Donnerstag, 20. Juli 2023

Aktuelle Kolumne aus dem Bürgerblick Juli - August 2023

Verunterschätzt

„They misunderestimated me”, sagte George Walker Bush im Jahr 2000 während des Präsidentschaftswahlkampfs zur verwunderten bis amüsierten Zuhörerschaft. Nachdem er dann – weil die Amis wieder einmal Probleme mit dem korrekten Auszählen der Stimmen hatten – tatsächlich Präsident wurde, stellte sich ob seiner nahezu unglaublichen intellektuellen „Fähigkeiten“ schnell heraus, dass man diesen Mann definitiv nicht „verunterschätzen“ konnte. Und so hatte das damals mächtigste Land der Welt auf einmal einen Präsidenten, der die Menschheit immer wieder mit Weisheiten verblüffte wie zum Beispiel: „I think war is a dangerous place.“

Auch Wahlkampf ist ein dangerous place, vor allem wenn man schon schlichtweg damit überfordert ist, eine eigene Meinung zu haben und diese auch noch vernünftig äußern zu können. Aber was schert mich mein Geschwätz von gestern, heute und morgen, solange ich wie George W. Bush den richtigen Papa habe? Der Nachwuchs-Star der CSU im Stimmkreis Passau-Ost wurde jahrelang von seinem Vater, einem PNP-Redakteur, der drolligerweise auch Josef Heisl heißt, journalistisch in Szene gesetzt. Um den Nachwuchsstar im Stimmkreis Passau-West in Szene zu setzen, muss der Vater aber schon ein echtes Schwergewicht sein, nämlich kein Geringerer als Franz Meyer, Hirnschnell, dessen Ernennung zum Staatssekretär und anschließende Wahl zum Landrat seinerzeit für ähnliche Verblüffung sorgte wie die Wahl Bushs zum US-Präsidenten.

Bua: „Babba, i mog ned in Landdog, I woaß ja gar ned, wos I do macha muass. Und sogn dua I fei do gar nix, weil I woaß ja gar ned, wos I do sogn soi.” Babba: „Red koan Schmarrn, Bua. Wos Du do sogn soist, des schreibt Dir wer auf. I hob a nix kenna und a nix gwusst und jetzt bin ich eine Lichtgestalt!“ Bua: „Moanst, dass I a amoi a Lichtgestalt werd?“ Babba: „Ja freilich. Mach und sog einfach immer nur des, wos Dir die Andern aufschreiben.“ Bua: „Und wenn I des ned versteh?“ Babba: „I hobs a ned verstanden und iatz gib a Ruah und geh ins Bierzelt.“

Ob Josef Heisl jun. (Die Alten erinnern sich: Hey, hoe, Heisl Joe) alles versteht, was auf seiner neuen, feschen Homepage steht? Was bedeutet zum Beispiel die sloganartige Wortaneinanderreihung „Weil wir es wert sind. Mehr Wirtschaft, mehr Soziales, mehr Natur“? Wie bitte? Was soll das heißen? Hat sich die Bayerische Staatsregierung bisher zu wenig um Wirtschaft, Soziales und Natur gekümmert und jetzt brauchen wir den Heisl Joe, damit er da mal aufräumt? Was bedeutet „Weil wir es wert sind“? Wenn wir den Heisl wählen, haben wir es auch nicht anders verdient, als dass er unsere Region in München vertritt? Wieso eigentlich bezeichnet sich Josef Heisl als Mann der Wirtschaft? Weil er auf jedem zweiten Facebook-Foto in der Wirtschaft sitzt? Fragen über Fragen – Hauptsache, mehr Lametta!

Nachdem der Waschler auf die Liste gemobbt wurde und der Dittlmann nicht mehr bei der FDP (gibt es da überhaupt einen Kandidaten?) mitmachen wollte, hat Passau mit dem SPD-Abgeordneten Flisek übrigens nur noch einen Direkt-Kandidaten aus der Stadt. Alle anderen kommen aus dem Landkreis und kandidieren mehr oder weniger inkognito. Oder fällt irgendjemandem irgendein Name ein? Doch einer natürlich! Der Wutbürger-Fels in der links-grün-versifften Brandung: Ralf, der Schwarzfahrerschreck, Stadler.

Wenn ich auf dessen Facebook-Seite mit verbundenen Augen irgendein Zitat rauskopiere, kommt dann sowas: „Wir müssen Kinder vor sexuell dessorientierten Minderheiten schützen. Was vor kurzem noch als Erregung öffentlichen Ärgernisses galt, wird jetzt mittels einer aggressiven veganen Bewegung der Grünen hofiert.“ (Rechtschreibfehler und Formulierungsschwächen im Original) Genau, Stadler! Vegane Ernährung macht schwul. Oder trans. Egal – jedenfalls pervers. Ganz ehrlich, Stadler, von der halben Million der von Ihnen beleidigten Menschen beim CSD ist keiner so desorientiert wie die Menschen, die Ralf Stadler wählen. Abtreten!


3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Habe die Ehre - mein schönstes Zitat von Mr President George W. Bush geht so:

„There's an old saying in Tennessee, I know it's in Texas
probably in Tennessee, that says
"Fool me once, shame on
Shame on you"
Fool me, we can't get fooled again“

Herzlichst,
bernie gässl

PS: Ich kaufe als Listenkandidat der FDP Passau-Stadt für den Landtag überall weitgehend unerkannt ein - und kann daran nicht nur schlechtes finden. Ich werde meinen diesbezüglichen „Kleidungsstil“ (Badelatschen, max. Schlabberlook) auch bei wachsender Bekanntheit übrigens nicht ändern!

wahlinfo-passau hat gesagt…

Nur eine Frage zum Verständnis: Ist das die Listenkandidatur für die FDP, die zu einer wachsenden Bekanntheit führen soll?

Anonym hat gesagt…

Na, aber mit Sicherheit nicht! Bin da noch in der Potenzialanalyse (sehr schönes Wort) was mir ein Mehr an Bekanntheit einbringen könnte. Dass man es in Passau als politisch denkender Mensch ja eher schwerer hat wenn man nicht alle zwei Tage mit ner neuen Wahnsinnsidee um die Ecke gesprungen kommt ist bekannt, schreckt mich aber nicht weiter.

Wer mich kennen lernen möchte kann das zB nächsten Mittwoch tun, 9-11 Uhr am Ludwigsplatz. Ich will’s ja nicht gleich übertreiben mit der Bekanntheit..schönes Wochenende, LG, Bernhard Gässl