Weißt Du, was man sich denkt, wenn man am Rande der Namib-Wüste seit zig Kilometern über die menschenleere Schotterpiste fährt und auf einmal sieht man was großes Rotes mit Passauer Kennzeichen? Genau. Diese vielen abendlichen Gin Tonic zur Malariaprophylaxe haben offensichtlich doch Nebenwirkungen. Das habe ich mir zumindest gedacht und während des Überholvorgangs aber festgestellt, dass es sich um ein ganz reales Fahrzeug von Rotel Tours handelt. Es sind ja schon öfter Menschen in die Wüste gegangen und haben dort Sachen von einer derartigen Symbolkraft erlebt, dass es sie und die Menschheit für immer geprägt hat. So war wohl auch meine Wüstenerfahrung. Ich weiß jetzt, dass man diesem Passau niemals und nirgends entkommen kann. Ich weiß nur noch nicht, ob das gut oder schlecht ist.
Dienstag, 31. Januar 2012
Abgereist und angekommen
Weißt Du, was man sich denkt, wenn man am Rande der Namib-Wüste seit zig Kilometern über die menschenleere Schotterpiste fährt und auf einmal sieht man was großes Rotes mit Passauer Kennzeichen? Genau. Diese vielen abendlichen Gin Tonic zur Malariaprophylaxe haben offensichtlich doch Nebenwirkungen. Das habe ich mir zumindest gedacht und während des Überholvorgangs aber festgestellt, dass es sich um ein ganz reales Fahrzeug von Rotel Tours handelt. Es sind ja schon öfter Menschen in die Wüste gegangen und haben dort Sachen von einer derartigen Symbolkraft erlebt, dass es sie und die Menschheit für immer geprägt hat. So war wohl auch meine Wüstenerfahrung. Ich weiß jetzt, dass man diesem Passau niemals und nirgends entkommen kann. Ich weiß nur noch nicht, ob das gut oder schlecht ist.
Sonntag, 29. Januar 2012
Exklusiv hier auf Wahlinfo-Passau
Freitag, 27. Januar 2012
Mittwoch, 25. Januar 2012
ABSTIMMEN!!!
Dienstag, 24. Januar 2012
Wenn Sie unser Video nicht wählen,
Sonntag, 15. Januar 2012
Einsteigen in die Welt des Franz D.
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Zwei Frauen stehen hier am Bussteig 2 des Zentralen Omnibusbahnhofs (ZOB). ",Halten Sie Ihr Geld zusammen, Sie werden uralt‘ hat sie g’sagt", erzählt die ältere Dame gerade. Schon jetzt hat sie rund 70 Lebensjahre erreicht, viele sollen also noch folgen. Sie freut sich so über die gute Nachricht, dass ihr silbernes Haar hin- und herzuckt. Ihre deutlich jüngere Freundin/Tochter berichtet: "Mir hat sie g’sagt, dass zwischen uns momentan eh nichts läuft und dass er ruhig gehen soll." Ah ja: Das Duo hat die Wahrsagerin in der Stadtgalerie nach ihrer Zukunft befragt. "Bloß auf ein Auge soll ich aufpassen. Ansonsten werd’ ich weit über 90." Die Silberpracht rüttelt wieder. Spontan ergreift mich der übermächtige Drang, beide auf den Mund zu küssen. Schnell schlucke ich 200 mg Diazepam und bleibe zitternd sitzen. Ich bin stark - egal, welche Fallen Ihr mir stellt. Ich will da nicht wieder rein.
11.34 Uhr. Ein junger Mann schiebt sein Fahrrad vorüber in Richtung Grünaustraße. Warum fährt er nicht, die Fußgängerzone endet am ZOB, ab hier dürfte er wieder fahren. Ein zweiter Blick verrät den Grund: Die Antriebskette hängt herunter, er schleift sie nach, sie ist gerissen. Ich werfe eine Bierflasche nach ihm und schreie laut "So nicht, mein Freund!" Die Stimmen sagen, ich soll ihn töten. Noch nicht!
Auf einer Bank mit der vandalensicheren Gitterbank haben sich zwei Burschen breit gemacht. In der Rechten das Handy, in der linken die Bierflasche. Sie sind um die 17 Jahre alt, die Reserveflasche steht am Boden, noch geschlossen. Vielleicht kann ich sie ablenken. Ich taste den Schlagring in meiner Tasche.
11.36 Uhr. Die Linie 9 kommt in 9 min, verspricht das Display am Bussteig. Ein Rentnerpaar verfolgt gebannt die Laufschrift, offenbar wollen sie nach Kohlbruck/PEB ü. Innstr. Ein Zug grollt im Untergrund heran aus Richtung Schärding und donnert dem Hauptbahnhof entgegen. Für 2 Minuten degradiert er den übrigen Verkehrslärm zu Dezibel-Statisten, ist die Bahn der Chef des Lärms am Busbahnhof. Zwei Farbige lassen das Getöse stoisch über sich ergehen, dann setzen sie ihre Unterhaltung fort. Zwischen ihnen steht ihr Einkauf, ein 51 Zoll (129 cm) großer Plasma-Fernseher. Das Teil ist so riesig, dass einer der beiden lässig dran lehnen kann. Scheiße, Überdosis Diazepam. Ich übergebe mich in die Handtasche einer gehbehinderten Greisin. Kommt gut. Die Sehstörungen sind weg. Die zwei Farbigen, die vorher noch grün, lila und orange geleuchtet haben, sind auf einmal wieder zwei ganz normale Bimbos. Ich erkenne in ihnen meine Crack-Dealer. Yo man! Ich bin gerettet.
11.45 Uhr, die Linie 9 rauscht heran. Die beiden Wahrgesagten unterhalten sich auch beim Einsteigen noch über die verblüffenden Erkenntnisse, die ihnen Lilo von Kiesewetter beschert hat.
Die beiden Burschen auf der Bank schauen nicht einmal auf, als der Bus 40 Zentimeter vor ihrer Nase stoppt. Ihr Blick geht ins Leere. Eine ältere Frau mit Krücke bleibt lieber stehen als sich zu ihnen zu setzen, obwohl links und rechts noch ein Platz frei wäre. Das Bier und der Musiklärm aus einem der Handys schreckt sie zu sehr ab: "Gotta love ya‘!" ist nicht so ganz ihr Ding. Hinter dem 9er Bus ist Bewegung, die Linie 5 schluckt eine Handvoll Fahrgäste nach Kohlbruck ü. Auerbach. Jetzt wird es dem Burschen-Duo anscheinend doch zu trubelig, sie schlurfen Richtung Ludwigsplatz ab, die Flaschen hängen locker herunter. Bei ihnen ist keine Kette gerissen, aber irgendwie der Faden. Das ist meine Chance. Mit einer Eisenstange erwische ich den einen am Hinterkopf und den anderen im Gesicht. Das schmeckt Dir nicht, Du Opfer! Schnell stecke ich das Bier ein, rolle mich am Boden zusammen und ziehe mir die Jacke über das Gesicht. Jetzt bloß nicht entdeckt werden!
Der Zug ist nicht nur unterirdisch Dauergast am Omnibusbahnhof, sondern auch oben − der Windzug. Tatjana Kerlin sitzt deshalb im schützenden Glashäuschen am Bussteig 2, sie liest in einem Buch mit kyrillischen Buchstaben. Tatjana stammt zwar aus Russland, "aber ich kann nur mehr reden, nicht richtig schreiben. Deshalb lerne ich jetzt Russisch", erklärt die Geschichts-Studentin in perfektem Deutsch. Zweimal die Woche findet ihr Kurs statt, am ZOB wartet sie fast täglich auf den Bus. Mit ihr werde ich weggehen. Weit weg. Wo mir keiner mehr weh tun kann. Diese Dreckschweine, die den Himmel vergiften. Mich kriegen sie nicht mehr.
Ihr gegenüber sitzt eine elegante Dame in langem Cape und kurzem Rock. Mini im Januar? Sie hat ihre Kleiderwahl schon bereut, hält ihre Stofftasche wärmend auf den Schoß gepresst. Zum Glück hat der Architekt bei der Planung des futuristischen Baus 2006 festgestellt, dass ein großes Loch im Dach Gewicht und damit Stützen spart. Dadurch fallen jetzt Sonnenstrahlen, die die Frau sichtlich genießt. Speichel tropft mir aus dem Mund auf meine braunkarierten Hausschuhe. Meine Hose ist nass. Verdammt! Wer war das?
"Mei Wampen geht ja nu durch, oba do herum net − gestern ham’s mi net einebrocht in d’Röhrn." Fünf Meter entfernt schildert ein Mittfünfziger seinem Gesprächspartner recht plastisch den Verlauf der gestrigen Untersuchung, die beim Computertomographen ihr jähes Ende nahm. Ihr Gespräch zieht innerhalb von zwei Minuten die weitesten Gedankenschleifen, von Winterreifen über einen Umzug, der Rente vom Hans und dem Glück der Maria, dass sie ihren Mann endlich los ist, den Hallodri, ist alles dabei. "A bissal a Sauweda wern ma scho nu kriang", kommt auch noch das unvermeidliche Wetter zu Ehren. Der ZOB als Drehscheibe von Ratsch und Tratsch. Ich ziehe meine nasse Hose aus.
11.58 Uhr. In zwei Minuten geht’s dahin mit den Linien 7 und 8. Die fröstelnde Mini-Dame hat sich in den warmen Linie-1-Bus gerettet. Sie kämpft zwischen Zusammenkauern auf dem Sitz und der Ermahnung aus vergangener Zeit: "Kind, halt’ dich gerade!" Da sind sie wieder. Sie wollen meine Organe. Ich weiß es seit diesem Film.
12.00 Uhr. Nacheinander zischen die Einstiegstüren von 7 und 8 zu, die Busse starten davon. Die Mittagsglocke der Votivkirche dringt herauf. Ich bin jetzt völlig nackt. Zwei starke Männer in weiß halten mich fest. Es sind Androiden. Man merkt es am Griff. Sie werden mich wieder operieren.
30 Minuten pralles Leben an Bussteig 2. Der ZOB hat fünf davon. Warum lassen sie mich nicht einfach hier sitzen? Ich tu doch keinem was.