Mittwoch, 8. Juni 2022

Aktuelle Kolumne aus dem Bürgerblick Juni 2022

Notizen aus Dunkelbayern 

Nachdem es dem Obersten Führer – gewiss ohne Anhörung und Beteiligung des Politbüros und des Zentralkomitees – gefallen hat, ein paar Unfähige seiner Truppe durch ein paar andere Unfähige zu ersetzen, musste natürlich für die Ausgetauschten eine Ersatzbeschäftigung gefunden werden. Nachdem wir uns glücklicher- und praktischerweise in Bayern befinden, kann der Oberste Führer nicht nur seine Minister ernennen oder entlassen, nein, bei uns werden auch Landratsposten einfach so zugeteilt.

Du, Landrat, wirst Minister und Du, Minister, wirst halt dann Landrat. War da noch was? Ja freilich – wählen müssen wir noch. Eigentlich völliger Unsinn, rausgeschmissenes Geld, aber aus demokratiehygienischen Gründen muss auch im Landkreis Deggendorf pro forma eine Wahl stattfinden. Gewählt wird in diesen Gegenden ohnehin immer der von der Kruzifix-Partei. Ob da der Sibler kandidiert oder ein schwarzer Schäferhund, ist für den Wahlausgang völlig unerheblich.

In Passau läufts da nicht viel anders. Auch hier können die Schwarzen einen Mann zur Bundestagswahl aufstellen, über den der Rest der Nation wechselweise lacht oder sich schwarz ärgert, weil er ausschließlich durch Peinlichkeiten oder Versagen und anschließende Vertuschungspirouetten in der Mautaffäre auffällt und hier in Dunkelbayern wird der wiedergewählt.

Aber jetzt – glaube ich – übertreiben sie es. Als ich zum ersten Mal in der Zeitung gelesen habe, dass Josef Heisl jun. alias Hey-Ho-Heisl-Joe möglicherweise Interesse an einer Landtagskandidatur haben könnte, habe ich das noch für einen ganz schlechten Witz gehalten. Meine Leser erinnern sich: Der Heisl Joe ist der lustige Vogel, der vor vielen Jahren mit einem Rap (also er und der „Künstler“ behaupteten zumindest, dass ihr Musikvideo ein Rap sei) Wahlkampf gemacht hat und auf seiner Homepage den Wunsch äußert, dass „Niederbayern weiterhin die Prämienregion in Europa bleibt!“ Das hat der da wirklich so hingeschrieben.

Offenbar und leider liest aber der Heisl Joe diese Kolumne nicht, weil ich ihm diesen Nonsens schon einmal vorgehalten habe. Wenn einer von Ihnen, liebe Leser, den Heisl Joe kennen sollte, richten Sie ihm doch bitte von mir aus, dass das Wort Prämienregion nur in einer einzigen Bedeutung existiert, nämlich wenn es um unterschiedliche Krankenkassenprämien in Schweizer Kantonen geht. Sollte er das gemeint haben, nehme ich natürlich alles zurück, verstehe aber dann die Aussage genauso wenig.

Jetzt denken Sie sich wahrscheinlich, warum muss der Verfasser dieser Zeilen jetzt auch noch auf die draufhauen, die es ohnehin schon nicht leicht haben. Ich werde es Ihnen verraten. Weil solche Leute tatsächlich die Chuzpe haben, sich dafür geeignet zu halten, immerhin 13 Millionen Bürger in einem Länderparlament zu vertreten. Aber da ist er ja leider nicht der Einzige. Ich habe vor einiger Zeit den Dunning-Kruger-Effekt erklärt. Ich will mir eine Wiederholung ersparen.

Jetzt könnte man es bei der Feststellung bewenden lassen, dass es Menschen mit eingeschränkter Selbstwahrnehmung gibt, die sich zu sie überfordernden Ämtern berufen fühlen. Das Schlimme daran allerdings ist, dass die Kruzifix-Partei, besonders leidenschaftlich in Dunkelbayern, solche Leute auch noch aufstellt. Wir reden übrigens nicht vom Listenplatz 7. Der Heisl Joe will die Direktkandidatur. Das hat er zwar bisher noch nicht explizit erklärt, aber man weiß ja, wie das läuft. Da wird viel telefoniert und verhandelt. Hilfst Du mir, helfe ich Dir. Dann kann man irgendwann einschätzen, wie die Chancen stehen und dann geht man raus und sagt: Ich will.

Moment, Moment, mag sich da mancher Leser denken. So einfach geht das auch wieder nicht. Da gibt es ja immer noch den erfahrenen und langgedienten Abgeordneten Professor Doktor Waschler.

Waschler? Welcher Waschler?




2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Es is doch zu schade dass der rap ausm internet rausgelöscht wurde. Das hat sich nicht zufällig wer aufgehoben?

Anonym hat gesagt…

Schon vor Jahren wurde hier darauf hingewiesen, dass die Berichterstattung in der PNP von Heisl sen. über Heisl jun. befremdlich ist. Man stelle sich vor: Die Tageszeitung bezahlt den Vater dafür, dass er für seinen Sohn wirbt.
Leider wurde über Jahre hinweg nichts verändert. Ich erhoffe mir, dass ein überregionales Medium diesen Missstand aufgreift. Das ist doch eine lohnende Geschichte für SZ und Co.
Einfach ins PNP-Archiv gehen und zählen, wie viele unkritische bis lobende Artikel mit dem Kürzel sl den Kommunalpolitiker Heisl im Bild haben und ihn zitieren. Meine Schätzung: dreistellig.