Man vergisst so schnell. Gerade einmal gut zwei Jahre ist es her, da war Armin Dickl noch der Oberbürgermeisterkandidat der Herzen, bevor der Linzer Querschläger daher kam und alles kaputt gemacht hat. Wars das jetzt mit diesem jungen, aufstrebenden Politiktalent fragten sich damals im Sommer 2019 viele Passauer – auch wir – voller Sorge.
Und heute? Armin Dickl hat seine Kritiker souverän eines Besseren belehrt, macht als Bürgermeister überall, wo er hinkommt, bella Figura – sei es bei MiE, wo er wie selbstverständlich "lebende Legenden der Modernen Kunst" kennenlernt oder als "offizieller Vertreter der Stadt Passau bei Kalle Rummenigge" vorbei schaut. Als einziger epidemiologiekundiger Bürgermeister Passaus durfte er in der letzten AmSonntag sogar exklusiv die aktuelle Corona-Lage einschätzen: "Wir können das leider nicht lange halten."
Bei so viel souveräner Leichtigkeit und politischem Erfolg verwundert es nicht, dass ihn Elke Fischer gestern in der PNP noch kurzerhand zum Fraktionschef befördert hat. Möchte man diesem Mann verdenken, dass er nicht mehr die Zeit hat, sich mit Hinz und Kunz fotografieren zu lassen? Wir nicht!
Auch fast in Vergessenheit geraten ist die Sache mit der Max-Matheis-Straße, bei der ja seit Jahren von gewissen Kreisen eine Umbenennung gefordert wird. Ein Nazi sei der "beliebte Heimatschriftsteller" (PNP) gewesen, nur weil er schon 1933 in NSDAP und SA eingetreten ist und überdies seine begeisterte Hitlerverehrung auch literarisch ausgelebt hat. Antisemit war er auch – aber das konnte ja damals im Eifer des Gefechts einmal passieren. Fraktionsübergreifend wurde jetzt beantragt – nein, nicht die Straße umzubenennen – am Straßenschild eine Hinweistafel anbringen zu lassen, mit der "auf die Nähe (...) zum nationalsozialistischen Regime hingewiesen wird." Das ist natürlich eine sehr gute Lösung. Wir stellen es uns vor. Ein Passant, der weder weiß, wer Max Matheis war, noch die Diskussion um die Straßenumbenennung kennt, steht vorm Straßen- nebst Hinweisschild und liest, dass Matheis ein Nazi, Antisemit, Hitlerianer und Kriegspropagandist war. Dann überlegt er kurz und sagt: Und deshalb haben ihm die Passauer eine Straße gewidmet?
Es heißt immer, dass man sich, wenn man älter wird, besser an die Geschichten erinnern kann, die schon Jahre zurückliegen. Bei mir scheint das nicht der Fall zu sein. Viele Artikel habe ich gelesen über den verstorbenen Bischof Schraml – wie volksnah er war, wie beliebt er war, wie vorbildlich er war. Daran kann ich mich tatsächlich nicht mehr erinnern. Vielleicht werde ich alt.
6 Kommentare:
Dickl in diesem Kontext mit Matheis und Schraml, da muß man erstmal drauf kommen.
Dass es nach Schraml keine Verbesserung gibt, hätte damals wahrscheinlich auch keiner erwartet.
Der Dickl war sogar am Dies academicus. Wow.
Ich kann mich noch gut erinnern, wie beliebt Schraml war.
https://www.spiegel.de/spiegel/vorab/bischof-schraml-glaeubige-in-bayern-fordern-absetzung-a-843142.html
Dass Herr Schraml, dieser AÖ-Flüchtling, posthum Lobeshymnen erhielt, halte ich für ein Gerücht. Mir hat die Kritik (insbesondere innerhalb der Stellungnahmen) eine gewisse Genugtuung verschafft. Mehr ist beim offenen Sarg nicht drin.
Das Wort Lobeshymnen habe ich zwar nicht benutzt, aber ich lasse Ihren Kommentar gerne so stehen. Deshalb auch meine Überschrift.
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