Dienstag, 19. Mai 2015

Games without frontiers

Liebe Professxs, Studierxs und liebes lokales Passauer Bildungsprekariat!

Wenn ich lese, was heute an einer Universität so alles an Studierxs-Bespaßung stattfindet, kann ich mir nur neidisch die Äuglein reiben. Professxs-DJ-Abende, Poker-Veranstaltungen und was weiß ich noch alles. Zu meiner Studienzeit hat man sich halt einfach jeden Abend die Kante gegeben und am nächsten Tag die Vorlesung verschlafen. Zu meiner Zeit hat man aber auch noch mehrfach den Studiengang gewechselt und 30 Semester studiert – also manche zumindest.

Jetzt haben sich ein paar Studierxs um dix Kommilitonx mit dem Künstlernamen Niko Schilling wieder eine neue Spaß-Veranstaltung ausgedacht und zwar u.a. ein Fensterl-Event, bei dem Hauke-Hinnerk einen Holzstapel und eine Leiter überwinden muss, um seiner Angebeteten Fenja-Marieke ein Busserl geben zu dürfen – beide selbstredend in einer original Tegernseer 2000-Euro-Tracht. Eine Pfunds-Gaudi quasi.

Dieses Ausmaß an Frauen-Diskriminierung hat jetzt allerdings dix Gleichstellungsbeauftragtx der Universität Passau auf den Plan gerufen, dix bemängelt hat, solcherlei Jung-Macho-Ideen verstießen gegen "das Gleichstellungskonzept" der Universität - und degradierten Frauen zum Objekt. Gut gebrüllt, Löwx! 

Allerdings bekommen die Studierx jetzt Schützenhilfe von einem Professx, der zwar den aus Gender-Mainstreaming-Sicht vorbildlichen Namen Holm Putzke trägt, bei dem man als Niederbayer nicht einmal erkennen kann, ob es sich um einen Mann, eine Frau, eine Pflanze oder ein Reinigungsmittel handelt. Allerdings kommt er gleich mit der vollen Chauvi-Breitseite, spricht von einem Verbot durch die Uni und meint: "Wenn man in dieser Richtung weitermacht, könnten demnächst auch Aufführungen von Romeo und Julia auf dem Index stehen." 

So ist es! Außerdem müsste man alle Pornofilme umschreiben, die katholische Kirche verbieten und meine Lieblingssendungen auf RTL2 absetzen. Spaß beiseite. Auch an der Passauer Universität gibt es massive Missstände, die wesentlich gravierender sind als ein paar sich zum Deppen machende Kulturfremde. Diskriminiert nicht allein schon die Existenz eines Studiengangs Grundschullehramt Frauen per se? Ist nicht allein die Beschäftigung eines Freddy Weinert an einer Hochschule ein schwerer sexistischer Akt? Und jetzt mal ganz im Ernst: Was sagt eigentlich dix Gleichstellungsbeauftragtx zum "Sport" Cheerleading?

Um zum Punkt zu kommen: Fensterl- und Wife-Carrying-Veranstaltungen sind jetzt weniger sexistisch als vielmehr rassistisch, weil sie nämlich bayerisches Brauchtum verhöhnen und herabwürdigen. Wir Locals fühlen uns hier mindestens so diskriminiert und degradiert wie eine 100-Kilo-Frau, die mit 100 Mass (spricht sich wie "nass", nicht wie "Gras") Bier aufgewogen wird. Deshalb fordere ich einen Passauer Ungleichstellungsbeauftragten, der aufpasst, dass Studenten aus Dortmund keine Lederhosen oder Dirndl tragen und Passauer Schüler nicht Tschüß sagen. Und wer den Leberkäs mit Ketchup frisst, wird erschossen.

Aber egal – ubi bene, ibi patria.

Mit akademischen Grüßen

Dix Präsidinx

3 Kommentare:

So is! hat gesagt…

Stimme dem Präsidenten in allen Punkten zu. Vor allem bei der Forderung nach jemandem, der das Brauchtum vor den Preißen schützt!

Dultwache hat gesagt…

Und wer Mass falsch ausspricht, wird auch erschossen.

Königstreuer hat gesagt…

Fensterln ist dann Brauchtum, wenn es Nachts und heimlich vonstatten geht. Als Wettbewerb, wer am schnellsten bei der Angebeteten ist, ist es eine Verballhornung und höchtens a Gaudi, mehr aber nicht. Nicht alles was Lederhosen und Dirndl trägt ist in Sachen Brauchtum unterwegs.