Donnerstag, 10. Oktober 2024

Aktuelle Kolumne aus dem Bürgerblick Oktober 2024

Ein Nachtrag

Vor vielen Jahren habe ich einmal einen Fliesenleger beschäftigt, der von den abgegebenen Angeboten das weitaus billigste vorgelegt hatte. Am ersten Tag schickte er drei Männer vorbei – zwei zum Arbeiten und einen zum Schreiben von Regiezetteln. Auf dem ersten Zettel, den ich sogleich unterschreiben sollte, stand, dass die alten Fliesen schwerer abzumachen seien als normal und dies einen erhöhten Aufwand bedeute. Der zweite Mehraufwand hatte – glaube ich – mit der völlig atypischen Beschaffenheit meiner Wände zu tun, der dritte wahrscheinlich mit zu schlechten Belüftungsverhältnissen und der vierte mit der Temperatur des Bieres oder der Härte der offerierten Wurstsemmeln. Genau weiß ich es nicht mehr.

Ich habe dann, nachdem ich die Schlussrechnung nur teilweise bezahlt habe, nie mehr etwas von ebendiesem Fliesenleger gehört. Nun las ich in der Heimatzeitung einen Artikel, in dem berichtet wurde, dass sich die Kosten für den Fahrradtunnel mittlerweile fast verdoppelt hätten. Sauber, dachte ich sofort, das Loch im Georgsberg hat sicher mein Fliesenleger gegraben. Erster Regiezettel: Felswand schiefer als normal. Zweiter Zettel: Ab Meter 10 erhöhter Aufwand wegen Dunkelheit. Arbeiter fürchten sich im Dunkeln. Drittes unvorhersehbares Ereignis: Passauer Granit ist wesentlich härter als sonstiger Granit. Und nach dem Durchbruch: Was? Erst zwei Nachträge? Da wird’s Zeit für den dritten.

Deshalb hätte ich auch noch einen kleinen Ergänzungstipp für den Investorenvorschlag beim Neubau der Feuerwehrhauptwache. Nehmt doch als Investor eine halbstaatliche chinesische Firma. Die lassen den Fliesenleger schon beim ersten Nachtrag köpfen. Hart, aber effektiv. Die Chinesen hätten wahrscheinlich auch die Strauß-Brücke in einer Woche saniert und den Fahrradtunnel in drei Wochen mit der Hilti gebohrt. Dafür gibt’s dort keinen Haustarifvertrag wie bei VW, in dem steht, dass man, wenn man keine Lust zum Arbeiten hat, noch mehr Geld bekommt, damit man wieder Lust kriegt. Oder Regentage nur als halbe Urlaubstage zählen oder Betriebsratsvorsitzende das Dreifache verdienen müssen wie der Bundeskanzler. Man kann halt nicht alles haben.

Das war jetzt schon arg Stammtisch, oder? Ich könnte noch ewig so weitermachen, aber dann löscht mir meine Frau wieder die ganze Kolumne und ich muss wieder von vorne anfangen und irgendwas Nettes schreiben. Letztes Mal habe ich ja zum Beispiel geschrieben, dass der Koller Hansi ein guter Abgeordneter wäre und der Dickl OB wird. Hingegen habe ich ausdrücklich nicht geschrieben, dass irgendwer bei der CSU, also weder Putzke noch Weber und nicht einmal Waschler eine allgemein bekannte, schwere Persönlichkeitsstörung hätten. So etwas würde ich auch niemals schreiben. Trotzdem wäre ich gerne in dieser Pipi-Kacka-WhatsApp-Gruppe von Frau W. Ich glaube, die macht mehr Spaß als eine von zehn 16-jährigen Schulabbrechern in einer geschlossenen Therapieeinrichtung.

Aber ich wollte ja nett sein. Wen ich echt super finde, ist dieser Weidenthaler von „Zünftig Passau“. Ich habe auch das beim letzten Mal schon erwähnt, aber mittlerweile hat er sich selbst übertroffen. Wie er auf Facebook mitteilt, hat er jetzt die Brauhöfe gerettet – oder so ähnlich. Außerdem möchte er die Sperrzeiten in Passau abschaffen und eine Stadtpolizei will er auch einführen. Spitzenidee! Das soll er doch gleich selbst machen, Waffenbesitzer ist er ja und Stadtrat sein allein wird auch langweilig. Am besten nimmt er sich noch den Haimerl und den anderen Vogel dazu. Der Haimerl hat sicher noch ein paar alte Uniformen (muss man halt das Ding abdecken) und sein Parteikollege hat sie auch nicht alle. Da können sie dann zu dritt im Klostergarten auf Junkies und auffällige Personen ballern. Irgendwann steht dann auf Waidmanns Facebook-Seite: Habe heute Vormittag auf einen flüchtenden 13-jährigen Ladendieb geschossen. Nun meinte ein Jagdkamerad, das wäre verboten (obwohl es ein Ausländer war!!!). Brauche dringend juristischen Rat!