Lieber Tölpel!
Wir befinden uns im Jahre 500 nach Postkutsche. Ganz Passau ist mit Breitbandinternet versorgt... Ganz Passau? Nein! Ein von unbeugsamen Kommunikationsverweigerern bevölkertes Dorf hört nicht auf, der modernen Technologie Widerstand zu leisten.
So was ähnliches habe ich mir beim Lesen des gestrigen PNP-Artikels über die mittlerweile angeblich flächendeckende Breitbandversorgung in Passau gedacht. Flächendeckend? Hallo Telekom, hallo Stadt Passau! Gehört der Hochstein nicht zu Passau? Oder glaubt Ihr, dort braucht man kein schnelles Internet? Könnt Ihr Euch unter DSL 384 überhaupt noch was vorstellen? Das ist das DSL, bei dem man sich immer noch überlegt, ob man, statt sich ein Album bei iTunes herunterzuladen, vielleicht doch schnell mal in die Stadt fährt, um sich die CD zu kaufen - geht jedenfalls schneller. Also bitte - bevor Ihr weiterhin solchen Quatsch behauptet, könnt Ihr gerne mal bei mir vorbei kommen und Euch das anschauen. Und nehmt mir bitte meine Telegramme von der Hauptpost mit. E-Mail dauert immer so lang.
Ein Quell der Freude war wieder einmal die Wochenendzeitung. Unter der Überschrift "Gelungener Biber-Gipfel" konnte man erfahren, dass es im Landkreis Passau mittlerweile ein "Bibermanagement" gibt und desweiteren mehr "Biberakzeptanz" gefordert wird. Zu diesem Behufe hat man einen "Biberberater" gekürt, der mitentscheiden soll, unter welcher Voraussetzung Jäger (Zitat:) "nach entsprechender Fortbildung ortsnah und mit Ortskenntnis den Zugriff vornehmen können." Ich kann mir das bildlich so schön vorstellen. Zwei fortgebildete und ortskundige Gestalten schleichen am Ufer herum und während der eine "Zugriff!" brüllt, knallt der andere die teilakzeptierten Biber über den Haufen. Bibermanagement mit deutscher Gründlichkeit.
Ebenfalls mit deutscher Gründlichkeit haben sowohl ein Hühner-, als auch eine Hundebesitzer/in gehandelt. Der Hund der Letztgenannten drang letzte Woche in das umfriedete Gelände des Freyunger Erstgenannten ein und riss mehrere Hühner. Daraufhin erschlug der Hühnerhalter mit waidlerischer Gründlichkeit den Hund mit einem Holzstock. Die Hundehalterin musste sich in ärztliche Behandlung begeben und wurde mit deutscher Gründlichkeit vorerst krankgeschrieben. Ich frage mich, was die Leute bei uns als erstes tun, wenn mal was mit einem Kernkraftwerk ist. Sich krankschreiben lassen?
Alle drei bisherigen Themen bilden eine schöne Überleitung zur Wahl im Ländle. Vorweg sei festgestellt, dass es mir nicht grundsätzlich schlecht gefällt, wenn wir in Deutschland auch einmal einen grünen Ministerpräsidenten haben. Allerdings sieht dieser Kretschmann schon ein bisschen aus wie eine Mischung aus Mecki und einem ostdeutschen Pfarrer. Noch grusliger wirkt jedoch sein roter Hiwi, der aussieht wie Florian Pronold, nachdem er erst im Tsunami zu wenig Sauerstoff und anschließend zu viel Strahlung abbekommen hat. Billiger, geschmackloser Klamauk, ich weiß - geschenkt. Im Ernst: Ich glaube, die Baden-Württemberger werden sich bald ganz schön wundern. Und nicht nur, weil sie keine Biber mehr abschießen und keine Hunde mehr erschlagen dürfen. Das mit der Kernkraftabschaffung ist ja nicht schlüssig zu Ende gedacht. Wer verschmutzt denn unsere Luft mit Feinstaub, Kohlenmonoxid, Kohlendioxid und was weiß ich noch allem? Eben! Fette Mercedes und Porsche - weg damit! Ein Schulsystem, das voll elitär ist, mit Schulbüchern, in denen so diskriminierende Worte wie "Mann" oder "Frau" stehen - weg damit! Und überhaupt - warum hat dieser Chauvi Kretschmann eigentlich keine Mumu oder ist nicht wenigstens Türke? Am besten auch gleich wieder weg damit. Wehe, wehe, Ihr westlichen Nachbarn! Erst wenn die letzte Straßenbauförderung gestrichen und der millionste Baum gepflanzt ist, werdet Ihr feststellen, dass man auf Sonnenblumenfeldern nicht 250 fahren kann.
Zugriff! Deine Kathi
Liebe Kathi!
Ich frage mich ja auch schon länger, was passiert, wenn die biederen Wutbürger mal aufwachen. Wahrscheinlich ähnliches wie bei den FDP-Wählern. Eine kleine Ernüchterung wirds wohl werden. Die Bürgerbefragung kommt ja jetzt voll in Mode. In Pocking soll die Bevölkerung jetzt darüber abstimmen, wie man den Stadtkern attraktiv gestalten könnte. Kluger Schachzug von der Stadtführung. Die Menschen fühlen sich wertgeschätzt (das sagt man jetzt so, oder?) und viel kaputt machen kann man in Pocking ja wirklich nicht.
In Passau wird übers Image nicht abgestimmt, da regeln das Ex_per_ten. Und dass man in der Passauer Innenstadt besser einkaufen kann als in München, hat uns die PNP am Samstag erklärt. Oder zumindest sowas Ähnliches. Ganz hab ich es nicht verstanden. Nur in etwa soviel: In München gibt es massig Filialisten und in Passau gibt es irgendwie andere Sachen, die toll sind. Mit Verlaub: Die Passauer Fußgängerzone ist jetzt tatsächlich nicht noch hässlicher als die Münchner. Aber in München kann ich mir Klamotten oder Schuhe kaufen und in Passau kann ich halt am Brunnen sitzen. Letztendlich alles eine Frage der Perspektive. Manche müssen auch in Pocking leben.
Und noch was Schönes habe ich in der Samstags-PNP gefunden. Da bietet ein Passauer Zahnarzt mittlerweile "Oral-Wellness" an. Wenn das jetzt auch noch die Kasse zahlt, muss man ja wirklich nicht mehr heiraten. Apropos - glaubst Du, in Baden-Württemberg dürfen jetzt Männer und Frauen zukünftig noch heiraten? Oder muss ein Partner mindestens transgender sein? Moslem reicht aber wahrscheinlich auch. Dann geht auch die Scheidung wieder ganz schnell. Dreimal "Ich verstoße Dich" oder einfach ein paar Steine drauf geschmissen. Das ist halt eine andere Kultur und andere Kultur ist grundsätzlich supi. Das muss man dialektisch sehen können. Schwäbische Ehefrauen, die ihr Kind zuhause betreuen wollen, sind voll reaktionär oder mindestens unterdrückt. Väter, die ihren Töchtern ein Tuch auf den Kopf binden und sie nicht am Sportunterricht teilnehmen lassen, sind eine kulturelle Bereicherung. Vea victis.
Apropos Bereicherung. Hildegunde Brummer rückt in den Stadtrat nach. Ein kleines Gedankenspiel: Die Grünen stellen ab 2013 den bayerischen Ministerpräsidenten und führen sofort die Frauenquote für bayerische Bürgermeister ein; alle Städte, die in den letzten 20 Jahren keine Bürgermeisterin hatten, dürfen keinen Mann mehr aufstellen. Stichwahl 2014 in Passau: Brummer ./. Zehner.
Zugriff! Dein Tölpel
2 Kommentare:
Die Kolumne - Ohral-Wellness pur - ach, Klamauk, geschenkt.
Bei der heute so augewogen nach links und rechts tretenden Kolumne vermisse ich die PNP-Schelte. Thema gefällig: Die täglichen redaktionellen Vorankündigungen (überregional und lokal) zu dieser unsäglichen Schnauzbart-Abrubbel-Veranstaltung: Erotik-Messe, geil ey! Wenn man sich vor Augen hält, dass die PNP mittlerweile nicht einmal mehr Puppentheater-Termine ankündigt, wenn nicht zugleich Werbung geschaltet wird, dann möchte man echt die Leier vom Werteverfall anstimmen. Jugend- und Kulturarbeit wird boykottiert, während die Prekariats-Onanisten täglich darauf hingewiesen werden, dass es "in der Dreiländerhalle heiß hergehen wird". Da rotiert doch der Kapfinger selig im Grab - wahrscheinlich samt Erektion.
Übertroffen wird der Werbewahnsinn nur noch von der Pawo. Was der Brandl dem mr-Schwiegervater von der Raiba durchgehen lässt, schreit zum Himmel. Solche Primitiv-Freunderlgeschichten gibt es nur in Passau. Anderswo lässt man sich dafür schmieren. Aber das ist ja bei Herrn Brandl ausgeschlossen.
Ach, nochmal PNP: Wenn Denks Bericht stimmt, dass Passaus Floristen-Elite bzw. Passaus elder stateswoman für den lächerlichen Bericht extra vorab eine Anzeige schalten mussten, dann gute Nacht.
Im Ernst, Frau Verlegerin: Eine Zeitung kauft man sich doch langfristig nur, wenn man erfährt, was in der Stadt passiert. Eine Zeitung ohne Terminkalender ist wie ein Supermarkt, der Milch, Eier und Joghurt auslistet. Oder wie ein Jurist ohne zweites Staatsexamen. Da fehlt doch was, oder?
Natürlich ist es eine Frechheit - und presserechtlich auch nicht zulässig - Anzeigengeschäft und Berichterstattung so frech aneinander zu kuppeln. Ich finde es aber witzig, dass sich gerade das Floristenduo darüber aufregt.
Da wurde doch früher über jeden Grashalm berichtet, den sie absolut hoch künstlerisch geknickt haben ...
Wars die Pierach oder die Laux, ich weiß es nicht mehr, eine von den beiden schien jedenfalls ihren Ü-Wagen ganz fest vor dem Geschäft der beiden - damals noch in der Theresienstraße - geparkt zu haben.
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