. Dreimal langes Hupen und dann eine laute Stimme: "Obacht! Gehts auf d'Seiten!" Dauerhupen und fünf Sekunden später durchbricht ein Traktor mit großem Frontlader die Mauer.

Koller Hansi (grinsend am Fahrersitz): Hasta la vista, Baby.

Die Erika (hinter Koller auf dem Traktor stehend): Juuuhu, Überraschung. Der Hansi hat mich noch die letzten Meter mitgenommen.

OB (hält sich die Augen zu und dreht sich dann um Richtung Altstadt): Ja, schlechtes Timing aber auch. Jetzt war ich leider nicht mehr da und hab den Koller auf dem Bulldog gar nicht mehr gesehen. (Zu Rother) Geh zua, mia schleichan uns. 

Rother (bereits auf der Hängebrücke): Du Jürgen, jetzt muass i Dir amoi...

OB: ... sagen, dass Du heit scho wieder so vui glernt hast von mir.

Rother: Ja, meinetwegen, des a. Aber Du hast gsogt, im nächsten Jahr red ma amoi wegen der andern Gschicht. Und jetzt is des nächste Jahr.

OB: Wart amoi, mein Handy klingelt. Der Dickl. Armin? Was? Von außen noch nichts zu sehen? Ah so, die haben wahrscheinlich einen Tunnel gegraben und Ihr brauchts Verstärkung, weil die ziemlich sicher unterirdisch agieren. Ok. Moment. Du, Andi, ein gutes Neues Jahr! Ich muss zur Sparkasse. Die andere Gschicht besprechen wir demnächst. Armin? Bin gleich da. (Zu Rother) Servus, Andi, schönen Gruß dahoam! I muass.



Montag, 30. Dezember 2024

Die Mauer muss weg (Teil 1)

31. Dezember 2024, 23 Uhr 37. Der Passauer Oberbürgermeister sitzt im Halbdunkel auf einem Stuhl und starrt auf sein Festnetz- und das daneben liegende Mobiltelefon. Er trägt schwarze Lederschuhe, sein Mantel hängt über der Stuhllehne. Hut, Schal und Handschuhe liegen ebenfalls auf dem Telefontischchen.

OB (murmelnd): Komisch, nur noch 20 Minuten bis Mitternacht und kein Anruf. Komisch is des.

Dem OB seine Frau (aus dem Hintergrund): Geh, Jürgen, jetzt wenn Du schon nicht feiern magst und kein Feuerwerk sehen magst, dann gemma halt lieber ins Bett. 

OB: Dem Dittlmann wird doch nix passiert sein!?

Dem OB seine Frau: Du magst ihn doch eh nicht.

OB: Ich mag die alle nicht, aber darum gehts nicht. 

Dem OB seine Frau: Geh zu, Du magst doch nicht alle nicht.

OB: Nein, manche mag ich noch weniger. 

Dem OB seine Frau: So ein Schmarrn, irgendeinen wirst doch mögen.

OB: Nein, sie sind alle so dumm und ich bin ihr Chef.

Dem OB seine Frau: Dann hör halt auf.

OB: Spinnst? Wer solls denn machen?

Mobiltelefon: Brumm, brumm.

OB: Was ist denn des für eine Nummer?

Mobiltelefon: Brumm, brumm.

Dem OB seine Frau: Na, der Dittlmann wirds halt sein. Geh hin.

OB: Dupper.

Frauenstimme: Äh, hallo, hier ist die Stefanie Auer.

OB: Was?

Auer (deutlich): Auer. Stefanie Auer.

OB: Warum?

Auer: Hä?

OB: Ist was mitm Dittlmann. Ist ihm was passiert, um Gottes Willen?

Auer: Na na, dem selber ist nix passiert, der steht neben mir. Er hat aber keine Hand frei, deshalb soll ich anrufen.

OB: Keine Hand frei? Wird des jetzt wieder a Quiz, oder was? Erwürgt oder erschlägt er wieder grad jemand?

Auer: Na, ned ganz. Er hoit mit da oana Hand an Urban am Ohrwaschl und mit da andern an Holm.

OB: Kenn ich nicht. Wer soll des sein?

Auer: Na, an Mangold und an Putzke hoid.

OB: Noch amal ganz langsam... Der Dittlmann hält den Mangold und den Putzke am Ohrwaschl fest?

Auer: Exakt.

OB (mit freudiger, sich überschlagender Stimme): Hams wos ozündt? Super, perfekt. Aufpassen, Auer, ich sag das jetzt einmal. (Flüsternd) Der Stadtbranddings soll die zwei fliehen lassen und sie dann bei der Verfolgung aus Versehen überfahren. Verstanden?

Auer: Ach, Schmarrn, de ham doch go nix ozündt.

OB (seufzend): Schade.

Auer: Sie sollen den Radlertunnel zugemauert haben. Also teilweise. Also behauptet der Dittlmann. 

OB: Der Mangold und der Putzke haben den Radlertunnel zugemauert?

Auer: Ja, ich glaubs nicht. Aber der Dittlmann behauptets. Soll ich die Polizei rufen?

OB: Null! I brauch koa Polizei. Vorerst...

Auer: Und jetzt?

OB: Des schau ma uns an. Bin gleich da. Und niemanden anrufen! Verstanden?

Auer: Ja, ja.

Als der OB am südlichen Tunneleingang erscheint, trifft er auf folgendes Szenario: Der Tunneleingang ist bis auf eine Höhe von gut zwei Metern zugemauert. Davor stehen ein Betonmischer und eine Schubkarre, daneben liegen ein paar Ziegelsteine und Zementsäcke. Etliche Stadträte tummeln sich kopfschüttelnd und gestikulierend vor der Mauer.

OB (zu Auer): Des gibts doch nicht. Ich hab doch deutlich gesagt: niemanden anrufen! Ist des leicht so schwer, einfach immer das zu machen, was ich sage?

Auer (kühl): Ich habe keinen von denen angerufen. Die sind einer nach dem anderen eingetrudelt und haben alle dasselbe gesagt.

OB: Was?

Auer: Dass sie nur nachschauen wollten, dass nix passiert. Tunnelwache quasi.

Ortner: Also Profis waren des ned. Servus, Jürgen!

Reischl: Na, des waren sicher koane Profis. Servus, OB!

OB (entgeistert): Wos machts denn Ihr do? Miassts Ihr ned ins Bett?

Ortner: Den Tunnel wollt ma bewachen.

Reischl: Genau, den Tunnel bewachen.

OB: Hat ja gut funktioniert.

Reischl: Geh weida, Jürgen, wer hätt denn denkt, dass den wer zuamauert?

Ortner: Genau. Böllern, schießen, sprengen, aber nicht zumauern. Oder Sepp?

Reischl: Genau, Alois.

OB (verschwörerisch): Könnts Ihr mir an ganz an wichtigen Gefallen tun?

Ortner: Eh klar, Jürgen.

Reischl: Freile.

OB: Könnts Ihr Euch vor die Mauer stellen und aufpassen, dass die keiner anlangt? Also sichern quasi... Dass nix passiert...

Ortner: Sowieso, mach ma.

Reischl: Kannst Di auf uns verlassen, Jürgen.

OB: Woaß i doch. Danke, Alois. Danke, Sepp!

Dittlmann: Ham Sie jetzt für mich auch amal Zeit oder wird des hier mehr so a Rentner-Plausch?

OB (blickt über Dittlmanns Kopf nach oben): Was haben Sie da über Ihrem Kopf?

Dittlmann (schaut hoch): Mei oh mei. Des is die Drohne vom Putzke.

OB: Die Drohne vom Putzke?

Dittlmann (nickt): Genau, die Drohne vom Putzke.

OB: Herr Dittlmann, ich verstehe schon wieder kein einziges Wort. Warum haben Sie eine Drohne vom Putzke überm Kopf und wo sind die zwei Verbrecher eigentlich? Ham Sie sie ins Auto eingesperrt? Gefesselt? Das wäre jetzt die einzig akzeptable Antwort.

Dittlmann: Die Drohne ist über meinem Kopf, weil er scheinbar immer noch beleidigt ist. Und nein, ich hab sie nicht eingesperrt. Der Putzke macht Spurensicherung und der Mangold telefoniert mit irgendwem von der PNP.

OB: Spinnts Ihr jetzt alle? Warum laufen die zwei Verbrecher frei rum und mich glotzt diese Drohne an? 

Dittlmann (verlegen): Ich hab überreagiert. Die zwei warens nicht. Die könnens nicht gewesen sein.

OB: Was? Natürlich können sie es gewesen sein. Die zwei können alles gewesen sein. Und wenn nicht – warum ham Sie die dann ewig am Ohrwaschl festgehalten?

Dittlmann: Weil ich halt überreagiert hab. Als ich vorbeigefahren bin, hab ich fast das Steuer verrissen, weil ich die Mauer und zwei verdächtige Gestalten gesehen hab. Die standen direkt am Betonmischer. Dann bin ich aus dem Auto raus...

OB: Mit dem Hackl...

Dittlmann: Ja freilich mit dem Hackl. Also aus dem Auto raus und hin, "Stehen bleiben" geschrien und ihnen die vorläufige Festnahme erklärt. Nachdem der Mangold fliehen wollte und der Putzke mich mit seiner Drohne genervt hat, habe ich sie dann kurzentschlossen am Ohrwaschl gepackt und festgehalten. Ja, und dann ist die Auer gekommen und hat Sie angerufen.

OB: Und warum waren sie es jetzt doch nicht?

Dittlmann: Erstens habe ich bemerkt, dass Kleidung und Hände komplett sauber waren. Zweitens hat mir der Putzke eine zwar völlig irre, aber plausible Geschichte erzählt und diese drittens mit einem Film seiner Drohne belegt. Und viertens hat er gesagt, wenn ich ihn jetzt sofort auslasse, drückt er ein Auge zu und wenn nicht, macht er mir das Leben zur Hölle.

OB: Was für eine...

Ortner: Du, Jürgen, der Putzke weigert sich, die Zweimeter-Sperrzone vor der Mauer zu verlassen und macht dauernd Fotos und schabt irgendwas ab und hat so Klebestreifen und Tüterl. Darf der des?

Reischl: Des derf der ned, oder?

Dittlmann: Doch, darf er. Der macht Spurensicherung.

Ortner: Aber er ist frech geworden.

Reischl: Total frech. 

OB (gequält lächelnd): Was hat er denn gesagt?

Ortner: Dass wir nicht befugt wären, die Mauer vor ihm zu sichern.

Reischl: Und dass mir koa Zwoamedda-Sperrzone errichten derfadn.

Dittlmann: Dann sagts ihm einen schönen Gruß, dass Ihr des alles schon dürfts und dass er aber eine Ausnahmegenehmigung vom OB und vom Stadtbrandrat hat. Und er soll nimmer frech sein. Abtreten!

Reischl: I sog zu dem gar nix. I ignorier den ned amoi.

Ortner: I a ned.

OB: Kein Problem. Aber bitte weiter die Mauer sichern.

Ortner: Ok, Jürgen.

Reischl: Mach ma, eh klar.

OB: Also, Herr Dittlmann, die Geschichte bitte.

Rother: Servus, Griaß Eich! Also der Putzke hat mir grod a völlig irre Gschicht erzählt.

OB: Was für eine Geschichte?

Rother: Na, wer die Mauer baut hod.

OB: Sagens amoi, Herr Stadtbranddings, bin ich jetzt dann der Letzte, ders erfahrt?

Dittlmann: Ich kann nichts dafür, wenn Ihre Rentnergarde dauernd stört. Also... der Putzke ist hier hergekommen, um nach dem Rechten zu sehen. Ziemlich gleichzeitig mit dem Mangold. Und dann stand da eben schon diese Mauer. Und nachdem man nicht rüber schauen konnte, hat Putzke seine Drohne in den Tunnel fliegen lassen. Und auf der anderen Seite der Mauer lagen zwei Leitern. Und dann hat er die Drohne durch den Tunnel geschickt. Und dann...

Mangold: Herr Oberbürgermeister! Ich fordere Sie hiermit vor Zeugen auf, den Stadtbrandrat unverzüglich zu entlassen. Er hat mich körperlich misshandelt und mich der Freiheit beraubt.

OB: Hod wer wos gsogt?

Rother: I hob nix ghört.

Dittlmann: I a ned.

Mangold: So eine ehrverletzende politische Flegelei habe ich in 32 Stadtratsjahren nicht erlebt.

OB: Diese Knallerei ist fürchterlich. Man versteht kein Wort.

Rother: Ferkelei hab ich verstanden.

Dittlmann: Ich auch. Populistische Ferkelei.

OB: Ah so. Nein, Herr Mangold, ich habe jetzt wirklich keine Zeit, über Ihre Bürgerbegehren zu reden. Schreibens mir einen Brief.

Mangold: Das hat ein Nachspiel. Die Presse ist informiert. Ich wünsche Ihnen ausdrücklich kein gutes Neues Jahr.

OB: Schade. Also, Herr Dittlmann. Ich will jetzt diese Geschichte hören.

Dittlmann: Gut. Auf der anderen Seite der Mauer lagen zwei Leitern. Offensichtlich sind die Täter mit der einen hier rauf und mit der anderen drüben runter. Dann hat Putzke seine Drohne durch den Tunnel geschickt. Und tatsächlich – drei Gestalten entfernten sich hastig vom nördlichen Tunnelende Richtung Freyunger Straße. Die Drohne hat die drei sogar erreicht, überholt und gefilmt.

OB: Sehr gut. Jetzt bin ich gespannt. Kann man die Gesichter erkennen?

Rother: Bei dem Licht sicher nicht.

Dittlmann: Doch. Dem Putzke seine Drohne ist selbstverständlich High End.

OB: Mensch, Stadtbranddings, jetzt sagens halt endlich, wers war.

Dittlmann: Es waren Micky Maus, Minnie Maus und Donald Duck.


Fragen über Fragen. Hat Dittlmann berauschende Substanzen konsumiert? Wo bleiben eigentlich die ganzen anderen Bürgermeister? Wo die Hilfs-Abgeordneten? Schaffen es Statler und Waldorf, die Mauer zu sichern? Und natürlich: Wer hat diese Mauer errichtet?




Freitag, 13. Dezember 2024

Aktuelle Kolumne aus dem Bürgerblick Dezember/Januar 2024/2025

Déjà-vu

Jetzt habe ich mir gerade die ersten beiden von mir verfassten Kolumnen (heute schreibt das ja alles die KI) durchgelesen, die genau vor 14 Jahren (also November und Dezember) hier in diesem Blatt erschienen sind, und muss zwei Dinge feststellen. Erstens musste ich ein bisschen weinen, weil doch einige der damaligen Protagonisten mehr oder weniger von der Bildfläche verschwunden sind, was sehr zu bedauern ist. Zweitens aber überkommt mich ein beängstigendes Déjà-vu, weil sich eigentlich nichts geändert hat. Oder anders: Würde ich die handelnden Personen austauschen, könnte ich hier einfach eine 14 Jahre alte Kolumne abdrucken und keiner würde es merken.

Panta rhei, oder wie der Nicht-Altgrieche sagt: cuncta fluunt (alles fließt), trifft in Passau also eher auf die Personalsituation und weniger auf Befindlichkeiten zu. Um diesbezüglich den Beweis zu führen (und weil es natürlich meiner enormen Faulheit entgegenkommt), beschränke ich mich nun in dieser Ausgabe humortechnisch auf 14 Jahre alte Zitate aus dem Winter 2010.

Aber zunächst zur Personalsituation. Nachdem ja jetzt sogar der Reischl Sepp aufgehört hat, bzw. aus bekannten Gründen aufhören durfte und Hildegunde Brummer voraussichtlich erst Anfang nächsten Jahres nachrücken wird, nachdem Holm Putze von Donald Trump zum Sachverständigen der US-Regierung für sämtliche Fachgebiete ernannt wurde, sind eigentlich aus dem Jahr 2010 nur wenige politische Persönlichkeiten übriggeblieben, die einer expliziteren Erwähnung bedürften. Seit Jahrzehnten stark wie ein Baum natürlich der Oberjürgen und der Stadtbranddings, wobei sich bei den beiden schon ein Wettkampf abzeichnet, wer am wenigsten Lust hat. Stark wie eine Bäumin und keinesfalls zu vergessen – eine, die immer Lust hat: die Erika.

Auch nicht vergessen darf man natürlich den dauerbeleidigten und immer noch eine Frage habenden Baumfetischisten Orban Mangold. Der ist gefühlt auch schon immer dabei und wurde einmal sogar versehentlich Bürgermeister, als der Oberjürgen ihn mit irgendjemandem verwechselt hat. Wer mir wirklich fehlt, ist der Fränkie. Der war damals omnipräsent und das zurecht. Wer ist Fränkie, werden sich die jüngeren Leser hier (gibt’s die?) fragen. Kommen wir also zum ersten Zitat aus den ersten 2010-Kolumnen: „Ein schönes Spiegel Online-Zitat zum Notfall-Nichtraucher habe ich noch: ‚Sebastian Frankenberger hätte gerne Bürgerentscheide vor und nach der Planung von Großprojekten, am liebsten wahrscheinlich auch noch zwischendurch.‘"

Damals gab es drei schillernde Persönlichkeiten mit besonders schönen Haaren. Fränkie eben, Flori (damals Star, jetzt Superstar) und einen leicht exaltierten Jura-Professor (nein, nicht der aktuelle), Zitat: „Vielleicht verleihen ja die Haare wirklich übermenschliche Kräfte. Faltmoppel, Fränkie und Flori, die drei Passauer Fön-Frisur-Fantastischen.“ Der Flori kam gleich noch mal vor: „Überdies werden beim ‚Menschen in Europa‘-Event im November 2011 der Papst, Osama Bin Laden und Barack Obama über das Thema ‚Die Diekmanns und ihre Rolle für den Weltfrieden‘ diskutieren, moderiert von Florian Silbereisen.“ Tausche ein paar Namen und der Gag ist taufrisch.

Eine ganz Große der großen Bühne fehlt mir auch sehr. Tschärity-Lady habe ich sie damals genannt. Die war von jeder meiner Kolumnen, in der sie erwähnt wurde, so begeistert, dass sie immer gleich in meinem Büro angerufen hat und mich sprechen wollte. Sie wurde aber nie durchgestellt – für solcherlei Fan-Kult war und bin ich zu bescheiden. Zitat: „Der glamouröse Alltag einer Tschärity-Lady (Pediküre, Maniküre, Schnapsschranktüre)“ Lassen Sie mich mit noch einem Zitat zum anfangs erwähnten Déjà-vu-Erlebnis schließen: „Und last but not least wird sich immer wieder ein Kasper finden, der darüber schreibt, dass ein gelangweilter Golfplatzbetreiber aus dem Landkreis für sich und die 17 Autos von seinen Spezln eine Betontrasse durchs Ilztal pflügen will.“

Schöne Feiertage und ein wunderschönes Jahr 2011, pardon, 2025!