Sonntag, 17. September 2023

Aktuelle Kolumne aus dem Bürgerblick September 2023

Tu felix Niederbayern

Jetzt war ich in der letzten Kolumne so gemein zum CSU-Kandidaten im Stimmkreis Passau-West, dass ich ihm – vom schlechten Gewissen geplagt – einfach noch einmal eine Chance geben wollte. Ich habe seine neue coole Homepage besucht und mich ein wenig mit seinen Themen beschäftigt. Bei „Wirtschaft und Infrastruktur“ fordert er einmal „Mobilfunklöcher schließen“ und dann noch mal das „Schließen von Mobilfunklöchern“. Aha, dachte ich mir: Das scheint ihm wichtig zu sein – einer, der im Freistaat gebraucht wird, muss schließlich überall erreichbar sein.

Beim zweiten Thema „Kunst, Kultur und Brauchtum“ wird es dann wild. Der Meyer Stefan will nämlich eine „Förderung von Brauchtumsevents, also "Events" wie Goaßmass-Drinking oder Bierzelt-Fighting. Außerdem will er die „historischen Bauwerke und Kirchen in unserer Heimat“ erhalten sowie die „Dialektvielfalt“ beibehalten. Gottseidank kommt der rein! Sonst würden uns die anderen noch die Kirchen abreißen oder den Zipfeklatscher und den Loamsiada gendern oder gar verbieten.

Ansonsten fordert er noch „weitere Lehrerstellen für unsere bayerischen Schulen.“ „Weitere“ ist witzig, leider fehlen uns in Bayern zirka 4.000, die die wunderbare Staatsregierung irgendwie vergessen hat. Aber da wird der Meyer dem Söder dann schon Bescheid geben. Wenigstens „ist den letzten Jahren mit dem Ausbau der A 94 bei Pocking-Kirchham-Malching schon viel geschafft worden.“ Ja, so kann man es formulieren. Man könnte aber auch sagen: Im Vergleich zur A 94 ist der Berliner Flughafen in Rekordzeit erbaut worden.

Mit so faden Sachthemen wie Kirchen- oder Dialekt-Saving hält sich der Heisl Joe schon lang nicht mehr auf. Der weiß, wie Wahlkampf geht. Facebook Heisl: Ein Tag Radi-Essen, ein Tag Ripperl-Essen, ein Tag Gäubodenfest, ein Tag Brotzeit, ein Tag Volksfest Waldkirchen, ein Tag Königsfischen (wird man da nicht von PETA angezeigt?) und dann schnell aufs nächste Fest. Von Söder lernen, heißt siegen lernen. Nur den Fonse Doppelhammer (Josef Heisl präsentiert: Familienmusik und Freund) würde ich dem Söder nicht vorstellen. Ich fürchte, der steht nicht so auf Gynäkologen-Witze wie „Jetzt bin ich im Arsch“. Ich habe übrigens auch noch einen Witz für Heisls Freund Fonse. Kann er gerne verwenden: „Was ist der Unterschied zwischen einem langen Rock und einem Minirock? Die Zugriffszeit!“ Aber den kennt er sicher schon.

Franz Josef Strauß hat einmal gesagt: „Ich hoffe, es geht dem deutschen Volk nie so schlecht, dass es glaubt, mich zum Bundeskanzler wählen zu müssen.“ Dem niederbayerischen Volk geht es offensichtlich so gut, dass es glaubt, immer wieder irgendwelche Bierzelt- und Brauchtumsevent-Politiker der CSU ins Parlament wählen zu müssen – völlig unabhängig von einer nur ansatzweise erkennbaren Qualifikation. Das denkt sich bestimmt auch der Hochsprung-Professor, der aus diesem Grund altruistisch und uneigennützig auf der Liste kandidiert – schließlich ist der seit Jahren für einen einfachen Abgeordneten weit überqualifiziert.

Leider muss ich mich jetzt schon wieder diesem Stadler von der Partei „Abgehängte für Deutschland“ widmen. Abgesehen davon, dass er nahezu täglich auf Facebook seine schäumende Fan-Gemeinde mit Hetze gegen jeden, der nicht zu seiner Blut-und-Boden-Ideologie passt, aufwiegelt, hat er seine, ohnehin schon große, Feindbildliste wieder einmal erweitert. Und zwar um den Verfassungsschutz, den er reformieren will: „Der Verfassungsschutz hat lediglich dazu beizutragen, staatsgefährdende Handlungen wie beispielsweise von islamistischen Organisationen zu unterbinden, nicht aber die Gesinnungen von Bürgern zu bewerten und in die Willensbildung von Parteien einzugreifen.“ Heißt übersetzt: Der Verfassungsschutz soll sich um die Muselmanen kümmern und die Nazis in Ruhe Nazis sein lassen. Man sieht doch eigentlich ganz deutlich, was die machen würden, wenn sie könnten. Wählt, was Ihr wollt, aber nicht AfD!


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