Donnerstag, 24. Juni 2010

Abgehaust und abgehoben

Lieber Tölpel!

"Jubelpartys nach WM-Sieg" schreibt heute die PNP. Meine Freude hält sich in Grenzen, weil ich in einer privaten Online-Wettrunde zwar sowohl auf einen Sieg von Deutschland als auch der USA getippt habe, allerdings jeweils 2 : 0 und nicht 1 : 0. Auch nicht recht freuen kann ich mich über die gscheckerten Domuhren. Auch wenn der Danninger gleich zwei wunderbare Bonmots ("Domuhren treiben's wieder bunt" und "Die bunteste Domuhr der Welt?") in seinen Artikel einbaut und auch wenn der Dombaumeister Hauck erklärt, dass der Dom genau so ausgesehen hat, "als er fertiggestellt worden war“, gefällt es mir irgendwie trotzdem nicht. Außerdem - was heißt schon "Ur-Version" (Hauck)? Wenn ich historisch noch ein bisschen weiter zurückgehe, kann ich den ganzen Plempel zusammenhauen und wieder ein Römerlager aufstellen. Das wäre dann auch eine Ur-Version. Überhaupt haben wir im Vergleich zu vor beispielsweise 300 Jahren eine ganze Menge am Ur-Zustand der Stadt verändert. So gesehen müssten nicht nur ein paar hässliche Betonmauern weg, sondern natürlich auch die Hängebrücke und die Ortspitze. Oder anders gesehen: Wenn der Bau der Hängebrücke vor 100 Jahren in Ordnung war, müsste dann nicht der Dom auch die Farben von damals haben? Gut, dass die beim Denkmalschutz so schlau sind. Oder entscheiden die derlei Paradoxa einfach aus dem Bauch heraus?


Richtig lachen musste ich über die Seidersche Überschrift "Passau kann nicht gerettet werden - aber Hals." Ganz ehrlich, lieber Thomas Seider, Hals kann schon gleich überhaupt nicht gerettet werden, ist sozusagen unrettbar, aber das hat andere Gründe. Nicht interpretieren und nicht gleich hyperventilieren, liebe Halser! War nur ein kleiner Scherz. Zurück zu Seider. Promoviert der gerade in Gewässerkunde oder hat der auch nur die brüllende Komik des Themas Flusseinhausungen erkannt und dann so getan, als ob er den Quatsch auch noch ernst nimmt? Flusseinhausungen zum ersten: In einem Rechtsgutachten wurde ernsthaft geprüft, ob zum Schutz gegen das In-den-Fluss-Hineinfallen an den städtischen Flusspromenaden ein durchgängiges Geländer oder gar eine durchgängige Mauer errichtet werden sollen. Ich näss mich ein. Und was machen wir dann mit den Alpen? Abtragen, dass keiner runterfällt? In der Ur-Version waren die ja schließlich eh unter Wasser. Flusseinhausungen zum zweiten: Dem Stadtrat wurde eine Machbarkeitsstudie des Wasserwirtschaftsamtes vorgestellt, wonach man Passau für 95 Millionen Euro angeblich vor einem Jahrhunderthochwasser schützen könnte. Man hat aber sogar selbst schon erkannt, dass das ein wenig teuer ist. Aber Hals könnte rechts der Ilz geschützt werden, wenn man nur eine 620 Meter lange und 1,20 Meter hohe (!!!) Mauer bauen würde, auf die dann im Hochwasserfall mobile Wände aufgesetzt werden. Das Ganze kostet auch nur 5,4 Millionen Euro. Sag mal, meinen die sowas wirklich ernst? Abgesehen davon, dass die Mauer scheiße aussieht und in diesem Fall tatsächlich die gesamte und pittoreske Kulisse von Hals verändert, glaube ich ja noch nicht mal, dass das wirklich funktioniert. Kommt dann das Wasser nicht mehr aus den Gullis? Werden die zubetoniert? Nehmt doch die 5,4 Millionen Euro, legt sie auf ein Konto und alle 10 Jahre werden dann die Hochwasseropfer entsprechend ihren Schäden unterstützt. Das ist die einfachste Lösung in Hals und in ganz Passau. Klingt komisch, ist aber so.

Was sagst Du zur neuen Passauer Einhausungs-Manie, mein Tölpel?

Deine Kathi

Liebe Kathi!

Nicht kleckern, sondern klotzen! Bei der Stadtratssitzung hat angeblich ein Bürger vorgeschlagen, man könnte einen Teil des Inns umleiten, dann staut der Restfluss die Donau nicht mehr so auf. Das ist doch alles nicht zu Ende gedacht. Wir baggern einfach die Flussbette unserer drei Flüsse noch vier Meter tiefer und mit dem Aushub bauen wir die Nordtangente. Einen Betonpfeiler sparen wir uns, indem wir nämlich den Anetseder-Gedächtnis-Highway direkt auf die Halser Burgruine aufsetzen und mit dem restlichen Aushub bauen wir eine Kuppel übers gesamte Passauer Land. Dann brauchen wir alle keine Winterreifen mehr und es kann keiner mehr im Schneematsch ausrutschen und in die Donau fallen. Und unter der Hängebrücke kann bei Niedrigwasser die MS Europa durchfahren. Und der Denkmalschutz darf die Farbe der Kuppel bestimmen. Und alle sind solange zufrieden, bis ein neues Gutachten darauf hinweist, dass es nachts dunkler ist als tagsüber und man deshalb in manchen engen Altstadtgassen um zwei Uhr früh weniger sieht, als im Hochsommer mittags im Klostergarten. Und dann kriegen wir endlich ein neues Beleuchtungskonzept, was diesen Namen auch verdient. Ich freu mich schon so.

Die Halser freuen sich auf die Hochwassermauer und die Nordtangente und die Schaldinger l.d.D. auf den "geheimen Investor." Der lässt, wie Christian Karl süffisant bemerkt, "auf sich warten." Ich kann es nicht glauben, dass das wirklich wieder nur CSU-BlaBla war. Die sind doch sonst nicht so. Die alten Seilschaften funktionieren aber blöderweise auch nicht mehr so gut. Siehe VHS oder Event. Das habe ich auch beachtlich gefunden: "Event pendelt sich bei 2 Millionen Verlust pro Jahr ein." Muss man das als Stadt wirklich als unvermeidbar akzeptieren? Vielleicht sollte die Event noch die Donau-Passage kaufen und sie "revitalisieren." Das läuft sicher richtig gut.

Und sonst noch? Niederbayern erhält zwei neue "Botschafter" und zwar die männliche Gugger-Bessinger Frickinger und das Wohlhüter-Revival Kain. Mixa und Gevatter wären zwar medial auffälliger, aber man wird schon wissen, was man tut. Aufgefallen ist mir noch, dass der Sprecher des Passauer Tabakclubs aussieht, als müsste er nach drei tiefen Zügen aus seiner Zigarre aufs Klo, Björn Andresen eine Frau sucht, die Theresienstraße mal wieder schöner wird und im Bschütt immer noch nichts passiert. Und außerdem ist Staatssekretär im Verkehrministerium ein beneidenswerter Job, weil ich auch gern auf die Expo nach Shanghai möchte.

In diesem Sinne - nur der Not keinen Schwung lassen!

Dein Tölpel

14 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Paradoxa, sehr gut.

Obelix hat gesagt…

Römerlager mit hohen Mauern, das ist überhaupt die Lösung: Bietet Event-Charakter, Dienstwagen a la Ben Hur und der Bischof kann als Pontifex Minimus transoenonische Brücken bauen.

Anonym hat gesagt…

...seit wann ist der wahre Tölpel sooo verbiestert?? Ich finde den neuen/alten Dom-Look gut (was war denn bittesehr an popelgrau und schwarz so schön?) Das hört sich ja schon genau so an wie das Gemecker des Fake-Tölpel in dieser komischen Zeitung ("...ah geh, a so a neimodisch Zeig, muaß'n des sei, des hamma doch no nia so gmacht, wia schaugdn des aus, ja pfui Deifi, kaum vagengan 325 Joahr - scho wiada ebbs neis..."). Und zusammenhauen? Könnte man schon - aber der Dom steht halt noch, und nicht das Römerlager. Am Ende also - eine Geschmacksfrage. Ich fänd' aber auch zB den ursprünglich höheren Turm von St.Paul viel schöner (gekürzt 1950 weil höher als der Dom) oder die hohe Spitze auf dem Rathausturm (entfernt 1911 wg Baufälligkeit) - usw

Anonym hat gesagt…

...und ein Aquädukt!

Anonym hat gesagt…

...wieso ein Aquädukt, die Flüsse gehen mitten durch die Stadt...

Anonym hat gesagt…

Von wegen verbiesterter Tölpel. Den Frickinger mit einem Vergleich mit Frau G.-B. davonkommen zu lassen zeugt eher von der Milde eines 68er-Religionspädagogen.

Fabrizius hat gesagt…

Die Seilbahn aufs Oberhaus nicht vergessen.

Anonym hat gesagt…

...dann werden sie eben umgeleitet, die Flüsse. Ein Aquädukt das wirkt römisch!

wahlinfo-passau hat gesagt…

Sehr schönes Zitat!!!

Augenblix in "Kampf der Häuptlinge"

Anonym hat gesagt…

...des merkst ja früh!

Stadtheimatpfleger hat gesagt…

@ Anonym "oder die hohe Spitze auf dem Rathausturm (entfernt 1911 wg Baufälligkeit".
Falsch: Die Spitze wurde erst im August 1838 entfernt.

Schraml hat gesagt…

@ Stadtheimatpfleger Muss natürlich August 1938 heissen

Anonym hat gesagt…

Was wird denn jetzt eigentlich aus dem Schandfleck Oberhausrestaurant?
Kann man da kein neues Medienzentrum rein machen?

Anonym hat gesagt…

Jetzt haben die Berufsbedenkenträger mal wieder was zu meckern, bloß weil die Kathi mal endlich sagt, wofür sich unsere Herren Politiker Tag und Nacht den Arsch aufreißen, nämlich für uns, immer das Allgemeinwohl im Blick. Wir brauchen keine Abenteuer, zumindest keine unkontrollierbaren. Also vertieft die Flüsse, baut die Nordtangente und wenn Aushub fehlt machen wir die Alpen platt, damit können wir den Aussichtshügel am Münchner Flughafen alt aussehen lassen und haben freien Blick zum Mittelmeer (und freie Fahrt für freie Bürger noch dazu)!

Apropos CSU Geflechte: Gottseidank funktionieren die nicht mehr so gut, genauso wenig wie es einen Sozi-Filz gibt. Wenn der Niedermeier Peter eh der Beste ist wieso brauchts dann noch eine Ausschreibung, die hätte uns eh nur unsere Steuergelder gekostet. Die haben wir jetzt gespart und können dafür das Defizit bei Event und VHS ausgleichen....oder für eine Multiabenteuerhalle mit garantiert realistischem Dreiflüssehochwassercanoying mit Vollkaskoschutz....aber das ist ein anderes Thema.